Am Freitag, dem 20 August wird um 12 Uhr in der Aula der Ernst-Moritz-Arndt Universität die langjährige Freundschaft zwischen der westpommerschen Stadt Sczeczin (Stettin) und Greifswald mit einem Partnerschaftsvertrag besiegelt. Bereits seit 1996 findet zwischen beiden Städten ein reger kultureller Austausch statt.
Langjährige Zusammenarbeit bei Kulturprojekten
Greifswald und Stettin sind nicht nur durch gemeinsame historische Wurzeln, sondern auch durch eine stetige Zusammenarbeit in den Bereichen Kunst, Fremdenverkehr und Theater miteinander verbunden. So entstand beispielsweise die neue Dauerausstellung im Pommerschen Landesmuseum in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum in Stettin. Greifswald wiederum will die polnische Stadt bei der Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ 2016 mit Kooperationsprojekten verschiedener kultureller Einrichtungen, Vereine und Initiativen unterstützen. Zudem findet in Greifswald alljährlich der „polenmARkT“ statt, ein Projekt, das den kulturellen Austausch und die Völkerfreundschaft zwischen Polen und Deutschland fördern soll.
Ziel der Städtepartnerschaft ist neben der Stärkung der guten Beziehungen zwischen Deutschland und Polen vor allem die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen beiden Städten in den Bereichen Wissenschaft und Bildung, Kultur und Soziales, Maritimes und Segeln.
Im Bereich Wissenschaft und Bildung soll vor allem die in der Vergangenheit geführte Zusammenarbeit zwischen der Universität Sczcecin, der Pommerschen Akademie für Medizin in Sczecin mit der Greifswalder Universität sowie zwischen anderen Hochschulen, Forschungsinstituten, Schulen und anderen Wissenschaftlichen Einrichtungen intensiviert werden.
Intensivierung der Zusammenarbeit mit Nationalmuseum Sczcecin
Zudem wird eine Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen dem Nationalmuseum Sczcecin und dem Pommerschen Landesmuseum in Greifswald sowie zwischen kulturellen Vereinen und Initiativen zwischen beiden Städten angestrebt. Im maritimen Bereich sollen künftig gemeinsame Veranstaltungen organisiert werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf das Segeln gelegt. Der Greifswalder Museumshafen soll dabei besondere Berücksichtigung finden.
Die Initiative für die Städtepartnerschaft ist von Szczecin ausgegangen. Am 28. Juni stimmte die Greifswalder Bürgerschaft dem Angebot des polnischen Nachbarn zu. Bei der Besiegelung der Städtepartnerschaft zwischen Greifswald und Szczecin werden neben Oberbürgermeister Dr. Arthur König und dem Szczeciner Stadtpräsidenten Piotr Krzystek auch Erwin Sellering, Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Wladyslaw Husejko, Marschall der Wojewodschaft Westpommern sowie Marcin Zydorowicz, Wojewode Westpommerns anwesend sein. Darüber hinaus werden sich Ministerpräsident Sellering und die polnischen Gäste um 11 Uhr im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt Greifswald eintragen.
Kurzportrait Sczcecin (Stettin)
Stettin ist mit etwa 400.000 Einwohnern die größte Stadt Pommerns. Sie ist Ende des 12. Jahrhunderts aus einer wendischen und zwei benachbarten deutschen Siedlungen hervorgegangen. 1243 verlieh der pommersche Herzog von Barnim der Siedlung das Stadtrecht. Nachdem Ende des 13. Jahrhunderts die Aufnahme der Stadt in die Hanse erfolgte, machte Herzog Otto I. Stettin 1309 zur Residenzstadt Pommerns.
1570 wurde durch den Stettiner Friedenskongress der Nordische Siebenjährige Krieg beendet. Herzog Johann Friedrich verlieh mit der Umgestaltung des Schlosses im Renaissancestil weitestgehend sein heutiges Antlitz. Mit Bogislaw XIV. starb 1637 der letzte Greifenherzog in Stettin.
Von 1630/ 37 bis 1713/ 20 stand Stettin unter schwedischer Verwaltung. Im Zuge des Stockholmer Friedens fiel die Stadt an Preußen, nachdem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. sie bereits seit 1713 besetzte. Unter preußischer Regie wurde die Stettin zum Verwaltungszentrum Pommerns und zur Garnisonsstadt ausgebaut. 1815 wurde sie schließlich Hauptstadt der Provinz Pommern, nachdem Schweden ihre pommerschen Gebiete in Folge des Wiener Kongresses an Preußen abtreten musste. Die Stadt wurde, nachdem sie unter Preußen zur Hauptstadt der Provinz Pommern erhoben wurde, weiter zum administrativen und pädagogischen Zentrum der Region ausgebaut.
1940 waren Stettiner Juden die ersten, die ins besetzte Polen deportiert wurden. Vier Jahre später erfolgte durch britische Bomber die Retourkutsche für den Angriffskrieg der Nationalsozialisten und richtete innerhalb der Innenstadt große Schäden an. Die Altstadt wurde zu 90%, die übrigen Stadtteile zu 70% durch die Angriffe zerstört. Am 26. April 1945 befreite die Rote Armee Stettin schließlich vom Nationalsozialismus.
In Folge des von der Nationalsozialistischen Dikatur vom Zaun gebrochenen – und für Deutschland verlorenen – zweiten Weltkrieges zwischen 1939 und 1945 musste das besetzte Deutschland Stettin schließlich an Polen abtreten. Einheimische Deutscher Abstammung mussten Stettin verlassen und wurden per Bierut-Dekrete zwangsumgesiedelt. Bereits im Vorfeld flohen zahlreiche Stettiner nach Greifswald.
Innerhalb der neugegründeten Volksrepublik Polen erfolgte ein Wiederaufbau der Stadt, nun unter dem Namen Sczcecin. 1955 wurde der Hafen von der Sowjetunion in polnische Verwaltung übergeben.
Zwischen 1970 und 1980 wurde die Industriestadt zur Keimzelle der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc. Am 27. Mai 1990 erfolgte die erste demokratische Kommunalwahl in Sczcecin. Im Zuge der Verwaltungsreform von 1999 wurde die Wojewodschaft Westpommern geschaffen und Sczcecin zur Hauptstadt dieser gemacht.
Heute ist die Stadt die siebentgrößte Polens. Neben einem der größten Ostseehäfen sind hier eine Universität und mehrere Hochschulen angesiedelt.
Fotos: Christine Fratzke (Galerie, Aufmacher), Marco Wagner (Partnerschaftsvertrag)