Der Namenspatron der Ernst-Moritz Arndt Universität Greifswald ist umstritten. Er gilt unter anderem als Antisemit, Verfechter eines ausgeprägten Fanzosenhasses und als Vertreter eines biologischen Volkbegriffes.
Die neu ins StuPa gewählte grüne Hochschulgruppe will nun ihr Wahlversprechen verwirklichen und das Thema auf die Tagesordnung im Studierendenparlament (StuPa) bringen. Um jedoch zunächst eine Grundlage für eine seriöse Debatte herzustellen, kündigte Wahlsiegerin Anne Klatt am kommenden Dienstag vor der eigentlichen StuPa-Sitzung eine öffentliche Diskussion an. Eingeladen sind natürlich die Mitglieder des Parlaments, aber auch alle Studierende, die sich für das Thema interessieren.
„Gebührt ihm Ehre oder Schimpf und Schande? Wollen wir Student/innen diesen Namen (er)tragen oder ablegen? Darüber wollen wir mit auch und Prof. Dr. Konrad Ott, der sich sehr gut mit E.M. Arndt auskennt, diskutieren. Darauf aufbauend werden wir als Grüne Hochschulgruppe einen Antrag in das Studierendenparlament einbringen.“
- Zeit: Kommenden Dienstag, den 28.4.09, 18:30 Uhr
- Ort: Konferenzsaal der Uni, Domstr.11
- Einladung als PDF
Die Geschiche der Ernst-Moritz Arndt-Debatte
Das Thema Arndt wurde nach der Wiedervereinigung verdrängt. Erst nachdem die Wochenzeitschrift DIE ZEIT 1998 in einem aufsehenerregenden Artikel den Hintergrund des Namensgeber recherierte, begann die erste größere Debatte über Arndt. Als sie 2000 schon wieder schlief, setzte der damalige Rektor Prof. Robert Metelmann ein wisschenschaftliches Kolloquium zum Thema Arndt an. Dies sollte wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse bringen und die Debatte zu einem Abschluss führen.
Nach intensiver Recherche stellten sieben Professoren am 6. Juni 2001 die Ergebnisse ihrer Arbeit in Referaten im Audimax öffentlich vor. Das Ergebnis: Arndt ist unhaltbar. Im Abschlußbericht fassen Prof. Dr. Werner Buchholz und Prof. Dr. Hartmut Lutz die Ergebnisse der Vorträge zusammen:
- „…rassistische Verachtung gegenüber allen „nicht germanischen“ Völkern“ …“ (Prof. Dr. Gunnar Müller-Waldeck)
- „Franzosenhass, der sich bereits vor dem napoleonischem Joch bildete.“ Dazu: „Völkischer Nationalismus, Antijudaismus / Antisemitismus, […], chauvinistishes Herabblicken auf slawische und „welsche“ Völker, Kriegsverherrlichung als Selbstzweck und zur Selbstfindung der Nation und andere, damals wie heute humanistischen Idealen entgegenstehende Überzeugungen, prägen sein Lebenswerk“ (Prof. Dr. Reinhard Bach)
- „… zeigt, wie sehr Arndts Judenhass sowohl christlich-antijudaistische als auch bereits rassenbilogische -antisemitische Elemente zu einem Plädoyer für den Ausschluss der Juden aus dem „teutschen“ Volk funktionalisierte“ (Prof. Dr. Arno Herzig)
- „Für Arndt ist der Völkerhass nicht nur ein kurzzeitiges Aufflackern, sondern er hält ihn für ein notwenidges Element, um das deutsche Nationalbewusstsein dauerhaft wach zu halten“ (Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann)
- „E.M.-Arndt […] war ein fremdenfeindlicher Publizist mit antijüdischen Vorurteilen“ (Jens Rybak von der E.M.- Arndt Gesellschaft)
Der Bericht endet mit „Das ist ein wissenschaftliches Urteil. Ob wir uns nach einem fremdenfeindlichen Publizisten nennen wollen, ist dagegen eine Wertentscheidung“.
Im Anschluss an das Kolloquium fand erneut eine einjährige öffentliche Debatte statt. Der Namensgeber der Universität wurde dabei queer durch die Medien – sowohl in der BILD-Zeitung als auch in der pommerischen rechtsextremen Szene diskutiert. Am intensivsten lief die Debatte jedoch in der Greifswalder Lokalzeitung. Inhaltlich wurde das Kolloquium nicht wiederlegt oder um echte Erkenntnisse ergänzt. Stattdessen war die Debatte damals „persönlich“, „polemisch“ und „emotional“, schrieb Prof. Lutz im Rückblick. Eher hätten sich für ihn sogar noch weitere Abgründe aufgetan. Dass die Universität im Jahr Machtübernahme der Nazis 1933 umbenannt und Hermann Göring höchstselbst bis heute auf der namensgebenden Urkunde zu finden ist, sei in der Debatte damals sogar noch untergegangen.
Der Druck auf diejenigen, die die Frage nach dem Universitätsnamen stellten, stieg. Öffentliche Angriffe, Hass-Mails, persönliche Drohanrufe. Und die lokale Ostsee-Zeitung heizte die Stimmung an, sah Arndt nur als Opfer der „politcal correctness“. Kritiker Arndts wurde die Amerka-Nähe unterstellt oder als „polonophil“ bezeichnet, so Professor Lutz in seinem Rückblick. Und auch Prof. Stamm-Kuhlmann blickt enttäuscht zurück:
„Keiner der Arndt-Kritiker hatte aus der Tatsache, dass er sich zu Wort meldete, irgend einen Vorteil zu erwarten. Im Gegenteil. Er bekam nur Ärger – mit der „Ostsee-Zeitung“ und einer empörten lokalen Öffentlichkeit, die es nicht ertrug, dass man an ihrem Ortsheiligen kratze.“
Das sich der Senat schließlich gegen die Umbenennung entschied, war abzusehen. Neben dem öffentlichen Druck fehlte damals jedoch auch jegliches Interesse auf studentischer Seite. Dort gab es damals praktisch keine Debatte über die Person Arndt. Nach der Ablehnung des Senats wurde das Thema wieder begraben und jeder Versuch die Debatte erneut zu öffnen, bisher abgelehnt.
Erst das Moritz Magazin brachte das Thema in den letzten Jahren wieder in die Diskussion, indem es jeden Monat ein „erschreckendes“ Zitat des Namenspatron veröffentlichte. Diese Zitate brachte viele Studenten zu der Fragen, wieso wir eigentlich noch heute diesen Namen tragen. Wofür steht Arndt? Was will uns die Universität damit sagen?
Mindestens zweimal kam es in der Folge schon zu Anträgen bei Vollversammlungen der Studierendenschaft. Bei der Vollversammlung im Dezember 2007 gab es schließlich ein positives Votum für einen Antrag, der alle gewählten Vertreter in den Gremien der Universität aufforderte, sich für die Umbenennung der Universität einzusetzen.
Das StuPa – wichtigste Vertretung der Interessen der Studenten – lehnte den Beschluss jedoch ab. Auch unter den studentischen Senatoren gab es dafür keine Mehrheit. Lediglich die Fachschaftsrätekonferenz beschäftigte sich im Frühjahr 2008 mit Ernst-Moritz Arndt. Im Ergebnis wurde das Rektorat aufgefordert, über den umstrittenen Namenspatron wenigstens auf der Internetseite offensiv aufzuklären. Das Rektorat verpflichtete sich damals der Initiative, gab jedoch im Interview mit den Moritz Medien vor zwei Wochen an, dass die Autoren auch nach über einem Jahr noch immer an einem Text arbeiten.
Mit der Initiative der Grünen könnte es spannend werden, wie das Studierendenparlament mit dem umstrittenen Namenspatron umgeht. Wird sich die emotionale Diskussion aus dem Jahre 01/02 wiederholen?
Grundlage dieses Artikels zur bisherigen Arndt-Debatte:
- Ernst Moritz Arndt im Widerstreit der Meinungen : Materialien zu neueren Diskussionen / hrsg. von der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft e.V [Link zur UB]
Bilder: Gemeingut
Alles alter Käse. Dass das Thema immer wieder von den gleichen Leuten aus der Mottenkiste geholt wird, ist echt langsam peinlich.
Arndt ist geil und muss bleiben. Ernst Moritz Arndt ist neben Bismarck und Adenauer einer der besten Deutschen der letzten 200 Jahre.
Wer sich mit Arndt so dermassen einseitig, undifferenziert und polemisierend darstellt sollte sich fragen, ob er an einer Universität gut aufgehoben ist.
Das Professor Lutz [… Edit Moderator: Führe entweder eine sachliche oder zumindest entfernt sachliche Debatte oder lass es. Persönliche Angriffe oder wilde Spekulationen über Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben auf dem webMoritz keinen Raum ].
Bis heute gab es im Studierendenparlament keine Debatte über Arndt. Die Debatten des Jahres 98-2000 und 2001/2002 wurden bisher nie von Studenten geführt.
Aber selbst wenn, was ist schlimm daran? Gerade die Befürworter Arndts vertreten doch die Position, dass Arndt deshalb ein so guter Namensgeber sei, weil man seinenAntisemitismus ja kritisch diskutieren könne. Jede Studentengeneration solle demnach die Frage nach seiner Position / Funktion an der Uni neu stellen und beantworten. Sobald dies jedoch einer macht, bekommen sie eins auf den Deckel… – unlogisch?!
Ernst Moritz Arndt ist ein Held!
Nein, das ist überhaupt nicht unlogisch. Kritik an Arndt kommt innerhalb der Uni bevorzugt von den immer gleichen Leuten, die meistens nicht gerade der "politischen Mitte" angehören um es freundlich auszudrücken. Dabei werden trotz besseren Wissens bewusst einzelne Sätze selektiert und dem nicht gleichermassen mit Arndt vertrauten Publikum zum Frass vorgeworfen. Dabei verfährt man nach politischen Grundsätzen und nicht nach wissenschaftlichen. Man sucht lange um "missliebige" Sätze zu finden, stellt diese dann aus ihrem Kontext gezogen hervor und versucht damit Arndt verächtlich zu machen. Eine differenzierte Betrachtung des Gesamtwerks Ernst Moritz Arndt ist dabei von vornherein nicht das Ziel. Eine Kontextualisierung, d.h. eine Betrachtung Arndts aus zeitgenössischer Perspektive wird zugunsten eine moralisierenden Oberlehrerattitüde über Bord geworfen. Positive Züge seiner Biographie werden bewusst hintenangestellt oder ignoriert.
So war Arndt ein überzeugter Kämpfer für Demokratie und Parlamentarismus in Zeiten einer nahezu absolutistischen Monarchie und damit Vorkämpfer unseres heutigen Politiksystems. In Zeiten der Unterdrückung kämpfte er für die Abschaffung der Leibeigenschaft und war damit für seine Zeit sehr fortschrittlich. In Zeiten der Kleinstaaterei kämpfte er für ein geeintes deutsche Vaterland, wie wir es heute erleben dürfen. Seine ablehnende Haltung gegen Frankreich lässt sich schlicht und schnell damit erklären wie brutal Napoleon gegen die Deutschen Fürstentümer vorging und einen Teil Deutschlands quasi einverleibte (u.a. Hamburg hier im Norden) bzw. unter seine Schutzmacht stellte. Insofern war das nichts mehr als eine, zugegebenermassen spitzzüngige, Abwehrreaktion. Man darf also Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Über seinen Antisemitismus lässt sich sicher streiten, aber gleiche Ansichten waren weit verbreitet und eine Schuld am Naziregime kann man jemandem der 1860 gestorben ist wohl kaum vorwerfen. Das bedeutet nicht, dass antijüdische Aussagen etwas gutes wären, aber das 19. Jahrhundert ist nun mal in Deutschland geprägt vom Volksbegriff, von Herder, Fichte, usw. Man kann das im 21. Jahrhundert nicht mit einem hochnäsigen Peitschenhieb honorieren, sondern muss Arndt in SEINER Zeit zu verstehen versuchen. Insgesamt ergibt sich bei Ernst Moritz Arndt ein hervorragendes Vorbild für alle Deutschen, ein Kämpfer für Demokratie, Freiheit und vereintes Vaterland.
Hallo Ede,
Du bist ja hier auf dem webMoritz als Kommentator aus dem rechtskonserativem bis rechtsnationalem Spektrum bekannt. Daher glaube ich, jeder weiß dann auch jeder Deine Stellungnahme entsprechend einzusortieren.
Wenn du die fachliche Meinung von gleich fünf zitierten Professoren, die sich alle monatelang durch die umfangreiche Literatur gekämpft haben, mit einem Handstreich wegstecken willst, finde ich das wenig überzeugend.
Die von mir zitierten Professoren haben ja nicht ein paar Stellen von Arndt zitiert, sondern sich _intensiv_ und und allumfassend mit seinem Wirken beschäftigt.
Deine persönlichen Angriffe gegen "bestimmte Personen an der Universität" erinnern mich bereits jetzt an 2001. Damals wurden die Professoren von (Zitat!) "wüsten Beschimpfungen aus dem Internet und anonymen (Neo-)Nazis per Telefon" betroffen…
Witzig ist: Weder die Studenten der grünen Fraktion, noch die Jusos, noch die Studenten, die in der Vollversammlung sich für eine Umbenennung stark gemacht haben, noch die Moritz Redakteure, die Arndt Zitate sammeln, waren 2001/2002 bereits da… Es sind also wohl kaum "die selben"…
P.S.: Das jede Zeit eben das in Arndt rein interpretiert, was sie wollte, ist bekannt. Auf Neonazi-Seiten wird Arndt heute z.B. regelmäßig als Demokrat gefeiert (obwohl Nazis von Demokratie gar nichts halten – komisch oder?). Die DDR wiederum interpretiert Arndt ausschließlich als Bauerbefreier und blendete alles andere aus. Gerade deswegen ist es wichtig, zum ursprünglichen Arndt zurückzukehren und ihn ehrlich als das zu sehen was er war.
Es wäre schon nett, wenn du detaillierte Antworten von mir nicht pauschal löschen würdest
Selbst wenn dir darin irgendein ein Wort nicht gefällt, ist das kein Grund den gesamten Text zu löschen. Ich fordere dich daher dazu auf, zumindest das wieder reinzustellen was du nicht für zensurwürdig hältst.
Falls Du mich damit meinst: Ich habe nichts gelöscht. Hier haben auch der stellv. Chefredakteur und der zukünftige Chefredakteur Zugriff auf die Kommentarmoderation.
Außerdem gibt es einen automatischen Spam-Filter, der z.B. alles sperrt, was mehr als zwei Links enthält.
Schick uns bitte notfalls den Kommentar per E-Mail an kommentare@moritz-medien.de. Wir fügen ihn notfalls gerne manuell ein.
Hallo. Also erstmal danke für deine Hilfsbereitschaft, das ist wirklich sehr nett von dir. Mittlerweile ist der Beitrag seltsamerweise wieder da, es kann sich also nur um ein Computerproblem bei mir gehandelt haben. Vielen Dank trotzdem!
Kein Problem. Manchmal hat unser Kommentarzulieferer "Intensedebate" auch ein paar Lags und es dauert etwas bis die Kommentare erscheinen…
Ich würde Dir übrigens immer noch einen Account empfehlen. Dann kannst Du z.B. Deine Kommentare noch eine zeitlang editieren und auch in deinem Profil überprüfen, ob ein Kommentar editiert bzw. gelöscht wurde.
Good luck…
Achso, na dann war's vielleicht auch I-D.
Nein, vielen Dank, aber anmelden möchte ich mich aus diversen Gründen nicht, auch wenn ich die von dir genannten Vorteile auch sehe.
Bei all den fleissigen Linken hier hätte ich wohl auch minus eine Million Punkte mittlerweile 😀
Ist ja spannend, wusste gar nicht, dass es bereits einen zukünftigen Chefredakteur gibt! Dabei ist die Stelle noch nicht mal ausgeschrieben. Internet ist ja echt ein fixes Medium…
Wenn Du meinen Kommentar zu E.S. – "Worte an die antirussischen Hetzer und Verleumder" von 1814 – gelesen hättest, wäre Dir vielleicht ein anderer Aspekt, warum in der DDR Arndt positiv bewertet wurde, aufgefallen. Arndt und Freiherr von Stein haben in Petersburg geholfen mit dem Zaren, den Beifreiungskrieg gegen Napoleon zu organisieren. Er war damit wohl der Urvater der DSF (Gesellschaft für Deutsch Sowjetische Freundschaft).
Das ist aber schon wieder eine andere Geschichte.
Danke dir. Arndt als Urvater der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft — eine interessante und witzige These :-).
Schon mal den Unterschied zwischen Rußland und der Sowjetunion mitbekommen? 😉 Manche mögen es vielleicht nicht mehr so recht wissen, aber im November 1917 gab es schon einschneidende Ereignisse, die den ganzen alten Klumbatsch umgeworfen haben.
Warum in der DDR ein relativ unkritischer Umgang mit Arndt gepflegt wurde, wäre sicher auch ein spannendes Thema, das näher beleuchtet werden sollte.
PS: Wie an anderer Stelle gesagt:
Nicht einmal die kommunistische DDR — in der zahllose Plätze, Strassen und Einrichtungen umbenannt wurden — hatte etwas gegen den Namen "Ernst-Moritz-Arndt-Universität", u.a. anderem weil er für die Freiheit der Bauern und freihe Wahlen (die es dann ironischerweise in der DDR nicht mehr gab) gekämpft hat.
ich sage nur "Wilhelm-Pieck-Universität Rostock"
Nee, weil die Russen Ernst- Moritz- Arndt geil fanden, da er gegen Napoleon und Frankreich gehetzt hat!
Hallo Ede S. oder Edmund …, abgesehen davon, dass die DDR nie kommunistisch war, muß ich Deinen Argumenten wohl zustimmen. Das mit dem Kommunismus liegt wohl an der derben, volkstümlichen Art in Bayern jeden Andersdenkenden möglichst der eigenen geistigen Hölle zuzuordenen.
Zurück zu Arndt: Selbst Friedrich Engels hat sich schon 1841 positiv zum Wirken Arndts geäußert und seine "Worte an die antirussischen Hetzer und Verleumder" von 1814, könnten heute einige Politiker, besonders der CDU/CSU, zum Nachdenken, wo möglich, anregen.
Danke für die Zustimmung. Arndt war in diesem Punkt seiner Zeit tatsächlich weit voraus. Arndts Vater konnte sich auf Rügen erst als Erwachsener aus der Leibeigenschaft freikaufen. Sein Sohn war also ein politischer Emporkömmling, wie es unter der liberalen und demokratischen Bewegung — die ja auch stark von den Studenten geprägt war — und der Revolution von 1848 durchaus üblich war. Arndt hatte die Leibeigenschaft der Bauern in der eigenen Familie erlebt. Er hatte erlebt wie die Kleinstaaterei Deutschland im Angesicht geeinter Feinde schwächt. Er hatte erlebt wie Fürsten und Kaiser nicht in ausreichendem Masse ihr Volk schützten. Aus diesen Erlebnissen speiste sich sein revolutionärer und für seine Zeit unfassbar fortschrittlicher Geist. Auch persönliche Angriffe, Berufsverbote und Zwangsexil im neutralen Schweden konnten seiner unerschütterlichen Idee und seinem Kampf für's Volk nichts anhaben. An Arndt's Idealismus und an seiner Standhaftigkeit für die Gute Sache trotz allen Gegenwinds kann sich die gesamte abgehobene Politikergeneration von heute ein Beispiel nehmen.
@ "Edmund Stoiber": Erstaunlich, wie hier ein strammer Monarchist zum republikanischen Freigeist umgedeutet wird. 1848 hat Arndt übrigens noch drum gebettelt, daß Wilhelm IV die von der Nationalversammlung zusammengezimmerte Kaiserkrone annehme. Wilhelm IV wollte aber diesen "Reif aus Dreck und Letten" (O-Ton des Preußenkönigs) nicht entgegennehmen. Damit hatte sich die Nationalversammlung eigentlich auch schon wieder erledigt – den Rest hat dann das Militär geregelt.
Die Bauernbefreiung einzufordern, ist sehr löblich, macht einen Schriftsteller aber noch lange nicht zum Demokraten. Sonst müßte mensch beispielsweise Zar Alexander II, der 1861 die russischen Bauern aus der Leibeigenschaft holte, auch als Demokraten ansehen – was ergo absurd wäre.
@ Manfred Peters:
Danke für den Hinweis auf Engels Frühwerke. Gib mal bitte kurz die entsprechenden Titel an. Danke!
Ich habe nicht gesagt dass Arndt 'republikanisch' war. Das demokratische Parlament sollte einen König oder Kaiser nicht ersetzen, sondern komplettieren und das geeinte Land das Volk und den Staat (im Gegensatz zur vorherigen Kleinstaaterei) besser nach aussen und innen stärken — was zum damaligen Zeitpunkt modern war. Nach der Ablehnung der Kaiserkrone durch Wilhelm (der "vom Volk", d.h. vom Parlament keine Krone annehmen wollte, sondern nur quasi von Gott höchstpersönlich) waren gerade die demokratischen Kräfte bitter enttäuscht. Arndt wollte eine Wahl einer Nationalversammlung ohne gleichzeitig auf einen Monarchen zu verzichten, keine Frage. Man kann Demokrat und Monarchist zugsein, wie uns Länder wie GB, die Niederlande, Spanien, Norwegen, Schweden, usw. ja auch heute noch lebhaft vormachen.
Es ist ja übrigens auch ein Witz der Geschichte, dass Napoleon zuerst antrat "für die Republik" und für Egalité, und sich dann später als Kaiser krönen lässt (weil ihn die europäischen Königshäuser als korsischen Emporkömmling nicht als ebenbürtig ansahen) und im Anschluss seine Verwandten und Freunde in halb Europa auf politischen und royalen Positionen installiert. Insofern war Napoleons Bekämpfung der Monarchie letztendlich nur eine Ersetzung der "alten" mit "seiner eigenen" Monarchie.
Hat Engels unter dem Namen F. Oswald im Hamburger "Telegraph für Deutschland" veröffentlicht.
Mehr hier:
http://www.marxists.org/archive/marx/works/1841/0…
"Gerade die Befürworter Arndts vertreten doch die Position, dass Arndt deshalb ein so guter Namensgeber sei, weil man seinenAntisemitismus ja kritisch diskutieren könne."
…zu dieser Gruppe der Namensbefürworter zähle ich mich…
"Sobald dies jedoch einer macht, bekommen sie eins auf den Deckel… – unlogisch?!"
…und gebe niemandem eins auf den Deckel, sobald er mit der Diskussion anfängt. Ob die einen dem anderen eins auf den Deckel geben hängt wohl eher von der je eigenen Toleranz ab.
* ohne "sich mit"
"Ernst Moritz Arndt ist neben Bismarck und Adenauer einer der besten Deutschen der letzten 200 Jahre."
Ja komisch, dass es keine Bismarck-Universität oder keine Adenauer-Universität gibt. Vielleicht liegt es daran, dass solche universitären Namenspatronschaten einfach die falsche Form der Würdigung für diese drei Herren ist…
Beider waren keine Akademiker, sondern Berufspolitiker an einer bestimmten Universität, beide haben nicht einmal einen Doktortitel.
Arndt dagegen war Professor in Greifswald und Bonn. Arndt war mit federführend in einer Strömung, die uns Bauernbefreiung, Demokratie und ein geeintes Vaterland brachte. Er war also sowohl Akademiker als auch politischer Schriftsteller und Wegbereiter. Insofern unterscheidet sich Arndt von Bismarck und Adenauer. Zudem verbindet man Arndt nicht mit einer bestimmten Partei, was ihn für alle politischen Strömungen attraktiv macht.
Korrektur: "… keine Akademiker an einer bestimmten Universität, sondern Berufspolitiker und haben nicht …"
"Das Thema Arndt wurde nach der Widervereinigung verdrängt."
Ich kaufe ein e.
thx 🙂
Gut, dass die Debatte wieder anfängt!
Ich freu mich drauf!
Was Neonazis von Arndt halten ist mir ziemlich egal, weil ich zu dieser Gruppe nicht zähle und das spielt auch in der Arndt-Debatte an der Uni im Prinzip keine Rolle.
Das was die Herren Professoren da herausgearbeitet haben ist aus meiner Sicht GERADE KEINE fachliche, sondern eine persönlich-politische Meinung.
Aus der Universität selbst sind es immer wieder die gleichen (Lutz und co), die sich auch nicht davor scheuen in Vorlesungen zur lesbischen kanadischen Literatur oder Indianerliteratur noch die "Bosheit" Ernst Moritz Arndts zu diskutieren.
Auch zu den persönlichen Angreifern von damals zähle ich nicht. Im übrigen gehen diese Hetzanrufe ansonsten meistens von linken bei Institutionen ein, selbst bei CSU-Veranstaltungen. Das es nun einmal die mitte-bis-rechts-Fraktion ist, das ist nur ein Teil des Gesamtbilds.
Gegen "ehrlich sehen" hat ja keiner was. Bei den besagten Professoren stand ja jedoch das Ergebnis ihrer "intensiven und allumfassenden Prüfung" bereits vor Beginn der Arbeiten fest. Die Debatte ist nicht wissenschaftlich motiviert, sondern wird von einer kleinen politischen Randgruppe betrieben.
Wenn das moralische Verdikt das unvoreingenommene wissenschaftliche Urteil ersetzt hat das mit Wissenschaft nichts mehr zu tun. Ob die Anti-Arndt-Krieger da nun heutige Studenten sind oder Alt-68er-Professoren
Wo das politisch motivierte (selektiv mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten zusammengeschusterte) moralische Verdikt ersetzt mal wieder das unvoreingenommene wissenschaftliche Urteil.
ach manno. ohne "Wo"
Debatten auf unterschiedlichsten Bühnen gab es viele. Die letzte 2008 wird hier verschwiegen. Sie wurde angestoßen von Sebstian Jabbusch, der mit dem FSR Psychologie versuchte die Fachschaftskonferenz (FSK) von einer Umbenennung der Universität zu überzeugen.
Als dann eine kundige Runde aus Fachvertretern der Geschichte, Theologie und des Universitätsarchivs eingeladen wurde mit der FSK über Arndt zu debattierten und es nicht nur Schatten, sondern auch deutlich Licht über Arndt gab, zogen die Handlanger von Sebastian Jabbusch ihren Antrag zurück.
Die (übrigens NICHT NEU ins StuPa gewählten!) Grünen führen nun eine Podiumsrunde mit Konrad Ott zu Arndt durch. Schön und gut, aber das Einbringen eines Themas in das StuPa sieht anders aus!
Danke für die Blumen, trotzdem ein paar Richtigstellungen:
a) Auf die Diskussion in der Fachschaftsrätekonferenz habe ich hingewiesen. Witzigerweise wurde schon damals behauptet, dass ja „ständig“ über EMA diskutiert wird. Beispiele wurden jedoch nicht genannt. Will man heute über Arndt diskutieren wird nun auf die Fachschaftsrätekonferenz hingewiesen. Finde ich widersprüchlich! Zumal: Ist es nicht völlig egal, ob vor zwei Jahren die Fachschaften darüber diskutierten? Darf man deshalb heute nicht mehr drüber sprechen?
b) Der Stein des Anstoßes war der Antrag eines Studenten (namens Peter) aus der Vollversammlung, nicht ich.
c) Es gab damals keinen Antrag, der zurückgezogen wurde, denn es gab in der FSK nur den Antrag über EMA zu diskutieren. Diese Diskussion wurde – gegen den Willen von Thomas Schattschneider und anderen – dann wenigstens durchgeführt. (Argumentation damals: Man würde ja ständig über EMA diskutieren, es gäbe ja viel wichtigere Themen etc.) Erst im Anschluss an die Diskussion wurde der erste Antrag (übrigens nicht mal vom FSR Psychologie!) formuliert, nämlich kritiisch über EMA auch auf der Homepage der Universität zu informieren. Dieser Antrag wurde angenommen.
d) Damals gab es dazu keine öffentliche Debatte. Ich kann mich zumindest nicht an einen Artikel in der OZ oder im Moritz erinnern. Ich glaube ich war damals der einzige der damals auf meinem privaten Blog namens „Ryck-Blick“ darüber informierte).
e) Einen einzelnen Studenten, nämlich Alexander Schulz-Klingauf, als „grüne Gruppe“ zu bezeichnen, finde ich kreativ.
ad a.) Danke
ab b.) Na soetwas, gab also Debatten
ad c.) Unwahr. Einen Antrag gab es von euch. Debattiert wurde auch von mir.
ad d.) Wenn OZ und Moritz nicht darüber berichteten, dann ist das ein Versäumnis der Medien. Dies jetzt als Grund anzuführen, ist lächerlich, da ein gewisser rebellischer Blog informierte.
ad e.) Von "Gruppe" schrieb ich nicht. In den Jahren zuvor waren 4 StuPisten "grün"
zu b) habe nie behauptet, dass vor einigen Jahren Teilen der Universität nicht heftig über Arndt diskutiert wird. Auch die Debatte der Fachschaftsräte hab ich erwähnt. Im StuPa gab es eine solche Debatte bisher jedoch nicht… Aber selbst wenn: Dürfte man deshalb sie nicht wiederholen? Verpflichtet uns der Name nicht geradezu dazu regelmäßig über ihn zu diskutieren?
zu c & d) Warum werden diejenigen die Debatte anstoßen so heftig von Dir attackiert? (Stichwort "Handlanger"). Ist es nicht die Aufgabe von uns Studenten gerade _unseren_ Namensgeber kritisch zu reflektieren? Wovor hast Du Angst?
Insgesamt) wo war jetzt eigentlich Dein inhaltliche Beitrag zum Thema Arndt selbst? Wieso habe ich das kommische Gefühl, dass wir hier auf eine "persönliche", "polemische" und "emotionale" Diskussion abgleiten?
b.) Das ist ein freies Land: Jedermann kann diskutiertieren bis er/sie umfällt.
c./d.) Fühlst du dich von mir heftig attackiert? Wenn dem so ist, dann tut es mit leid und ich ziehe die Samthandschuhe an. Wie "Handlanger" zu verstehen ist, müsstet du wissen. Du durftest in der FSK keinen Antrag stellen und hast den FSR Psychologie vorgeschickt.
insgesamt) Einfach den Anfang dieses Bandwurms lesen, verstehen und Fragen zurückziehen.
FSR Psychologie vorgeschickt? Was hast Du denn für ein Bild von Deinen Mitmenschen? Einen FSR als Handlanger zu bezeichnen, finde ich schon krass, ja.
… naja – Inhaltlich willst Du Dich offenbar auch heute nicht äußern. Lieber auf anderen rumhacken… ist ja auch bequemer…
Meiner Meinung nach führt unser Dialog zu nix. Danke trotzdem für Dein Feedback.
Lieber Thomas,
es tut gut, endlich mal Deine ehrliche Meinung zu diesem Thema zu erfahren. Schade ist nur, dass Du bisher zu feige warst, diese Kritik in den persönlichen Gesprächen mit mir anzubringen. So hättest Du vielleicht auch schon vor diesen Posts erfahren, dass wir als FSR Psychologie auf der damaligen Vollversammlung mit diesem Thema in Kontakt gekommen sind und gemeinsam noch eine Weile darüber diskutiert haben. Nachdem das StuPa damals den Antrag aus der Vollversammlung der Studierendenschaft nicht einmal diskutierte, haben wir den damaligen FSK Vorsitz darum gebeten, es auf die Tagesordnung zu stellen. Dieses Anliegen wurde dann vor Ort diskutiert und vereinbart, Experten einzuladen um sich selbst ein Bild über die Problematik zu machen. Der letztendliche Beschluss, dass die FSK die Universität auffordert auf der HP über den Namenspatron differenziert zu berichten, trägt bislang keine Früchte!!! Nicht einmal Informationen sind der EMAU also möglich?!
Ich würde Dir zustimmen, dass in verschiedenen Kreisen der Universität bereits über Arndt teils heftig debattiert wurde, allerdings kann an einer sich ständig erneuernden Universität (zumindest kommen jedes Semester neue Studenten und nicht alle bleiben mehr als ein paar Jahre) das Aufkommen strittiger Themen nicht verhindert werden. Und vielleicht zeigt der Beschluss der Vollversammlung damals und die Thematisierung durch die "Grünen" im Wahlkampf auch einen Wandel im Verständnis der Studentenschaft an. Auch wir, der FSR Psychologie, waren nur eine Gruppe, die den Namenspatron Arndt nicht unhinterfragt hinnehmen wollten. Für uns war es wichtig zu thematisieren und Standpunkt zu beziehen … Dabei haben uns Argumente überzeugt – leider hast Du uns ja keine vorgebracht.
Daher bitte ich Dich keine weiteren Wahninhalte zu verbreiten und Menschen, die Du nicht kennst nicht die Urteilsfähigkeit abzusprechen!
Liebe Grüße,
Katja
Liebe Katja,
Wahn hin oder her: Unterschiedliche Bewertungen ein und desselben Themas sind nichts Neues! Vermutlich stehst du genauso wie ich nicht allein da mit der jeweiligen Beurteilung der FSK. Argumente für und wider habe ich genug ausgetauscht – auch schon mit Dir.
LG,
Thomas
ps: Schau mal in das Protokoll der FSK!
wo war jetzt eigentlich der inhatliche Beitrag? … au mann!
Ach ja richtig – vor 8 Jahren wurde ja drüber diskutiert. Deswegen ist EMA heute tabu!
Ach Gott, baust du jetzt auf Tränendrüsen?
Also nochmal mit einfachen Worten:
1.) Die Grünen bringen das Thema nicht ins StuPa. Oder hast du einen Antrag gesehen? Bislang gibt es eine Einladung an jedermann zu einer Diskussionsrunde, wie es sie schon x-mal gab.
2.) Weißt du auch, dass der Name der Uni im Landeshochschulgesetz festgelegt ist. Eine Änderung ist durch die Landtagsfraktionen möglich. Die beiden größten ändern das Gesetz bekanntermaßen nur, um Hochschulautonomie einzuschränken oder den Studies Geld aus der Tasche zu ziehen. Da kann das StuPa beschließen, was es will.
Die Veranstaltung kann ich nur begrüßen. Wenn es sich einrichten lässt werde ich auch daran teilnehmen.
Vielleicht können dann die Arndt-Hasser sich noch einmal verinnerlichen, das Arndt
– ja, Antisemit war, was verachtenswürdig ist
– ja, Nationalist war, was aber auch auf andere berühmte Persönlichkeiten dieser Zeit zutrifft und was bis heute noch ein Phänomen ist, nämlich warum ausgerechnet zu dieser Zeit und warum überhaupt "Nationalismus" die moderne, tolle politische Modeerscheinung in Europa nach dem wesentlich fortschrittlicherem Aufklärungszeitalter kam.
– er einer der ersten Politiker war, die sich für Naturschutz einsetzten
– er sich trotz des Franzosenhasses und Antisemitismus für eine demokratische Gesellschaft einsetzte (da wäre hier die Frage, ob er Juden und Franzosen trotz seiner Antipathie ihnen gegenüber akzeptiert hätte…)
– er sich für die Bauernbefreiung in Pommern einsetzte
– er deutsches Kulturgut, speziell Märchen und pommersche Sagen sammelte
Napoleon hat einen europäischen Krieg vom Zaun gebrochen, andererseits den Code Zivil eingeführt. Er wird nicht nur von Franzosen als Held gefeiert.
Arndt hat sich keiner Verbrechen schuldig gemacht, wie Napoleon.
Ernst-Moritz-Arndt hatte teilweise sehr verachtenswürdige und heute nicht zeitgemäße Ansichten. Er hatte aber auch verehrenswürdige, zeitgemäße und zukunftsweisende Ansichten (siehe Stichpunkte). Er soll aus der Erinnerung, nach Ansicht einiger Studenten (komisch-eine Mehrheitsmeinung gegen den Namen konnte ich jenseits der VV noch nicht vernehmen…), gelöscht, oder als Verbrecher vergrault werden.
Nach deiner Argumentation war Arndt nach heutigen Maßstäben also allenfalls ethisches Mittelmaß. Da stellt sich dann aber doch die Frage: Eignet sich Mittelmaß an der Universität als Vorbild?
Napoleon habe den "europäischen Krieg vom Zaun gebrochen"??? – Was für eine krude Geschichtsauffassung, da scheint ja einiges durcheinanderzupurzeln. 😉
Nach der Ausrufung der Republik und der Abschaffung der Monarchie war das revolutionäre Frankreich ab 1792 Interventionen der monarchistischen Staaten ausgesetzt. Diese Angriffswellen sind als sog. Koalitionskriege bekannt geworden. Ziel der jeweiligen Angriffe war das Zurückdrängen der revolutionären Bewegung und eine Wiederherstellung des ancien regimes von außen.
1. Koalitionskrieg 1792-1797
2. Koalitionskrieg 1799-1802
3. Koalitionskrieg ab 1805
4. Koalitionskrieg 1806-1807
5. Koalitionskrieg 1809
unter dem Label 6. Koalitionskrieg laufen gewöhnlich der französische Rußlandfeldzug und die Befreiungskriege
Zumindest bis 1807 kann wohl kaum davon gesprochen werden, daß Frankreich hier Kriege "vom Zaun gebrochen" habe.
Im Jahre 1807 hat das napoleonische Frankreich die iberische Halbinsel (Spanien und Portugal) angegriffen, um englische Verbindungslinien abzuschneiden. Das war in der Tat ein französischer Angriffskrieg zur Schwächung der englischen Truppen, der nebenbei ziemlich blutige Militäraktionen gegen die Bevölkerung des spanischen Königreichs beinhaltete (sehr plastisch in Gemälden und Zeichnungen von Goya festgehalten).
Über den Rußlandfeldzug (der Zar und Napoleon hatten jeweils massiv Truppen an den Grenzen zusammengezogen mit der Absicht eines gegenseitigen Überfalls) und die Befreiungskriege mag mensch sich ja gerne streiten, aber sozusagen Frankreich die Schuld dafür zu geben, daß es von einer monarchistischen Koalition angegriffen wurde, finde ich schon etwas schräg – zumindest suggeriert Deine Darstellung solch einen "Ablauf".
Daß unter Napoleon ein Abwürgen und Rollback der Revolution stattfand, steht ja völlig außer Frage. Da sind wir d'accord. Aber der eigentliche reaktionäre Rollback kam nicht mit Napoleon, sondern mit der großen antifranzösischen Koalition, was sich dann auch im Wiener Kongreß und der Metternich-Politik die kommenden Jahre deutlich zeigte.
Die Juden und Jüdinnen übrigens, um das mal anzuführen, erhielten in Europa erstmals durch den Code Civil Emanzipation und wurden damit rechtlich gleichgestellt. (In Preußen z.B. wurde dies erst 1812 unter Hardenberg durchgeführt, eine seiner letzten Reformen. – Ohne die französische Revolution und die Einführung des Code Civil in den Rheinstaaten hätten die JüdInnen in Preußen und andernorts noch lange auf rechtliche Gleichstellung warten können.)
