Nach einer circa zweieinhalbstündigen, teilweise sehr emotional und unsachlich geführten Debatte hat das Studierendenparlament in der Nacht zu Mittwoch die AStA-Struktur für die Legislaturperiode 2009/10 beschlossen. Der beschlossenen Struktur liegt ein Vorschlag zu Grunde, der von einer Mehrheit der StuPisten unter Führung von Frederic Beskow eingereicht wurde (Drucksache 19/22).
Dieser Vorschlag sah folgenden AStA vor:
- Vorsitz
- Stellvertretenden Vorsitz
- Hochschulpolitik
- Politische Bildung
- 2 Referenten für Fachschaften und Gremienarbeit
- Geschichte und Vernetzung
- Finanzen
- Buchung und IT
- Nachhaltigkeit und Ökologie
- Soziales
- Wohnangelegenheiten
- Studienfinanzierung
- Gleichstellung
- 2 Referenten für Studium und Lehre
- Austausch und Internationalisierung
- Ausländerfragen
- Kultur und Sport
Alle Referate wurden mit einem Arbeitsaufwand von 15 Stunden pro Woche angeben, Ausnahmen gab es hier nur für den Vorsitz und das Referat für Finanzen, diesen wurde ein Arbeitsaufwand von 20 Stunden pro Woche zu Grunde gelegt.
Ziel der Antragsteller war es einen AStA zu schaffen, dessen Referate auch von Bachelor-Studenten bewältigt werden können. Interessanterweise bekamen dabei aber ausgerechnet die Bereiche, in denen traditionell am meisten Überlastung auftritt, noch zusätzliche Arbeitsbereiche hinzu.
Der stellvertretende AStA-Vorsitz sollte neben der Öffentlichkeitsarbeit noch die Erstiwoche organisieren und der den Finanzer unterstützende Buchungsreferent bekam noch die IT. Auch der Aufgabenbereich des hochschulpolitischen Referenten wurde erweitert, seine Arbeitszeit hingegen um 5 Stunden gekürzt.
Insbesondere das erste Beispiel widerspricht der schlanken Refereratsgestaltung, da hier zwei ehemalige Co-Referate (Erstsemesterwoche sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Legislatur 2005/06) zusammengelegt wurden und zusätzlich um Führungsaufgaben ergänzt wurden.
Auch das Besetzen von Referaten mit zwei Personen rief viele kritische Stimmen hervor, da eine solche Konstruktion erhebliche Probleme hervorrufen kann, wenn sich die zwei Referenten nicht sehr gut verstehen oder in ihrer Arbeitsmoral differieren. Auch kann man es durchaus kritisch sehen, dass sich zwei Personen gleichberechtigt einen Email-Account teilen sollen.
In einer einstündigen hitzigen Debatte wurde auf diese Kritikpunkte so gut wie nicht eingegangen, stattdessen stellte man lieber wiederholt die Zukunftsfähigkeit des eigenen Antrages im Vergleich zum konkurrierenden Antrag der Jusos hervor. Insbesondere Frederic Beskow zeigte sich bemüht, seinen Vorschlag ohne Änderungen oder ernsthafte Sachdebatten beschließen zu lassen. Im Laufe der Debatte brach die von ihm angeführte Koalition allerdings immer mehr auseinander. Nachdem man dann doch dazu überging, die Referate einzeln zu beschließen, verließ er die Sitzung und diese wurde deutlich sachlicher.
Recht schnell einigte man sich nun darauf, die Erstsemesterwoche nicht dem stellvertretenden Vorsitzenden zuzuordnen, ansonsten gab es im Bereich des Vorsitzes keine größeren Änderungswünsche.
Beim Referat für Hochschulpolitik stellte der bisherige Amtsinhaber Fabian Freiberger den Antrag, die Arbeitszeit bei 20 Stunden pro Woche zu belassen, da der Arbeitsbereich sogar vergrößert werden sollte. Dies wurde begründungslos abgelehnt. Auch der vom Autor gestellte Antrag, nur einen Referenten für Fachschaften und Gremienarbeit einzusetzen, da dieses im Vergleich zu anderen AStA-Referaten eher weniger Kernaufgaben habe, wurde abgelehnt.
