Während in der Öffentlichkeit immer wieder gegen Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke demonstriert und Erzeugung von Strom aus Wind, Wasser und Sonnenlicht als Alternative favorisiert wird, beschäftigen sich seit 1994 Greifswalder Wissenschaftler mit einer ganz anderen Alternative zu Kraftwerken, welche die Umwelt entweder mit Kohlenstoffdioxid oder Uranstrahlung belasten. Sie untersuchen im Max-Planck Institut für Plasmaphysik die Möglichkeit der Energieerzeugung durch die Kernfusion. Hierfür wird seit mehreren Jahren am Versuchsreaktor „Wendelstein 7-x“ gebaut.
Samstag, dem 25. September können Interessierte am Tag der offenen Tür des Max Planck Instituts für Plasmaphysik mehr über das Kernfusionsexperiment der Greifswalder Physiker erfahren. Von 10 bis 17 Uhr organisieren die Forscher Führungen durch die Montagehallen des Wendelstein-Reaktors. Darüber hinaus wird es in diesem Jahr zum letzten Mal möglich sein, einen Blick in das Innere der Anlage zu werfen. Im kommenden Jahr werden die letzten beiden Module montiert sein.
Mit Hilfe einer 3D-Präsentation möchten die Wissenschaftler im IPP die Besucher auf eine virtuelle Reise durch den Versuchsreaktor mitnehmen. Ziel des Projektes ist es, ein Kraftwerk zu erschaffen, das, ähnlich wie die Sonne, aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie gewinnt. Hierfür muss ein Wasserstoff-Plasma, das als Brennstoff dient, in Magnetfeldern eingeschlossen und auf Temperaturen von über 100 Millionen Grad aufgeheizt werden. Wie man Plasma in einen Magnetfeldkäfig einsperrt, Kollisionen bei der Fusion vermeidet, warum die Spulen auf minus 269 Grad Celsius gekühlt werden müssen, wozu man ein TÜV-Zertifikat für den Versuch benötigt und welchen Herausforderungen sich die Wissenschaftler stellen müssen, wird in speziellen Vorträgen erläutert.
Kinder und Jugendliche können sich am IPP ebenfalls ausprobieren und beispielsweise selbst mit Magneten experimentieren. Darüber hianaus ist der Forschungsstandort auch eine Ausbildungsstelle. Wer sich für eine Lehrstelle am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik interessiert, kann sich morgen ebenfalls vor Ort informieren und mit der potentiellen Lehrstelle vertraut machen.
Fotos: Julia Löcherbach
" beschäftigen sich seit etwa einem halben Jahrzehnt Greifswalder Wissenschaftler "
also seit 2005 wird das ja gebaut, beschäftigen tun sich die Physiker dort schon wesentlich länger damit 😉
Da hab ich wohl nachträglich noch was verschlimmbessert. Wird jetzt aber korrigiert. Das Institut gibt's ja seit 1994…
Danke für den Hinweis.
Da wollen wir mal optimistisch hoffen, dass 2014 endlich, nach 9-jähriger Verzögerung der Versuchsbetrieb beginnt. Die praktische Anwendung wird bei positivem Ausgang, auch optimistisch geschätzt, um 2050 erwartet.
Das Projekt schaffte es übrigens 2007 als Fall 53 in das Schwarzbuch des „Bund der Steuerzahler.“
Zitat: „ … Bleibt die Kostenverteilung zwischen EU, Bund und Mecklenburg-Vorpommern unverändert, droht der Fusionsreaktor „Wendelstein 7-X“ ein Milliardenprojekt mit fast vierfachen Kosten zu werden. … Das Bundesforschungsministerium begründete diese Kostenexplosion mit Lieferverzögerungen durch das beauftragte Konsortium sowie der Unterschätzung der Komplexität des Aufbauprojekts durch das IPP.
Der Steuerzahlerbund erhielt dagegen Hinweise, das Missmanagement und Überforderung auf Seiten des Max-Planck-Instituts für die Kostenerhöhung verantwortlich sind. …“
Mehr dazu und auch zu den technischen Fragen des Experiments im Moritz No. 65 vom Oktober 2007 auf Seite 28/29. http://141.53.8.67/fileadmin/downloads/magazin/mo…
Grundlagenforschung ist halt teuer. Es kommt drauf an was hinten rauskommt. Wenn die Erkenntnisse die mit dem Versuchsreaktor dazu führen, dass kostengünstig und umweltschonend Energie erzeugt werden kann, dann sind die aktuellen Mehrkosten schnell vergessen. Bei solchen Großprojekten sind die Kosten vor Beginn nie abschätzbar. Greifswald kann froh sein, dass so ein Projekt überhaupt in der Provinz entstanden ist. Das zieht Wissenschaftler aus der ganzen Welt an. Und das ist unbezalhbar…
Es gibt keine Korrelation zwischen nuklearen Forschungszentren und bestimmten Lokalitäten.
Das ITER-Kernforschungszentrum-Cadarache z. B. wird in Nähe des relativ kleinen Saint-Paul-lès-Durance, in Südfrankreich im Departement Bouches-du-Rhône, gebaut.
Wenn hier etwas provinziell ist, sind es die Trivialitäten in Deinem Kommentar.;)
Cadarache ist – genau wie CERN – inzwischen ein Ort für sich. Genau wie ich behaupten würde, dass jeder Physiker weiß, wo Cadarache grob liegt, weiß auch so ziemlich jeder deutsche Physiker und auch international immer mehr, wo Greifswald ist. Ich schließe mich daher Alexander an, dass hier etwas von Wert entsteht, das man nicht einfach so mit einer Geldmenge aufwiegen kann. Nicht zuletzt werden am IPP knapp 500 recht hoch bezahlte Mitarbeiter beschäftigt, die ihr Geld in der Region loswerden.
