Gestern wurde das neue Caspar-David-Friedrich-Denkmal an seinem zukünftigen Standort in der Lappstraße aufgestellt, bereits heute wurde es Zielfläche für eine merkwürdige Aktion. Den Passanten bot sich heute morgen ein unerwartetes Bild, als eine offene Kloschüssel auf einem BronzeStahlsockel neben dem Denkmal stand.
In den vergangenen Wochen hatte es regelmäßig Kritik an der Denkmalsaufstellung in Greifswald gegeben, wie auch auf dem webMoritz schon öfter zu lesen war. Ob die Aktion als Protest gedacht ist, bleibt jedoch unklar. Kritiker hatten bemängelt, dass das Denkmal durch eine private Initiative zustandegekommen sei, die dafür aber öffentliche Fördergelder erhalten habe. Zudem wurde bemängelt, dass die Ausschreibung für Künstler nur auf Norddeutschland begrenzt war – angesichts der Bedeutung Caspar-David Friedrichs hätte sie nach der Meinung von Kritikern, auch aus dem Capsar-David-Friedrich-Institut der Universität, international ausfallen sollen. Zudem hatte einige Politiker gestört, dass das Denkmal auf einem Privatgrundstück von Bürgerschaftspräsident und MdL Egbert Liskow (CDU) aufgestellt wurde. Die feierliche Einweihung des Denkmals ist für den 8. Mai vorgesehen.
Vorbeilaufende Bürger zeigten sich empört und äußerten ihren Unmut mit Sätzen wie: „Auf welche Ideen manche Leute kommen?!“ Eine Passantin bemerkte treffend: „Das hat wohl jemand heute Nacht da hingestellt.“
Inzwischen erbarmte sich ein Kunstfreund und entfernte die Toilette ein wenig vom Denkmal:
Was die Aktion sollte und ob sie überhaupt etwas mit dem Denkmal zu tun hat, ist derzeit unklar. Seitens der für das Denkmal zuständigen Helmut-Maletzke-Stiftung konnten wir heute leider niemand für eine Stellungnahme erreichen. Auf der Unterseite des Klodeckels war ein Stadtplan angeklebt, jedoch ohne weitere Hinweise auf eine beabsichtigte Aktion:
Bilder: Julia Löcherbach
Na da war die Kloschüssel doch noch eine Bereicherung für dieses Armutszeugnis von einem "Denkmal".
Oder besser gesagt: das Klo hat nochmal bildlich unterstrichen, was da eigentlich auf dem Privatgrundstück (!) von Egbert Liskow (!) mit Fördermitteln aus dem Zukunftsfond (!) hingeschissen wurde.
Jedem Kulturliebhaber geht doch das Messer in der Tasche auf und Caspar David rotiert im Grabe.
Mal wieder voll ins Klo gegriffen, liebe Bürgerschaft.
Soweit ich weiß, ist die Bürgerschaft in diesem Fall ausnahmsweise mal halbwegs unschuldig. Mal abgesehen von ihrem Präsidenten und abgesehen von der Tatsache, dass sie sich auch schon etwas früher um ein etwas würdigeres Denkmal hätte bemühen können…
Kann jemand mal einem Kunstlaien erklären was dieser Bronzesockel darstellen soll? Und schaut C. D. Friedrich jetzt wirklich auf die Abfallbehälter in der Mitte des Platzes?! Furchtbar…
Ich bin zwar weder mit dem Ort, noch der Ausführung oder der Finanzierung einverstanden; jedoch denke ich das eine Toilette das falsche Mittel ist seinen Protest auszudrücken.
Der "zweckentfremdete" Sockel ist nicht aus Bronze sondern aus Stahl und bildet die Basis für einen stählernen gotischen Bogen.
Eine (Teil)Erklärung zum Denkmal und seiner Geschichte findet man hier: http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/KULTUR/1702…
Über Kunst und deren Interpretation lässt sich sicher trefflich streiten!
Aha, Stahl mit künstlerischem Rostüberzug?? Äußerst gelungen!
Dieses Ungetüm vom Schrottplatz als "gotischen Bogen" interpretieren zu wollen, ist schon mehr als guter Wille. Recyclingkitsch aus den 90ern mit einer mittelschlechten Darstellung C.D. Friedrichs, mehr ist hinter der Pizzabude nicht zu sehn!
Aber allein durch die Unterhaltung hier erhält dieser Müllhaufen ja noch künstlerische Aufwertung… lasst uns doch lieber über die Kloschüssel reden, die ist viel interessanter!
Warum werd ich das Gefühl nicht los, das der Redaktion unliebsame Provokateure schnell gesperrt werden während bei anderen ein unnötiges Wort nach dem anderen herauskommt..?