Kurios wurde es beim Referat für Geschichte und Vernetzung. Der Antrag von David Stoffel auf ersatzlose Streichung wurde abgelehnt, nach einem Antrag von Thomas Schattschneider sollte es allerdings nur noch die Euroregion Pomerania unterstützen. Ob dieses reizvollen Aufgabenbereiches kam es zu mehreren Spontanbewerbungen aus dem Publikum, trotzdem wurde das Referat so nicht beschlossen. Nach einer kurzen Pause wurde den Parlamentarieren bewusst, dass sie ja irgendetwas beschließen müssen und entschieden sich in einer zweiten Runde doch für die ersatzlose Streichung.
Die Trennung von Buchung und IT verlief recht problemlos, zusätzlich wurde der Bereich Beschaffung der Buchung zugeordnet. Dementsprechend wurde dem Referat für Nachhaltigkeit und Ökologie die Beschaffung entzogen, dem Antrag auf ersatzlose Streichung hingegen nicht stattgegeben.
Beim Referat für Soziales wurde der Antrag abgelehnt, es mit dem Referat für Wohnangelegenheiten zu vereinen und mit zwei Personen zu besetzen. Dafür wurde im Referatstext zusätzlich die Unterstützung chronisch Kranker eingefügt. Beim Referat für Gleichstellung gab es eine kurze Debatte, ob Schwule und Lesben gesondert erwähnt werden sollten. Ein Antrag, die Referatsbeschreibung der vergangenen Legislatur zu verwenden, wurde abgelehnt.
Problemlos beschlossen wurden die Referate für Studienfinanzierung, Studium und Lehre, Austausch und Internationalisierung und Ausländerfragen. Schlussendlich wurde dem Referat für Kultur und Sport die Erstiwoche zugeschlagen, der Antrag, dies auf zwei Referate zu verteilen, wurde einstimmig abgelehnt. Auch hier wurde also ein bisheriges 20-Stunden-Referat ohne ein Verkleinern der Aufgaben zu einem 15-Stunden-Referat.
Das ganze Paket wurde dann bei ein oder zwei Gegenstimmen beschlossen. Die Referenten sollen eine Aufwandsentschädigung von 190€ bekommen, Vorsitz und Finanzer jeweils 260€.
Ein Mitglied des aktuellen AStAs kommentierte die Debatte mit „Die haben alle sehr viel Ahnung, sind sicher schon mindestens einmal am Büro vorbeigelaufen.“ Angesichts der Tatsache, welche Referate aufgeteilt oder aber noch mehr Arbeit bekamen, kann man diesen Vorwurf der Weltfremdheit durchaus nachvollziehen. Es dürfte jedenfalls schwer werden Kandidaten zu finden, die für deutlich weniger Geld als bisher die Referate für Kultur, Sport und Erstsemesterwoche sowie Hochschulpolitik übernehmen.
Leider liegt der Beschluss zur neuen Asta-Struktur bisher noch nicht in gedruckter Form vor. Er dürfte aber irgendwann unter stupa.uni-greifswald.de abrufbar sein.
Bilder:
Titel – webMoritz-Archiv
AStA-Logo – AStA Greifswald
Was soll denn bitte "Geschichte und Vernetzung" sein?
Gleichstellung und Ausländerfragen hätte man wohl auch zusammenlegen können.
"Nachhaltigkeit und Ökologie" — ist der AStA jetzt Naturschutzbehörde der Uni?
Moin Ede,
in einem älteren artikel haten wir das ursprüngliche Papier von Frederic und Co vorgestellt:
http://www.webmoritz.de/2009/04/20/ausserordentli…
Daraus:
"Neu ist zudem das Referat für Geschichte und regionale Vernetzung, das laut Antrag „die Entwicklung des Geschichtsbewusstseins der Studierenden durch Förderung der Befassung mit der regionalen und auch überregionalen Geschichte durch geeignete Veranstaltungen” unterstützen soll. Zudem soll über das Referat eine stärkere Vernetzung mit anderen Universitäten im Ostseeraum herbeigeführt werden."