Mit dem europäischen Krieg meinte ich die "Befreiungskriege".
Und sind wir mal ganz ehrlich: Napoleon war alles andere als revolutionär. Die Einführung des Code Civil und des Code Napoleon diente ausschließlich dazu, das Bürgertum ruhig zu stellen und für seine Machtausbaupläne gefügig zu machen (hat er übrigens selbst auch sinngemäß gesagt).
Persönlich denke ich, das Napoleon die Revolution als Mittel zum Zweck nutzte und für nichts weiter als das.
Tatsache ist, da stimme ich dir zu, das durch den Wiener Kongress gerade die deutschen Territorien um Jahrzehnte v.a. verwaltungspolitisch zurück geworfen worden sind.
Also das die DDR in ihm einen Bauernbefreier sah, verstehe ich ja noch, aber wie kommst Du auf den Naturschützer?
Vielleicht ist das ja die passende Interpretation für das 21 Jht? Die Uni ist nach dem ersten Naturschützer der Welt benannt!
Meine Stichpunkte bezogen sich nicht auf die Gründe dafür, warum die Uni in der DDR den Namenspatron beibehielt. So weit ich weiß, war Arndt aber tatsächlich einer der ersten, der sich für Umweltschutz einsetzte. So weit ich weiß, soll Herr Professor Ott dies auch in einer Vorlesung/ Proseminar zur "Umweltethik" gesagt haben (hab ich aber "nur" von Komilitonen gehört…). Insofern kann er uns dazu vielleicht auch mehr an dem Abend erzählen. Auf jeden Fall wird die Diskussion spannend werden.
Und gerade heute nimmt ja der Naturschutz eine besondere Bedeutung ein. Es ist nun mal so, das jede Zeit an Arndt was Gutes und verehrenswürdiges finden kann. Der Antisemitismus wird aber hoffentlich seit 1945 für alle Ewigkeit an ihm als verachtenswürdig angesehen werden.
Wenn wir Antisemitismus und Völkerhass abgelegt haben, verstehe ich nicht, warum wir diese Diskussion noch führen?
Nur weil sich Arndt auch für die umliegenden Wälder begeistern konnte, würde ich ihn nicht als Umweltpolitiker bezeichnen. Man muss sich schon das gesamtwerk anschauen. Da liegt der Schwerpunkt ja wohl klar auf seinem radikalen völkisch begründetem Nationalismus.
Gegenwärtig funktioniert die Benennung deutscher Universitäten im Wesentlichen nach folgenden Varianten:
a) gar keine (z.B. Universität Hamburg)
b) Gründer oder Förder (z.B. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
c) vorbildhafte Persönlichkeit der Region (z.B. Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main)
d) regionaler Bezug (Ruhr-Universität Bochum)
e) thematische Ausrichtung (Technische Universität Berlin)
f) Geldgeber (Jacobs University Bremen)
Greifswald soll dann anscheinend in die Kategorie c fallen.
Da sich ja nun viele nicht mit Mittelmaß-Arndt anfreunden können, wie wärs stattdessen mit:
a) Universität Greifswald
b) Heinrich-Rubenow-Universität Greifswald
c) Friedrich-von-Hagenow-Universität Greifswald
d) Pommersche Universität Greifswald
e) äh
f) Siemens-Universität Greifswald 😉
Komisch warum den meisten Uni-Namensgegnern immer die unbekanntesten Persönlichkeiten zur Namensgebung einfallen.
Zu c): Wer war Friedrich von Hagenow?
Dann doch wohl eher Caspar David Friedrich. Wie gesagt, ich halte eine Umbenennung für überzogen. Aber wenn umbenennen, dann doch schon jemanden, den jeder kennt bzw. den sehr viele kennen. Neben Friedrich würden sich noch Koeppen und Fallada anbieten.
Bei einem Beschluss für die Umbenennung sollten aber nicht die auf die Universität entfallenden Mehrkosten vergessen werden. Von allen Scheinen muss der Name EMA entfernt werden. Es müssen neuen Stempel hergestellt werden… manche glauben eine Umbenennung würde nichts kosten. Tatsächlich ist das aber ein ungeheuer teures Vergnügen, was wir als nicht-Verwaltungsfachleute/Verwaltungsbeamte nicht überschauen können.
Als ob nun dringend eine Persönlichkeit her müsste (deswegen ja auch a-f). Aber schau dir doch mal die Liste bei Wikipedia an:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Universit%…
Was ich daraus mitnehme, ist
a) Ich kenne nicht jeden Namenspatron der entsprechend benannten Universitäten. In diesen Fällen hat die Person aber meist wesentlich etwas zur Geschichte der Uni beigetragen.
b) Die meisten kennt man aber schon, und dann sind es eben unstreitbar wichtige Persönlichkeiten überregionaler Bedeutung.
Beides trifft auf EMA jedenfalls nicht zu. Nur das noch als Zusatz zu seiner ethischen Fragwürdigkeit.
CDF ist wohl wegen seiner Bekanntheit geeignet, aber manche werden einwenden dass das etwas nach Kunsthochschule klingt. Und das CDFI müsste sich dann umbenennen. Auch auf Koeppen und Fallada trifft es m.E. zu, dass sie zu speziell sind und dazu noch unzureichend überregional bekannt.
Das Probleme scheint mir insgesamt, dass es Vorpommern an einem/einer interdiszplinären Intellektuellen von überregionaler historischer Bedeutung und ohne deutliche ethische Fehltritte mangelt. Die Martin-Luther-Universität Halle z.B. kann die antisemitischen Ausfälle ihres Namenspatrons immerhin noch hinter seiner historischen Bedeutung zurückstehen lassen. Bei EMA geht das leider nicht. Sorry, aber dieser Namenspatron muss weg!
Zu den Kosten: Ich hätte wohl gern meine 10 EUR zuviel gezahlten Verwaltungsbeiträge für die Tilgung von EMA gegeben. Aber, nun ist es ja leider zu spät…
"Die Martin-Luther-Universität Halle z.B. kann die antisemitischen Ausfälle ihres Namenspatrons immerhin noch hinter seiner historischen Bedeutung zurückstehen lassen."
Genau das ist ja die Streitfrage, zumindest aus meiner Sicht:
Können wir heute die antisemitischen Ausfälle Arndts hinter seiner historischen Bedeutung zurückstehen lassen? Schlussendlich hat unser Namenpatron gerade für Schwedisch-Pommern enormes vollbracht (Bauernbefreiung). Auch am Nationswerdungsprozess war er nicht unbeteiligt. Inwiefern sein Wirken da aber so wegweisend ist, ist hier tatsächlich äußerst umstritten. In Mecklenburg war die Leibeigenschaft, dort hieß sie nur "Hüsung" noch nicht einmal 1865 abgeschafft (da erschien Reuters "Kein Hüsung"- und wenn man "kein Hüsung" hatte durfte man nicht heiraten, man hatte kein Land -das war das Hüsung- man war also unfrei).
Es müssen keine Kosten anfallen…
Wenn man die Uni in "Universität Greifwald" umbenannt und eine Übergangfrist von 10 Jahren vereinbart, in der auch noch der alte Name verwendet werden darf, sehe ich darin kein Problem. ..
Innerhalb von 10 Jahren werden dann eh alle Stempel, Briefbögen etc. ausgewechselt.
Also das Kostenargument zieht nicht.
(P.S.: Aber selbst wenn Kosten anfallen würden: Wenn man politisch entscheidet, dass man einen antisemitischen Namen ablegen will, würde ich mir das aber auch ein paar tausend Euro kosten lassen. Das politische Signal in Richtung NPD und Rechtsextremismus wäre sehr wertvoll! Zum 550jährigen Jubiläum der Uni wurden übrigens hunderttausende Euro für PR und co ausgegeben… )
Naja, üblicherweise ist es aber bei Umbenennungen so, dass es keine längere Übergangsfrist gibt. Zudem geht es nicht nur um Stempel und Briefbögen, sondern die Schilder an (und in) sämtlichen Instituten und Einrichtungen, um hunderte von Internetseiten, usw.
Das ist ein Aufwand, der kostenmässig in die zigtausend Euro geht. Geld, das lieber besser angelegt werden sollte, z.B. für bessere Studienbedingen oder für neue Bücher.
Hier könnte man aber ne Übergangsfrist einrichten… Also nix 10.000 Euro…
1) Änderungen sind IMMER mit Kosten verbunden
2) eine Übergangsfrist von 20 (!!) Jahren lässt sich NICHT einrichten
Jede Straßenumbenennung kostet was. Das hat aber noch nie davon abgehalten, trotzdem umzubenennen. Und hier geht es schließlich auch um die Frage, ob ein Antisemit und deutschnationaler Chauvinist Namenspatron bleibt oder nicht.
Und exkeks hat ganz richtig die verschiedenen Optionen im Falle einer Umbenennung aufgezeigt.
Wobei e und f hoffentlich einhellig abgelehnt werden.
Was die Option d anbelangt: Ich halte es da eher mit Vorpommern – oder, wenn der Bezug zur Uni-Gründung gezogen werden sollte, Schwedisch-Pommern.
Der schlichte Name "Universität Greifswald", den die Uni ja auch länger trug, hätte den Vorteil, endlose Namenssuchen zu vermeiden.
Wie wäre es mit "Dr. Arthur König Universität Greifswald"? Klingt doch auch toll, oder? 😀
Vor allem die Abkürzung: DRAKUG! *lol*
bei einer Strassenumbenennung sind 1-2 Strassenschilder zu erneuern. Es sind vielleicht 10 bis 50 Personen davon betroffen, die dann ihren Eintrag im Telefonbuch ändern müssen.
Hier geht es um tausende Schilder, Briefbögen, Stempel, Internetseiten, Adressen usw.
Es geht um 12.000 Studenten und 5.000 Mitarbeiter.
Insofern sind das vollkommen andere Dimensionen und Kosten die wohl eher 6-stellig sind und woanders besser angelegt wären.
Das Kostenargument ist doch egal. Man kann die Uni einfach in "Universität Greifswald" umbenennen. In einen Übergangszeitraum bis 2020 könnte aber auch noch "EMA" benutzt werden.
In diesen 10 Jahren würden eh alle Schilder, Briefköpfe und Visitenkarten irgendwann einmal erneuert werden. Reale Kosten: 0 Euro!
Das stimmt nicht, das Kostenargument ist nicht egal. Es wird definitiv etwas kosten und eine Übergangszeit von 20 (!!) Jahren würde sich nicht durchsetzen lassen.
Das ist auch eine völlig sinnlose Diskussion, weil es nicht zu einer Änderung des Namens kommen wird, da es dafür keine Mehrheit gibt. Diese Diskussion wird von einer links- bis linksradikalen Randgruppe geführt.
Alternative: einfach alles lassen wie es ist, das hat GARANTIERT Kosten von 0,- Euro
Der Name "Universität Greifswald" hätte zumindest den Vorteil, das man keine neue Endlosdebatte über den nächsten Namenspatron führen müsste. Da es in vorangegangenen Jahrhunderten noch keine politische Korrektheit gab, findet man wohl kaum jemanden mit weißer Weste, der allen passt.
Wie wärs mit "Antifaschistische Universität Greifswald"? Da kann keiner was gegen sagen.
(Nein, das ist nicht mein Ernst 😉 )
Eine Endlosdebatte müssen wir ebenfalls nicht führen wenn einfach alles so wunderbar bleibt wie es ist.
wenn f), dann doch bitte im Bezug auf die Stiftung, der wir so viel verdanken: Alfried-Krupp-Universität. Der hat auch viel für Deutschland getan.
wird zeit für die Caspar-David-Friedrich-Universität Greifswald, wenn ihr mich fragt!
So ein Schwachsinn. Man kann doch ne Uni nicht nach nem Maler benennen! Dann denken die alle wir wären ne Kunsthochschule die sich auf Nationalromantik spezialisiert statt die exzellente Universität, die Greifswald ist.
Und jetzt denken alle, es ist eine Historikerhochschule, auf völkischen Nationalismus (und gerne auch Bauernbefreiung) spezialisiert? Die MLU Halle ist eine theologische Hochschule etc.?
MLU Halle/WITTENBERG! Immerhin lehrte Luther in Wittenberg. Was man von CDF und Greifswald nicht behaupten kann.
Arndt war auch mehr als ein Historiker (und damit meine ich nicht Antisemit!).
Genau, er hat ja auch noch protestantisches Liedgut getextet.
Soll das jetzt der Rettungsanker für die Arndt-Fans sein???
Es ist schon ganz schön dürftig, mit welch klapprigen Argumenten Arndt hier hochgehalten werden soll.
Die gesamte Debatte ist doch vollkommen überflüßig.
Erst Moritz Arndt war ein sehr sympathischer Mensch Punkt
Ich habe das Gefühl, daß sich Herr Sepastian Jabbusch mit seiner Meinung, daß der Name der Universität vollkommen ungeeignet sei, versucht zu profilieren. Gerne würde er auf seine Zeit als Student zurückblicken und sagen können, er hätte etwas verändert.
Er bezeichnet sich gerne selber auch als Idealist. So etwas übernehmen normalerweise andere für einen, wenn man dann wirklich Idealist ist, dann hört man das aus dem Munde eines, wenn es überhaupt möglich ist, objektiven Betrachters, seltsam wird es dann, wenn man sich selber den Titel des positiv konnotierten Idealisten verleiht.
