„Homo Pilicrepus – das Spiel der Spiele“ sahen sich vergangenen Freitag rund 40 Menschen in dem auf gefühlt über 50 Grad erhitzten roten Salon der Brasserie Hermann an. Das Studententheater Stuthe präsentierte seinen Zuschauern an diesem Abend ein packendes, abwechslungsreiches und zugleich äußerst humorvolles Stück. Bei dem „Spiel der Spiele“ „Wir“ gegen „Die“ werden mit viel Witz und Überspitzung Wissenschaftler, Philosophen, Politiker, die Bürokratie und nicht zuletzt wir selbst auf den Arm genommen.
Die dieser Tage weit verbreitete Fußballbegeisterung der Deutschen wurde dabei besonders facettenreich ins lächerliche gezogen. Der Ballspielende Mensch, der „Homo Pilicrepus“, welcher „das Bindeglied zwischen Affe und Mensch darstellt“, ist das bestimmende Element der Handlung. Er ist es, der das Publikum in anhaltender Spannung versetzt.
Während des gesamten Spieles fiberte es mit den Darstellern auf der Bühne mit, wie denn das „Spiel der Spiele“ enden wird. Wer der Sieger sein wird. Indem es die Hymne von „Wir“, welcher ein Fußballfan anstimmte, mitsang, wurde es direkt zum Bestandteil der Handlung.
Das aussdrucksstarke Spiel der Darsteller ist besonders hervor zu heben. Ihr Spiel mit Mund und Augen war es, was die durch einen verwirrenden Gesprächsverlauf witzigen Dialoge und die immer wieder eskalierende Kommunikationssituation noch grotesker machte. In dem Stück wird nicht zuletzt auf eine angenehm amüsante Art und Weise mit dem gängigen Klischee des verwirrten Wissenschaftler bzw. Philosophen gespielt. So behauptet jeder von sich einmal Sigmund Freud zu sein. Und obwohl Aristoteles in einer Talkshow als Gast geladen ist, versucht er auf merkwürdige Weise zu erläutern, dass er ja nicht im Mittelpunkt stehe. Der „echte“ Freud leidet derweil immer wieder an Aussetzern.
Nicht selten wurden völlig belanglose Sätze mit einem Pathos und einer Portion Nachdenklichkeit von dem einen oder anderen Philosophen, oder auch von Peter Lustig, der wie Jesus irgendwie nicht richtig ins Spiel passte, gesprochen, so dass man hätte meinen können, der Inhalt des Gesprochenen sei von Weltbedeutung. Da war in solchen Momenten das Lachen Seitens des Publikums vorprogrammiert – sofern, und das versteht sich von selbst, es nicht völlig humorlos ist.
Die verwirrenden und zum Teil auch zusammenhanglosen, jedoch nicht sinnlosen Dialoge sind es, welches die Komödie besonders aufregend und lustig zugleich macht. Es ist ein gut durchdachter Humor, in dem sich jeder oder jede wieder finden kann. Auch die Requisite – Fußbälle, die halb so groß wie ein ausgewachsener Mensch waren – wurde im Spiel gekonnt und mit viel Humor und Freude am Spiel eingesetzt. Man merkt, dass den Schauspielern die Ganze Handlung über ein Schalk im Nacken.
Nichtsdestotrotz vermittelt das Stück etwas uns vertrautes, was uns selbst nur allzu gut bekannt ist. Wer kennt es nicht: Die Massen, die in den Fußball-WM Wochen vor dem Fernseher sitzen, laut aufkreischen, schluchzen, merkwürdige Anfälle bekommen und denen aufgrund des einen oder anderen Spielzuges plötzliche Gesichtsentgleisungen und Verzerrungen widerfahren?
Am Ende des Stücks, in dem es unmöglich war, nicht zu lachen, gab es tosenden Applaus vom Publikum. Und das völlig zurecht. Wem nach der einen oder anderen stressigen Uniwoche nach Humor zu Mute ist, oder wer sich nach einem für sich traurigen Ereignis wieder aufheitern will, dem sei dieses Stück besonders empfohlen.
Fotos: Lukas Goldbach/ StuThe