Die Wege ins Master-Studium sind verschlungen, das Dickicht der Zulassungsbeschränkungen in Deutschland ist schwer zu durchdringen. In Greifswald kommt nun Licht ins Dunkel.
Der Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät hat die Master-Sperre gestrichen. Bis jetzt mussten Studierende ihren Bachelor-Abschluss (BA) mit einer Mindestnote von 2,5 bestehen, um ein Master-Studium an der Greifswalder Uni aufnehmen zu können. Durch die Streichung der Zugangsnote als Voraussetzung, kann nunmehr jeder BA-Absolvent ein Masterstudiengang studieren. Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät hat es im Oktober vorgemacht.
Keine Überlastung durch Aufhebung der Master-Hürde
Hinter dem Antrag zur Änderung der Prüfungsordnung für die Master-Studiengänge steckt der hochschulpolitische Referent des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) Franz Küntzel und der Präsident des Studierendenparlaments Erik von Malottki. Da beide nicht antragsberechtigt sind, brachte der Dekan der Philosophischen Fakultät Professor Alexander Wöll den Antrag in den Fakultätsrat ein.
Der Studiendekan der Philosophischen Fakultät Professor Patrick Donges erklärte: „Momentan sind die Master-Programme in der Philosophischen Fakultät noch längst nicht ausgelastet.“ Donges erteilte einem zukünftigen Überlastungsszenario eine klare Absage: „Das ist ein hypothetisches Problem. Meine Planungen erfolgen auf realistischen Zahlen. Aber notfalls mach ich auch ein Seminar mehr.“
Senkung des Standards schadet der Uni-Greifswald
Professor Philipp Harfst, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Politik- und Kommunikationswissenschaft, machte hingegen seine Bedenken gegen das „Absenken der Standards“ deutlich. Es schaffe ein Signal nach außen, das Greifswald nun jeden Studierenden nimmt und somit sein Niveau senke. Harfst widersprach Donges weiter: „Bei einer künftigen Überlastung wird es mit einem zusätzlichen Seminar nicht getan sein. Andere Dozenten haben vielleicht nicht diese Kapazität.“
Harfst erklärte zur Auslastung: „Der Markt bringt momentan nicht genügend BA-Absolventen hervor, denn auch an anderen Orten sind die Master-Programme noch nicht ausgelastet. Erst ab dem Wintersemester 2011/2012 kann man es genauer abschätzen.“ Ins selbe Horn stieß auch Ratsmitglied Professor Michael Soltau: „Das Aufheben der Zugangsnote wird zur Abwertung des Bachelor führen und den Master-Abschluss zum Regelstudium erheben.“ Harfst unterbreitete ein Kompromissvorschlag. Er sprach sich für fachspezifische Zugangskriterien aus. Da der Geschäftsführende Direktor kein ordentliches Fakultätsratsmitglied ist, fand sein Vorschlag keine Berücksichtigung.
AStA begrüßt die Aufhebung der Master-Sperre
Auch der Stellvertretende Senatsvorsitzende Thomas Schattschneider schaltete sich in die Debatte ein: „Es muss jedoch auch darauf geachtet werden, dass genügend Kapazitäten im Masterbereich vorgehalten werden, um allen Studieninteressierten auch einen Studienplatz zu ermöglichen. Sinnvoll wäre es jedoch gewesen, dass die an einem Masterstudienplatz Interessierten auch auf eine adäquate Bachelornote hingewiesen werden. Ein Absolvent mit 4,0 wird wohl kaum in der Regelstudienzeit seinen Master deutlich besser abschließen.“ Schattschneider sprach sich ebenfalls für einen Kompromiss aus.
Am Ende stimmte eine deutliche Mehrheit von 16 Mitgliedern dem Antrag von Dekan Wöll zu. Lediglich drei Ratsmitglieder enthielten sich der Stimme. Der AStA nahm die Streichung mit Freuden zur Kenntnis. „Der Beschluss zeigt, dass die Kritik der Studierenden am Bologna-Prozess durch die Fakultätsleitung und den Fakultätsrat ernst genommen wird und die Studierendenschaft ihren Teil zur Reform und Akzeptanz von Bologna beitragen kann“, sagte AStA-Vorsitzende Daniela Gleich.
Fotos: Marco Wagner (Wöll und Donges), Simon Voigt (Uni-Hauptgebäude), Maximilian Muehlens via jugendfotos.de (Uni-Abschluss)
Kurz: Wunderbar, eine Sorge weniger.
Der B.A. ist nichts halbes und nichts ganzes. Dauerte damals ein vollendetes Studium seine 5-6 Jahre sind es heute nur (!) 3. Lächerlich…
Ein Lob an Prof. Wöll, dass er in der Sache mitzog.
Langsam kann man dieses halbgare Getue über den ach so schlechten Bachelor nicht mehr hören. Warum müssen die Deutschen an allem Neuen immer so rumnörgeln?
"Der B.A. ist nichts halbes und nichts ganzes. Dauerte damals ein vollendetes Studium seine 5-6 Jahre sind es heute nur (!) 3. Lächerlich…" Es ist eher lächerlich, dass Du ein Studium anhand seiner Länge qualitativ einschätzt. Ob Du willst oder nicht, ein Bachelorabschluss ist ein Berufsabschluss. Dass dies in Deutschland noch seine Zeit mit der Akzeptanz dieses Studiengangs braucht, liegt wohl eher an der Reformunwilligkeit in diesem Land.
Und daran, dass die Skepsis gegenüber dem Abschluss durch einen "Regelstudiengang" Master zementiert wird.
Drei Jahre Studium waren erschwinglich, fünf sind es für viele nicht.