Mehrmals in seinem Ansinnen der Umbennung der Universität gescheitert, nutzt er dieses, sein verlängertes Sprach"rohr" um wieder Stimmung gegen EMA zu machen.
"Der Bericht endet mit “Das ist ein wissenschaftliches Urteil. Ob wir uns nach einem fremdenfeindlichen Publizisten nennen wollen, ist dagegen eine Wertentscheidung”."
Ja, daß erinnert mich an die Selbsttitulierung des S.J. als Idealisten, wir entscheiden jetzt, dass wir wissenschaftlich mit dem Thema Arndt vorgegangen sind. Das soll jejtzt eine unumstößliche Wahrheit sein?
http://www.deezer.com/#music/result/all/fantastic…
Sind die Grünen jetzt auch „unter der Kontrolle“ von Sebastian Jabbusch? Oder „Handlanger“ wie Schattschneider schreibt? Ich denke S.J. schrieb diesen Artikel als Chefredakteur. Und nur weil er auch gegen Arndt ist, heißt, dass nicht, dass diese Initiative von ihm stammt!
Und die Idee, dass er sich mit Vorschlägen zu EMA „profilieren“ wollen würde, glaubst du doch selbst nicht?? Mit Vorschlägen zu Arndt kann man sich kaum profilieren! Im Gegenteil. Ich finde es mutig (wenn auch etwas waghalsig), wie er hier den Kampf gegen den Mainstream aufnimmt… Wann haben das andere im StuPa mal gewagt? Profiliert hat sich Jabbusch mit der Apfelfront (ich sag nur 24-Stunden Vorlesung) und dem webmoritz hier genug…
Kann man so einen Mist unkommentiert stehen lassen? Ich fürchte nein und zitiere aus dem Artikel:
… Inhaltlich wurde das Kolloquium nicht wiederlegt oder um echte Erkenntnisse ergänzt. Stattdessen war die Debatte damals “persönlich”, “polemisch” und “emotional” …
History repeating…
Und Hurtz wiederholt bitte das Thema "Deutsche Rechtschreibung"!
Das frage ich mich bei Deiner "Aussage" auch gerade. Es ist fast schon typisch die Meinung anderer als Mist darzustellen. Das steht Dir gut.
Erstens wird die Veranstaltung von der GHG organisiert, nicht auf Initiative Sebastians. Wie kommst du darauf, dass die GHG sein Sprachrohr ist?
Zweitens wollen wir eine Debatte führen. Dazu trägt "Erst Moritz Arndt war ein sehr sympathischer Mensch Punkt " nicht wirklich viel bei. Seltsam, dass du Sebastian dann vorwirfst, er habe die Wahrheit für sich gepachtet.
Angesichts der bisherigen Kommentare ist doch relativ offensichtlich, dass Arndt eine vielschichtige Person ist. Ob sie dazu geeignet ist, einer Universität ihren Namen zu geben, bedarf schon einer Debatte, die nicht durch einen schnellen Punkt beendet werden kann.
Andere Vorwürfe gegen Sebastian tun darin gar nichts zur Sache…
Ich glaube es geht darum, das S.J. nach jedem Strohhalm greift der sich ihm entgegenstreckt wenn es gegen Arndt geht.
“Keiner der Arndt-Kritiker hatte aus der Tatsache, dass er sich zu Wort meldete, irgend einen Vorteil zu erwarten. Im Gegenteil. Er bekam nur Ärger – mit der “Ostsee-Zeitung” und einer empörten lokalen Öffentlichkeit, die es nicht ertrug, dass man an ihrem Ortsheiligen kratze.”
>> Wenn ich mich profilieren wollte, hätte ich mich im Senat zum stellv. Senatsvorsitzenden wählen lassen und mich nicht mit rückwärtsgewandten Lokalpatrioten angelegt…
>> Die Grünen stehen nicht unter meinem Einfluss. Ich bin ja nicht der Pate…
Warum sind Menschen, die Deine Meinung nicht teilen, "rückwärtsgewandten Lokalpatrioten"?
Du hast Dich doch in einem anderen Kommentar als Stralsunder geoutet. Arndt ist in Stralsund zum Gymnasium gegangen und Groß Schoritz war damals Stralsund wohl näher als Greifswald.
Ich bin übrigens Rostocker und mir müsste aus Arndts Zeit der Generalfeldmaschall Blücher näher stehen. Ihm wurde auf dem Rostocker Universitätsplatz auf Initiative Goethes ein Denkmal gesetzt, ohne das die UNI nach ihm benannt wurde. Aber auch Blücher hat seinen Beinamen, Marschall Vorwärts, von den Russen bekommen, die damals wie heute wieder, lieber ret marut, keine Sowjetrussen waren.
Was ich eigentlich sagen will: Mir wird die Diskussion etwas kleinteilig und ich melde mich zu diesem Thema ab.
Also "rückwärtsgewandter Lokalpatriot" bin ich sicher nicht. Konservativ sein bedeutet an der Spitze des Fortschritts zu marschieren — das sagte schon Franz-Josef Strauss. In diesem Fall handelt es sich aber nicht um eine Verbesserung, sondern um eine Verschlechterung. Insofern ist das kein Fortschritt, sondern eine schwachsinnige Diskussion, die total überflüssig ist und nur eins erreicht, nämlich die Uni zu spalten in Arndt-Gegner und Arndt-Befürworter. In diesen Zeiten gilt es aber, zusammenzustehen und im gemeinsamen Geiste aufzutreten, statt sich innerlich zu spalten und zu streiten. Wer die Arndt-Diskussion in der Uni wieder anstösst, sollte sich bewusst sein, dass dies nicht zur Abschaffung des Namens führen wird. Er sollte sich ebenfalls bewusst sein, dass damit alte Grabenkämpfe in der Uni wiederbelebt werden, die Rektor und Senat nicht haben wollen.
Nur am Rande:
Conservare = beibehalten, bewahren
progressio = Fortschritt, Vorwärtsschreiten
Das beißt sich. Konservative sind vom Wortsinne und von der Ideologie doch gerade diejenigen, die das Alte beibehalten wollen und sind somit nicht die progressive Spitze, sondern die reaktionäre Speerspitze.
Bayern war in der Tat mal eines der progressivsten Länder Deutschlands, ein Hort des Liberalismus und der Weltoffenheit – und zwar seit der Französischen Revolution bis April 1919. Danach kam der reaktionäre Rollback, der bis heute anhält.
Nun, wenn man als Konservativer den GEGENWÄRTIGEN Zustand der deutschen Gesellschaft sicher nicht gutfinden kann, will man ihn auch nicht bewahren, sondern progressiv weiterentwickeln. Konservativ sein bedeutet nicht das bewahren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers. Konservativ sein bedeutet, sich nicht am Zeitgeist zu orientieren, sondern an dem was zeitlos und immer gilt. Insofern kann Konservativ auch revolutionär sein, wie du ja am Fall der DDR eindrucksvoll gesehen hast.
Fall = Zerschlagen durch die Bürger
Ich fand die DDR weder besonders konservativ noch besonders revolutionär. 😉
Mal im Ernst: Was soll denn das sein "was zeitlos [ist] und immer gilt"?
– der bürgerliche Staat?
– Deine christliche Religion und die Bibel?
– die Hetzschriften von Arndt?
– die Weisheiten eines Greifswalder Ex-Studenten in Bayern?
Die Konservativen sind wohl kaum der Prometheus, der den Menschen die Fackel des Fortschritts übergibt. Doch wohl eher der im Dienste der überkommenen Macht stehende Adler, der dem armen Prometheus täglich (und damit meinten die Griechen tatsächlich so etwas wie "ewiglich") die Leber aus dem Leibe reißt.
Mit den Werten und Inhalten der abendländisch-christlichen Kultur dürftest selbst du halbwegs vertraut sein. Diese gelten seit tausenden von Jahren und es gibt auch keine Not, diese gegen islamische oder kommunistische Ideologien auszutauschen.
Ich meinte "Fall" im Sinne von "fallen", also den Niedergang der DDR, der friedlich aber revolutionär war. Andererseits war die DDR wohl zehnmal so spiessig wie die BRD und antifaschistisch-revolutionär betrachtete sich das gesamte DDR-System.
Ist die Sozialistische Idee im 19. Jh. nicht gerade in Europa entstanden? (Nicht weil dieser Kontinent so besonders geil oder kongenial ist, sondern weil die bürgerliche Klassenherrschaft dort am weitesten entwickelt war.) Und fand die epochemachende Oktoberrevolution nicht auch in Europa (nämlich St. Petersburg) im November 1917 statt, wo erstmals ein sozialistischer ArbeiterInnenstaat aufgebaut wurde?
Und war die muslimische Herrschaft auf der iberischen Halbinsel (immerhin über 700 Jahre, von 711 bis 1492) nicht ein kultureller Quantensprung in Wissenschaft, Technik und Kultur für das damals rückständige mittelalterliche Europa? Mal ganz abgesehen von einer Toleranz der Religionen in Al-Andalus, die im christlichen Europa so völlig undenkbar war?
Du hast echt ein ziemlich eingeschränktes (sprich konservatives 😉 ) Blickfeld auf europäische Kultur. Als sei es nicht gerade die katholische Kirche gewesen, die die feudale Ordnung aufrechthielt und mit Feuer und Schwert gegen progressive Veränderungen vorging.
Im Jahre 1600 wurde z.B. Giordano Bruno in Rom auf dem Campo de’ Fiori von der Inquisition verbrannt, weil er fortschrittliche und naturwissenschaftliche Ideen propagierte. Erst im Jahre 2000 (!!!) wurde vom Vatikan diese Hinrichtung für Unrecht erklärt.
Und Galileo Galilei mußte aus Furcht vor dem Inquisitionsmord von seinen astronomischen Forschungen abschwören und ab da sein Leben im Arrest fristen. Der Vatikan hat auch hier erst 1992 (!!!) die wissenschaftlichen Erkenntnisse Galileis anerkannt.
Und ging es den Arbeiten und Bauern in der Sowjetzone besser als denen in Frankreich und Westdeutschland? Nein!
Dann werden natürlich immer wieder die Muslime und Galilei aus der Mottenkiste hervorgeholt. Die Römisch-Katholische Kirche hat 2000 Jahre gelebt und wird es auch noch weitere 2000 Jahre tun. Wie lange hat der Kommunismus existiert? Wieviele Millionen Menschen hat er das Leben gekostet?
“Keiner der Arndt-Kritiker hatte aus der Tatsache, dass er sich zu Wort meldete, irgend einen Vorteil zu erwarten. Im Gegenteil. Er bekam nur Ärger – mit der “Ostsee-Zeitung” und einer empörten lokalen Öffentlichkeit, die es nicht ertrug, dass man an ihrem Ortsheiligen kratze.”
Wundert dich das? Auf dem politischen und literarischen Parkett ist das die einzige Berühmtheit, die Pommern vorzuweisen hat.
Alleine in Bergen auf Rügen ist der Ernst-Moritz-Arndt Turm das Wahrzeichen der Stadt. Ein Gymnasium ist nach ihm benannt. In Greifswald eine Regionalschule. Auf ganz Rügen kann man Arndts romantisierende Schriften über die Insel kaufen. Wenn die Uni Greifswald wegen des Namenpatrons umbenannt werden würde, würde die Diskussion weit über Greifswald hinaus gehen und eine ganze Lawine los getreten werden.
Nach Arndt gibt es auch diverse Strassen und Denkmäler in ganz Deutschland.
Wir verteidigen Arndt also nur, weil wir sonst niemanden haben? Das nenne ich mal "sich an jeden Strohhalm klammern"…
nee, wir verteidigen Arndt, weil er ne cooler Typ ist
Seit wann sind denn Antisemitismus ("Man sollte die Einfuhr der Juden aus der Fremde in Deutschland schlechterdings verbieten und verhindern."), deutscher Nationalchauvinismus und Rassenlehre (Arndt schwadronierte von "wälschen Affen", "minderwerigen Mischvölkern" und bezeichnte JüdInnen als "verbastartes Volk") wieder "cool"?
Oder sind das die Werte der "christlich-abendländischen Kultur", die Du so gerne hochhälst, Edmund?
jetzt wird deine Argumentation wirklich langsam peinlich
P.S.: Am Ernst-Moritz Arndt Gymnasium hat sich auch eine Kommission mit Ernst-Moritz Arndt beschäftigt und kam ebenfalls zu der Empfehlung den Namen abzulegen.
Die Stadt, die sich nicht mit Arndt beschäftigt hatte, lehnte dies jedoch ab…
http://www.ernst-moritz-arndt.de/chronik.htm
Auch interessant:
http://www.nibis.de/~emaos/sind/seiten/schule/sch…
">> Wenn ich mich profilieren wollte, hätte ich mich im Senat zum stellv. Senatsvorsitzenden wählen lassen und mich nicht mit rückwärtsgewandten Lokalpatrioten angelegt…"
brahahahahaha und wer bitte hätte dich wählen sollen?
Oh Mann Sebastian! Ich dachte, das Senatsthema hätten wir durch.
