Der Fortbestand der biologischen Station Hiddensee, ein Außenposten der Universität Greifswald, ist bedroht.
Die an der Westküste Hiddensees im Ortsteil Kloster gelegene Station besteht aus einem 1934 gebauten Kurs- und einem Doktorandenhaus sowie einer Bungalowsiedlung mit insgesamt 24 Übernachtungsplätzen. Letztere verfällt mehr und mehr – die Bungalows sind nicht winterfest, schimmeln und das Bauholz ist morsch. Insgesamt sind diese Schäden irreparabel. Hier besteht also dringender Neubaubedarf. Eine Baugenehmigung existiert bereits seit 2008, sie gilt jedoch nur noch bis Ende diesen Jahres. Ein weiterer, über diese Frist hinausreichender Antrag auf eine Baugenehmigung ist bereits abgelehnt worden.
Biologische Station geht aus „Biologischer Forschungsanstalt Hiddensee“ hervor
Die Biologische Station ist 1968 als Einrichtung der Sektion Biologie der Universität Greifswald entstanden. Wie die Vogelwarte Hiddensee ging sie aus der 1930 gegründeten „Biologischen Forschungsanstalt Hiddensee“ hervor, einer der ersten ökologisch orientierten Forschungseinrichtungen Deutschlands. Seit 1998 ist sie eine selbstständige wissenschaftliche Einrichtung der Fachrichtung Biologie.
Die biologische Station nimmt zum Einen Forschungsaufgaben wahr. Zahlreiche in internationalen Fachzeitschriften erschienene, weit beachtete Veröffentlichungen stammen von hier. Gegenwärtig findet ein Forschungsprojekt des Stifterverbandes der Deutschen Wissenschaften statt. Auch internationale Wissenschaftlergruppen kommen in der Biologischen Station zusammen.
Zum Anderen ist dieser Teil der Universität Ziel für Exkursionen verschiedener Universitäten und Fachrichtungen. So haben aus Greifswald etwa die Biologie, die Physik, die Mathematik und Rechtswissenschaften hier bereits Kurse und Seminare veranstaltet. Allein 2010 fanden 29 teils mehrwöchige Veranstaltungen statt, 14 davon von der Universität Greifswald ausgehend.
Salzwiesen, Trockenrasen, Dornbusch auf Hiddensee
In unmittelbarer Umgebung der Station finden sich auf kleinster Fläche eine Vielzahl unterschiedlicher, zum Teil sehr selten gewordener Lebensräume, wie Salzwiesen, Sandtrockenrasen des Dornbuschs, Heideländer und der Bodden und mit diesen eine enorme Artenvielfalt – ideale Voraussetzungen nicht nur für ein hochgeschätztes Urlaubsziel, sondern auch für Lehrveranstaltungen der biologisch orientierten Studiengänge der Universität. Diese wären an anderen Orten kaum derart qualitativ hochwertig durchzuführen.
Laut der Leiterin der Station, Privatdozentin Irmgard Blindow, „kann man ruhig sagen, dass der Erhalt der Biologischen Station gefährdet ist, falls in diesem Jahr der Bau nicht begonnen wird“.
Schwierigkeiten bei der Durchführung des Baus bestehen dabei Frau Blindow zufolge unter anderem in der Finanzierungsfrage und darin, dass das Gelände, auf dem sich die Biologische Station befindet, dem Land Mecklenburg-Vorpommern gehört. Mithin müsse ein langfristiger Pachtvertrag mit dem Land abgeschlossen werden, damit die Universität die rechtliche Grundlage hat, Geld aus ihren Körperschaftsmitteln für den Ersatzneubau zu verwenden. Eines Aufrufs des Fachschaftsrates Biologie zufolge können die anfallenden Baukosten, die sich nach Privatdozentin Blindow auf etwa 700.000 Euro belaufen werden, sich über die Einnahmen aus der Nutzung langfristig amortisieren.
Den Fakultätsrat hat der Antrag auf Neubau erfolgreich passiert. Am 20. Mai entscheidet der Senat.
Foto: Nadja Heitmann