Kein Zweifel – Comicverfilmungen boomen derzeit. Kaum ein Quartal, in dem nicht wieder eine der, wenn nicht sogar die anspruchsvollste Bildergeschichte aller Zeiten in die Kinos kommt.  Doch glaubt man den (auch in Deutschland) zahlreichen Fans, gilt die Steigerung: unverfilmbar – unverfilmbarer – The Watchmen! Und tatsächlich: Regisseur Zack Snyder will die Fans nicht enttäuschen und untermauert 163 Minuten lang ihre These.

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Filmplakat "Watchmen - Die Wächter" - Quelle: MDH in Houston via flickr

Zugegeben, das Wort „Comic“ assoziiere ich primär immer noch eher mit zerlesenen Mickey-Maus-Heften aus meiner Kindheit, als mit literarischer Hochkultur, dennoch habe ich mir mittlerweile die ersten Bände der Watchmen-Reihe zu Gemüte geführt. Doch leider hält die Verfilmung nicht das, was die Vorlage verspricht – eine intelligente und spannende Geschichte mit dichter Atmosphäre.

Helden im Ruhestand

Der Inhalt grob zusammengefasst: Mit dem Slogan „Who watches the Watchmen?“ unterstreicht die amerikanische Bevölkerung in den siebziger Jahren ihr mangelndes Vertrauen in ihre Superhelden. Als Folge dessen, setzt die amerikanische Regierung der Selbstjustiz maskierter Rächer per Gesetz ein Ende. Einige gehen in den Ruhestand, andere führen ihre Feldzüge illegal weiter und wieder andere arbeiten fortan für die Regierung. Als gut zehn Jahre später einer von ihnen ermordet wird, wittert der fanatische Verbrechensbekämpfer Rohrschach eine Verschwörung und versucht, die Verbliebenen wieder zusammenzuführen. Unter ihnen auch Dr. Manhattan, der als einziger wirkliche „Superkräfte“ sein eigen nennt. Diese wiederum sind so beeindruckend, dass er den USA als Abschreckungspotential für russische Atomraketen dient und so den brüchigen Frieden des Kalten Krieges wahren soll. Doch Dr. Manhattan hat ob seiner beinahe allmächtigen Fähigkeiten immer weniger Interesse an den Menschen und ihrem Planeten.

Gewalt, Sex und philosophische Fragen

Die durchaus interessanten, aber mäßig in Szene gesetzten Charaktere, dienen dem Regisseur in den ersten neunzig Minuten vornehmlich dazu, eine ganze Reihe philosophischer Fragen aufzuwerfen: „Was ist Leben?“, „Warum sind wir hier?“, „Gibt es Gott und wenn ja, was muss man sich darunter vorstellen?“ und so weiter und so fort.

Näher behandelt wird davon leider nichts. Schließlich wird auch der eigene Gedankenfluss des Zuschauers immer wieder durch unnötige und völlig übertrieben Gewaltszenen unterbrochen. Wohl ein Kniefall der Macher vor der notwendigen Massenkompatibilität des 120-Millionen-Dollar-Projekts. Doch dem Massenpublikum dürfte die insgesamt wenig dynamische erste Hälfte des Films den Schlaf in die Augen treiben. Noch deplatzierter: Billige Kopulationsszenen, die eher ins Abendprogramm des DSF passen, als auf die Kino-Leinwand.

Auch wenn die eigentliche Geschichte erst nach der Pause in Fahrt kommt, ist die Überlänge des Films kein Segen und man fühlt sich unweigerlich an den (frei übersetzten) Ausspruch Hitchcocks erinnert „Wer seine Geschichte nicht in neunzig Minuten erzählen kann, der soll es lieber lassen.“ Regisseur Zack Snyder entwickelt keine eigene Interpretation, keine eigene Vision – es bleibt ein gekürzter Comic plus Sex und Gewalt.

Fazit – Zu wenig

Zugegeben: Die Effekte sind gelungen, aber nicht imposanter als in anderen Filmen dieser Preiskategorie.  Schicke Bilder gibt es in der Tat, aber das ist wohl das Mindeste was man bei der Verfilmung eines „Bilderbuchklassikers“ erwarten darf. Einzig die (oftmals Anspielungen der Comic-Vorlage entnommene) Musik konnte gefallen. Bob Dylan, Nena, Leonard Cohen und Co. passen überraschend gut in die düstere Welt der „Watchmen“. Selbst Mozarts filmisch oft missbrauchtes Requiem findet hier zu alter Größe.  Musik und Bilder allein machen jedoch noch keinen guten Film. Das Drehbuch hat viele Längen und Schwächen und die Schauspieler kommen nur selten über guten Durschnitt hinaus. So bleibt es insgesamt zu wenig für einen so herbeigesehnten Film.

Bilder: MDH in Houston und Oscar J. Baeza via flickr