Am Mittwoch, dem 19. November, wird der Verein „Kultur- und Initiativenhaus“ – ein Zusammenschluß vieler studentischer und nichtstudentischer Initiativen und Vereinen – um 20 Uhr im Rathaussaal ein Nutzungskonzept für die StraZe (Stralsunder Strasse 10) vorstellen.

Die Stralsunder Strasse 10 früherDas Haus bot bis Anfang des Jahres 2007 verschiedenen Vereinen (zum Beispiel GrIStuF, Stuthe, Greenpeace und dem Hochschulsport) Räumlichkeiten für deren Arbeit. Außerdem war die obere Etage des Hauses  günstig als Wohnraum vermietet. Es war bis zum Verkauf an das Berliner Petruswerk im Januar 2008 in Besitz der Universität.

Das Haus gilt in dieser Dimension als letztes erhaltenes Beispiel für die vorpommerschen Gesellschafts- und Konzerthäuser des 19. Jahrhunderts. Der kulturhistorische Wert wird auch durch die inzwischen von einem Restaurator freigelegten klassizistischen Fresken untermauert.

Bilder dieser Kunstwerke wurden von der „Bürgerinitiative Stralsunder Strasse 10″ in einer Ausstellung veröffentlicht. Die BI gründete sich am 29.Mai 2008 und ist ein Zusammenschluss ehemaliger Bewohnerinnen, Dozenten der Universität, älteren Greifswalderinnen, Denkmalpflegern und studentischer Initiativen.  Die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe war bisher so erfolgreich, dass sich die Bürgerschaft inzwischen zum Erhalt des Hauses bekennt.

Die Abrißgegner beklagen unterdessen, dass das Petruswerk sich einerseits öffentlich als Kooperationspartner für einen Betreiberverein präsentiere, aber andererseits auf Kontaktaufnahmen nicht reagiere. Der Investor kommunizierte kaum direkt mit der BI, sondern in der Regel nur über die Ostsee-Zeitung (mehr dazu in einem älteren Artikel des webMoritz).

Auch der Bitte um die Erlaubnis, das Haus betreten zu dürfen, kam er nicht nach. Es ist sicher nicht einfach, ein Sanierungskonzept zu entwickeln, wenn die Möglichkeit, das Objekt zu betreten, verwehrt bleibt.

Inzwischen liegt seitens des Vereins „Kultur- und Initiativenhaus“ ein konkretes Kaufangebot vor. Das Petruswerk verlangt für das Haus allerdings etwa den zweieinhalbfachen Preis. Die Verhandlungen dauern an.
Wer sich für das Betreiberkonzept interessiert, sollte also unbedingt ins Rathaus gehen und sein Interesse auch öffentlich demonstrieren, denn die Wiedernutzung der StraZe wäre insbesondere für das kulturelle Leben der Stadt segensreich wie notwendig.

Bildquelle: Bürgerinitiative Stralsunder Strasse 10

*Update* – So lief die Konzeptvorstellung

Hinzugefügt am 20. November um 17 Uhr:

Am 19. November stellte der frisch gegründete Verein „Kultur und Initiativenhaus e.V.“  im Rathaus sein Nutzungskonzept für die Stralsunder Str. 10 vor.

Seit fast 160 Jahren stellt die „StraZe“ in Greifswald eine Begegnungsstätte für Kultur und Kunst dar. Das Petruswerk, als derzeitiger Besitzer, sieht sich jedoch nicht in der Lage, diese alte Tradition aufzugreifen. Das primäre Ziel der katholischen Gesellschaft ist sozialer Wohnungsbau, dazu jedoch ist eine aufwändige Restaurierung zu teuer.

Gespannte Zuhörer im Rathaus - Foto: Luisa Wetzel

Erklärtes Ziel von Kultur- und Initiativenhaus e.V. ist es, das Gebäude zu kaufen und ihm seine gesellschaftliche Bedeutung wiederzugeben. Das Konzept sieht eine Mischung aus Bildungsstätte, Wohnungen, Kunsthandwerk, und Gastronomie vor. Der große Saal soll für Theater-, Tanz- und Konzertveranstaltungen genutzt werden und sich so selbst finanzieren.

Doch die Sanierung wird ersteinmal viel Geld und Zeit in Anspruch nehmen, denn es müssen nicht nur neue Tapeten in die StraZe. Neben den Fundamenten müssen auch die Fachwerkwände und das Dach stabilisiert bzw. neu gemacht werden – all dies natürlich möglichst denkmalgerecht. Veranschlagt sind dafür bisher 2,7 Millionen Euro, gut die Hälfte davon soll als Kredit aufgenommen werden. Der Rest soll über Spenden, Zuschüsse und vor allem Eigenleistung aufgebracht werden. Dabei hofft man auch auf andere Kulturinitiativen vor Ort. Denn auch diese sollen später von den Räumlichkeiten profitieren. Auch verschiedene Fachschaften sind an einer Kooperationen interessiert. Die Universitätsleitung selbst zeigt bisher kein Interesse.

Eine Vertreterin des Petruswerks begrüßte die Pläne und erklärte man sei zum Verkauf des Gebäudes gern bereit. Über Details müsse man in den kommenden Wochen sprechen. Einen Kaufpreis gibt es bisher nicht – auch nicht in der Finanzplanung des Vereins.

(Update von Carsten Schönebeck)