Hajo-> "Grundschul- Plastik", "voll ins Klo gegriffen, liebe Bürgerschaft", "was da eigentlich auf dem Privatgrundstück (!) hingeschissen wurde" ,"dieser Müllhaufen"
Es gibt ja auch Leute denen die Plastik gefällt und die es gut finden, dass in privater Initiative etwas geleistet wurde was die Stadt offensichtlich nicht realisieren konnte. CDF ist ein Sohn der Stadt. Würde das Grundstück jemand anderem gehören – wer weiss ob da nicht nur eine schmale Gasse zwischen Fischmarkt und Dom damit dieses böse Privatgrundstück auch privat wäre. Es bereichert diese belebte Gasse… Sämtliche Touris latschen da durch… Warum nicht? Für Greifswald ist es eine Aufwertung. Herr Liskow profitiert nicht im geringsten dadurch, oder?
Das Wandbild geht auch auf eine private Initiative zurück und ist besser als eine graue Wand.
Vom Meckern und Schlechtmachen wird jedenfalls nichts schöner oder besser… 🙂
Och Mensch, da haste mich jetzt aber wirklich hart getroffen. Ich nehm alles zurück und finde dieses Meisterwerk menschlichen Kunstschaffens geradezu als grandios, hätte nicht besser werden können.
Ich mecker so viel wie ich will und benutze dabei auch die Vokabeln, die ich möchte. Du hast dich beim Thema Arndt ausgekotzt und machst deine politische Gegner hier öffentlich lächerlich. Da lass ich mir von so nem halbgebackenen Bubifatz wie dir nichts erzählen. Klar soweit?
Eine Aufwertung erfährt die Stadt durch dieses Denkmal keineswegs! Nur weil die Touris gezwungenermaßen durch dieses nach Müll und Essensresten stinkende Gasse MÜSSEN und soz. im Vorbeigehen diesen Metallbrocken sehen, ist das noch längst keine Krönung!
Mein Gott, du bist wirklich dermaßen beschränkt, dass es mir fast leid tut, schon wieder eine Antwort zu tippen.
Politik ist dir egal? Kann ich dir nicht abnehmen, nachdem du Leute wie ret_marut, die ihre Meinungen fundiert darstellen, als Ratte bezeichnet hast und dir selbst für deinen selten dämlichen Wortwitz noch auf die Schulter klopfst (wer sollte es auch sonst machen…)
Ich stelle meine Meinung übrigens nicht als einzig wahre Meinung dar, bei der Arndt- Debatte hab ich mich dezent zurückgehalten, um mich nicht mit unterbelichteten Heinis wie dir behängen zu müssen. Dass du keine Ahnung vom Faschismusbegriff hast, musst du nicht wiederholt unter Beweis stellen. Mal wieder nur Fehlanzeige bei deinen Äußerungen…
Zum Thema selbst fehlt mir jetzt welches Wissen genau? Dass sich auch Caspar David Friedrich seinerzeit schon mit amputiertem Bein und Wanderstock über einen rostigen Haufen Sondermüll beugte und dabei Mülltonnen anstarrte? Konnte ja keiner ahnen, dass da eine reale Szene aus seinem Leben eingefangen wurde.
Zu den Tourizahlen, die den Weg zwischen Fischmarkt und Dom durch diese Gasse abkürzen weiß ich nichts, aber setz dich doch nächstes Wochenende mal hin und zähl nach,die Angelegenheit scheint dich ja sehr zu bewegen.
Die Idee mit der Kloschüssel ist nicht neu und auch nicht besonders originell!
Z.B.: http://icelle.polisperten.de/index.php/milans-wel…
Aber der Stadtplan auf dem Klodeckel ist doch auch schon ein Kunstwerk an sich und bietet in der Diskussion um den Aufstellungsort viel Gedankenspielraum.
Bei aller Kritik am Standort des Denkmals, wo sind die praktikablen Gegenvorschläge? Im jahrelangen Kampf (Krampf) um das Denkmal Standort hätten sich ja auch die jetzt so lauten Kritiker etwas einfallen lassen können.
Wenn ich mich recht erinnere, dann wurde immer wieder der Marktplatz als ein Ort für das Denkmal diskutiert. Dort hätte das Denkmal auf dem zentralen Platz der Start seine Wirkung entfalten können, statt in einem privaten Hinterhof das Dasein zu fristen.
Abgesehen davon ist die Rostinstallation um CDF nicht gerade ansprechend und ein gotischer Bogen aus Stahl(!) ist so ziemlich das Letzte, was eine Stadt mit backsteingotischem Altstadtkern benötigt!
Meiner Erinnerung nach geistert die Idee eines Figurengruppe nach einem Gemälde von CDF auf dem Markt schon 15 Jahre durch Greifswald. Es handelt sich bei dem bekannten Gemälde wahrscheinlich um Familie Friedrich auf dem Markt.
