In der Reihe „Kommunal- und Landtagswahlen 2011“ stellt der webMoritz die Kandidatinnen und Kandidaten vor, die aus dem studentischen Spektrum kommen. In den kommenden Wochen sollen dabei alle demokratischen Parteien Berücksichtigung finden. Den Anfang macht die Vorstellung der Kandidaten der SPD/ Jusos.

Am 4. September 2011 wählen die Bürger Mecklenburg-Vorpommerns nicht nur den Landtag, auch die Kreistagswahlen stehen an diesem Tag an. Die Jugendorganisation der SPD (Jungsozialisten, Jusos) stellt insgesamt sechs Kandidaten auf. Vier davon sind Studenten der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald: Christopher Denda, Erik von Malottki, Patrick Dahlemann und Stephan Schumann. Der webMoritz nahm die vier genauer unter die Lupe und befragte sie unter anderem zu ihren Zielen und Ansichten über die umstrittene Kreisgebietsreform.

Tritt für Anklam/ Anklam-Land an: Christopher Denda

Die vier studentischen Kandidaten der Jusos

Der gebürtige Anklamer Christopher Denda studiert derzeit im ersten Semester Englisch, Geschichte und Evangelische Religion auf Lehramt für Gymnasium, nachdem er bereits fünf Semester Theologie hinter sich gebracht hat. Er tritt in seinem Heimatbezirk Anklam/Anklam-Land an und ist dort sechster auf der Liste. Das politische Interesse sei bei ihm schon immer vorhanden gewesen. Dabei stand er der SPD stets positiv gegenüber, da soziale Gerechtigkeit und Aufstieg durch Bildung eine große Rolle für ihn spielen. Nachdem die SPD bei der Bundestagswahl 2009  insgesamt nur 23 Prozent der Stimmen erhielt, dachte Christopher „Jetzt erst recht!“ und trat der SPD und den Jusos bei. Als stellvertretender StuPa-Präsident im Jahr 2010 sammelte der 21-jährige bereits erste praktische politische Erfahrungen.

Erik von Malottki tritt für die Interessen der studentischen Wähler ein.

Erik von Malottki (25) stammt ursprünglich aus Grevesmühlen und ist Bachelor-Student der Politikwissenschaft und Geschichte im achten Semester. Als ehemliger StuPa-Präsident (2010 bis 2011) ist es noch immer sein primäres Ziel, die Studierenden Greifswalds zu vertreten, daher steht er im Bereich Greifswald Innenstadt als neunter auf der Liste zur Wahl. Er vertritt linke politische Positionen und entschied sich 2004 den Jusos beizutreten, da er der Meinung ist, man könne am meisten bewirken, wenn man sich dafür einsetzt, die SPD wieder zu einer solidarischen linken Partei zu machen. Seit Mai diesen Jahres ist Erik außerdem Verwaltungsratsvorsitzender des Studentenwerks Greifswald und sowie stellvertretender Landesvorsitzender der Jusos.

Direktkandidat für den Landtag in Uecker-Randow I: Patrick Dahlemann.

Im Gegensatz zu den anderen sitzt Patrick Dahlemann bereits seit 2009 als jüngstes Mitglied im Kreistag Uecker-Randow, ist hier stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender und hofft nun auf Wiederwahl. Der 22-jährige studiert im sechsten Semester Politikwissenschaft und Öffentliches Recht. Er wuchs in Torgelow auf, einer Region mit einer hohen Abwanderungsquote. Dort habe es ein konservatives Weltbild gegeben, dem er entgegentreten wollte. Da Mindestlohn und soziale Gerechtigkeit für ihn eine große Rolle spielen, trat er 2004 in die SPD ein, weil diese seiner Meinung nach die einzig glaubwürdigen Positionen hat. Er tritt insgesamt in allen drei Wahlbereichen von Uecker-Randow an, in zwei davon als Spitzenkandidat. Als einziger der vier hat er nicht nur einen Listenplatz bei den Kreistags-, sondern auch bei der Landtagswahl. Patrick ist außerdem Direktkandidat für den Landtag im Wahlkreis Uecker-Randow I.

Für Stephan Schumann ist die Demokratieförderung von großer Bedeutung.

Jura-Student Stephan Schumann (viertes Semester) kommt aus Dresden. Er ist Vorsitzender der Jusos Greifswald/ Südvorpommern. In seiner Familie wurde stets über Politik gesprochen und früh versuchte er mitzudiskutieren. Durch die konservativ-liberale Einstellung seines Vaters begann er schließlich einen Gegenpol zu entwickeln und sich für das sozialdemokratische Lager zu interessieren. So begann er 2005 sich bei den Jusos zu engagieren. Der 22-jährige steht in Greifswald für das Ostseeviertel sowie Schönwalde I und II zur Wahl. Dort ist er auf Listenplatz sechs. Dies ist allerdings nicht sein erster Listenplatz, er war bereits 2009 Kandidat für die Greifswalder Bürgerschaft.

