Fahren die nur im Kreis? Oder nur von einem Ende des Marktplatzes zum anderen und dann in einer Gasse weiter? Diese Fragen stellten sich bestimmt einige Menschen heute Mittag um Punkt zwölf auf dem Marktplatz. Dort drehten etwa sieben Radfahrer ein paar Runden. Was als größerer Flashmob mit einer zweistelligen Zahl von Radfahrern gedacht war, endete bei einer enttäuschenden einstelligen Teilnehmerzahl. Einige Teilnehmer haben auch nur just for fun mitgemacht.
Fahrrad-Flashmob für einen barrierefreien Studienaustausch
Gedacht war der Fahrrad-Flashmob für einen barrierefreien Studienaustausch. Julia Höltge (campus europe, ein Austauschprogramm für Studierende) wollte mit den anderen Radfahrern, darunter die AStA-Referentin für Studierendenaustausch Valeria Kupreeva, an die Probleme von Austauschstudenten erinnern. Dazu zählen unter anderem limitierte Studienplätze und lange Wartelisten für ein Auslandssemester oder die teils schwierige Anrechnung von im Ausland erbrachten Studienleistungen.
Der Flashmob stand auch im Zeichen einer Radtour unter dem Namen „Ride for your Rights!“, eine 4000 km Europa-Radtour von Serbien ins russische St. Petersburg. Auf der Internetseite von „Ride for your Rights!“ gibt es ein Manifest, das sich mit verschiedenen Forderungen zur besseren Studierbarkeit eines Auslandssemesters an die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und an die Regierungen der europäischen Mitgliedstaaten wendet.
Fotos: David Vössing
Warum enttäuschend? Doch wohl nur dann, wenn man glaubt, flashmobs seien eine total hippe, total lässige Möglichkeit, die man als Kind der Twitter-Web2.0-was-weiß-ich-Welt mitmachen muss, um krampfhaft irgendwie Antimainstream zu sein.
Stattdessen sehe ich die Aktion als gelungenes Kunstwerk. Kunst kann man ja nicht planen; sie ent- und besteht in der Tätigkeit selbst. Herrn Vössings Enttäuschung rührt nach meinem Eindruck auch von einem Missverständnis: nämlich, dass sich das Kunstwerk hätte politisieren lassen sollen. So ist es kein Wunder, dass die Teilnehmerzahl irrigerweise zum Gradmesser der Qualität mutiert.
Über die sieben FahrradfahrerInnen wird dennoch mindestens von denen gesprochen, die sie gesehen haben, und der ein oder andere wird sich vielleicht über den Hintergrund informieren. Insofern halte ich die Aktion für alles andere als enttäuschend.
Ich weiss zwar nicht, welchen Grund du hast eine scheinbar misslungene Aktion schönzureden, aber vielleicht ist dies auch einfach Grund, wieso ich deiner "Argumentation" absolut nicht folgen kann.
Flashmobs oder Smart Mobs sollten doch wenigstens als solche erkennbar sein und dies geschieht in der Regel erstmal durch die Menge der sich beteiligenden Personen und zweitens durch die extraordinären Handlungen der Beteiligten. Da zweiteres jetzt nicht so wirklich aussergewöhnlich war, schlug sich das sicher auch auf die Teilnehmerzahl nieder.
Wieso du über die Kinder der "Twitter-Web2.0-was-weiß-ich-Welt" (die ja scheinbar nicht mal was von der Aktion wussten) abkotzt, indem du ihnen vorwirfst, sie wollten irgendwie krampfhaft Antimainstream sein, um hip und lässig zu wirken (btw: das klingt ganz schön paradox), kann ich mir nur mit Frust erklären.
Als nächstes versuchst du die Aktion noch zu Kunst hochzustilisieren, was ich für recht anmaßend halte (obwohl mir schon klar ist, dass es Kunstdefinitionen gibt, in die man das reinpressen könnte), daraufhin schreibst du etwas verwirrendes über ein Missverständnis der politischen Aufladung dieser Kunstaktion, um dies im vorletzten Satz quasi zu revidieren, da du hoffst, dass sich Beobachter_innen über den Hintergrund informieren.