Entscheidend ist doch nicht welchen Namen man trägt, sondern was man daraus macht.
Tatsache ist das sich etwas ändern muss:
Entweder die Universität ändert ihren Namen in Universität Greifswald
oder man nutzt den Namen den man hat um sich mit den Themen die mit dem Namenspatron zusammenhängen auseinander zu setzen.
Alles andere macht doch keinen Sinn. Natürlich gibt es unbelastetere Namen als EMA, aber was bringt das, wenn sie am ENde nichts weiter sind als Dekoration.
Austellungen zu EMA in der Zentralbibliothek mit dazugehöriger Literatur, Informationstafeln zu EMA in allen Uni-Gebäuden – in diese Richtung muss es gehen.
Ob die Uni nun EMAU, CDFU oder UG heißt ist egal, so lange der Name nicht inhaltlich unterfüttert wird (was bei UG glücklicherweise wegfällt – für die bequemen Studenten also wahrscheinlich das "Beste")
Ich lese gern und regelmäßig den Webmoritz. Ich halte die Artikel meistens für gut beleuchtet. Aber dieser ist mal wieder einseitig verfasst.
"Dass die Universität im Jahr Machtübernahme der Nazis 1933 umbenannt und Hermann Göring höchstselbst bis heute auf der namensgebenden Urkunde zu finden ist, sei in der Debatte damals sogar noch untergegangen." Hier könnte man doch auch erwähnen, dass Herr Göring im selben Jahr weitere Umbenennungen getätigt hat. Goethe und Schiller fallen ebenfalls darunter.
Bei Herrn Prof. Stamm-Kuhlmann weiß ich, dass er das ganze Thema wesenlich differnzierter sieht, als hier angegeben.
"Wo das politisch motivierte (selektiv mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten zusammengeschusterte) moralische Verdikt ersetzt mal wieder das unvoreingenommene wissenschaftliche Urteil."
Schade das der Artikel, bei einem so wichitgen Thema recht einseitig wirkt.
Ich habe bereits einmal Stamm-Kuhlmanns Ausführungen gelauscht und kann Deine Beobachtung bestätigen. Der Artikel hat ja keineswegs versucht, seine Position im Detail zu rekapitulieren, sondern hat lediglich den Kernsatz seines Fazits zitiert.
Die Texte von Stamm-Kuhlmann aus dem Jahr 2001/2002 lesen sich sehr interessant und durchaus mit ein wenig anderem Einschlag als heute.Ob dies aufgrund von neuen Erkenntnissen oder nur der Vorsicht angesichts des leicht aufkommenden Vorwurfs der politischen Einseitigkeit geschuldet ist, vermag ich nicht zu bewerten. Insgesamt hat Stamm-Kuhlmann aber seine Position keineswegs "geändert"… Am besten fragt man ihn dazu aber selbst 😉
Ich kann aber das Buch "Ernst Moritz Arndt im Widerstreit der Meinungen : Materialien zu neueren Diskussionen / hrsg. von der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft e.V" nur empfehlen. Übrigens hatte mir genau dies Stamm-Kuhlmann vor zwei Jahren empfohlen, als ich mich erstmals mit dem Thema beschäftigt hatte.
Dort ist auch Stamm-Kuhlmanns Vortrag nachzulesen (und alle anderen). Spannend ist auch Stamm-Kuhlmanns dreiseitige Bewertung der öffentlichen Diskussion, die damals nach dem Kolloquium stattfand. Auch diesen Text konnte ich nur mit einem kleinen Zitat berücksichtigen. Nachlesen empfiehlt sich!
Ansonsten freue ich mich über den sachlichen Beitrag zur Debatte – sehr erfrischend.
Mal eine Umfrage versuchen…
[polldaddy 1566768 http://answers.polldaddy.com/poll/1566768/ polldaddy]
*tststs*, nicht schon im Ansatz große Teile der Wählerschaft abdrängen; so sieht das aus:
[polldaddy 1567343 http://answers.polldaddy.com/poll/1567343/ polldaddy]
Schöne Antwort, die immer passt: Nazis raus! 😛
Mal abgesehen davon dass es wohl gerade 50:50 steht: wieviel Aussagekraft hat eine Abstimmung, bei der man alle 5 Minuten einfach neu abstimmen kann?
mir ist e.m.arndt peinlich. egal, was er wann und wo mal geleistet haben mag – wer antisemit ist der kann auch 100 Meter in 8 Sekunden laufen und verdient keine anerkennung. und wer antisemit war, der kann auch nicht namensgeber einer uni sein.punkt.basta.
wie wärs mit einer unterschriftenliste?
Gute Idee, wichtiger wäre glaube ich aber eher eine lang angelegte Aufklärungskampagne… Sonst wissen die Leute gar nicht, worüber sie unterschreiben sollen…
Aufklärungskampagne hieße dann, daß alle das über Arndt denken sollen, was Du in Deiner tollen Aufklärungskampagne für wissenswert hältst! Toll!
bloß nicht!
es ist zeit für die caspar-david-friedrich-uni greifswald
Wir eine EXZELLENTE UNIVERSITÄT und keine Kunsthochschule mit Spezialisierung auf Nationalromatkik!
Dies ist eine schwachsinnige Diskussion, die total überflüssig ist und nur eins erreicht, nämlich die Uni zu spalten in Arndt-Gegner und Arndt-Befürworter. In diesen Zeiten gilt es aber, zusammenzustehen und im gemeinsamen Geiste aufzutreten, statt sich innerlich zu spalten und zu streiten. Wer die Arndt-Diskussion in der Uni wieder anstösst, sollte sich bewusst sein, dass dies nicht zur Abschaffung des Namens führen wird. Er sollte sich ebenfalls bewusst sein, dass damit alte Grabenkämpfe in der Uni wiederbelebt werden, die Rektor und Senat nicht haben wollen.
Ich bezweifle, daß es viele Studierende gibt, die "im gemeinsamen Geiste" mit "Edmund Stoiber" auftreten wollen – höchstens vielleicht im Varieté. 😉
Mal im Ernst: Dafür, daß die Diskussion "schwachsinnig" und "total überflüssig" sein soll, schreibst Du hier aber reichlich, wenn auch mehr polemisch denn argumentativ, zum Thema.
Nun, ich bin aber auch nicht mehr Teil der Universität, da meine Studium schon lange vorbei ist bzw. ich dieses mit sehr guten Noten abgeschlossen habe. Ich interessiere mich nur noch von aussen für meine Alma Mater.
Ich denke jedoch, dass man das spalterische Potenzial einer solchen Debatte bedenken sollte. Es gab damals auch Anfeindungen innerhalb der Uni, die man lieber nicht wiederbeleben will. Ob an einer Universität wie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, die im Geiste stark von Kollegialität geprägt ist, eine solche Debatte nun zum erneuten Male vom Zaun brechen sollte, ist mehr als fraglich. Streit in Zeiten von Mittelknappheit und Finanzkrise ist nicht gerade das was die Uni jetzt gebrauchen kann.
Lasst uns für die EMAU und Deutschland zusammenrücken. Keine politischen Schereien, es geht um die Einheit von Universitäts- und Volkskörper – grade in Zeiten der Bedrohung von außen (Heuschrecken, Finanzkapital und so).
Nationalromantik…
´Damals gab es ja auch weite Kreise der Professorenschaft, der Unimitarbeiter und der Studenten die den Namen Ernst-Moritz-Arndt-Universität vehement und kritisch verteidigt haben. Dann gab es auch die Gruppe der es eigentlich egal war und die letztlich dagegen war etwas zu ändern. Das sollte man auch erwähnen im Artikel. Es gab und gibt einen grossen Teil an der Uni der mit dem Namen kein Problem hat oder ihn bewusst super findet.
Hier mal ein Lebenslauf auf der Internetseite von Prof. Dr. Roland Rollberg, der sich damals ebenfalls intensiv mit dem Thema befasste:
http://www.rsf.uni-greifswald.de/rollberg/ernst-m…
"großer Teil" ? << Belege bitte !
Die Namen habe ich nicht mehr im Kopf, aber zu meiner Studentenzeit vor mehreren Jahren gab es diverse Pro-Arndt-Flyer sowie Unterschriften-Aktionen die von Professoren und Mitarbeitern geleitet wurden und Flugblätter, die einen Gegenpol zur Schmähkritik an Arndt bildeten und ihn in seinem Gesamtbild positiv bewerteten.
Also ich weiß, dass es ein paar Professoren gab, die sich auch positiv geäußert haben. Meist waren das aber diejenigen die keinen historischen Background haben oder sich nur auf bestimmte Aspekte von Arndt begrenzen.
Die einigen Flyer die ich kenne, waren vom "Greifswalder Boten" – der rechtsextremen Zeitung aus NPD-Kreisen. Ob dies jetzt aber für oder gegen Arndt spricht, sei mal dahingestellt…
Es wirkt ein wenig seltsam wie wenig sich die Debatte seit dem erscheinen der Artikel in der "Zeit" und den Arbeiten der Professoren der Universität weiterentwickelt hat. Auch wenn der Artikel die richtigen Fragen stellt, die Kommentare hier machen deutlich, dass jeder sein persönliches Verhältnis zum Mythos und zum Werk Ernst-Moritz-Arndts als ausreichende Grundlage für die Bennennung einer universität ansieht, und die diskutierte Frage bleibt wie seit jetzt fast zehn Jahren "Was halten wir von Ernst und seinem Werk, bzw. Wie ist das Werk von Arndt zu deuten ?" Diese Frage ist mit dem Gutachten der Professoren beantwortet, man kann dieses Gutachten wissenschaftlich diskutieren und sie wird nicht unwichtig, welche Positionen dieser Mann in seinem Leben vertrat oder aber eben nicht vertrat ist aber geklärt.
Worum sich die Debatte nun drehen muss ist das ausstehende Werturteil, ob man die von Arndt vertretenden Positionen als für die Universität Greifswald (und genau diese und nicht irgendeine Uni in Deutschland) als Leit- und Identifikationsbild annehmen kann oder nicht. Grundlage dieses Werturteils muss aber auch eine Debatte darüber sein wofür die Universität in Greifswald steht, und dies sowohl retrospektiv als auch prospektiv. Warum sollte eine Universität welche sich die internationale Kooperation insbesondere auch mit unseren Nachbarn im Ostseeraum auf ihre Fahnen schreibt einen ausgewiesenen Verächter eben dieser Nachbarn als Namesgeber wählen?
Es kann in dieser Debatte nicht mehr darum gehen wofür Arndt steht, sondern als nächsten Schritt sollte die Universität und in diesem Fall auch die Studierendenschaft sich Rechenschaft darüber ablegen für welche Werte und Weltbilder sie selbst steht. Erst auf dieser Grundlage kann entschieden werden ob der Name Ernst-Moritz-Arndt-Universität eine Zukunft haben soll oder nicht.
Danke für diesen Beitrag !
Danke für diesen Beitrag!
Ich weiß, dass sich auch sehr seriöse Professoren für EMA ausgesprochen haben. Meist waren das aber gerade diejenigen, die nicht Geschichte studieren oder sich bei der Auslegung auf ganz bestimmte Aspekte Arndts beschränken…….
Flyer oder Flugblätter sind mir unbekannt. Bevor ich sie nicht sehe bzw. weiß von wem sie herausgegeben wurden, halte ich von so einer Aussage nicht viel.
Der rechtsextreme "Greifswalder Bote" (Verbindung zur NPD) hat sich ja auch für Ernst-Moritz-Arndt ausgesprochen. Ob das nun für oder gegen Arndt spricht, hängt wahrscheinlich von der politischen Auffassung ab…
Darf ich dich bei der Gelegenheit mal nach deinen Studienfächern fragen?
Man muss übrigens kein Geschichtsprofessor sein, um sich mit Arndt auszukennen!
Es gab damals Flugblätter und Unterschriftenlisten. Dass ich die nicht aufhebe denke mal dürfte jedem klar sein. Frag doch einfach Prof. Dr. Rollberg, der war da mit federführend wenn ich mich richtig erinnere.
Was der Greifswalder Bote für eine Meinung hat, spielt für mich null komma null ne Rolle. Ich weiss nicht, warum du immer wieder damit kommst was die NPD oder sonstige Rechtsextreme über Arndt denken. Niemand in dieser Runde hier und niemand der Arndtkritiker bzw. -befürworter an der Universität gehört zu dieser Gruppe, insofern ist das total wurscht was die denken.
Super. Da ja an der EMAU weiter keine Probleme herrschen, als der Name der Uni selber, begrüße ich diese Veranstaltung. Wenn wir das Thema geklärt haben können wir uns endlich wieder zurücklehnen und das Leben genießen.
Unglaublich das sich Menschen für so hirnverbrannte Diskussionen erwärmen können, obwohl eine Verbesserung der Lernbedingungen, etc. (Also WICHTIGE Probleme) durch aktiven Einsatz aller viel sinnvoller wäre.
Aber das ist halt Deutschland. Hauptsache politisch korrekt. Der Rest? "Ist mir doch egal."
Weiter so!
Damit hast du leider recht.
Und wie Recht du damit hast.