Gruß
Carsten
Moin Ede,
in einem älteren Artikel haten wir das ursprüngliche Papier von Frederic und Co vorgestellt:
http://www.webmoritz.de/2009/04/20/ausserordentli…
Daraus:
"Neu ist zudem das Referat für Geschichte und regionale Vernetzung, das laut Antrag „die Entwicklung des Geschichtsbewusstseins der Studierenden durch Förderung der Befassung mit der regionalen und auch überregionalen Geschichte durch geeignete Veranstaltungen” unterstützen soll. Zudem soll über das Referat eine stärkere Vernetzung mit anderen Universitäten im Ostseeraum herbeigeführt werden."
Gruß
Carsten
achso. Na gut, aber für die Internationale Vernetzung der Universität, inklusive ihrer Forscher und Studenten, ist sich ja auch das Auslandsamt zuständig. Warum sich nun zusätzlich noch die AStAs der Welt vereinigen sollen verstehe ich nicht, weil ich den Nutzen für den Kunden und Finanzierer des AStA, d.h. den Durchschnittsstudenten, nicht sehe.
Auch die regionale Vernetzung wird ja von der Uni bereits betrieben. Ebenfalls von den einzelnen Referenten, deren Arbeit, z.B. im Bereich Kultur und Sport, ja bereits jetzt nur durch Vernetzung möglich ist.
Also der Bereich "Geschichte" hört sich für mich eher nach der Finanzierung der tausendsten Anti-Arndt-Kampagne an, zu der es ja nun glücklicherweise nicht gekommen ist.
Trotzdem danke für die Klarstellung!
Interessen der Universität ungleich Interessen der Studierendenschaft
Achja: Studierende sind keine Kunden gegenüber dem AStA. Der AStA ist ihre Vertretung/Sprachrohr.
Sowohl als auch: Kunden im Sinne von Servicenehmer (Kopieren, ISIC, Beratung nutzen etc.) und Vertretende im Sinne von Interessenwahrnehmung (Stellungnahmen, politischer Einfluss etc.)
Hört sich trotzdem blöd an. Jedenfalls ist die Serviceaktivität weit hinter der Interessenvertretung anzusiedeln.
1) Naja die Vernetzung ist jetzt Geschichte…
2) Gute Idee
3) Sind wir nicht alle ein bisschen Öko?
zu 2) es geht ja um die Gleichstellung von Frauen und Minderheiten (Homosexuelle, Behinderte, etc.), deshalb der Gedanke dass die Ausländer (unter 10 Prozent der Studenten) eigentlich in dieses Ressort gehören anstatt einen eigenen Referenten zu bekommen. Da wäre dann Geld für einen extra Referenten für die Erstsemesterwoche — von der ja über die Minderheiten an der Univerisät hinaus alle Studenten etwas haben — frei gewesen.
Ist Dein Avatar-Bild ne Satire auf irgendwas?
http://www.myspace.com/bawaone
Das ja echt abartig die Musik. Hörst du sowas gerne? Naja jedem das seine…
http://www.myspace.com/dramakuba1
Äh. Also ich weiß ja das mein Kommentar jetzt inhaltlich nicht so prall war. Aber er hatte wenigstens "etwas" mit dem THEMA zu tun. Wenn du dich mit mir über deinen Musikgeschmack austauschen möchtest, dann sag es doch einfach. 🙂
Nein, es geht immer um die Materie!
Nein ist es nicht.
Ist dein Avatar-Bild eine Satire auf irgendwas?
Dann schreib' uns doch einen! 😉
Hallo Edmund,
einen Rahmen, wie die AStA Struktur auszusehen hat gibt die Satzung der Studierendenschaft her.
Dort steht der Titel Überregionale Vernetzung und auch Ökologie ist dort zu finden.
