Überquellende Hörsääle und Seminarräume, Schlangen bis auf den Korridor, Teilnahmestopp bei Übungen und Seminaren – vor allem für Studenten an den großen Instituten der Philosophischen Fakultät ist es jedes Semester wieder schwierig,

Stud.IP-Portalseite der Uni Greifswald

Stud.IP (hier die Greifswalder Portalseite): Der Weisheit letzter Schluss?

in den Veranstaltungen einen Platz zu bekommen, die am besten auf den persönlichen Stunden- und Studien-Plan passen.

Am Historischen Institut verlief die Einschreibung im letzten Sommersemster ganz besonders chaotisch (Webmoritz berichtete hier und hier und hier). Damit die Studenten nicht wieder zu nachtschlafender Zeit vor dem Institut kampieren mussten, um die begehrtesten Seminarplätze zu bekommen, sollte dieses Semester nun ein anderes System genutzt werden.

Mit der Umstellung auf das uniinterne Online-System „Stud.IP“ sollte die Einschreibung einerseits gerechter werden und andererseits entspannter ablaufen. Bei überfüllten Veranstaltungen sollte nach Ablauf der Einschreibefrist das Los über die Teilnahme entscheiden – im letzen Semester galt noch das Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Wie jede neue Technik hat aber auch das neue System seine Tücken und so gab es in dieser Woche wieder ordentlich Verwirrung und überfüllte Hörsääle. Hat das neue System versagt?

Der Fachschaftsrat beschwichtigt die Beschwerden mancher Studenten, die sich über das neue System beklagen und einwenden, sie hätten nichts davon mitbekommen oder könnten es nicht bedienen. Christopher Zens vom Fachschaftsrat sagt: „Ich finde, wer über die Vorlesungspause nicht ins Internet guckt, der muss sich nicht wundern.“ An der Uni müsse man nun mal selbst aktiv werden. Auch technische Probleme oder übermäßige Schwierigkeit bei der Bedienung sieht er kaum, denn immerhin sei der allegrößte Teil der Studenten mit der Überfüllung zurecht gekommen.

Dieses Mal war's geordneter: Chaotische Zustände bei der Einschreibung im Sommersemseter 2008

Dieses Mal ging's besser: Zustände bei der Einschreibung im Sommersemester 2008

Ein größeres Problem war, dass das Vorlesungsverzeichnis in großen Bereichen nicht mit dem endgültigen Kursangebot übereinstimmte. Das tatsächliche Angebot hing während der Einschreibung (vom 15. bis 30. September) in einer nicht sehr aussagekräftigen Tabelle am schwarzen Brett des Instituts und stand im Internet im gleichen Format auf der Institutshomepage. Wer suchte, fand also. Und dieses Problem bestand unabhängig vom Einschreibeverfahren, wie Matthias Müller vom Fachschaftsrat betont.

Ob es beim neuen Verfahren mehr Gerechtigkeit gab, wird unter den Studenten diskutiert. Die einen meinen, das Losverfahren bei Überfüllung sei besser, andere wären lieber früh aufgestanden, um als erste auf der Liste zu landen. Allgemein scheint aber die Meinung zu überwiegen, das Los sei im Zweifellsfall besser.

Unterschiedliche Meinungen gibt es hinsichtlich der Kontingente. Für Bachelor-Studenten und Studenten anderer Institute waren in den meisten Veranstaltungen Kapazitäten reserviert. Diese wurden häufig nicht voll ausgeschöpft, dann allerdings nach Ende des Einschreibeverfahrens unter den sonstigen Bewerben (vor allem Lehramts-Studenten) vergeben.

Bequemer ist das neue System in jedem Fall, denn für die meisten konnte es von zu Hause oder dem Ferienziel aus erfolgen. Wie auch bei den bisherigen Verfahren, blieben die Sonderfälle die größten Leidtragenden: Wer erst wenige Tage vor Semesterstart wusste, ob sein letztes Semester anerkannt wurde oder wer nur für eine Veranstaltung am Historischen Institut zu Gast ist und die Gepflogenheiten nicht kennt, war und ist wie eh und je auf die Gnade des Dozenten angewiesen. Für Erstsemester wurden hingegen Kapazitäten freigehalten. Insbesondere bei den Einführungsveranstaltungen gibt es in diesem Jahr keine Engpässe.

Kommentar von Gabriel Kords:

Das neue System ist im Grunde nur eine neue Variante des alten Problems: Am historischen Insitut gibt es  zu viele Studierende und zu wenig Lehrende. Resultierend ist das Veranstaltungsangebot zu klein, der Andrang hingegen zu groß. Unter diesen Vorzeichen kann das Institut bei der Einschreibepraxis eigentlich nur den Mangel verwalten und versuchen, die sich ergebenden Probleme so gering wie möglich zu halten. Das könnte mit stud.ip gelungen sein. Das neue System ist relativ einfach, relativ bequem und vor allem transparenter als die Einschreibung per Liste, die von Kommiltonen immer manipuliert werden konnte (und bekanntermaßen auch wurde!).

Die generellen Nachteile einer limitierten Einschreibung gelten natürlich auch für stud.ip, haben mit dem System selbst allerdings wenig zu tun. Wenn jetzt über die Qualitäten des neuen Problems diskutiert wird, lenkt das im Grunde nur von der eigentlichen Problematik, nämlich dem personellen Notstand am Historischen Institut, ab.

Die Studierenden, allen voran der Fachschaftsrat, müssen aktiv werden und lautstark Position beziehen. Dasselbe gilt auch für die Mitarbeiter das Instituts. Dass diese stattdessen auf ihrer Homepage auf veraltete Artikel über die traumhaften Bedingungen in Greifswald verweisen, ist ausgesprochen arm.

Fotos:

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  • Sebastian Jabbusch via webMoritz-Archiv