Zur Demo gegen Studiengebühren war kaum einer dabei, im Webmoritz hat es aber auch kaum jemanden interessiert, sich über den Verwaltungskostenbeitrag zu unterhalten (obwohl ja angeblich alle dagegen sind). Aber kaum geht es um Arndt, Buschenschaften etc., entsteht gleich eine riesige Debatte im Webmoritz. Geht es um den Verwaltungskostenbeitrag schweigen (fast) alle.
Naja, erst mal werden Millionen für die Namensänderung zum Fenster raus geworfen. Da haben wir wirklich was erreicht! Sch… doch auf die besseren Studienbedingungen! Dafür sind die Millionen, die die Namensänderung (denn das ist ja das primäre Ziel der GHG) kosten würde, zwar in besseren Studienbedingungen deutlich besser aufgehoben, aber nichts geht über "Political Correctness"!
Diskussion um Arndt ja! Denn das ist bei diesem Menschen unumgänglich. Namensänderung nein! Es gibt zur Zeit deutlich wichtigere Themen.
Es gibt sehr wohl wichtigere Probleme. Deswegen kann man nebenbei aber durchaus diese Peinlichkeit (nicht mehr und nicht weniger ist es), beseitigen…
Eine Peinlichkeit ist es nur für dich. Für mich ist es eine Ehre, Alumnus der ERNST-MORITZ-ARNDT-Universität zu sein. Ich lass mir von dir Arndt nicht wider besseres Wissen als was verkaufen was er nicht ist.
bravo!
Nur um Verwechslungen vorzubeugen: Das besagte Gymnasium befindet sich in Remscheid. Es zeigt aber auch, daß sich die Diskussion dort ähnlich langwierig hingezogen hat wie hier an der Greifswalder Uni. Und daß es gerade die Konservativen waren, die sich immer wieder einer argumentativen Debatte durch Polemik entzogen haben. Auch damals kam der Anstoß zur Namensdebatte übrigens "von unten". Ich zitiere:
"7. November 1988: Der damals 16-jährige Schüler des Remscheider Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums, Harry Luck, schreibt einen Brief an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau und fordert ihn auf, sich für eine Umbenennung der Schule einzusetzen. Vor den Schülern der französischen Partnerstadt Quimper müsse man sich schämen, dass eine Schule nach einem Franzosenhasser wie Arndt benannt wurde. Der Schüler verweist in seinem Brief darauf, dass das frühere "Realgymnasium" erst von Nationalsozialsten den Namen Ernst Moritz Arndts bekam. "
"mir ist e.m.arndt peinlich. egal, was er wann und wo mal geleistet haben mag – wer antisemit ist der kann auch 100 Meter in 8 Sekunden laufen und verdient keine anerkennung. und wer antisemit war, der kann auch nicht namensgeber einer uni sein.punkt.basta."
So einfach ist das nun wirklich nicht, sonst wäre der Name auch schon längst Geschichte. Dann kannst du gleich alle Unis und Straßen umbennen. Ein Goethe und ein Schiller haben nämlich auch antisemitische Schriften verfasst.
Wagner, Luther etc bitte auch nicht vergessen. Ebenso die Landesfürsten, nach denen viele Hochschulen benannt sind.
Es ist sehr wohl ein Unterschied ob wir eine Universität, ein Atomkraftwerk oder eine Straße nach jemanden benennen…
Nur weil irgendwer einen Fehler macht (Straßenbenennung), kann man damit andere Fehler (Unibenennung) nicht begründen. Tut mir leid – das ist kein inhaltliches Argument.
Und genau deshalb soll man das, was man an diesen Menschen verehren kann, was wir von ihnen lernen können, auch lernen und mitnehmen. Das, was diese Menschen verachtenswert macht, wie eben die antisemitische Meinung, müssen wir hart verurteilen. So lange diese Menschen jedoch großes und positives für uns, für unsere Gegenwart geleistet haben, können wir sie nicht verdammen. Andere "Berühmtheiten" haben nur Schaden angerichtet. Diese gehört es zu verachten und diese haben es auch nicht verdient ihnen in irgend einer Form etwas positives abzugewinnen. Aber zu denen gehören weder Goethe, Schiller, noch Arndt, Wagner und Luther.
Was genau hat er denn positives getan *gespannt bin*
Lies mal meine vorangegangenen Kommentare. Dann wirst du sehen, was er positives getan hat:
– Bauernbefreiung
– treibende Kraft beim Nationswerdungsprozess
– Pflege und Erhalt nationalen Kulturguts. Ich weiß nicht, warum du Märchen für so geringschätzig hältst. Sie sind wesentlicher Bestandteil jeder Kultur.
Arndt ist damit mit den Gebrüdern Grimm und Hauff gleichzusetzen.
– Arndt hat sich im Befreiungskrieg beteiligt. Er hat als einer von vielen die Deutschen Territorien vor der französischen Fremdherrschaft befreit.
Ich glaube, das du dich, wenn du dich überhaupt mit Arndt befasst hast, sehr einseitig befasst hast.
Bezüglich des Antisemitismus habe ich schon immer meine Ablehnung unabhängig vom Holocaust geäußert. Auch hier verweise ich auf meine anderen Kommentare.
erstmal lesen, bevor man meckert!
Das heißt also, das nach deiner Meinung alle Lutherschulen und Straßen umbenannt, die Wagnerfestspiele abgeschafft und sämtliche Goetheschulen und die Goetheuni in Frankfurt umbenannt werden sollten, weil sie Antisemiten waren?
Woher sollten all diese Menschen (Arndt eingeschlossen), dass es Menschen gibt, die später diese Menschen eliminierten?
Weder wir, noch Arndt, Goethe, Wagner und Luther sind am Holocaust schuldig. Klar sind wir keine Antisemiten, die anderen genannten waren es. Aber sie sind nicht an diesen Verbrechen schuld. Es ist ein schwarzer Fleck in ihrer Biografie.
Und hätte es den Holocaust nicht gegeben, wäre der Antisemitismus als Meinung noch heute gesellschaftlich akzeptiert und gewiss noch weiter verbreitet, als er ohnehin schon ist. Er wäre wohl genau so verbreitet wie die (nicht zu bejahende) unterschwellige Fremdenfeindlichkeit. Das ist eine erschreckende Tatsache! Aber es ist so. Erst dieses unsägliche Verbrechen hat der Menschheit die Augen geöffnet. Diese Perversität gehört zum Menschen dazu.
a) Arndt hat nicht nur mal einen Abfälligen Kommentar über Juden losgelassen, so wie Goethe, sondern hat sie glühend gehasst.
b) Goethe, Wagner und Luther haben alle was geleistet! Arndt war ein ein Volksmärchensammler mit maximal regionaler Bedeutung und ein bescheidener Dichter. Das ist nicht meine Auffassung, sondern die der Ernst-Moritz Arndt Gesellschaft. Lies mal was die zu dem Streit geschrieben haben. Ich glaube Du verteidigt hier jemanden, den Du nicht kennst!
c) Judenhass ist nicht nur wegen dem Holocaust abzulehnen, sondern auch ohne ihn abzulehnen… Oder ist das hier strittig?
PS: Willst du mit dem "auch seriöse Professoren" etwa verlautbaren dass man eigentlich nicht seriös sein kann, wenn man Ernst Moritz Arndt verteidigt? Ist ja total absurd Leuten erstmal Unseriösität zu unterstellen die nicht deine Meinung teilen …
(Sorry musste das nochmal posten. Irgendwie hat das nicht geklappt.)
Mal angenommen der Name würde geändert werden: Wie peinlich wäre denn das? Was würden die Medien dann berichten? Es würde wieder eine neue Debatte entbrennen. Nämlich darum ob das jetzt wirklich sinnvoll war den Namen zu ändern. Und ob eine kritische Auseinandersetzung mit EMA nicht sinnvoller gewesen wäre.
Ich würde ja vorschlagen auf der Vollversammlung der Geschichtsstudenten darüber zu reden. Man könnte ja eine Arbeitsgruppe gründen die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzt und dann der Uni einen Text für ihre HP liefert, wenn sie selber unfähig sind.
Aber mal ehrlich: Das wird nicht passieren. Leider. Denn auf der letzten Vollversammlung waren nur ca. 5 Studenten anwesend. Und genauso sieht es doch aus wenn man darüber abstimmen würde: Es interessiert keinen. Sonst wäre der Name doch schon geändert worden!
Aber das ist hier im Dorf halt wie in der Stadt. Man kann, wenn man keine anderen Themen hat einfach mal so nen Thema wieder hochziehen und davon ablenken das man sonst nix zu melden hat. Ist ja auch legitim.
Es ist wirklich sinnlos hier weiterzudiskutieren. Denn: Bei Themen wie EMA da will jeder mitreden. Das ist ja auch gut: Denn wir leben ja in einer Demokratie. Aber dann sollten die Leute die sich hier beteiligen auch an anderen Diskussionen beteiligen und einbringen. UND: Sie sollten mal überlegen ob es sinnvoll und überhaupt durchsetzbar ist den Namen der Uni zu ändern.
P.S.
Die Vollversammlung der Geschichtsstudenten findet am 29.04.2009 um 20 Uuhr c.t. im SR III statt. Vielleicht kommt ja der ein oder andere Interessierte.
P.S.
Ich freue mich schon auf die Diskussion mit euch heute Abend! Ich hoffe ihr erscheint zahlreich und beteiligt euch auch an der Diskussion. Ganz viele Grüße… Euer Ernst…
ich kann leider nicht kommen. war selber in der arndt-schule, wohn(t)e in der nähe der arndt-strasse und bin noch an der andt-uni immatrikuliert. der typ hängt doch voll in meiner vita, eh!
Ernst-Moritz-Arndt-kritische Universität Greifswald oder lieber gleich Mahatma-Gandhi-Universität?
Diskussionsfreudig und kontrovers: In der Gesprächssrunde zu unserem Namenspatron mit Studierenden, StuPistInnen und Herrn Prof. Konrad Ott wurde eines deutlich: Arndt ist keine glorreiche Leitfigur, schon gar nicht für Studierende, sondern höchstens als Mahnmal dafür, wie sehr „auch Intellektuelle daneben liegen können“ (Ott). Dieser Name könne als eine Art „Stein des Anstoßes“ für eine stetige Auseinandersetzung über verfehltes politisches Engagement sorgen. Die Frage, ob diese Option akzeptabel oder sogar wünschenswert ist, spaltete die Gemüter und entfachte eine lebhafte Diskussion. Allerdings ergab eine hypothetische Abstimmung unter allen Anwesenden, ob dieser Name beibehalten oder doch lieber ad acta gelegt werden sollte, dass die Mehrheit ihre Uni lieber ohne diesen Namen sehen würde. Eine echte Alternative für eineN NamenspatronIn kam nicht auf den Tisch, da sich zumindest unter den deutschen Persönlichkeiten aller Wahrscheinlichkeit nach keine mit einer lupenreinen Weste finden lässt. Den Vorschlag, Gandhi in Erwägung zu ziehen, wurde zwar mit verhaltenem Gelächter kommentiert… aber warum denn eigentlich nicht? Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit für ein Zeichen von Respekt vor nicht-westlichen Persönlichkeiten und für konsequenten Pazifismus, auch in Zeiten von Unterdrückung.
Wir als Grüne Hochschulgruppe ziehen für uns das Fazit, dass wir mit unserem Anliegen, eine Distanzierung von Arndt zu erreichen, viele StudentInnen hinter uns stehen.. Allerdings sind wir uns bewusst, dass die Mehrheit aller StudentInnen vermutlich wenig über dessen Tun und Weltbild weiß und daher der Frage nach einer Umbenennung ratlos gegenüber stehen würde. Ob wir in Kürze einen Antrag dazu einbringen werden und wenn ja, wie dieser konkret aussehen wird, werden wir kommenden Montag auf unserem Treffen entscheiden.
An dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön an alle, die durch ihre Teilnahme und Redebeiträge zu diesem gelungenen Diskurs beigetragen haben!
Die Grüne Hochschulgruppe Greifswald
Solltet ihr nicht besser im StuPa mitarbeiten als euch auf dem Webmoritz in der Sitzungszeit selbst zu beweihräuchern? Echt lächerlich und spricht Bände über eure politische Arbeit im Parlament.
"Diskussionsfreudig und kontrovers"… In der Tat. Stellenweise erinnerte die "Diskussion" an einen Dorfnazistammtisch, nur das es kein Bier gab und man weiter auseinander saß, aber dort wird auch so platt, unsachlich und polemisch geredet und Sprücheklopfer a'la Jabbusch gibt es dort auch. Mit welcher Selbstverständlichkeit einseitig und verzerrt an historische Persönlichkeiten herangegangen wird ist erschreckend und deprimierend zugleich.
Mir scheint, Du warst auf einer anderen Veranstaltung.
"da sich zumindest unter den deutschen Persönlichkeiten aller Wahrscheinlichkeit nach keine mit einer lupenreinen Weste finden lässt. Den Vorschlag, Gandhi in Erwägung zu ziehen, wurde zwar mit verhaltenem Gelächter kommentiert… aber warum denn eigentlich nicht?"
