Der webMoritz stellt zusammen mit der Greifswalder Gruppe von amnesty international vom ersten bis zehnten Dezember jeweils ein Menschenrecht vor. Heute das Recht auf Gedanken-, Gewissens-, Religionsfreiheit:
Artikel 18
„Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.“
Das Recht auf Gedankens- und Gewissensfreiheit ist das Recht eines jeden, sich seine Gedanken und sein Gewissen ohne unzulässige Einflüsse von aussen autonom zu bilden. Jeder Eingriff, jeder Zwang oder bewußte Manipulation sind verboten.
Das Recht, seine Religion oder Überzeugung überall zu leben, das Recht, die Religion weiterzugeben und zu unterrichten, schützt nicht nur ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, sondern trägt auch zum Frieden innerhalb einer Gesellschaft und zwischen Staaten bei.
Teils bis heute werden auch in Europa Menschen wegen ihrer Religion oder Überzeugung verfolgt (Stichwort Türkei). Amnesty schreibt dazu:
„In der halbjährlich veröffentlichten Statistik der christlichen Organisation Open Doors wird Saudi-Arabien im Jahr 2000 als das Land mit der geringsten Religionsfreiheit bezeichnet. In einem Bericht der US-Regierung von 1999 heißt es zu Saudi-Arabien kurz und bündig: „Religionsfreiheit existiert nicht.“ […]
Menschenrechte und Religionsfreiheit haben einen gemeinsamen Ursprung. Die ersten Menschenrechtskataloge entstanden in Frankreich im Kampf gegen eine alles beherrschende Kirche. In den USA wurden sie von Menschen formuliert, die zum Teil vor der Religionsverfolgung in Europa geflohen waren. So hat die Forderung nach Religionsfreiheit die Entwicklung des Menschenrechtsgedankens mitbestimmt.
Beispiele aus dem amnesty Bericht:
Iran & Agypten
„Die Baha‘is von vielen islamischen Regierungen rücksichtslos verfolgt. In seinem Ursprungsland Iran ist diese aus dem schiitischen Islam entstandene neue Religion fast ausgerottet. In anderen Ländern wie Ägypten werden sie auf jede erdenkliche Weise bekämpft.“
Turkmenistan
„In Turkmenistan verloren die Baha’is 1997 ihre Registrierung, weil sie keine 500 turkmenischen Mitglieder nachweisen konnten. Seitdem dürfen sie keine Gottesdienste mehr abhalten.
Pro Kopf der Anhänger gerechnet sind die Baha’is die Religionsgemeinschaft, die derzeit weltweit am stärksten verfolgt wird.“
Kuba
„In Kuba erhalten Gemeinden immer wieder Besuch von Geheimpolizisten, die evangelistische Aktivitäten unterbinden wollen. Auf der Straße über den Glauben zu sprechen, wird bestraft. Kirchenbauten werden praktisch immer verboten und Renovierungen behindert, private Treffen sind strafbar. Trotzdem schätzt man die Zahl der Hauskirchen in Kuba auf 10.000.“
Vietnam
„Die Regierung Vietnams geht mit massiver Propaganda gegen die Christen der einheimischen Stammesvölker vor. Die Aktivitäten richten sich vor allem gegen 150.000 bis 300.000 Angehörige des Hmong-Volkes, die nach 1985 zum christlichen Glauben übertraten. Die Regierung will sie in ihre ursprüngliche Religion zurückzwingen. Religionsfreiheit definiert die Verfassung von 1992 als das Recht, die angestammte Religion weiter ausüben zu dürfen.“
Fotoquelle: Schrein: EtterVor, Legosteine: minifig; beide via Flickr
Zumindest was Kuba betrifft – ist es einfach ERLOGEN! Es gibt sehr wohl funktionierende Kirchen – alte wie neue, die Diversität verschiedener Kirchengemeinden, Religionsgruppen und Sekten ist unglaublich breit. Erst vor paar Wochen wurde in Havanna wieder eine neue Kirche eingeweiht, eine russisch-orthodoxe. In der Provinz machen sich „große Kirchen“ und Adventisten, Baptisten und sonstige Sektanten Konkurrenz. Und schon seit Jahren ist die Kirchenzugehörigkeit nicht einmal ein Grund für Ausschluß aus der Kom.Partei Kubas.
Dass man darauf achtet, dass eine Lehrerin im Bio-Unterricht nicht von Adam und Eva anfängt, ist wohl logisch. Oder dass eine Verantwortungtragende Person die Hurrican-Schäden nicht auf Zorn Gottes zurückführt – auch. Und dass die Vielfalt der Sekten unter staatlicher Aufsicht stehen muss – ist auch indiskutabel. Schliesslich praktizieren auf Kuba viele Gläubige seltsame Rituale, teils Voodoo-ähnlich und eventuell gefährlich für die andere.
Es ist aber auch Tatsache, dass viele Kirchen die materielle Notlage der Kubaner (verursacht durch jahrzehntenlanger USA-Blockade!!!) ausnutzen, um sie anzulocken und an sich zu binden. So gibt es Medikamente- und Güterlieferungen (und das nicht wenig) – aber nicht etwa an Krankenhäuser oder Kinder- oder Altenpflegeeinrichtungen, sondern NUR an die Gemeindeangehörige. Äußerst selektive Nächstenliebe! Oder einfacher Schäfchenkauf.
Ich befürchte, dass die amnesty Berichte nicht besonders objektiv sind, wie so oft! Es ist schon auffallend, dass man vor allem die sogenannten Schurken-Staaten besonders kritisch begutachtet. Man schreit über den Staubkorn im Auge des Anderen, während man im eigenen sogar einen Balken nicht bemerkt.