Alle vier sind sich darüber  einig, dass sie als studentische Parteimitglieder vor allem die Jugend ansprechen müssen. Sie könnten sich am besten in die Köpfe der Jugenlichen hineinversetzen und somit deren Interessen vertreten.“Wir müssen dafür sorgen, dass viele Menschen im September wählen gehen“ meint Patrick. Christopher stimmt ihm zu. Er steht einem Wahlsieg zuversichtlich gegenüber, solange er und seine Mitstreiter genügend junge Wähler mobilisieren können. „Wir müssen die NPD vom Landtag fernhalten,“ findet Erik. Dies könne nur gelingen wenn alle jungen Menschen wählen gehen. Daher sieht er es als Aufgabe der Jusos an, jungen Menschen ein personelles Angebot für die Wahl zu machen. Ferner sei es von Bedeutung, die Jugend stärker zu politisieren. Zielgruppe für Patrick sind daher im Jugendwahlkampf alle Menschen zwischen 16 und 30 Jahren. Er bemüht sich daher, ein Ansprechpartner für sie zu sein. Stephan vetritt dieselbe Position und appeliert an alle Wähler dieser Altersgruppe: „Wir sind für euch da, wählt uns“.

Bildung, Sport und Demokratieförderung: Die Ziele der Kandidaten

Erik verspricht seinen Wählern dafür zu kämpfen, dass die kulturellen Treffpunkte der Jugend wie das Klecks oder das Ikuwo erhalten bleiben. Er möchte sich ebenfalls dafür einsetzen, dass der Personennahverkehr besser wird, insbesondere eine verbesserte Busanbindung nach Lubmin, um im Sommer schneller an den Strand zu gelangen, ist ihm wichtig. Die SPD müsse nach Eriks Meinung für ein soziales und ökologisches Südvorpommern einstehen. „Wir müssen Politik wieder attraktiv für die Bürger machen,“ meint Patrick. „Die SPD ist nach wie vor die Partei des kleinen Mannes. Daher müssen wir für alle Bürger aktiv sein und uns kümmern.“ Wenn er wiedergewählt wird möchte er für alle Vereine, Verbände und soziale Ämter verstärkte Förderpolitik betreiben und ehrenamtlich Engagierte unterstützen.

Christopher ist es wichtig, dass im späteren Großkreis nicht die Stimme des Einzelnen untergeht. Daher plant er, sollte er gewählt werden, sich für eine bürgernahe Verwaltung einzusetzen. Als zukünftiger Gymnasiallehrer ist es für ihn von großer Bedeutung, dass die Standorte der Gymnasien erhalten bleiben. Doch nicht nur in der Bildungspolitik, auch im Bereich Sport setzt er seinen Schwerpunkt. Eine möglichst gute Sportförderung für alle Bürger, besonders für die jungen, gehört daher zu seinen Zielen. Demokratie zu fördern ist das oberste Ziel für den Jura-Studenten Stephan. Es sei selbstverständlich, dass sich besonders um sozial Schwache gekümmert werden müsse. Als Kandidat für Schönwalde I und II, die sozial gemischten Stadtteile Greifswalds, möchte er dies durch Projekte vor Ort erreichen, um Bürgernähe zum Kreis entstehen zu lassen. 

Des einen Freud, des anderen Leid: Uneinigkeit über die Kreisgebietsreform

Über die Kreisgebietsreform gibt es unterschiedliche Ansichten bei den studentischen Kandidaten der Jusos.

So einig sich die Kandidaten in ihrer Zielgruppe unter den Wählern und die Bekämpfung der NPD auch sind, in Bezug auf die Kreisgebietsreform sind sie sich alles andere als einig. Diese Reform reduziert die Anzahl der Landkreise und kreisfreien Städte in Mecklenburg-Vorpommern und tritt am Wahltag in Kraft. Primäres Ziel ist dabei die Einsparung von Verwaltungskosten.  Aus der Hansestadt Greifswald, dem Landkreis Ostvorpommern und dem Landkreis Uecker-Randow wird ein Großkreis entstehen, der zurzeit noch den Arbeitstitel „Südvorpommern“ trägt. 

Christopher steht der Kreisgebietsreform aufgeschlossen gegenüber, sieht aber gerade für seinen Wahlkreis viele Nachtteile. So wird Anklam mit dem 4. September seinen Status als Kreisstadt verlieren. Doch gerade deshalb hält er Anklam/ Anklam-Land für sehr vertretenswert und will  dafür kämpfen, dass die Bürger im neuen Großkreis nicht untergehen. Erik steht der Kreisgebietsreform ebenfalls kritisch gegenüber. Er ist der Ansicht, dass die Reform für seinen Wahlbezirk Greifswald Verluste bringen könnte. „Wir werden viel dafür tun müssen, um das, was Greifswald ausmacht, wie die Vernetzung zur Universitätund die kulturellen Angebote, zu erhalten“. Es sei wichtig, alle Bürger des zukünftigen Kreises näher an Greifswald heranzubringen, damit sie von der Stadt profitieren können.
Stephan und Patrick nehmen die Gegenposition ein.  In Stephans Augen entlastet die Reform das Land sowie die Kommunen teilweise durch finanzielle Einsparungen. Jedoch könnte es besonders am Anfang dadurch zu einem Finanzproblem für den Großkreis kommen. „Es ist eine Chance die wir nutzen müssen.“ Für Patrick bedeutet die Kreisgebietsreform ebenfalls eine große Chance. Durch die reinen Verwaltungsgelder, die dadurch frei werden, könne in den Bereichen Jugend, Bildung und Soziales viel verbessert werden. „Ich investiere lieber Geld in Schulen, statt in Dienstwagen und Landräte“, so Patrick. Allerdings sieht er einige Problem auf das Land Mecklenburg-Vorpommern und auch auf den Großkreis zu kommen: „Es wird nicht einfach für die ehrenamtlichen Politiker sein, diese Herausforderung zu stemmen, sondern wird viel Kraft kosten.“ Er bleibt jedoch zuversichtlich: „Aber wir als SPD haben die Kraft.“
Fotos: Susanne Große