Dennis Kwiatkowski

Zwar stimmte am Mittwoch der Senat bei sieben Enthaltungen einstimmig für eine neue Grundordnung , allerdings gab es vorher noch Diskussionsbedarf um einige Punkte. Die Präambel wurde zurückgezogen und ein überwiegend studentischer Antrag zur Erweiterung des Rektorats wurde bei einer Enthaltung und sieben Ja-Stimmen mit 27 Gegenstimmen abgeschmettert.

Die Antragssteller Dennis Kwiatkowski, Erik von Malottki und Peter Madjarov wollten das bisherige Rektorat insofern erweitern, dass er dann aus dem Rektor, dem Kanzler, zwei Professoren und einem weiteren Mitglied, beispielsweise einem wissenschaftlichen Mitarbeiter, einem nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter oder einem Studierenden, besteht.

Dennis Kwiatkowski: „Erweiterung sehr sinnvoll“

Bisher besteht das Rektorat aus dem Rektor, dem Kanzler, einem Professor und einem weiteren Mitglied der Hochschule; dieser ist momentan auch ein Professor. Die bisherige Zusammensetzung des Rektorats bleibt so, wie auch in den acht Jahren zuvor. „Wir sind damit sehr zufrieden“, lehnte Uni-Rektor Professor Rainer Westermann Änderungen ab, weil es schon jetzt die Möglichkeit gebe, dass ein Prorektor aus dem Bereich der Studierenden komme.

Uni-Rektor Rainer Westermann ist mit der jetzigen Rektoratszusammensetzung sehr zufrieden.

Dennis Kwiatkowski wandte dagegen ein, mit einer Erweiterung gebe es keine direkte Konkurrenz  mehr von Studenten und Professoren. „Wir wollen mehr Demokratie“, so hält Dennis eine „Erweiterung für sehr sinnvoll“. Erik von Malottki ergänzte, dass Studenten die Probleme der Studenten aus erster Hand kennen würden, beziehungsweise Mitarbeiter besser die Probleme des Mittelbaus. Eine Vertreterin des wissenschaftlichen Personals, Cornelia Mannewitz, glaubt, dass sich durch einen studentischen Vertretern andere Studierende eher in der Hochschulpolitik einbringen.

Zu große Belastung für Studenten?

Kanzler Wolfgang Flieger warf in die Debatte ein: „Es ist eine große Herausforderung für einen Studenten als Prorektor, der soviel Zeit wie der AStA-Vorsitz oder StuPa-Präsident in Anspruch nimmt. Wie schafft man dass dann neben dem Studium?“ „Das Amt eines studentischen Prorektors ist mit dem Studium vereinbar“, entgegnete Peter Madjarov und verwies auf Rostock. Dort gibt es einen studentischen Prorektor. „Dieser hat sich um ein Graduiertenkolleg gekümmert“, nannte Erik von Malottki ein Beispiel. Professor Heyo Kroemer, Dekan der Medizinischen Fakultät, möchte Rostock nicht als Vorbild nehmen. „Bei einem qualitativen Mitspracherecht kann das zu Führungsunfähigkeit führen.“

Wolfgang Joecks: „Gibt jetzt schon die Möglichkeit für Studierende“

Professor Wolfgang Joecks sagte: „Es gibt schon jetzt die Möglichkeit für Studierende. Wer danach schreit, bin ich bereit zu wählen.“ Ferner kritisierte Joecks, dass das Studierendenparlament das Rektoratsmitglied wählen solle. Erik von Malottki bemängelte allerdings, dass ein „Student keine Chance gegen einen Professor hat.“ Professor Frieder Dünkel erwähnte, dass ein Student in der Dienstberatung vertreten sei. In der Dienstberatung sind neben dem Rektorat und den Dekanen der Fakultäten auch die AStA-Vorsitzende vertreten. Die Rektoratsbeschlüsse sind in der Regel in Dienstberatungen beschlossen worden, fügte Westermann hinzu, sodass auch Studenten am Rektorat indirekt beteiligt sind. Joecks äußerte, dass dies nicht unbedingt die AStA-Vorsitzende sein müsste, sondern es könnte auch ein anderer Student sein. Studentischer Senator Alexander Schmidt lehnte den Antrag auf Erweiterung ab, weil sowieso schon in der studentischen Selbstverwaltung Personalmangel herrsche und sich nur zehn Prozent der Studenten an der Wahl zum StuPa beteiligt haben.  Der Antrag auf Rektoratserweiterung wurde mit 27 Gegenstimmen abgelehnt.

