Pedro Sithoe will kein zweites Mal um den Vorsitz des AStA kandidieren. Das sagte der gestern nicht gewählte Kandidat gegenüber dem webMoritz. Er habe vor der Wahl vereinzelte Hinweise vernommen, einige Stupisten wollten ihm zunächst „einen Denkzettel verpassen“ und habe bereits vor der Wahl gesagt, dass er genau ein Mal kandidieren werde. Dabei bleibe es: „Die Stupisten müssen wissen, was sie tun, wenn sie einen Stimmzettel ausfüllen.“

Pedro nach der gescheiterten Wahl.

Dass er über das Wahlergebnis enttäuscht ist, machte Pedro ebenfalls deutlich. Er sieht sich als Opfer von parteitaktischen Manövern. Offensichtlich sei nicht nach Inhalten, sondern nach taktischen Erwägungen abgestimmt worden. Das hätten die vielen Enthaltungen gezeigt – und eine Enthaltung habe eben oft die Wirkung einer Nein-Stimme.

Sind die Hochschulgruppen schuld?

Pedro vermutet, dass er sich bei den Hochschulgruppen unbeliebt gemacht habe, indem er stets seine eigene Meinung vertreten habe – und nicht die einer bestimmten Gruppe. Die Hochschulgruppen nähmen nicht zur Kenntnis, dass es sich bei den AStA-Wahlen (und auch bei den StuPa-Wahlen) um Personenwahlen handeln würde, sodass es um einzelne Persönlichkeiten und nicht ums Parteibuch gehe. Pedro fasst zusammen: „Hochschulgruppen sind kontraproduktiv.“

Dass die Hochschulgruppen schuld sind, vermutet auch Sovlejg Jenssen (LHG): Offenbar hätten diese Rückschlüsse auf seine „politische Couleur“ gezogen und dann diesen zufolge gewählt anstatt sich um Sachfragen zu kümmern. In eine änhnliche Richtung geht eine Polemik des LHG-Vorsitzenden Patrick Kaatz, die noch in der Nacht veröffentlicht wurde.

Korbinian Geiger: Alle bisherigen Wahlen hatten schlechtes Ergebnis

Korbinian Geiger

StuPa-Präsident Korbinain Geiger (RCDS) geht indes nicht davon aus, dass die Hochschulgruppen die Schuld tragen. Zumindest in seiner Gruppe sei ein entsprechendes Abstimmungsverhalten nicht vorher abgesprochen worden, das sei ohnehin nicht üblich, sagte er. Er sei davon ausgegangen, dass „Pedro alternativlos ist“ und sei über das Ergebnis „negativ überrascht“. Er sagte weiter: „Ich finde es schade, das Pedro nicht gewählt wurde.“ Auch beim Gleichstellungs-Referat leuchte ihm nicht ein, weshalb „trotz offensichtlicher Kompetenz“ kein Kandidat gewählt worden sei.

Zur Erklärung bemühte Korbinian auch die Statistik: Bisher hätten alle Wahlen – mit Ausnahme der von Corinna Kreutzmann – ein knappes Ergebnis hervorgebracht. Das gelte sowohl für seine eigene Wahl als auch besonders für die seiner Stellvertreter. Auch die LKS-Vertreter seien lediglich mit dem „Mindestergebnis“ gewählt worden. Korbinian glaubt, dass viele der neuen Stupisten die Ausgangslage falsch eingeschätzt hätten: „Die dachten: ‚Bei einem Kandidaten ist sowieso klar, dass der gewählt wird.‘ Daher haben die sich dann schon bei kleinsten Unstimmigkeiten mit dem Kandidaten enthalten oder gegen ihn gestimmt.“ Und genau das sei nun schon mehrfach ins Auge gegangen.

Pedro sorgt sich infolge seiner gescheiterten Wahl um die Entwicklung des StuPa. Offenbar seien sich viele Stupisten gar nicht bewusst, welches Amt sie ausübten. Die älteren Stupisten würden ignoriert, ja es werde sogar „aus Prinzip“ gegen sie abgestimmt. Insgesamt könnten viele Stupisten mit ihrem Amt nicht umgehen, sagt Pedro – nicht alle, aber zu viele.

Zudem weist Pedro darauf hin, dass es der AStA sei, der in Verhandlungen mit Politik und Universitätsleitung auftrete – und eben nicht das StuPa. Vertreter der Uni hätten sich heute an ihn gewendet mit der Frage, was das denn solle, sagte Pedro. Er sei ihnen übrigens die Antwort auf diese Frage schuldig geblieben, sagte er noch.

Pedro und Sovlejg ziehen sich aus dem AStA zurück

Eilige Übergabe: Daniela (l) und Solvejg heute im AStA-Büro

Auch wenn Pedro seine Zeit im AStA für endgültig beendet hält, wird er weiter in der Hochschulpolitik tätig sein. Er ist Senator und will als solcher auch an StuPa-Sitzungen teilnehmen. Im Arbeitskreis Lehramt will er sich ebenfalls weiterhin engagieren. Deutlich weniger einbringen wird sich indes Solvejg Jenssen: Sie habe schon vor der missglückten Wahl klargemacht, dass sie nicht über die Wahl hinaus zur Verfügung stehen würde, sagte sie dem webMoritz. In wenigen Wochen begännen ihre Examensprüfungen. Ihr Rücktritt sei daher zwar überraschend, aber keinesfalls ohne Vorwarnung erfolgt.

Heute sah man Solvejg zusammen mit Daniala Gleich, der neuen stellvertretenden AStA-Vorsitzenden, im AStA-Büro sitzen und ihrer Quasi-Nachfolgerin eine Einweisung in die operative Arbeit des AStA geben. Solvejg und Pedro sind bemüht, Daniela bei ihrem unfreiwilligen Start in eine Art Dreifach-Funktion als AStA-Stellvertreterin, kommissarische Vorsitzende und Wohnreferentin zu unterstützen.

Die Stimmung ist mies

Insgesamt waren im AStA-Büro heute sehr viele sehr schlecht gelaunte AStA-Referenten zu beobachten. In ähnlicher Stimmung befand sich StuPa-Urgestein Alexander Schulz-Klingauf. Er findet die Nicht-Wahl Pedros schade und hat nicht damit gerechnet, denn: „Sein Bewerberbogen war qualitativ und quantitativ mehr als sehr gut.“ Er habe auf die inhaltlichen Fragen der Stupisten zu seiner vollsten Zufriedenheit geantwortet und auch durch die übrigen Fragesteller sei nicht deutlich geworden, dass es bei der Wahl Probleme geben würde.

Was Alexander zudem ärgert: „Wir hätten einmal die Chance gehabt, die AStA-Übergabge reibungslos über die Bühne zu kriegen.“ Stattdessen müsse Daniela nun „quasi im Urschleim anfangen.“ Alexander hofft, dass das StuPa in seinen nächsten Sitzungen in der Lage ist, den AStA weiter handlungsfähig zu halten. Dass es im AStA nun mit einem Holperstart losgeht, bedauert auch Pedro: „Daniela tut mir wahnsinnig leid. Aber ich bin mir sicher, sie schafft das.“ Er habe mit ihr eine Absprache getroffen und werde sie bei Problemen und Fragen unterstützen – genauso wie die anderen aktiven und ehemaligen AStA-Referenten.

Bilder: Christine Fratzke (Korbinian), Gabriel Kords (übrige)