Es war im Jahr 2010, als es in der Geschichte plötzlich von der Decke bröckelte. Das Gebäude wurde seiner Zeit gesperrt, und die Bücher der Fachbibliothek gab es nur auf Bestellung. Sehr schnell musste eine Lösung gefunden werden. Die Bücher kann man verteilen. Das ist nicht das Problem. Aber wo sollen die Vorlesungen und Seminare stattfinden? Die Hörsäle in der Loitzer Landstraße und Löfflerstraße und bildeten die Zufluchtsorte. Außerdem stand ein kleiner Teil der alten Kinderklinik (erbaut im Jahr 1915) in der Soldmannstraße 15 zur Verfügung.

Wer hierher musste, wird sich noch an den typischen Krankenhausgeruch erinnern können. Noch stärker blieben bestimmt die Türklinken im Gedächtnis, da sie, damit die Kinder nicht abhanden kommen sollten, oben auf dem Türblatt angebracht wurden. Die Dozenten mussten sich auch erst an diese Gemäuer gewöhnen. Abstrakt schien damals die Badewanne (!) neben dem Büro des Professors für Hansegeschichte. Das Gebäude hatte seine Vor- und Nachteile. Gleich nebenan sind die Wohnheime. Fahrräder hatten Platz, Autos gar noch mehr. Und damals mussten diese auch noch nicht bezahlt werden. Und heute? Dort stehen nun Parkautomaten. Ein Schild mit Karte gibt darüber Auskunft, dass hier nun die Botanik und Landschaftsökologie ihre Heimat gefunden haben. Vor fast vier Jahren zogen sie ein. Im Gebäude wurde daher ordentlich gewerkelt. Kaum etwas erinnert heute noch an die damalige Zeit. Dennoch sind markante Details geblieben. Das betrifft die Abbildungen von ehemaligen Mitarbeitern auf bunten Fensterscheiben. Für gewöhnlich rufen sie Fragezeichen in den Köpfen der Studierenden hervor, vorausgesetzt, man bemerkt sie überhaupt. Zunächst ist da das Bild von Professor Peiper – ein Arzt, der einst die Säuglingssterblichkeit in Vorpommern deutlich senkte. Da muss natürlich google helfen. Schwieriger wird’s da schon bei Oberschwester Luise Karsten. Allein der Gedanke daran, dass ein Glasbild noch weit nach dem Tod in einem Institut zu finden sein könnte, erscheint skurril. Wem würde man heute ein Glasbild widmen? Als Student bekommt man davon kaum etwas mit, was in den einzelnen Instituten für Leistungen vollbracht werden, die auch der Gesellschaft zu Gute kommen.

Vom Treppenhaus geht es nun in die erste Etage. Diese schimmert aufgrund der getönten Scheiben bei passendem Sonnenschein übrigens gelblich. Auch dort gibt es kleines „Fensterbild“. Es zeigt einen Auschnitt aus einer Straßenansicht mit Fenstern, Bürgersteig, Dächern und Straße. Es ist die Hunnenstraße Nummer 3, in der bis 1913 die Kinderklinik untergebracht war. Ortswechsel gab es, gibt es und wird es an der Uni weiterhin geben. Bald wird das Historische Institut wieder fertig sein, sodass der nächste Umzug schon bevorsteht. Danach folgt noch die „große Wanderung“ auf den Campus in der Löfflerstraße.