Mit der Königin der Instrumente endete am Freitag Abend traditionell der Greifswalder November im Dom St. Nikolai.
Das Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Universität Greifswald hatte sich dafür unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Schneider etwas ganz Besonderes ausgedacht und gedachte mit der diesjährigen Orgelnacht insgesamt neun Komponisten, die verschiedene Jubiläen im Jahr 2018 begangen hatten. Die rund 50 Besucher konnten sich daher an einem kühlen Abend von einem breit gefächerten, zweistündigen musikalischen Programm verwöhnen lassen, das keinen Eintritt forderte und für jeden Geschmack etwas zu bieten hatte. Zwar gab es außer den flackernden Kerzenlichtern nicht viel zu sehen, dafür kam aber umso mehr der Gehörsinn auf seine Kosten. Von sanftem Pianissimo bis zu donnerndem Fortissimo glitten die Töne aus den Pfeifen der prächtigen Kirchenorgel nur so dahin.
Mit dem „Concerto D-Moll“ von Antonio Vivaldi, unter der Bearbeitung von Johann Sebastian Bach für die Orgel, konnte Johannes Gebhardt bereits früh die Gunst vieler Zuhörer im Dom gewinnen und seine Fuß- und Fingerfertigkeiten an der Orgel demonstrieren.
Prof. Dr. Matthias Schneider glänzte nicht nur an der Orgel mit seiner ehrbaren Darbietung von Kyrie und Gloria der Messe „Á l’usage ordinaire“ von Francois Couperin, sondern fiel vor allem auch durch seine hell klingende Stimme zur Orgelmusik auf.
Den Abschluss der ersten Hälfte des Konzerts bildete Prof. Frank Dittmer mit dem besonders anspruchsvollen modernen Stück „Te Deum“ von der Französin Jeanne Demessieux, das mit einem langanhaltenden, alles durchdringenden Schlussakkord die Besucher in eine halbstündige Pause blies. Diese war mit einem kleinen Buffet und warmen Getränken ebenso angenehm und bot den überaus angeregten Gästen Raum zum Austausch über die bisher gehörten Werke.
Auch nach der Pause kamen die Gäste mit Werken von Tschaikowski und Schubert noch einmal voll auf ihre Kosten.
Bei den zwei Konzertabschnitten von jeweils etwa 45 Minuten fällt immer wieder ein großer stilistischer Kontrast zwischen den Werken auf. Gerade die „Rotary-Hymne“ von Franz Lehár am Ende der zweiten Konzerthälfte unter der Bearbeitung und Interpretation von Prof. Dr. Jochen Modeß stellte noch einmal klar unter Beweis, dass man mit der Orgel erheblich mehr spielen kann als nur Kirchenmusik.
Der langanhaltende Applaus für die begeisternden Mußestunden in der kalten Novembernacht war mehr als verdient.