Am 27. September wählt die Republik einen neuen Bundestag. Der webMoritz interviewte die Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 16 (Greifswald – Demmin – Ostvorpommern) per E-Mail. Heute: Peter Ritter (Die Linke).

webMoritz: Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Peter Ritter: Politik hat mich schon immer interessiert. Ich habe mich in der Pionierorganisation und in der FDJ engagiert. Ich habe mich (politisch) bewusst selbst entschieden, Offizier der NVA zu werden. Die politisch spannendste Zeit erlebte ich zur Wende 1989/90. Der Weg von der SED zur PDS war eine Herausforderung, von intensiven Debatten über Vergangenheit und Verantwortung geprägt. Im März 1991 wurde ich hauptamtlicher Geschäftsführer der PDS im Kreis Malchin. Seit dem bin ich auch Kreistagsabgeordneter und bin heute Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE./Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag Demmin. Seit 1994 bin ich Mitglied des Landtages, seit 2001 Landesvorsitzender meiner Partei.

webMoritz: Im Bundestag gibt es direkt gewählte Kandidaten und Kandidaten, die über Listen einziehen. Macht das abgesehen von gewissen Repräsentationspflichten im Wahlkreis irgendwelche Unterschiede?

ritter-300x200-die_linkePeter Ritter: Für mich macht es keinen Unterschied, ob direkt oder über die Landesliste in den Bundestag gewählt. Immer ist man den Interessen der Wählerinnen und Wähler verpflichtet. Der Kampf um mehr soziale Gerechtigkeit ist nicht abhängig vom Weg in den Bundestag.

webMoritz: Wo sehen Sie Möglichkeiten, sich besonders für Ihren Wahlkreis einzusetzen?

Peter Ritter: Interessenvertretung des Ostens und damit meines Wahlkreises ist für mich eine wichtige Motivation für die Arbeit im Bundestag. Die Rückkoppelung zu den Wählerinnen und Wählern im Wahlkreis, die Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden, also die Kopplung von parlamentarischer und außerparlamentarischer Arbeit ist eine entscheidende Grundlage für Interessenvertretung des Wahlkreises.

webMoritz: Wie sieht ihr Wahlkampf aus?

Peter Ritter: Die Formen des Wahlkampfes sind vielfältig: Informationsstände, Teilnahme an Foren, Touren durch die Dörfer im Wahlkreis, Internetpräsenz, Pressearbeit, Gespräche mit Vereinen und Verbänden… rund um die Uhr bis zur abschließenden „Kaufhallentour“ am 26.09.2009.

webMoritz: Wer unterstützt Sie im Wahlkampf? (Haben Sie ein Wahlkampf-Team und wie sieht es aus?)

Peter Ritter: Ich habe ein Wahlteam, das mich im Wahlkampf unterstützt und den Wahlkampf koordiniert. Darüber hinaus unterstützen mich Mitglieder und SympathisantInnen der LINKEN im gesamten Wahlkreis tatkräftig. Alles geschieht in Eigenverantwortung-  und initiative – einschließlich einer hohen Spendenbereitschaft.

lebenslauf-peter_ritterwebMoritz: In welchen Bundestagsausschüssen würden Sie gern mitarbeiten?

Peter Ritter: Spannend für mich wäre eine Mitarbeit im Innenausschuss und im Verteidigungsausschuss.

webMoritz: Zwei parteilose Kandidaten machen besonders intensiv Werbung für das bedingungslose Grundeinkommen. Für die anderen: Was ist ihre Haltung zu diesem Modell?

Peter Ritter: DIE LINKE setzt sich für eine bedarfsdeckende und sanktionsfreie Mindestsicherung ein, die Armut verhindert und BürgerInnenrechte achtet. Mit ihrem Finanz- und Steuerkonzept hat DIE LINKE dafür auch die Finanzierungsgrundlagen dargestellt. Letzteres vermisse ich übrigens bei den Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen.

webMoritz: Im Falle Ihrer Wahl: Welches Verkehrsmittel wollen Sie zum Pendeln nach Berlin nutzen?

Peter Ritter: Schon jetzt habe ich oft in Berlin zu tun. So oft wie es geht fahre ich mit dem Zug  (Zum Glück ist meine Heimatstadt Stavenhagen noch an das Schienennetz angebunden!). Bin ich im Wahlkreis unterwegs geht es leider weitgehend nicht ohne Auto. Ausbau des ÖPNV und SPNV sind daher aus meiner Sicht dringend geboten.

webMoritz: Wie stehen Sie zum geplanten Steinkohlekraftwerk in Lubmin?

Peter Ritter: Das geplante Steinkohlekraftwerk in Lubmin lehne ich ab. Ich bin deshalb auch Mitglied der Bürgerinitiative gegen den Bau des Kraftwerkes.

webMoritz: Was halten Sie davon, dass in Deutschland so viele Dinge, besonders die Bildungspolitik, gar nicht vom Bundestag sondern von den einzelnen Ländern entschieden werden?

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Peter Ritter: Die Entscheidungsbefugnisse des Bundestages sind größer als in der Frage suggeriert. Steuer- und Finanzpolitik, Außen- und Militärpolitik, Gesundheitspolitik, Rentenpolitik usw. usf. Dass die Länder über die Bildungspolitik entscheiden hat Vor- und Nachteile. Die Überwindung des altertümlichen, gegliederten Schulsystems hin zum längeren, gemeinsamen Lernen in der Zeit der SPD/PDS – Landesregierung wäre nicht möglich gewesen, wenn konservative Mehrheiten im Bund Bildungspolitik bestimmen würden.

webMoritz: Was sind Ihre Pläne für den Fall, dass Sie nicht gewählt werden?

Peter Ritter: Wenn ich nicht gewählt werden sollte bleibe ich Landtagsabgeordneter, politisch aktiv und greife zur Landtagswahl 2011 wieder an. Es gibt auf dem Weg zu einer gerechten Gesellschaft noch viel zu tun!

webMoritz: Vielen Dank für das Interview!

Bildnachweis:

Die Linke-Logo, Foto Peter Ritter – Die Linke

Logo Bundestagswahl 2009 – Jakob Pallus