Neben dem umstrittenen Kraftwerksbau gerät auch das zweite Großprojekt am Möchtegern-Industriestandort Lubmin in Frage: Die Ostseepipeline, die Deutschland direkt mit russischem Gas versorgen soll, soll in Lubmin aus der Ostsee kommen. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren für das Großprojekt.

Logo der Pipeline-Baufirma

Der russische Ministerpräsident Putin stellte jedoch vor einigen Tagen öffentlich den Bau der Gaspipeline in Frage. So wurde es zumindest in zahlreichen Medien mitgeteilt. Putin wurde von der Agentur Reuters zitiert: „Europa muss sich entscheiden, ob es diese Leitung braucht oder nicht. […] Es steht ihnen [den Europäern] frei, sich das selbst auszurechnen“.

Tatsächlich scheint es dem russischen Ministerpräsidenten jedoch vor allem darum zu gehen, Druck auf die Europäer auszuüben, um den Bau rasch beginnen zu können. In diesen Kontext passt eine heute veröffentlichte Meldung der allgemein als Kreml-nah bezeichneten Agentur RIA Novosti. Die Agentur beruft sich auf Berichte der britischen Financal Times. Dort sagt der Finanzdirektor des Bau-Konsortiums Nordstream, Paul Corcoran, er gehe davon aus, dass der Bau termingericht beginne.

Bereits eine Stunde später wurden diese Aussagen von RIA Novosti konkretisiert. In einer weiteren Meldung heißt es, der Bau der ersten Röhre solle im April 2010 beginnen und 2011 fertig sein. In der ersten Meldung war noch von 2010 für die Inbetriebnahme der ersten Röhre die Rede gewesen. 2012 soll eine weitere Röhre folgen.

Vor einigen Tagen hatte bereits der russische Botschafter Wladimir Kotenjow in der ARD versucht, die Aussagen Putins zu entschärfen. Dabei sagte er, Putin habe seine Aussagen nicht als Drohung gemeint und weiter: „Wenn der Westen etwas meint, ist das eine Ankündigung, wenn die Russen etwas sagen, ist das eine Drohung.“

Geplanter Verlauf der Pipeline (Quelle: Wikipedia)

In den letzten Monaten hatte es vor allem aus Richtung Skandinavien vermehrt Bedenken zum Bau der Pipeline gegeben. Die Skandinavier profitieren nicht direkt von der Leitung, wären als Anrainer der Ostsee aber direkt von ökologischen Problemen mit der Pipeline betroffen, falls solche auftreten.

In den Vorjahren hatte es bereits aus dem Baltikum sowie aus Polen Kritik gehagelt. Dort fühlt man sich mit der Leitung, die direkt von Russland nach Deutschland führt, umgangen und befürchtet, dass Russland den Energiehahn nach dem Bau der Pipeline stärker als Machtmittel einsetzen könnte.

Quellen und weitere Informationen: