Die freiwillige Feuerwehr ist seit heute wieder einsatzbereit. Am Vormittag nahmen Vertreter der Wehr ihre Helme und Funkmeldegeräte wieder entgegen. Ab 18 Uhr sind sie formal dann wieder in Bereitschaft.

Die Kameraden hatten sich am Dienstag dienstunfähig gemeldet, um gegen die Behandlung durch die Stadt zu protestieren. Es geht dabei um Vorwürfe, die Stadt würde sich seit Jahren nicht hinlänglich um die Unterbringung der freiwilligen Feuerwehr kümmern. Besonders kritisch war die Situation, seit im Januar die Wache der Freiwilligen wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt worden war. Das provisorische Quartier in der Bahnhofstraße ist derzeit noch nicht fertig.

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Emsig lächeln für die Kameras: Wo die Kameraden ihre Ausrüstung symbolisch abgelegt hatten, holten sie sie auch wieder zurück. Dezernent Ulf Dembski (2vl) war jedenfalls sichtlich erleichtert.

Die Stadt hatte sich über des Verhalten der Wehrleute äußerst verärgert gezeigt. Insbesondere Bausenator Reinhard Arenskrieger (CDU) wetterte, den Feuerwehrleuten liege das Wohl der Greifswalder nicht am Herzen. Außerdem sagte er bei einer Pressekonferenz am Mittwoch: „Das ist so, als ob ein Arzt am OP-Tisch sagt: Den lasse ich jetzt liegen.“ und warf  den Wehrleuten vor, mit ihrem Verhalten den Straftatbestand der unterlassenen Hilfeleistung zu erfüllen.

Das hatte bei den freiwilligen Feuerwehrleuten einhellige Empörung hervorgerufen. In einer heute publizierten Presseerklärung weisen sie die „diffamierenden und drohenden Äußerungen von Senator Arenskrieger“ ausdrücklich zurück. Sie erwarten eine Entschuldigung des stellvertretenden Bürgermeisters.

Dembski: Arenskriegers Äußerungen waren unangebracht

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der freiwilligen Feuerwehr bemühte sich Senator Ulf Dembski, dann auch hörbar um Schadensbegrenzung. Er stellte klar: „Der für die Feuerwehr zuständige Mann im Rathaus bin ich. Herr Arenskrieger ist Bausenator.“ Zudem erklärte er, der Vergleich mit dem Arzt sei unglücklich gewählt gewesen und weiter: „Ich halte Arenskriegers Auffassung, dass die Aktion der Feuerwehrleute unterlassene Hilfeleistung darstellt, für falsch.“ und dass die Wehrleute nicht mit juristischen Konsequenzen vonseiten der Stadt zu rechnen hätten: „Das liegt nicht im Interesse des Oberbürgermeisters und auch nicht in meinem Interesse.“

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Haben abweichende Meinungen: Senatoren Ulf Dembski (l) und Reinhard Arenskrieger bei einer Pressekonferenz am Mittwoch

Entschuldigen wollte sich Dembski im Namen der Stadt allerdings nicht. Die Initiative dazu müsse von Arenskrieger ausgehen sagte Dembski: „Es bringt nichts, wenn wir das für ihn machen.“

Dass es weiterhin Differenzen zwischen der freiwilligen Feuerwehr und der Stadtverwaltung gibt, wurde bei der Pressekonferenz ebenfalls deutlich. Thomas Ruppel von der freiwilligen Feuerwehr verwahrte sich gegen die Behauptung der Stadt, es habe vor der Protestaktion am Dienstag keine Vorwarnung gegeben. Auch sei die baldige Fertigstellung der provisorischen Wache in der Bahnhofstraße nur ein erster Schritt, bald müssten auch hinsichtlich der neuen Wache für Berufs- und freiwillige Feuerwehr konkrete Schritte folgen.

Seitens der Stadtverwaltung hieß es dazu, dass der Neubau einer Feuerwache für die Berufsfeuerwehr und die anschließende Herrichtung der alten Wache für die freiwillige Feuerwehr bis 2015 erfolgen solle. Interessanterweise war am Mittwoch noch 2013 als Fertigstellungstermin gehandelt worden, gestern las man von 2014.

Was die Bauarbeiten der provisorischen Wache anging, herrschte weiter ein gewisses Maß an Verwirrung. Während die freiwillige Feuerwehr betonte, der Anlaß der Wiederaufnahme des Dienstes seien, wie am Dienstag zugesagt, die nun endlich begonnen Bauarbeiten in der Bahnhofstraße, wiesen die Vertreter der Stadt daraufhin, dass dort bereits seit einigen Wochen gebaut werde. Die Mißverständnisse seien unter anderem durch die Kurzfristigkeit der geführten Gespräche entstanden. Zudem seien zunächst noch Sanierungsarbeiten des Eigentümers nötig gewesen, bevor die Stadt selbst als Mieter mit den Umbauten beginnen konnte.

Innenminister kritisiert Oberbürgermeister

konigkleinGestern hatte sich auch das Landesinnenministerium in Schwerin in die Debatte eingeschaltet. Der Innenminister, dessen Verhältnis zu OB Arthur König spätestens seit einigen Wochen als gespannt bezeichnet werden darf, hatte süffisant verlauten lassen, Greifswalds Oberbürgermeister habe darauf verzichtet, für die Sanieurng der Feuerwehr Landesmittel in Anspruch zu nehmen. Die Stadt hatte kurz darauf zurückgeschossen, man freue sich über das Schweriner Angebot und sei bemüht, es in Anspruch zu nehmen.

Oberbürgermeister Arthur König hüllte sich in der Feuerwehr-Angelegenheit übrigens in ein ausgiebiges Schweigen. Er erschien auf keiner Pressekonferenz und ließ Stellungnahmen stets durch Subalterne herausgeben – obwohl sich die Kritik der Feuerwehrleute und auch der Opposition häufig direkt an ihn gewandt hatte.

Fotos: OB König: Archiv/Pressematerial Stadt; sonstige: Gabriel Kords