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trister Hinterhof..? Stell Dich mal bei Sonnenschein eine halbe Stunde neben die Plastik und zähl die Menschen die dort entlang laufen. Aus diesem Grund wurde bereits viel Geld in diesen Hinterhof gesteckt. Wenn Liskow es wollte könnte er eine Mauer um sein Grundstück ziehen und alle würden meckern. Stellt er den Platz der Öffentlichkeit zur Verfügung meckern se auch wieder… Wie man´s macht es ist verkehrt 😉
"trister Hinterhof" ist nicht meine Wortwahl!
Die Idee für das Denkmal auf dem Markt ist noch als Glasmalerei in der Tür der dortigen Sparkassenfiliale zu bewundern.
„ … 1999 beschloss die Bürgerschaft, über eine Spende des Neumünsteraner Bauunternehmers Reinhard Michel die Figurengruppe darzustellen, die Friedrich 1818 auf seinem Aquarell des Greifswalder Marktes malte. Dass daraus jetzt doch noch etwas wird, darf bezweifelt werden.
Die Künstlerschaft lehnte damals ohnehin fast einhellig die „Gartenzwerge“ ab, erinnerte Manfred Prinz. …“ http://www.b-anders.de/archiv.html
Michel Bau musste wohl Insolvenz anmelden. Das und andere künstlerische Dissonanzen s.o. haben wohl verhindert, dass das Projekt auf dem Markt verwirklicht wurden.
PS: Ich merke schon, dass viele der hier „Mitwirkenden“ nicht an einer sachlichen Diskussion interessiert sind und ihre Stärke in eigenartigen Aktionen ↕ zeigen. Damit meine ich im Wesentlichen nicht die Kommentatoren!
"Inzwischen erbarmte sich ein Kunstfreund erbarmt…"
Ansonsten: Über das Aussehen des Denkmals kann man sich ja streiten. Aber es wurde innerhalb Greifswalds definitiv am A*sch der Welt platziert; so, dass man es ja nicht auf den ersten Blick sieht. Vielleicht sollte das die Kloschüssel symbolisieren?
Es sind oft die schönsten und interessantesten Dinge die eben nicht sofort ins Auge stechen…
Mir fehlt noch ein Hinweis darauf, dass dieses Denkmal auf einem Privatgrundstück mit 21.115 Euro aus dem Zukunftsfond gefördert wurde. Zitat Bildungsminister Metelmann:
"Durch den ‘Zukunftsfond Mecklenburg Vorpommern’ sind wir in der Lage, besonders innovative Projekte in den Bereichen zukunftsweisender Technologien, Forschung und Entwicklung zu unterstützen”.
Das kann so für sich stehen, denke ich.
Das Zitat stammt aus dem Jahre 2006 und galt als Handlungsanweisung für eine rot-rote Regierung.
Der jetzige Bildungsminister ist bekanntermaßen von der CDU und an solche Maxime nicht mehr gebunden. Sein Vorbild Adenauer hat zum Geschwätz von gestern doch alles gesagt!
Im Beitrag steht, dass das Denkmal auf einem Privatgrundstück steht und dass Fördergelder geflossen sind. Die genaue Summe (oder zumindest 21 Tsd Euro) wird in einem der verlinkten Artikel genannt. Aber darum soll es hier ja nicht gehen 🙂
Ehrlich gesagt, denke ich, dass das eher ein [un]glücklicher Zufall war mit der Kloschüssel. Denn ich ging des Nächtens kurz nach Mitternacht die Fleischerstr. entlang und in der Nähe des Déja Vue stand ne Menge Sperrmüll rum, unter anderem eben diese Kloschüssel. (das weiß ich weil wir darüber noch Witze gemacht haben)
Somit denke, dass ein Schelm sich diese Schüssel in der Nacht geschnappt hat und rübergetragen hat zum Denkmal. (ist ja nicht weit)
Deshalb: geplant war der "Anschlag" sicher nicht, eher ein netter Zufall..
Sozusagen ein Klolateralschaden!;)
Habe meinen Kommentar ungschickt formuliert und wollte den Artikel nicht kritisieren. Mir ging es allein um das Paradoxon Zukunftsfond und Denkmal.