Dass es einen Manfred Peterschen Aufschrei mit erhobenem Finger gibt, sobald der Name Planck fällt, ist mir nichts neues, nur muss ich gestehen, dass ich nie ganz verstanden habe, worauf Sie denn hinauswollen. Das Projekt ist teuer, ja, richtig. Der BdSt, den Sie übrigens falsch zitiert haben, "erhielt Hinweise, dass Mismanagement" im Spiel war, uh oh. Und dann? Sollen wir das Institut schließen und uns in den Boden zu unseren Kühlwassertanks schämen?
Nein, ich freue mich über jeden Arbeitsplatz in Greifswald. Das gilt natürlich auch für das IPP. Ich erlaube mir aber auch darauf hinzuweisen, dass damit nicht kritiklos Steuergelder in unbeschränkter Höhe eingefordert werden können.
Damit noch einmal zum Mitschreiben das angeblich falsch, ich hatte mich der Praktikabilität wegen auf den „moritz“ bezogen, zitierte Schwarzbuch 2007, Fall 53: „… droht also „Wendelstein 7-X“ ein Milliardenprojekt mit fast vervierfachten Kosten zu werden. Das Forschungsministerium begründet dies mit Lieferverzögerungen beauftragter Firmen und der Projektkomplexität. Nach uns zugegangenen Hinweisen spielten hingegen Missmanagement und Überforderung des Max-Planck-Instituts eine Rolle. Nachfragen hat das Forschungsressort bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.“
Den Gesamtoriginaltext kann ich gerne zur Verfügung stellen.
Déjà-vu: https://www.blogger.com/comment.g?blogID=10366329…
Auf das Angebot zur persönlichen Führung bin ich damals deshalb nicht eingegangen, weil ich diese 2008 schon erledigt hatte. Das hätte der wache „Informant“ aus den von mir genannten techn. Fakten aber auch erkennen müssen und Wissenschaftler, die ihre Forschungen außerhalb jeder Kritik stellen sind mir suspekt!
[Edit Moderation: Off-Topic]
Es fällt mir schwer Sinn und Struktur in Ihrer vermeintlichen Erwiderung zu erkennen. In anderen Fällen greift die Redaktion schnell zum „[Edit Moderation: Off-Topic]“! Aber „Verdienstvollen CDU-Funktionären“ soll der Bonus gegönnt sein, denn sie sind hier wohl gleicher als gleich.
Was hat z. B. der: „… wie wenn (der) hässlichste Bahnhof Deutschlands …“ mit dem Wendelsteinprojekt zu tun? Soll das IPP jetzt auch noch einen S-Bahn-Anschluss bekommen?
Der Vergleich der versuchten Luxussanierung einer – zeitweisen?! – Invest-Bauruine mit dem IPP sollte doch eigentlich auch „astechow“ auf die Palme bringen, anstatt mir falsche Zitate und weiteres zu unterstellen.
Ich hatte Ihnen zu einem anderen Beitrag auch schon versucht zu erklären , dass die Grünen überhaupt nichts mit meinen Kommentaren zu tun haben. Meine Gedanken sind frei! Das mag sich einem treuen Parteisoldaten und „Merkelfan“ ja nicht so ohne weiteres erschließen, eine weitere Erklärung wäre aber wohl vergebene Liebesmüh.
Sollte das Ganze aber eine Vorschau auf das nächste CDU-Infoblatt sein, dass die ganze Welt schon sehsüchtig erwartet, habe ich alles verstanden.;)
Mir wäre es viel lieber gewesen, wenn sich hier der eine oder andere Student/Leser unter den 2650 Besucher mit seinen Impressionen zu Wort gemeldet hätte. Kann ja noch kommen!
Da es nun doch keinen Funktionärsbonus gibt, will ich zum letzten Male auf eine zum Beitrag gehörende bohrende Frage von „konape“ antworten, da es ja keine dummen derer geben soll.
Forschung ist keine Geldverschwendung, militärische einmal ausgenommen!!!
Wenn man sich die Mühe macht den ganzen Fallbericht des BdSt zu lesen wird man merken, dass Wendelstein 7-X als „… dieses anspruchs- und hoffnungsvolle Projekt …“ bezeichnet wird.
Diese auch für mich wichtige Feststellung fehlt im zitierten „moritz-Magazin“ und mag zu den Dissonanzen in der Diskussion beigetragen haben.
Die Kritik der Verschwendung betraf eindeutig nur die (bewusst?) leichtfertige Planung, Projektierung und das Management.
Alle weiteren Diskussionen sollten wir uns bis 2014 aufheben und s.o. dem Projekt wünschen, dass
es erfolgreich abgeschlossen wird.
Das komplexe Thema „Solarförderung“ hätte von schon hier thematisiert werden können. http://www.webmoritz.de/2009/07/12/unisolar-ag-ei…
Das „Community Forum“ wäre als Alternative zu nennen. Dass wirklich Interesse an einer sachlichen Diskussion von Ihrer Seite besteht, muss ich aufgrund des Abstimmverhaltens der CDU-Fraktion zum Klimaschutzkonzept der UHGW jüngst in der Bürgerschaft anzweifeln.