Wer in der Innenstadt oder am Rand der City wohnt, bekommt für sein Auto einen Bewohnerparkausweis. Dieser berechtigt den Bewohner, das eigene Fahrzeug auf speziell gekennzeichneten Parkplätzen abzustellen. Im Rahmen eines neuen Parkraumkonzeptes kann es demnächst zu deutlichen Veränderungen kommen. Denn der Bauausschuss votierte am 16. November für eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung bis zum Karl-Liebknecht-Ring. Als Gründe werden städtebauliche Veränderungen und die Umzüge von Universitätsbereichen genannt.
Mehr Bewohnerparkplätze
Schlecht sieht es für die Studenten aus, die nur mit Zweitwohnsitz in Greifswald gemeldet sind. Denn künftig erhalten nur noch Einwohner mit Erstwohnsitz einen Bewohnerparkausweis. „Studenten werden dadurch benachteiligt“, kritisierte Jörn Kasbohm (Die Linke.). „Diese Privilegierung ist so gewollt“, entgegnete Thilo Kaiser, Leiter des Stadtbauamtes. Er wollte diese Entscheidung aber der Politik überlassen. Die Ausschussmehrheit stimmte dem Vorschlag zu.
In einem kurzen Vortrag machte Marlies Hagemann von der beauftragten Ingenieurplanung Ost deutlich, dass die Parkplätze in der Fettenvorstadt und in der Innenstadt Tag und Nacht eine hohe Auslastung hätten. Um die Parkplatzsituation für die Anwohner zu entspannen, soll die Zahl der Bewohnerparkplätze, beispielsweise im Umfeld der Marienkirche, steigen. Ziel dieses Konzeptes ist dabei die Stärkung des Bewohnerparkens zugunsten des Auswärtigenparkens.
Steffen Burkhard: Es wurde nur an Autos aber nicht an Radfahrer gedacht
Am Parkraumkonzept vermisst Steffen Burkhard vom ADFC die Berücksichtigung von Radfahrern: „Es wurde leider nur an Autos gedacht“, so Burkhard, wenngleich er einräumte, dass in der Vergangenheit bereits viel für die Radfahrer getan wurde. In diesem Zusammenhang forderte er mehr Fahrradparkplätze und machte dabei zwei spezielle Vorschläge: So sollen demnach künftig am Bahnhof Parkboxen eingerichtet und in der Innenstadt mehr Ablegebügel errichtet werden.
Darüber hinaus plant die Stadt mittelfristig die Einrichtung weiterer Autoparkplätze in der Innenstadt. Darunter fällt auch die Errichtung von 150 neuen Parkstellflächen am Bahnhof. Hinzu kommt, dass vor der Mensa ein Parkhaus entstehen soll, wo momentan ebenerdige Stellflächen vorhanden sind. Dazu fasste der Bauausschuss einen Aufstellungsbeschluss, nachdem Verwaltung einen Bebauungsplan für das Parkhaus erstellt, gegen den Anwohner und Betroffene Einwände erheben können.
Bürgerschaft entscheidet im Dezember
Stimmt die Bürgerschaft im Dezember dem Entwurf zu, gilt das Parkraumkonzept neben der Innenstadt auch für einen großen Teil der Fleischervorstadt, der südlichen Mühlenvorstadt, entlang der Loitzer Straße sowie für zahlreiche Straßen zwischen Wolgaster-, Anklamer- und Rathenau-Straße. In diesem Zusammenhang soll zugleich eine Veränderung der Parkgebühren in der Innenstadt erfolgen. Demnach soll das Parken dann im Durchschnitt genau so viel kosten, wie eine Hin- und Rückfahrt mit dem Bus. Die durchschnittlichen Parkgebühren lägen dann bei 3,40 Euro. Ausschussmitglieder begründeten den Vorschlag damit, Autofahrer zum Umstieg auf den Öffentlichen Personnennahverkehr (ÖPNV) zu animieren. Darüber hinaus soll zukünftig das Falschparken stärker als bisher mit Bußgeldern geahndet werden.
Fotos: David Vössing
Das Wegfallen der Zweitwohnsitz-Parkausweise wurde heute in der OZ ganz interessant begründet: Angeblich melden sich Arbeitnehmer, die in die Innenstadt einpendeln, dort mit einem Zweitwohnsitz und erhalten dann einen Anwohnerparkausweis. Falls das stimmt, ist es sehr sinnvoll, das zu unterbinden. Und da man sich als Student sowieso besser mit Erstwohnsitz anmelden sollte (so gut wie alle Argumente dagegen sind Scheinargumente), sollte das für Studenten zu verschmerzen sein.
Im Übrigen sollte man klar aussprechen, dass die Park-Gebühren offenbar deutlich steigen sollen. Das wird von den Verantwortlichen offenbar mit dem Begriff der "Veränderung" sowie dem Argument der Angleichtung an ÖPNV-Tarife kaschiert, was im Artikel übernommen wurde. Die Gebührensteigerung halte ich zwar für angemessen (Parken kann gar nicht teuer genug sein), aber der Verweis auf den ÖPNV ist verlogen: Jeder weiß, dass der in Greifswald total untauglich ist.
Irgendwie kann ich mir das nicht so richtig vorstellen, wie Pendler ihre Zweitwohnsitze im Stadtkern anmelden sollen. Die bräuchten ja nach wie vor einen Mietvertrag für den Ausweis!?
Und warum kann Parken nicht teuer genug sein?
Das was Greifswald mit der Reform des Innenstadtparkens bewirkt, ist das, was viele andere Städte nach schlechten Erfahrungen wieder abgeschafft haben: wenige, teure Parkplätze. Das Ergebnis dieses "tollen" Konzepts ist, dass immer mehr Leute auf der grünen Wiese kaufen, sprich Elisenpark und Marktkauf. Toll für die Leute, die in der Stadt wohnen, denn auch die letzten nützlichen Geschäfte verschwinden dann.