Die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen werden gemeinhin als emotional überhitzt und angespannt dargestellt, aber Nachbarschaft kann durchaus in unterhaltsamer Vergnüglichkeit gelebt werden. Der PolenmARkT e.V. hat sich eben jener Ausgelassenheit und Lebendigkeit im Umgang mit der Nachbarkultur auf die Fahnen geschrieben.
Inzwischen findet alljährlich unter dem Titel PolenmARkT eine zehntägige kulturelle Offensive statt, die polnische Musik, Kunst, Literatur, Film, Geschichte und Kulinaria erfahrbar macht. Kooperation und Unterstützung erfährt der Verein dabei von der polnischen Botschaft, der Universität Greifswald und etlichen privaten Akteuren. Die diesjährigen Veranstaltungen, die zwischen dem 14. und dem 24. November stattfinden, werden natürlich vom webMoritz begleitet.
Am Sonnabend, dem 15. November, wird im Pommerschen Landesmuseum eine Ausstellung mit dem Titel „Die Mütter der Solidarność“ eröffnet. Bilder und Texte sollen hier von Frauen erzählen, die in ihrem Kampf für Recht und Freiheiten große Opfer gebracht haben. Zur Ausstellungseröffnung berichten Zeitzeuginnen über ihre Erlebnisse.
Abends ab 19 Uhr wird im Antiquariat Rose aus „Bombel“, dem gerade in Übersetzung erschienenen Roman des 2007 verstorbenen Autors Mirosław Nahacz gelesen. Andrzej Stasiuk, den wir auch schon in Greifswald begrüßen durften, sagt zu Nahacz‘ Buch: „Bombel ist ein Dorfkönig des Witzes, ein provinzieller Meister der Schlagfertigkeit und Bezwinger des Ernstes“. Der Roman wird vom Antquar Ulrich Rose in Auszügen gelesen und der Eintritt ist frei.
Ab 21 Uhr wird das IKuWo schliesslich seine Türen öffnen und lädt ein zu polnischem Reggae und Dancehall. Die neunköpfige Reggae-Formation Vavamuffin aus Warschau balanciert gekonnt zwischen Modern Roots-Sounds, Ragga-Attacken und Dancehall Style. Anschliessend wird Reggae von Selecta Pehle dargeboten – die ganze lange Nacht.
Der galizische Autor Bruno Schulz steht im Zentrum des 16. Novembers. Ihm ist die Ausstellung „Bruno Schulz – Mythisierung der Wirklichkeit“ im Koeppenhaus gewidmet, deren Eröffnung ab 19 Uhr mit einer Doppellesung begangen wird. Die Ausstellung ist vom Polnischen Institut Düsseldorf und vom Adam-Mickiewicz-Literaturmuseum Warschau zusammengetragen worden. Bruno Schulz gehört zu den wichtigsten polnischen Schriftstellern, dessen literarisches wie graphisches Gesamtwerk gelegentlich mit dem von Kafka, Proust und Kubin verglichen wird. Der Eintritt zu beiden Lesungen ist frei.
Anschliessend geht es um 21 Uhr in der Medienwerkstatt (Bahnhofstrasse) jazzig mit dem Tomasz Kowalczyk-Trio weiter. Der 19-jährige Ausnahmepianist Tomasz Kowalczyk, welcher am Jazzinstitut Berlin studiert und mit seinem Klavierspiel die entscheidenden Akzente setzt, wird von Jakob Dreyer am Kontrabass und Janosch Pangritz am Schlagzeug begleitet. Das Jazztrio beendet in Greifswald eine lange Konzertreihe, bei der es in zahlreichen Städten Deutschlands zu hören war und geht entsprechend eingespielt auf die Bühne.
Das vollständige diesjährige Programm findet ihr hier.