Ein Porträt von Alexander Kendzia
Sebastian Jabbusch hat wie die Stadt Greifswald mit seiner Beteiligung an der Diskussion um den Namenspatron der Universität wie kaum ein anderer in Aufregung versetzt. Anecken macht ihm Spaß. Jetzt verlässt er Greifswald.
„Wenn die Pommern gewusst hätten, dass ich einer von ihnen bin, hätten sie mich bestimmt nicht so oft als Wessi beschimpft.“Ja, dass Sebastian Jabbusch in Stralsund geboren ist, das weiß nicht jeder. Ob diese Erkenntnis vielleicht auch etwas an der Arndt-Debatte geändert hätte, sei dahingestellt. Eins ist jedoch klar: Nur wenige Menschen polarisieren so stark wie er.
„Echter Einsatz“ für den moritz
In den alten Bundesländern aufgewachsen machte Jabbusch schon früh Erfahrungen damit, wie es ist, Medien mitzugestalten. „Mit 14 habe ich meine erste Wandzeitung aufgehängt, mit 15 eine Schülerzeitung gegründet, mit 16 mein erstes Internetportal geführt, mit 17 bei der Lokalzeitung geschrieben, mit 18. Jahren war ich Chefredakteur eines bundesweiten Portals.“ Das Interesse an Medien war auch ein Punkt, der ihn dann nach Greifswald brachte. „Zum Einen wollte ich an der Küste studieren, zum Anderen hatte ich von Moritz-TV gehört. Das fand ich cool – da wollte ich mitmachen. Jedoch habe ich schnell gemerkt, wie schwer es ist, tiefergehende Geschichten mit bewegten Bildern zu erzählen. Ich bin dann zum Print-Moritz gewechselt.“
Gleich einer seiner ersten Artikel über das ehemalige Atomkraftwerk in Lubmin war eine Titelgeschichte, für die Jabbusch enorme Energie aufwendete. „Sebastian ist abends um 10 Uhr nach Lubmin geradelt, um an einer Gegensprechanlage ein Interview zu führen. Das war echter Einsatz“: erläutert Ulrich Kötter, selbst langjähriges Mitglied der moritz-Redaktion, der Jabbusch schon seit Langem kennt.
Hochschulpolitisch wollte sich Jabbusch eigentlich nicht beteiligen: „Ich hab mich dann aber Ende 2007 doch fürs Studierendenparlament aufgestellt. Ich wollte einfach live aus dem StuPa bloggen – damals wurde ich dafür belächelt.“ Deshalb trat er 2008 selbst als Kandidat auf und machte durch seine polarisierenden Wahlplakate auf sich aufmerksam.
Rechtsstreit mit der Uni
In der Hochschulpolitik versuchte er durch seine Berichterstattung auf seinem privaten Blog („StuPa Info Blog“), die Hochschulpolitik in den Fokus der Studierendenschaft zu rücken. „Ich wollte einfach über den Wahnsinn, der da im StuPa abgeht die Öffentlichkeit informieren, das hat natürlich vielen Alt-Stupisten nicht geschmeckt.“ Nach einem Rechtsstreit mit dem Rektorat über den Namen des später umbenannten Blogs (Uni Greifswald Blog) im Mai 2008 entstand langsam das Konzept eines studentischen Onlineportals.
Jabbusch ließ sein Mandat im StuPa ruhen, verkaufte seinen Blog, der damals den dritten Namen „Ryck-Blick.de“ trug, an das StuPa und wurde Chefredakteur des dadurch neu entstandenen webMoritz. Der Verkauf seines privaten Blogs an die Studierendenschaft sorgte für viele Diskussionen. Zum einen wurde stark über den Preis diskutiert und darüber, dass der Blog das bestehende Internetangebot der Moritz Medien verdrängte. Damals eckte seine redaktionelle Arbeit regelmäßig an: „Ich hatte immer einen sehr kritischen Stil und habe durchaus auch zugespitzt. Auch die Redakteure habe ich immer dazu animiert, alles zu hinterfragen, was ihnen gesagt wurde.“
„An Sebastian scheiden sich die Geister“
Die letzte Arndt-Debatte, die übrigens nicht, wie immer behauptet, eine reine Idee von Jabbusch war, sondern anfangs von den Grünen im StuPa ausging, ist nur der vorläufige Höhepunkt eines Menschen, der von sich sagt, dass er sich eher als Journalist sieht, denn als Politiker. Und so geht Jabbusch mit den Beleidigungen, die ihm während der Debatte an den Kopf geworfen wurden, sportlich um.
Dass die Urabstimmung und die Senatsentscheidung dann trotzdem für Arndt ausgingen, ist für Jabbusch kein Widerspruch. „Es wurde nicht ‚für Arndt als Person abgestimmt, sondern gegen die Namensablegung und vielleicht auch gegen die Form der Kampagne. Das ist in Ordnung.“ Trotzdem ist sich Jabbusch sicher, dass die Sache noch lange nicht vom Tisch ist. „Spätestens beim nächsten großen Namens-Jubiläum stellt sich die Frage wieder.“
„An Sebastian spalten sich die Geister. Vor allem seine direkte Art kommt nicht immer bei allen gut an“, fasst Ulrich Kötter zusammen. Auch Jabbusch selbst ist sich bewusst, dass er sich nicht nur Freunde gemacht hat. „Rektor, Burschenschaften, die lokale CDU und so manche Arndt-Fans werden sicher erleichtert aufatmen, wenn ich Greifswald endgültig verlasse“: sagt Jabbusch.
Ein kurzes Intermezzo spielte Jabbusch von Dezember 2009 bis Februar 2010 in der Piratenpartei als Landesvorsitzender. Trotz des Rücktritts ist Jabbusch weiter überzeugter Pirat, leugnet jedoch seine großen Sympathien zur SPD und Bündnis 90/Grüne nicht. Ob er sich in der Zukunft weiter aktiv politisch bei den Piraten beteiligen wird, lässt Jabbusch zurzeit noch offen.
Einen genauen Plan für die Zukunft hat Jabbusch nicht. Er hat nur Ziele: „Ich habe in meinem Leben nie langfristige Pläne gemacht.“
Zur Person:
Sebastian Jabbusch wurde 1983 in Stralsund geboren. Er studierte von 2003 bis 2010 Politik, Geschichte und Öffentliches Recht an der Universität Greifswald. Er ist der Gründer des webMoritz und der Apfelfront Greifswald. Er war bis Februar 2010 Landesvorsitzender der Piratenpartei Mecklenburg-Vorpommern. Zurzeit arbeitet er bei einer PR-Agentur in Berlin, muss in Greifswald aber noch letzte Studienleistungen erbringen.
Bilder:
webMoritz-Archiv, Foto Sebastian Jabbusch – Marco Herzog