§ 2 Aufgaben
Die Studierendenschaft Greifswald hat folgende Aufgaben:
• Vertretung der Interessen der Studierenden als Mitglieder der Universität,
• Mitwirkung bei der Verbesserung der Lehre und bei der Erstellung des Lehrberichts,
• Eintreten für die wirtschaftliche Förderung und die sozialen Belange der Studierenden,
insbesondere für Studierende mit Kind,
• Vertretung der hochschulpolitischen und fachlichen Belange ihrer Mitglieder und Stellungnahme
zu diesbezüglichen Fragen,
• Unterstützung und Förderung der geistigen und kulturellen Belange,
• Förderung des Studierendensports, soweit nicht die Hochschule dafür zuständig ist
• Pflege der überregionalen und internationalen Studierendenbeziehungen, insbesondere im
Ostseeraum,
• Förderung der politischen Bildung und des staatsbürgerlichen Verantwortungsbewusstseins auf
der Grundlage der verfassungsmäßigen Ordnung,
• Förderung der Gleichberechtigung der Mitglieder der Universität,
• Förderung ökologischer Belange an der Universität.
Fauler Kompromiss bei der AStA Struktur
Die neue AStA Struktur ist durch, die Ausschreibungstexte fertig, die Aufwandentschädigungen beschlossen.
Dem zuvor gegangen ist jedoch eine knapp dreistündige, teils heftige Diskussion. Zwei Anträge standen dabei im Mittelpunkt. Der Eine, ein Antrag der alten Haudegen Frederic Beeskow, Alexander Schulz-Klingauf und Florin Jonischkies, stand dem Antrag der Jusos gegenüber. Beide durchaus mit gemeinsamen Ansätzen, jedoch unterschiedlicher Lösungswege. Pünktlich zur Sitzung zauberten die „Alten“ dann ein „Kompromisspapier“ aus der Tasche. Als Antragssteller fanden sich dann mehr als 14 StuPistinnen wieder, die ursprüngliche Beeskow/ Schulz-Klingauf Struktur wurde aufgeblasen und mit zahlreichen Änderungen eingebracht. Auch die Gruppe des RCDS/ LHG, Teile der GHG und des SDS sowie zahlreiche Freie standen auf dem Beschluss. Die Jusos wurden im Vorfeld nicht gefragt, ob Interesse an einer Zusammenarbeit besteht.
So wurden dann die beiden Anträge kurz vorgestellt und pünktlich zu den ersten kritischen Nachfragen an die große Mehrheit der Antragssteller, hob der StuPa Präsident a.D. Frederic Beeskow beide Arme und stelle den Geschäftsordnungsantrag auf Ende der Debatte. Ein wunderbares Beispiel von gelebter Demokratie. Der Antrag wurde abgelehnt und die Koalition zerfiel bei jeder kritischen Nachfrage ob der Funktionalität ihrer Struktur.
Besonders intensiv wurde darüber diskutiert, warum man im AStA eine Referentin für Geschichte und regionale Vernetzung benötigt, oder warum 2 Referentinnen sich ein Referat teilen sollen. Vor allem auf die letzte Frage konnten die Antragssteller aus Sicht der Jusos keine wirkliche Antwort liefern. Dennoch wurde auf Grund der Mehrheit der Antragssteller diese Neuerung eingeführt.
Bei der Abstimmung über die Referate konnten die Jusos dann aber doch einige Ideen unterbringen, auch weil die groß gelobte Koalition mehr und mehr in sich zusammen fiel. Dennoch ist mit der neuen Struktur kein großer Wurf gelungen. Vor allem der enorme Arbeitsaufwand bei geringer Stundenzahl ist einer der Hauptkritikpunkte der Fraktion. Bei den Aufwandsentschädigungen wurde ebenfalls geknausert, hier steht ein umfangreicher Änderungsantrag der Jusos noch aus und wird in der kommenden Sitzung verhandelt.
Alles in allem konnte die neue Struktur nicht an die derzeitigen Studienbedingungen angeglichen werden und eine komplette Besetzung des AStA Teams scheint derzeit utopisch.
http://www.jusos-greifswald.de/index.php?article_…