Für ihre hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten sind drei Nachwuchswissenschaftler von Ministerpräsident Erwin Sellering und der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet worden. Der erste Preis ging an Christian Kobsda für seine Bachelorarbeit zum Gaza-Krieg. Die anderen beiden Preise gingen an Annette Holz, die ein Hospiz für die letzten Tage eines Lebens konstruierte und Matthias Hacker, der kommunalpolitische Entscheidungen zur Einstellung von Straßenbahnen untersuchte.
„Es war schwierig, von den guten die besten Arbeiten herauszufinden“, machte Jürgen Peters (Friedrich-Ebert-Stiftung) den schwierigen Auswahlprozess deutlich. Es war erst die vierte Verleihung des Kurt-von-Fritz-Preises. Von Fritz lehrte an der Universität Rostock und verweigerte 1934 den Diensteid auf Adolf Hitler. „Das war damals lebensgefährlich“, lobte Jürgen Peters die Zivilcourage des Hochschullehrers.
Ministerpräsident Erwin Sellering: „Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion geleistet, von denen alle profitieren.“
In seinem Festvortrag würdigte auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) Fritz‘ Eintreten für die politische Freiheit: „Kurt von Fritz wollte damals ein Zeichen gegen die Nazis setzen.“ Auch die Freiheit von Forschung und Lehre sei ein Bollwerk gegen totalitäre Regime, leitete Sellering auf die heutige Zeit über: „Die ökonomische Verwertbarkeit der Hochschulen steht im Vordergrund. Wir sollten auch über Grenzen nachdenken, wo der Eigenwert der Kultur vergessen wird.“ Diesen anderen Blickwinkel nehme der Kurt-von-Fritz-Preis ein, der ökologische, soziale und demokratierelevante Themen betrachte. „Sie haben mit Ihren Arbeiten einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion geleistet, von denen die gesamte Gesellschaft profitiert“, gratulierte Sellering den Preisträgern. Er dankte aber nicht nur ihnen, sondern auch allgemein allen Lehrenden „für Ihren großen Einsatz“.
Als „ein echtes Gesellenstück für philosophische Arbeit lobte Professor Thomas Stamm-Kuhlmann (Uni Greifswald) in seiner Laudatio die Bachelor-Arbeit von Christian Kobsda (Uni Rostock). Christian schrieb eine Analyse des letzten Gaza-Krieges (Operation Gegossenes Blei) unter dem Blickwinkel der Theorie des gerechten Krieges. Unter einem gerechten Krieg versteht man beispielsweise die Verhältnismäßigkeit von militärischen Mitteln oder dem Schutz von Zivilisten. Das israelische Militär sieht sich als „moralistischste Armee der Welt“, zitiert Christian die Internetseite der israelischen Streitkräfte. “ Israel bewegt sich auf gefährlichem Terrain“, lautet Christians Fazit, wenn der Schutz eigener Soldaten über dem der gegnerischen Zivilisten stehe.
Nachwuchsarbeiten als echte Gesellenstücke oder vorbildliche und mustergültige Ausarbeitungen gelobt.
Während sich Christian auch mit Krieg auseinandersetzte, ging es Annette Holz (Hochschule Wismar) hingegen um die friedliche Beendigung eines Lebens. „Bis dass der Tod uns scheidet – Umbau eines Hospizes“, lautet der Titel ihrer Diplom-Arbeit, worin Annette auf die architektonische Gestaltung eines letzten Lebensortes eingeht. „Holz hat mit Herzblut geforscht“, zeigte sich Laudator Professor Michael Großheim (Universität Rostock) zeigte beeindruckt vom „überzeugenden Umbauprojekt“. „Die Bedürfnisse der Hospizbewohner standen im Mittelpunkt“, erläuterte Annette ihr architektonisches Konzept. Als Ort von Begegnung, Austausch und Rückzug sollen Hospize einen „schmerzfreien Abschied vom Leben ermöglichen“.
Mit einem ganz anderen Thema befasste sich Matthias Hacker der Universität Greifswald. „Kommunalpolitische Entscheidungen über die Einstellungen des Straßenbahngeschichte in der Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahren am Beispiel der Städte Kiel und Wuppertal“, lautet der etwas sperrige Titel seiner Arbeit. Laudator Großheim sieht die „mustergültige wissenschaftliche Arbeit als sehr überzeugend und in vorbildlicher Weise“ geschrieben an. Matthias geht auf die politischen Entscheidungsprozesse in Städten und Gemeinden ein und spricht rückwirkend von „eindeutigen Fehlentscheidungen“. Er macht eine „Beharrungskraft des Überholten“ aus, sodass der Individualverkehr als Begründung für die Einstellung der Straßenbahnen herhielt, aber schon nicht mehr aktuell war.
Fotos: David Vössing