Antrag zur Präambel zurückgezogen, Leitbildkommission soll folgen

Erik von Malottki findet, dass Studenten näher an den Problemen dran sind.

Die bereits in der Senatssitzung im März diskutierte Präambel zur Grundordnung wird es nicht geben. Die Ziele der Präambel wurden von allen begrüßt, beispielsweise, dass sich die Universität zur Region bekennt. Jedoch äußerten die Professoren Kesseler und Heldbrand, dass dies besser in ein Leitbild passen würde. So äußerte sich auch schon Westermann auf der Sitzung im März. Daraufhin zogen Erik von Malottki und Cornelia Mannewitz ihren Antrag zurück, kündigten aber schon vorher an, dass sie in der Maisitzung einen Antrag auf Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Überarbeitung des Leitbildes stellen. Dazu gab es keinen Widerspruch, sodass mit der Einsetzung zu rechnen ist. Bei neun Enthaltungen votierte der Senat für eine Änderung der Dienstberatung in der Grundordnung. Fand sie bisher wöchentlich in der Regel statt, sind nun zwei Sitzungen im Monat in der Regel vorgesehen.

Nach dem Ausscheiden von Thomas Schattschneider, der stellvertretender Senatsvorsitzender war, musste ein Nachfolger gewählt werden. Einzig zur Wahl stand Dorthe  Hartmann, die seit Oktober 2001 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät für die fachspezifische Fremdsprachenausbildung in Englisch zuständig ist. Die Vertreterin der wissenschaftlichen Mitarbeiter wurde bei 36Ja-Stimmen einstimmig gewählt. Sie versprach: „Ich werde mich für Senatsbeschlüsse einsetzen,  die das Wohl der ganzen Universität, Forschung und Lehre gruppen- und fakultätsübergreifend voranzubringen.“

Senat ruft zur Teilname am 1. Mai auf

Bei zwei Enthaltungen (Professor Jürgen Kohler und Alexander Schmidt) wurde einem Entwurf einstimmig zugestimmt, indem es heißt: „Der Akademische Senat der Universität Greifswald ruft alle Universitätsmitglieder auf, am1. Mai 2011 an den vielfältigen und friedlichen Aktivitäten teilzunehmen, die sich zu Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit bekennen.“ Kohler enthielt sich, weil er in dem Antrag nicht unbedingt die Ablehnung von Blockaden sieht. Auf seinen Wunsch hin wurde das im Protokoll hin so vermerkt, dass mit dem Aufruf nicht Blockaden gegen die NPD-Demo gemeint sind. „Eine Blockade ist nicht friedlich, sondern eine Nötigung“, stellte Joecks klar und ergänzte: „Ich nehme an der Demo am 1. Mai ab 8.45 Uhr auf dem Rubenowplatz teil, denn ich will ein Umfeld schaffen, dass sich in Greifswald auch Studenten mit Migrationshintergrund wohl fühlen“. Die Uni will hierzu in der nächsten Woche eine Pressemitteilung rausbringen. Auf Nachfrage von Erik von Malottki zum Banner an der Bibliothek am Schießwall erklärte Kanzler Wolfgang Flieger: „Es ist nicht möglich, weil dadurch das Gebäude in Mitleidenschaft gezogen werde.“ Man dürfe keine politische Äußerung vornehmen, wie „Kein Sex mit Nazis“, welches dafür vorgesehen war. Wenn ein anderes Motto vorgeschlagen werde, würde geprüft, ob das in Ordnung sei.

Uni-Kanzler Dr. Wolfgang Flieger

Aus dem Rektoratsbericht geht hervor, dass die Staatskanzlei mit der Universität  einen Kooperationsvertrag zur gemeinsamen Durchführung von Projekten des Interdisziplinären Zentrums für Frauen- und Geschlechterforschung (IZFG) abgeschlossen hat, dessen Projekte mit 8.700 Euro von Landesseite unterstützt werden. Außerdem teilte Westermann mit, dass die die Helmholtz-Gemeinschaft eine International Graduate School for Plasma Physics bewilligt hat, die vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (Garching/Greifswald) in Kooperation mit der TU München und dem Institut für Physik der Universität Greifswald durchgeführt wird. Sie knüpft an die Arbeit der bisherigen International Max Planck Research School in Greifswald an. Angehört fühlte sich der Senat zu einer Juniorprofessur für emperische Religionsforschung. Damit ist nach dem Rektoratsbeschluss der Weg für die Ausschreibung frei.

Fotos: David Vössing, Arik Platzek (Rainer Westermann), Carsten Schönebeck (Wolfgang Flieger)