zum denkmal an sich könnte man anmerken, dass sein standort per se kein günstiger ist, da es öffentlich wirksam sein soll, aber auf einem privatgrundstück steht, obwohl das ja wahrscheinlich durch "zugangsrechte" für passanten gemildert wird (?). die wichtigste funktion des denkmals, an cdf erinnern, dem wird das wohl gerecht. man muss sich nur fragen, ob die umsetzung so gelungen ist, und ob so eine eingeschränkte ausschreibung über die grenzen norddeutschlands – wenn überhaupt jenseits mv's – seine wirkung in zukunft entfaltet, aber für sowas interessiert man sich in greifswald grundsätzlich viel zu wenig…
@ th. schnattschneider: deine kritik am material kann ich nachvollziehen, nur ist das "klassische" denkmal (seit der antike!) aus metall, und in hgw gibts dafür auch beispiele (rubenowdenkmal, figurengruppe fischmarkt, friedrich-II-denkmal im pomm. landesmuseum), von daher stehts ja auch irgendwie in einer traditionsfolge…
die aktion finde ich lustig, man merkt doch an den "empörten" reaktionen der greifswalder bürger, wie leicht man mit so was schockieren kann, das hatte duchamp gefallen (http://de.wikipedia.org/wiki/Fountain_%28Duchamp%29)…
"obwohl das ja wahrscheinlich durch "zugangsrechte" für passanten gemildert wird"
Geh einfach mal hin und schau es Dir an… es ist die Gasse vom Fischmarkt am Kruppkolleg vorbei Richtung Dom…
Und ich finde es gut, dass das Gelände dort für die Öffentlichkeit gestaltet wurde. Das Wandbild, die offene Rasenfläche… alles privat Finanziert… Die Plastik wurde wahrscheinlich nur gefördert weil schon 24 000 an privaten Mitteln vorhanden war.
P.S. Vielleicht kennen viele Kritiker die frühere Situation dort nicht. Vorm Neubau des Krupp Kollegs durfte man dort jahrelang durch eine Brettergasse laufen. Diese war stellenweise auch oben geschlossen…
Es sind knapp 17.000 Euro private Mittel und die schon erwähnten 21.115 Euro aus dem Zukunftsfond. Und den angeführten Förderungsgrund halte ich für hanebüchen, also weil schon privates Geld da war.
Nebenbei bemerkt finde ich das Wandbild auch eine ganz schöne Zumutung.
Machs doch besser.
jupp… stimmt… danke 🙂
1. ich weiß, wo es steht, danke. aber bist du – als es dort noch nicht stand – einfach über die wiese zum "wandbild" gelatscht? oder vielleicht doch einfach nur auf dem weg vorbeigefahren?
2. die alte situation kenne ich nicht, aber das denkmal hat an diesem ort keine wirkung, es ist eingeengt und steht im hinterhof.
3. ich finde überhaupt nicht, dass dieser raum ein schöner, öffentlicher platz geworden ist. es ist mehr oder weniger die beste durchgangspassage vom markt/fischmarkt zum dom/uni, aber er lädt nicht zum verweilen und betrachten ein.
Hier findest du ein Bild von 1995:
http://www.flickr.com/photos/27141797@N05/2642667…
Kann ich nicht, bin kein Wandmaler. Aber ich würde erstmal die lokalen Kompetenzen für so ein Projekt anzapfen, sprich: Das Caspar-David-Friedrich-Institut. Das hätte nicht nur Stadt und Uni weiter verzahnt, vielleicht wäre auch was ansprechenderes bei rausgekommen, sowohl was Wandbild als auch was das Denkmal betrifft.
BTW ist "machs doch besser" die ermüdenste Art, Kritik zu begegnen.
danke. aber ändert nix an der frage denkmal – öffentlicher raum, die hier mal diskutiert werden sollte.
Stimmt!
Manchmal entwickeln sich Orte unvermeidlich zu Enklaven kleinbürgerlich liebevollen Sinnierens. Und das ist gut so. An anderer Stelle wiederum entstehen Plätze, die werden zu Startrampen für mutige leise, auch kraftvoll poetische Assoziationen. Orte für Träume und Gedanken die zwischen Vergangenheit und Zukunft schwingen. Die wird man freilich in deutschen Kleinstädten eher selten finden. Da verlässt man sich lieber auf die Natur, den Sonnenuntergang und die Nachtigall. Es ist zu vermuten, das rührende Engagement einiger kunstbeflissener BürgerInnen unterstützt eher das leitlinienorientierte Kunstrezipieren kleinmütiger Feingeister. Das darf sein. Aber der Weltkulturgeist wird großmütig über diese fragwürdige bescheidene neue Kultstätte hinwegsehen. Und das ist gut so. Möglicherweise finden sich im zukünftigen Greifswald auch lebendigere Würdigungsattitüden für einen Romatiker, die gänzlich ohne Metall und durchgeistigten Hohlraum auskommen.
Jetzt ist endlich raus, wer den Anschlag auf das CDF-Denkmal verübt hat. Es ist jemand aus dem webmoritz-Umfeld.
Äußerst konspirativ hat der Ästhetikterrorist Arvid Hansmann sein Bekennerschreiben bei der FAZ platziert.
http://blog.gruene-greifswald.de/wp-content/uploa…
Danke Arvid, dass du den Mut hast, zu tun und zu schreiben, was viele denken. Wir besuchen dich dann mal im Karzer. 😀