Halbzeit beim Zensus – rund ein Monat ist seit dem Beginn der Umfrage verstrichen. Laut Angabe der Greifswalder Erhebungsstelle haben bereits über die Hälfte der Erhebungsbeauftragten in Greifswald ihre Arbeit beendet. Zeit für eine kurze Zwischenbilanz: Rund 70 Erhebungsbeauftragte waren seit Beginn der Umfrage am 9. Mai in Greifswald unterwegs. Insgesamt wurden in Greifswald 650 Anschriften zur Befragung ausgewählt.
Nach Aussage Renate Gaede von der Erhebungsstelle Greifswald habe man die Erhebungsbeauftragten sehr sorgfältig ausgewählt und versucht, sie an die zugeteilte Stichprobe anzupassen. So wurde etwa darauf geachtet, dass die Befragungen in Studentenwohnheimen vor allem von studentischen Erhebern vorgenommen wurden. Dabei fiel ihr besonders positiv auf, dass die studentischen Befrager sehr fleißig gearbeitet haben und ihre Arbeit überdurchschnittlich schnell abgeschlossen hatten. Die Erheber seien den Bürgern in Bezug auf die Terminwahl sehr entgegengekommen. „Die Bereitschaft der Bürger, Auskunft zu geben, war und ist noch immer gut“, schätzt Gaede ein. Allerdings seien auch Fälle vorgekommen, in denen die Adressaten auch bei mehrfacher Kontaktierung unerreichbar waren. Dazu zählten besonders Wohnhäuser, die über private Anbieter an Studenten vermietet werden. Im Falle des Gebäudes in der Soldmannstraße beispielsweise ist es daher oft sehr schwierig, den tatsächlichen Bewohner ausfindig zu machen. „Studenten sind sehr schwer zu erreichen. Oft sind sie wochenlang nicht in der Stadt“, bemängelte Gaede. Sie betonte daher, dass jede zufällig ausgewählte Person per Gesetz dazu verpflichtet sei, die Zensus-Befragung durchzuführen. „Wer also länger nicht in Greifswald war und jetzt abgelaufene Termine in seinem Briefkasten findet, sollte sich gleich direkt an die Erhebungsstelle wenden.“ Dem Gesetz nach können die Befrager noch bis Ende Juli im Einsatz sein, besonders jetzt, wo die schwer erreichbaren Adressen zu erheben sind.
In ganz extremen Fällen wiederum sei es auch vorgekommen, dass die Bewohner sich strikt weigerten den Erhebern die Tür zu öffnen. So zogen einige Greifswalder Bürger demonstrativ ihre Gardinen zu, um ihre ablehnende Haltung deutlich zu machen. Wer allerdings selbst nach wiederholten Erinnerungsschreiben seine Aussage immer noch verweigert, hat eine Geldstrafe zu zahlen. Diese Fälle stellen jedoch die Ausnahme dar. Im Großen und Ganzen sei die Resonanz nicht nur unter den Greifswalder Bürger, sondern auch bundesweit sehr gut. „Viele Bürger, besonders Studenten, die Zensus anfangs eher ablehnend gegenüberstanden, haben ihre Meinung geändert. Nachdem sie festgestellt hatten, dass der Fragebogen keine sensiblen Fragen, etwa nach dem Einkommen oder anderen persönlichen Dingen, enthält, nahmen sie bereitwillig an der Befragung teil“, weiß Renate Gaede.
Nicht zu persönlich
Alles also halb so wild wie anfangs angenommen. Das findet auch Simon, einer der befragten Studenten. Bereits vor seiner Befragung habe er sich über die Zensus-Fragebögen informiert und stand der Erhebung anschließend positiv gegenüber. Der 21-Jährige hält Zensus durchaus für sinnvoll: „Es ist schon wichtig, zu erfahren, wie viele Menschen tatsächlich in den Städten leben.“ Die formulierten Fragen seien seiner Meinung nach auch geeignet, die angestrebten Ziele zu erreichen. Simon stört es nicht, dass die per Zufall ausgewählten Personen Auskunftspflicht haben, da seiner Meinung nach die Fragen nicht zu persönlich seien. Allein die Frage nach der Religion erschien ihm an der Grenze des Privaten zu stehen. Jedoch war diese Frage auch die einzige, bei der die Antwort verweigert werden konnte. Angst vor Datenmissbrauch bei Zensus habe er keine. Allerdings könne er sich vorstellen, dass durchaus Personen sich als Erheber bewerben, um die Daten, die sie erhalten, für andere Zwecke zu missbrauchen.
Bis die vollständigen Ergebnisse der Zensus-Umfrage vorliegen, kann es allerdings noch bis zu zwei Jahre dauern, da eine bundesweite Auswertung vorgenommen wird. Die Frage ist nur noch, wie nützlich die bis dato veralteten Datensätze dann noch sind um zum Beispiel festzustellen, wie viele Schulen Deutschland benötigt.
Weitere Informationen zur Befragung gibt es hier.
Foto: Susanne Große, Gabriel Kords (Makarenkostraße, webMoritz-Archiv)
Was ist denn bitte gut daran, dass Studenten als Erhebungsbeauftragte in Wohnheimen unterwegs sind. Die Wahrscheinlichkeit ist doch dabei erheblich größer, dass Erhebungsbeauftragter und Befragter sich (zumindest indirekt) kennen, was dem Datenschutz nicht gerade dienlich ist.
1.) Wenn der Befragte den Interviewer kennt muss er diesem ja die Fragen nicht beantworten, sondern kann sich den Fragebogen aushändigen und diesen entweder online (kostenlos) oder per Brief (Portokosten trägt der Befragte) einreichen.
2.) Bei Studenten werden nur wenige Fragen gestellt. Die Antworten kennt der Interviewer vermutlich sowieso schon.
3.) Fast jeder der bei facebook angemeldet ist, gibt mehr Informationen (freiwillig!) preis, als der Zensus wissen will… =)
3.) ist ja nun mal gar kein Argument, denn wie du sagst ist es dort freiwillig. Weiterhin haben die Wenigsten ihre Anschrift auf Facebook veröffentlicht, die der Interviewer aber ja kennt.
Mit 1.) hast du natürlich vollkommen Recht. Wobei es gut sein kann, dass einige Interviewer zum persönlichen Gespräch raten, weil sie dafür mehr Geld kriegen…
Also die Adresse eines Bürgers ist kein Staatsgeheimnis. Wenn man den Namen einer Person und mindestens eine weitere eindeutig zuordenbare Information hat (bspw. das Geburtsdatum => das haben viele bei Fb…) kann man beim Meldeamt einen Antrag auf Melderegisterauskunft stellen. Das ist zwar kostenpflichtig, kann aber von JEDEM Bürger gemacht werden. Anonym ist heute keiner mehr… Das war mal…