„Mit der Kamera in die Welt“ begab sich Richard Fleischhut Anfang des 20.Jahrhunderts auf Reisen und dokumentierte damit nicht nur das gesellschaftliche Leben zwischen Amerika und Europa. Ein Bestand seiner Arbeit wird noch bis Januar in der Sonderausstellung des Pommerschen Landesmuseums ausgestellt – und zeigt eine beeindruckende Momentaufnahme der damaligen Zeit.

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Neben den Fotos sind auch viele Gegenstände aus Fleischhuts Nachlass zu bewundern.

Richard Fleischhut, der 1905 als Konditor zu seiner ersten Seefahrt aufbricht, ist bis 1939 Bordfotograf der Reederei Norddeutscher Lloyd.  An Bord der Schiffe hat er sein eigenes Atelier und Labor. Die Überfahrten zwischen Bremen und New York gelten damals als gesellschaftliches Ereignis, die luxuriösen Kreuzfahrtschiffe waren nicht nur Verkehrsmittel: Prominente wie berühmte Musiker, Politiker und Schauspieler treffen sich hier.

Die Kreuzfahrten wurden zu einem beliebten gesellschaftlichen Ereignis von Europäern und Amerikanern und diese werden auch zu einem wichtigen Motiv von Fleischhut. Von Schauspielern, wie Marlene Dietrich bis hin zu Politikern, wie Franklin D. Roosevelt: Fleischhut porträtiert die Schönen und Reichen der damaligen Zeit.

Auffallend ist die große Anzahl an Musikerporträts in Fleischhuts Bestand. Der Fotograf  ist selbst Teil einer begabten Musikerfamilie. So  war beispielsweise seine Frau Florentine Fleischhut eine erfolgreiche Komponistin und Pianistin und wirkte als Musiklehrerin. Florentines Vater war Oboist und Kapellmeister. Unter den Porträtaufnahmen finden sich Bilder von dem russischen Dirigenten Sergej Rachmaninoff, dem österreichischen Tenor Richard Tauber und anderen bekannten Musikern.

Viele der Porträts zeugen von einer fröhlichen Ausgelassenheit und vermitteln dem Betrachter eindrucksvoll das künstlerische Leben an Bord der Schiffe. Gleichzeitig gibt es schwermütige Charakteraufnahmen, wie beispielsweise das Porträt Rachmaninoffs.

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Fleischhut porträtiert auch die Einwohner der Länder, die er auf seinen Reisen kennenlernt

Neben Prominenten und seiner Familie porträtiert Fleischhut jedoch auch die Einwohner der Länder, die er auf seinen zahlreichen Schiffsreisen kennenlernt. Mit seiner offenen Sachlichkeit und dem Interesse an den Personen vor der Kamera gelingen ihm eindrucksvolle Bilder. Während die Prominenten auf dem Schiff wissen, wie sie sich in ihren extravaganten Kleidern in Szene setzen, bilden die nüchternen Aufnahmen afrikanischer Kinder oder arabischer Frauen einen interessanten Kontrast.

Bemerkenswert ist das Porträt zweier Samen in Norwegen, dass bei der Betrachtung durch seine gestochene Schärfe jede Lebenserfahrung der beiden alten Männer erkennen lässt. Hinzu kommen Aufnahmen der Schiffsbesatzung und auch seltene Aufnahmen von Aussiedlerfamilien sind in Fleischhuts Bestand zu finden.

Zu den Porträts kommen Landschaftsaufnahmen der bereisten Länder sowie Fleischhuts beliebtes Motiv: das Meer. Hier schafft er es die Dynamik des Meeres direkt einzufangen und es in den Kontrast zu dem Kreuzfahrtschiff zu setzen. Er spielt vor allem mit dem Kontrast der Dimensionen: die unendliche Weite des Meeres und die Matrosen, die im Gegensatz zu den rieseigen Schiffsschrauben und Schiffswänden klein wie Ameisen wirken.

Die Idee zu der Ausstellung kam durch den Kontakt zu Fleischhuts Enkelin Ingrid Peckskamp-Lürßen zustande, die einen Großteil der Bilder für die Ausstellung zur Verfügung stellte. „Da wir immer einen Bezug zur pommerschen Kultur brauchen, kam es uns gelegen, dass Richard Fleischhut in Kößlin geboren wurde“, erzählt Mario Scarabis, Kurator der Ausstellung. Dadurch bot sich die Gelegenheit eine kleine Auswahl aus dem Nachlass von Fleischhuts Bildern im Pommerschen Landesmuseum zu zeigen.

Bisher ist die Sonderausstellung gut besucht, jedoch kein „Blockbuster“, wie Scarabis meint, „Leider hat Richard Fleischhut beim Publikum noch nicht den Bekanntheitsgrad den er verdient, denn mit seinen populären Kollegen kann er in Sachen Qualität und Themenvielfalt locker mithalten. Für mich gilt er in der Geschichte der Fotografie als die eine der bedeutendsten Entdeckungen der letzten Jahre.“ Mit der Ausstellung möchte Scarabis dazu beitragen, den Fotografen etwas bekannter zu machen.

Die Sonderausstellung ist noch bis zum 3.Januar 2010 geöffnet.

Fotos:

Copyright: Ingrid Peckskamp-Lürßen mit freundlicher Genehmigung des Pommerschen Landesmuseums.