Dieses schwarze Peter zuschieben (alle doof ausser ich/wir) und die Aufweichung von Begrifflichkeiten, wirken nicht sehr glaubhaft. Denn wenn es nach deinem Kommentar geht, dann wäre allein oder zu zweit mit einem "Atomkraft – Nein Danke"-Button vom Markt zur Mensa zu laufen auch schon eine gelungen (Smart-)Flashmob-Kunst-Auktion mit politischem Hintergrund (oder meinetwegen auch ohne) und mein Frühstücksbrötchen ein Kunstwerk.
Sorry aber irgendwie kann ich mich dem Gefühl nicht erwehren, dass du dich (oder andere) einfach nur aus der Verantwortung für diesen Fehlschlag ziehen willst, anstelle durch gründliche Fehleranalyse daraus zu lernen um es nächstes mal besser machen zu können.
Ich denke die Macher_innen der Aktion sollten sich selbstkritisch damit auseinandersetzen, wieso die Aktion nicht geklappt hat bzw. weder quantitative noch qualitative Erfolge zu verzeichnen waren.
Ich denke mit ein wenig mehr kreativem Denken, sich kritischem Hinterfragen, Willen und Engagement hätte diese Aktion sicher nicht so grandios scheitern müssen. Jetzt den Autor und den Rest der "Twitter-Web2.0-was-weiß-ich-Welt" anzugreifen, wirkt nicht sonderlich souverän und erinnert mich irgendwie an "Des Kaisers neue Kleider", denn jede_R sollte das Recht haben jemand anders als nackt zu bezeichnen, wenn die Person offensichtlich unbekleidet ist.
So dass musste ich mal loswerden, ich hoffe du interpretierst das nicht als persönlichen Angriff sondern als konstruktive Kritik, denn so ist es gemeint.
Von Frust und schön reden keine Spur; schließlich gehöre ich nicht zu den Planern oder bin irgendwie verantwortlich dafür. Da tippst Du hinsichtlich meiner Identität daneben. Ich sehe die Sache schlicht aus einer anderen Perspektive als der Autor und Du. Ab welcher Teilnehmerzahl darf sich solch eine Aktion denn als gelungen bezeichnen? Welcher Art müssen die außergewöhnlichen Handlungen Deines Erachtens sein? Ich glaube des Weiteren, dass es einer gar nicht so weiten Kunstdefinition bedarf, um bestimmte Flashmobs als künstlerisch zu betrachten.
Mit Blick auf das Argument der Politisierung gebe ich Dir im Übrigen recht. Das war in diesem Falle ja ausdrücklich der Sinn der Aktion – Aufmerksamkeit für eine politische Problematik. Trotzdem bleibe ich dabei: die Teilnehmerzahl kann im Allgemeinen und auch hier nicht der einzige Gradmesser für die Qualität eines Flashmobs sein. Abschließend finde ich es schade, dass Du durch die Anführungsstriche meinem Beitrag die Möglichkeit absprichst, eine wertvolle Argumentation zu sein. Als persönlichen Angriff nehme ich das aber nicht. "Dieses schwarze Peter zuschieben (alle doof ausser ich/wir) […] wirk[t] nicht sehr glaubhaft." 😉
Ich dachte, Flashmob ist immer "just 4 fun" sonst nennt man's "critical mass"? Aber die Terminologie ist da wohl noch nicht eindeutig katalogisiert…
Naja die Terminologie ist schon recht eindeutig, du hast nur leider was vertauscht und einen Begriff ausgelassen. Aber ich spiele gern den Erklärbär.
Flashmob = "Just4fun"
Smart Mob = Flashmobs mit dem Sinn und Ziel politischen Protest zu äussern
Critical mass = unangemeldete, unhierarchischer Fahrraddemo ursprünglich um auf die Interessen der unmotorisierten Verkehrsteilnehmer_innen gegenüber den motorisierten hinzuweisen. cm wird mittlerweile aber auch für die Präsentation und Werbung anderer politischer Anliegen genutzt.
überflüssiges Zusatzwissen:
Carrotmobs gelten als eine Unterkategorie des Smart Mobs.
*Klugscheissermodus off*
danke, lieber bär 😉