Kluge, aber vor allem markige Worte in knappen Sätzen machen das Leitbild einer Institution aus. Auch die Stadt Greifswald hat sich vor mehr als zehn Jahren ein Statement zugeordnet. Nun scheint die Zeit gekommen, Bilanz zu ziehen und den damaligen Konsens zu überprüfen. Im kommenden Jahr soll die Bürgerschaft ein neues Leitbild beschließen.
Für eine professionelle Unterstützung soll dabei die Prognos AG sorgen. Bis März 2010 soll das Berliner Beratungsunternehmen einen Vorschlag erarbeiten, der den Verantwortlichen als Grundlage für ihre Entscheidung dienen kann. Die Stadt betont allerdings in einer kürzlich erschienenen Pressemitteilung, dass Prognos mit „Partnern vor Ort“ eng kooperieren werde.
Quo vadis Gryps?
In einer groß angelegten Veranstaltungsreihe sollen alle örtlichen Einrichtungen und Institutionen, aber auch alle interessierten Bürger eingeladen werden, gemeinsam über die Zukunftsziele der Stadt nachzudenken.
Oberbürgermeister Dr. Arthur König erklärte dazu in der Pressemeldung:
„Das Leitbild muss das beinhalten, was Greifswald anziehend und attraktiv macht, das Besondere herausstellt und die Stadtentwicklung befördert. Es soll zeigen, wo unsere Stärken liegen und wo wir als Stadt künftig unsere Schwerpunkte setzen.“
Den Auftakt der öffentlichen Diskussion soll eine Veranstaltung am 21. Oktober in der Aula der Universität bilden. Genauere Informationen darüber sind dem webMoritz bisher allerdings noch nicht bekannt.
Wir wollen unsere Leser bereits jetzt einladen, im Forum über ein neues Leitbild der Stadt zu diskutieren: Was muss unbedingt ins neue Leitbild hinein, worauf kann man verzichten? Und was haltet ihr generell von der Idee eines Leitbilds?
Zurück in die Zukunft
Als Vergleichswert: Vor gut zehn Jahren beschloss die Bürgerschaft folgenden Text:
„Greifswald und seine Umlandregion bilden eine im norddeutschen Raum einmalige Verbindung aus einer über die Jahrhunderte gewachsenen, überschaubaren Universitätsstadt, der dörflich geprägten vorpommerschen Landschaft, und der Ostseeküste zwischen Rügen und Usedom mit ihren günstigen Voraussetzungen für Tourismus sowie für den Waren-, Dienstleistungs- und Technologieaustausch mit Nord- und Osteuropa.
Unverwechselbares Kennzeichen dieser Verbindung ist die von Land und See her weithin einsehbare Silhouette der Greifswalder Altstadt. Wirtschaftlich und kulturell ist Greifswald mit seinem Umland vielfältig und untrennbar verflochten.
Die Universitätsstadt Greifswald und ihr Umland sollen sich zu einem lebendigen, innovationsorientierten, international wettbewerbsfähigen Wirtschafts-, Forschungs- und Bildungsstandort entwickeln:
- mit einem mittelstandsfreundlichen, offenen Technologie- und Dienstleistungsumfeld,
- mit einem überregional und international bedeutsamen Gesundheitswesen, mit nachfragegerechten, kreativitäts- und innovationsfördernden Ausbildungs- und Weiterbildungsketten von der Schule zu Berufs- und Hochschulqualifikationen,
- mit einer wirtschafts- und techniknahen, ökologisch und multikulturell orientierten Universität, die ihre Auslandsschwerpunkte in Nord- und Osteuropa ausbaut,
- mit hohem Wohn-, Freizeit- und Tourismuswert durch Verknüpfung von Natur, Kultur, Sport, Bildung und Geschichte, und mit einem vollwertigen oberzentralen Dienstleistungs- und Infrastrukturspektrum, einschließlich der Voraussetzungen für Kongreßtourismus.
Die Ziele sind gemeinsam mit den Bürgern in einer offenen, flexiblen Stadt- und Regionalpolitik umzusetzen.“
*Update – 19. August 11:37 Uhr*
Auf Anfrage teilte die Pressestelle des Bürgermeisters dem webMoritz heute mit, dass für die Erarbeitung des neuen Leitbildes 60.000 Euro im städtischen Haushalt vorgesehen sind (jeweils 30.000 Euro für 2009 und 2010). Davon sollen organisatorische Kosten, Veranstaltungen und die Beratungsfirma Prognos bezahlt werden. Eine genaue Aufschlüsselung dieser geplanten Kosten wollte man uns jedoch nicht mitteilen.
Fotos:
Titelbild Startseite – webMoritz-Archiv mit Material der User „C.Löser“ und „Axt“ via Wikimedia
Foto Dr. König – Frederike Kühnel
Da wir zur Diskussion über dieses Thema einen Forenthread eröffnet haben, haben wir die Kommentare unter diesem Artikel geschlossen, damit die Debatte nicht doppelt geführt wird.