Zweimal im Jahr gibt es für alle Studierende die Möglichkeit selbst an der Hochschulpolitik direkt Teil zu haben, jeweils im Winter- und Sommersemester. Es handelt sich hierbei um die Vollversammlung der Studierendenschaft, die in diesem Semester am Dienstag, dem 28. Juni, um 16 Uhr in der Mensa am Schießwall stattfinden wird. Während die Versammlungen der vergangenen Jahre sich zumeist über mehrere Stunden hinweg zogen, dürfte die diesjährige reichlich kurz werden. Es wurden lediglich zwei Anträge eingereicht, die beide die studentische Kultur betreffen. Gegenwärtig ist der Umgang der Universitätsleitung mit den Studentenclubs und studentischen Vereinen Schwerpunkt der hochschulpolitischen Debatte.

Nachdem das Studententheater StuThe über mehrere Jahre hinweg von Ort zu Ort ziehen musste und sich schlussendlich selbst die Landesregierung mit dem Verein befassen musste, sehen sich nun der Studentenclub C 9 und der GrIStuF e.V. gezwungen, immer wieder umzuziehen. Aus diesem Grund wurde bereits ein Antrag eingereicht, der festschreiben soll, dass der Club C9 in die Planungen der Umbaumaßnahmen am Campus Loefflerstraße mit eingebaut wird. Gegenwärtig ist das noch nicht der Fall, was für den Club einen erneuten Umzug bedeuten würde, nachdem sie sich bereits in den Räumen eingerichtet hatten. Zuvor hatten die Clubmitglieder dort viel Zeit und Arbeit in den Umbau gesteckt.

Werbung für Vollversammlung breiter aufgestellt

An der Winter-VV nahmen rund 300 Studierende Teil.

Ein weiterer Antrag betrifft die Lage des GrIStuF e.V. Nach Informationen des webMoritz ist ein Brief von der Universitätsleitung bei dem Verein vor wenigen Tagen eingegangen, wonach sie innerhalb einer Woche die Räume in der Soldmannstraße zu verlassen haben. Als Begründung wird, so der Verein, die Einhaltung der Brandschutzordnung genannt. Als Angebot stehen nach wie vor Räume in der Makarenkostraße zur Diskussion, die jedoch für den Verein zu klein und zu weit abgelegen sind. Der webMoritz wird in den kommenden Tagen ausführlicher über dieses Problem berichten. Ein Antragsbuch ist derzeit nicht verfügbar.

Werden zumindest alle Teilnehmer anwesend sein, die via Facebook bereits zugesagt haben, zu erscheinen, ist gegenwärtig von 150 Teilnehmern auszugehen. Um Beschlussfähigkeit zu erreichen, sind etwa 600 Studierende nötig. Franz Küntzel, AStA-Referent für Hochschulpolitik, hält eine Prognose der Teilnehmerzahl für schwierig, ist jedoch optimistisch: „Dadurch, dass wir in diesem Jahr breiter aufgestellt sind und nicht nur AStA und StuPa hinter der Vollversammlung stehen, sondern auch die Greifswalder Studentenclubs, gehe ich davon aus, dass wir die Beschlussfähigkeit erreichen können.“ Zudem soll es am Montag und Dienstag noch weitere Mobilisierungsaktionen geben.

Kritik an Werbung für Vollversammlung

Von Seiten Greifswalder Studierende wurde Kritik über die späte Ankündigung der Versammlung laut. Wie von Franz zu erfahren war, sollte die Vollversammlung ursprünglich am 30. Juni stattfinden. Da zu diesem Zeitpunkt jedoch gleichzeitig das Fusion-Festival stattfinde, zu dem zahlreiche Studierende hinfahren, habe man den Termin um zwei Tage vorverlegt. Ursprünglich bevorzugt war ein Termin im Juli. Allerdings habe man sich gegen diesen Zeitraum entschieden, weil das genau die Prüfungsphase fällt.

Vollversammlung als tragende basisdemokratische Institution

Ein Kommentar von Marco Wagner

Die Vollversammlung der Studierenden ist die Institution der Universität Greifswald, an der alle Studierende aktiv an direkter Demokratie teilhaben können. Durch den Beschluss des Studierendenparlamentes, Beschlüsse der Vollversammlung für das Studierendenparlament bindend zu machen, wird die Institution deutlich aufgewertet. Während Beschlüsse in den vergangenen Jahren lediglich empfehlenden Charakter hatten und somit eigentlich nichts beschlossen werden konnte, kann diese Vollversammlung nicht nur Empfehlungen an das Studierendenparlament abgeben, sondern beschließen.

Wenngleich es bislang lediglich zwei Anträge gibt, die die studentische Kultur betreffen, heißt das nicht, dass die Vollversammlung bedeutungslos ist. Entscheidend ist nicht, wie viele Anträge eingereicht werden, sondern welche Bedeutung die Anträge haben. Der Erhalt studentischer Kultur ist essentiell für das Studentenleben in Greifswald. Die akademische Vereins- und Clubkultur prägt das Flair der Stadt,  ist ein Aushängeschild der Stadt. Gerade aus diesem Grund ist es wichtig, studentische Kultur um jeden Preis zu erhalten. Besonders wichtig ist vor allem, dass möglichst viele Studierende zur Vollversammlung gehen, um ein klares und repräsentatives Votum für studentische Kultur erwirken zu können.

Wird ein Häufchen Elend die Veranstaltung besuchen, würde Rektor Rainer Westermann Recht behalten: Dass der Protest lediglich ein Zwergenaufstand sei. Doch die Studierenden sind keine Zwerge, die sich vom Rektor vorschreiben lassen müssen, wo es lang geht. Die Studierenden sind Teil des demokratischen Lebens an der Universität. Deshalb müssen sie ihre Stimme erheben und deshalb ist es wichtig, dass Beschlüsse der Studierendenschaft von mehr als 100 oder 200 Studierenden gefasst werden. Die Studierenden der Universität Greifswald sind keine Ansammlung von Zwergen, sondern können Riesen sein. Sie müssen es nur wollen.

Fotos: Gabriel Kords, Patrice Wangen