Was ich hier in Deutschland sehr vermisse ist die Freiheit von der Religion. Zumindest in einigen katholischen Bundesländern ist es immer noch ein Unding sich mit Guten Tag! und nicht mit Grüß Gott! zu begrüßen. In den Schulen wird vor dem Unterricht pflichtmäßig Vater Unser aufgesagt und im Kindergarten vor dem Essen gebetet. Galileo Galilei wird im Sinne der Inquisition auch in diesem Jahrhundert für schuldig erklärt!!! Und das EINZIGE religionskritische Kinderbuch auf dem deutschen Markt entkommt nur knapp dem Verbot. Es mußte zeitweise aus dem Verkauf genommen werden und ist bis jetzt weder in einer Bibliothek noch im „normalen“ Buchhandel zu finden.
In diesem Sinne: es lebe die Objektivität und die wahre Freiheit!
Der Papst war übrigens auch schon in Cuba und wurde dort entsprechend als Staatsgast empfangen. Da mutet ein „Auf der Straße über den Glauben zu sprechen, wird bestraft.“ schon stark nach brandheißen Infos aus der rechten Miami-Mafia an. 😉
Mich wundert, daß gerade ai solch einen Schmarrn verbreitet.
In der Tat, das hat Rosi ja schon erwähnt, impliziert Religionsfreiheit immer auch eine Freiheit für AtheistInnen. Daß in Bayern immer noch der „Lattenjupp“ in jedem Klassenraum hängt, finde ich z.B. weiterhin einen Verstoß gegen das auch im Grundgesetz verbürgte Recht auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit sowie das Praktizieren derselben. In der Vergangenheit gab es ja schon mehrere erfolgreiche Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht dazu, die aber in Bayern nicht wirklich eine Änderung bewirkt haben.
Und daß die Bundesregierung jetzt gerade wieder am Abtreibungsrecht im Sinne des christlichen Fundamentalismus herumschraubt und Frauen erneut vorschreiben will, wann sie abtreiben dürfen und wann nicht, finde ich echt daneben. Nach den jetzt vorliegenden Gesetzesänderungsanträgen von CDU/CSU sowie Teilen der SPD und Grünen soll der Staat sich massiv in die Entscheidung von Frauen einmischen dürfen, die nach der 22. Schwangerschaftswoche eine Abtreibung erwägen.
Mal ganz zu schweigen von den Verrückten, die – wie in einigen US-Staaten – hier in Deutschland den Kreationismus einführen wollen, also die Bibel als naturwissenschaftliches Lehrbuch.
In Cuba gibt es übrigens ein sehr liberales Abtreibungsrecht – eine große Ausnahme in Lateinamerika. In Uruguay z.B. wurde gerade ein vom Parlament beschlossenes Abtreibungsgesetz vom Mitte-Links-Präsidenten per Veto vereitelt. Und selbst im sandinistischen Nicaragua wurde die Abtreibung wieder unter Strafe gestellt …
Zu Deutschland – ich habe nie verstanden und verstehe bis jetzt nicht, warum man Kinder/Jugendliche, die man parallel in Schulen nach demokratischen Grundsätzen erzieht, im Konfirmandenunterricht (oder wie das in der jeweiligen Konfession heißt) im Chor Sätze aufsagen lässt wie „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe“.
Guten Tag,
ich möchte Autor und Kommentatoren zu Bedenken geben, dass der zitierte Bericht 8 Jahre alt ist.
Amnesty International akzeptiert von keinem Staat der Welt Spenden und hat Mitglieder in über 150 Staaten. In der Regel ist es nicht im Interesse von Amnesty bestimmte Länder zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Ein Grundsatz unserer Arbeit ist, im Normalfall nicht zum eigenen Land zu arbeiten. Daher sind Publikationen der deutschen Sektion zu Deutschland nicht die Regel. Die USA und Europa stehen beispielsweise wegen Folter und deren Billigung beziehungsweise als Steigbügelhalter durch Geheimflüge ebenso in der Kritik wie der Iran durch Steinigungen oder Jamaika wegen seiner homophoben Gesetzgebung . Die Glaubwürdigkeit ist unser wichtigstes Gut. Die Verbeitung falscher Informationen würde uns schaden. Amnesty International ist daher um detailtreue und Korrektheit bemüht und im Zweifelsfall für konstruktive Kritik und Hilfe offen.
Gruß
Marcus
Die Situation in Cuba war vor acht Jahren (also 1999/2000) nicht anders. Solche Artikel, wie sie hier zur Religionsausübung in Cuba von ai offenbar herausgegeben wurden, tun der Glaubwürdigkeit von ai keinen Gefallen, sind die Angaben doch offensichtlich falsch und ggf. von bestimmten Arbeitsgruppen innerhalb von ai auch aus politischen Gründen so niedergeschrieben. Wie überall gilt, daß auch Berichte von ai nicht sakrosankt sind und dort auftauchende (offensichtliche) Fehler kritisiert werden dürfen und sollten.
Hab ich was verpasst..? Wolltet Ihr nicht jeden Tag vom 1. bis 10. 12. ein neues Recht vorstellen..? Weil diese Rechte in Vergessenheit geraten sind..? mhhh, muss wohl an den Rechten liegen oder was.. kaum dran gedacht und schon vergessen, oder wie ist es zu erklären das Ihr an 2? Rechte erinnert habt… und heute ist der 9. 12…
ICH LIEBE DEN ISLAM