Ob sich unter deutschen "Persönlichkeiten" nun geeignete Namenspatronen für die Ernst Moritz Arndt Universität befinden mögen, wurde heute abend überhaupt nicht geprüft. Eine Pauschalaussage, die impliziert, dass es unter allen Deutschen keinen geeigneten gäbe, der mit seinem Namen für eine Universität herhalten könnte, ist doch so verkürzt und wird gerade in ihrer Verkürztheit nicht den vielen deutschen gerecht, die in ihrem Schaffen progressiv, fördernd und bereichernd für Deutschland gewirkt haben.
Wer wirklich behauptet alle bekannten Deutschen aufzählen zu können und dann glaubt mit seinem Urteil die Befähigung für die Namensgebung einer Universität erteilen zu können oder auch nicht, der handelt grob fahrlässig.
Dass Deine Forderung nach einer Mahatma Ghandi Universität Greifswald Gelächter, bzw. Geschmunzel hervorgerufen hat, muss wohl nicht weiter kommentiert werden, sondern steht für sich.
Ich hatte heute den Eindruck während der Diskussion, dass derjenige, der als Namenspatron für die Mehrzahl der heute bei der Diskussion anwesenden geeignet wäre, erst geboren werden müsste.
Ein Mensch kann es nicht sein, der Mensch ist bekanntlich ein Mangelwesen mit Ecken und Kanten, mit Fehlern und Irrtümern und diese Eigenschaften spreche ich selbst dem großen Pazifisten Ghandi zu.
"Eine echte Alternative für eineN NamenspatronIn kam nicht auf den Tisch, da sich zumindest unter den deutschen Persönlichkeiten aller Wahrscheinlichkeit nach keine mit einer lupenreinen Weste finden lässt. Den Vorschlag, Gandhi in Erwägung zu ziehen, wurde zwar mit verhaltenem Gelächter kommentiert… "
Zu glauben, dass irgend eine Berühmtheit auf der Erde eine lupenreine Weste habe, halte ich für illusorisch. Und unter deutschen Persönlichkeiten lassen sich sehr wohl Menschen mit, ich sage mal fast lupenreiner Weste, finden. Mag sein, das die mit Greifswald nicht viel zu tun hatten (Ich weiß ja nicht, wie rein die Weste von CDF war). Albert Einstein ist zum Beispiel eine Persönlichkeit mit fast lupenreiner Weste, oder aber Richard von Weizsäcker um mal einen zeitnahen Menschen zu erwähnen. Was beide im übrigen eint ist, dass sie sich sowohl naturwissenschaftlich als auch geisteswissenschaftlich mit ihrer Umwelt auseinander gesetzt und politisch aktiv waren. So gesehen sind die beiden die perfekten Namenspatrone für eine Schule/ Volluniversität…
Ich muss mich berichtigen:
Der Philosoph und Physiker ist Carl Friedrich von Weizsäcker (der vor kurzem in Greifswald war). Richard ist Historiker und Jurist. Da hab ich jetzt beide miteinander verwechselt…
Es ist noch ein anderer ebenso ehrwürdiger Vertreter der von-Weizsäcker-Brüder gewesen, der in Greifswald war: Ernst Ulrich von Weizsäcker… Hat einen wunderbaren Vortrag zum Unsinn der neoklassischen Wachstumshypothese der Mainstream-Ökonomik gehalten.
Richard von Weizsäcker kämpfte während des Zweiten Weltkriegen in den Reihen der Wehrmacht, zudem war sein Vater in der SS. Alleine das wird doch reichen, damit Hinz und Kunz ihn ablehnen werden.
An ret marut: Nein, die betreffende Veranstaltung ist durchaus gemeint.
Um so unverständlicher, daß Du einen derartigen Kommentar zur GHG-Veranstaltung abgegeben hast. Schade übrigens, daß die knallharten Arndt-BefürworterInnen, die hier so gerne polemisch rumspammen, sich gar nicht an der Diskussionsrunde beteiligt haben. Stichhaltige Argumente pro Arndt gab es in der gestrigen Diskussion jedenfalls nicht, lediglich die üblichen Relativierungen ("Kind seiner Zeit", mal vom vorhandenen Antisemitismus und Nationalchauvinismus völlig abstrahieren und die "andere Seite" Arndts ansehen – wobei auch Prof. Ott feststellte, daß diese "andere Seite" mehr als dürftig ausfalle und v.a. auch nicht der Kerngehalt des Arndtschen Wirkens sei). Leider bleibt es ja üblicherweise beim dahingeworfenen Satz, Arndt müsse aus dem historischen Kontext gelesen werden werden. Die Mühe der Auseinandersetzung mit dem historischen Kontext machen sich die Arndt-BefürworterInnen, anders als Arndt-GegnerInnen/-KritikerInnen, dann aber doch lieber nicht – es geht ja bei vielen Arndt-BefürworterInnen auch nicht um Argumente, sondern um vorgefertigte Gewißheiten und die Idealisierung eines Arndts zu einer Gestalt, die er nie war.
Schade übrigens auch, das kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen, daß kaum StuPa-Mitglieder anwesend waren.
"Stichhaltige Argumente pro Arndt gab es in der gestrigen Diskussion jedenfalls nicht"
Stimmt fast, eins muß man euch ja lassen ihr habt euch gut vorbereitet, andere eben nicht.
Aber genau genommen gab es auch keine stichhaltigen Argumente contra Arndt, und was ich ganz einfach meinte, die gestrige Veranstaltungen gestern hatte mit einer Diskussion nicht viel gemein. Eher haben sich einige Personen mit ihren Monologen abgewechselt und dabei die immer wieder gleichen Sachen vorgetragen, was wiederum auch meist den Charakter
polemischer Hetze hatte.
Schön, dass du den historischen Kontext erwähnst, damit hatten ja einige sichtlich Probleme.
Auch wenn es im Kommentar von Frau Klatt gern falsch (sicher bewußt) angemerkt wird, gestern war nur die Mehrheit der anwesenden Leute nicht für den Namen, nicht die Mehrheit der Uni. So eine hypothetische Abstimmung hat keine Aussagekraft.
Schön, dass du den historischen Kontext erwähnst, damit hatten ja einige sichtlich Probleme.
Was ich mich aber auch frage:
Steckt das also hinter dem schönen Namen "Grüne Hochschulgruppe"? Werden sich mit solchen Themen beschäftigt?
Wenn ja, dann ist das eine Mogelpackung, von der sich die Großindustrie ja noch was abschauen kann…
"Schade übrigens auch, das kann ich mir an dieser Stelle nicht verkneifen, daß kaum StuPa-Mitglieder anwesend waren. "
Allgemein waren recht wenige Leute da, obwohl das Thema recht interessant ist.
Eigentlich wollte ich mich ja nicht mehr an der Diskussion beteiligen, aber eines muß man wohl Arndt, im Gegensatz zu Dir, schon positiv anrechnen: Er hat sich nicht anonym mit der Gesellschaft auseinandergesetzt.
Dass Du jeden Hinweis auf positive Ansätze ausblendest, beweist u. a. mein Hinweis auf Friedrich Engels, den Du unterlegt haben wolltest, der Dir aber offensichtlich nicht ins Konzept passt. Wenn dann noch die unstrittigen Verdienste Arndts als geschichtliche Zufallsprofite, die auch ohne sein Zutun eingetreten wären, dargestellt werden, müssen sich auch die Arndtgegner fragen lassen, ob sie an einer ernsthaften Diskussion interessiert sind.
Dir wünsche ich weiter viel Spaß beim "Manga Lesen".
Hm, ich dachte Diskussionen basieren auf Argumenten (!), die auch belegt und auf Nachfrage erläutert werden können. Daß jetzt plötzlich die eigene Person der DiskutantInnen wichtiger sein soll als vorgebrachte Argumente, wäre mir neu, erst recht für Diskussionen im universitären Bereich.
Aber kurz zu den beiden angesprochenen Punkten:
1. Bzgl. "Manga" hast Du Dich ziemlich vergoogled. Die Welt ist nicht immer so simpel gestrickt, wie es google suggeriert. 😉
2. Die Kolumne von Friedrich Engels habe ich sehr wohl gelesen, fand die aber für unsere Diskussion hier nicht wirklich relevant – hatte das von Dir auch eher als Fingerzeig aufgefaßt, daß Arndt zu einem bestimmten Zeitpunkt auch unter einem zukünftigen Marxisten Anerkennung genoß. Was bei Dir leider unter den Tisch fällt: Engels schrieb (übrigens auch unter Pseudonym 😉 ) den Text 1841 im Alter von 20 Jahren. Er war gerade aus dem Elternhaus in Barmen nach Bremen gezogen zur kaufmännischen Ausbildung (die ihn ziemlich ankotzte), dabei schrieb er für den "Telegraph für Deutschland" erste Artikel. Engels stand damals noch gänzlich unter dem idealistischen Eindruck von Fichte und Hegel. Feuerbach und die materialistische Weltanschauung hat Engels erst ab Dezember 1841 in Berlin kennengelernt, wo er Vorlesungen besuchte und zum Berliner Kreis der Junghegelianer stieß. Erst 1842 lernen sich Marx und Engels (der eine 26 Jahre, der ander 21 Jahre) in Köln bei der Rheinischen Zeitung kennen. In den Jahren 1844/45 entwickelte sich bei beiden (der eine in London, der andere in Köln und Paris) die Methodik der dialektischen und materialistischen Weltanschauung heraus, eine der wesentlichen Grundlagen des wissenschaftlichen Sozialismus. Von 1845 bis zum Bund der Gerechten/Bund der Kommunisten und dem Manifest der Kommunistischen Partei 1848 war es dann nicht mehr weit.
Von Arndt und anderen reaktionären Knochen und ihrem vertrockneten völkischen Nationalismus hielten die beiden nicht viel. Mensch lese einfach mal ein paar Ausgaben der Neuen Rheinischen Zeitung (1848/1849) und ihre Kritik an den kleinbürgerlichen und pseudorevolutionären Pfeifen. Einem Wilhem IV. von Preußen die Stiefel zu lecken, um ihm eine Bürgerkrone anzutragen – was für ein erbärmliches Schauspiel, das eigentlich alles über die deutsche Bourgeoisie der 1848er aussagt. Engels kommentierte damals in der Neuen Rheinischen Zeitung bissig: "Der König gibt der Frankfurter Versammlung einen definitiven Fußtritt und wirft ihr die dargebotene goldpapierne Krone eines imaginären Kaisertums mit Verachtung ins Gesicht."
Es ist ja sehr zu begrüßen, wenn sich mehr Menschen mit Engels und Marx (und all den anderen der revolutionären 1848er-Bewegung) beschäftigen, aber es sollte dann schon "in den historischen Kontext" eingebettet werden. Alles andere wird schnell zur Geschichtsklitterung oder Märchenstunde.
@ Manfred Peters
auf wen bezieht sich jetzt Dein Beitrag?
Ich fand Ihre Wortmeldung gestern mit dem Hinweis, dass Engels durchaus positiv über Arndt dachte, gelungen.
Engels selber lebte zeitlich näher an Arndt und konnte so sein Urteil aus einer Zeit heraus fällen, die der Arndts eher entsprach, als es unsere Zeit tun kann.
Namen sind Schall und Rauch…
Mein Fazit:
Ernst Moritz Arndt ist super und ein bedeutendes Vorbild. Jeder hat Schattenseiten, aber die Sonnenseiten überwiegen dramatisch.
Die Debatte ist nicht neutral und wissenschaftlich, sondern es handelt sich um eine politisch motivierte Kampagne linksradikaler Randgruppen.
Die Universität hat wichtigere Probleme, z.B. Studienbedingungen. Die Kosten sind hoch. Alles bleibt so wie es ist.
Ich dachte, wir diskutieren ÜBER Arndt, sollen wir jetzt auch noch MIT Arndt diskutieren?? 😉
Dann hoffe ich, daß Du vorher auch ausreichen IN den Schriften Arndts gelesen hast.
Daß öffentliche Arndt-KritikerInnen wie die GHG oder Sebastian Jabbusch plötzlich zu "linksradikalen Randgruppen" zurechtimaginiert werden, zeigt doch nur, daß der Pro-Arndt-Seite schon alle Argumente ausgegangen sind und jetzt wieder in den Pöbel-Modus zurückgefallen wird.
"Alles bleibt so wie es ist." 😉
[Edit Moderator: Bitte keine rechtsextremistischen / ausländerfeindlichen Äußerungen auf unserer Seite.]
Huch, hat schon die rassistische Woche angefangen? Ich dachte, die beginnt erst am Montag …
Das die Grünen nur vom Namen her grün sind, bedarf ja keiner weiteren Erläuterung. Daher darf man sich auch nicht wundern, dass sie sich nicht mit wichtigen Themen befassen sondern eher in abgehobenen Sphären schweben um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen.
Was das mit einer "rassistischen Woche" zu tun haben soll erschließt sich mir nicht, da hat wohl jemand einen üblen Pawlowschen Reflex…
Ah, ein tiefer Trick in die Rethorik-Kiste. "Das XY so und so ist, bedarf ja keiner weiteren Erläuterung."
Es ist ja wohl unüblich, Namen von noch lebenden Personen zu verwenden, ansonsten wäre mein klarer Favorit:
Michael-Succow-Universität Greifswald.