In der Senatssitzung am 20. Januar wurden die Ergebnisse der Begutachtung des Bibliothekskonzepts vorgestellt. Herr Dr. Vogel vom HIS-Zentrum für Hochschulentwicklung stellte diese in einer Präsentation vor.

Ein zentraler Punkt der Präsentation stellte dar, dass sich das Aufgabenfeld der Bibliotheksmitarbeitern weiter verändern wird. Nahmen Mediendienste, wie das Einordnen und Katalogisieren von Büchern in der Vergangenheit einen Großteil der Arbeitszeit ein, wird durch den zunehmenden Einsatz von digitalen Medien der Bedarf an Infodiensten und technischen Diensten steigen. Durch die Bereitstellung von Selbstverbuchungsanlagen können weitere Stellen eingespart werden. So könnte jeder Standort mit jeweils zwei Mitarbeitern betrieben werden. Bei den Angestellten der Universitätsbibliothek, welche zahlreich zu der Senatssitzung erschienen waren, kamen die Ausführungen nicht gut an.

Auch die Anzahl der Nutzerarbeitsplätze wurde thematisiert: Die anwesenden Studierenden und Bibliotheksangestellten hatten aus ihren teils jahrelangen Beobachtungen andere Erfahrungen machen müssen als die bei der Präsentation vorgestellten. Die Bibliothek soll laut der Ausführungen von Dr. Vogel mehr  Nutzerarbeitsplätze als benötigt haben. Auch von den Berichten, dass Studierende teilweise auf dem Boden sitzen müssten, ließ er sich nicht beirren.

Die Auslastung läge im Mittelwert lediglich bei 36% in der Zentralen Universitätsbibliothek und bei 47% in der Bereichsbibliothek am Schießwall. Dass die Bibliothek am Schießwall zu 95% ausgelastet war, sei nur einmal vorgekommen und nicht die Regel. Die Studierenden würden sich stattdessen nicht an einen Tisch mit vier Arbeitsplätzen setzen wollen, wenn dieser bereits von drei Personen besetzt sei. Die Nutzerarbeitsplätze seien allerdings schlecht verteilt, weswegen hier eine Nachbesserung empfohlen wird. Während in der Innenstadt weitere Nutzerarbeitsplätze benötigt würden, gäbe es am Neuen Campus zu viele. In der neuen Bibliothek auf dem Campus an der Loefflerstraße könnten Regale abgebaut und die Buchaufstellung verdichtet werden, um Platz zu schaffen.

Bildschirmfoto 2016-01-22 um 15.33.33Auch könnten Buchbstände in die Zentrale Universitätsbibliothek ausgelagert werden. Für Verwirrung sorgte dabei auch die Ausführung, dass im Lesesaal der UB lediglich zehn Arbeitsplätze eingerichtet seien. Der Direktor der Universitätsbibliothek Dr. theol. Wolff entgegnete, dass dort bereits seit Jahren 47 Arbeitsplätze vorhanden sein. Zudem wäre der Bestand der Bibliothek bereits zu ⅔ digital, bei Zeitschriften gäbe es seit zehn Jahren mehr digitale als Printangebote. Dennoch würde die Anzahl der Ausleihen lediglich um ein Prozent pro Jahr sinken. Der Etat für digitale Angebote habe außerdem sein Limit erreicht.


Problematisch sahen die studentischen Senatoren die Berechnungsgrundlagen für den Bedarf an Nutzerarbeitspätzen. Dabei werden lediglich die Studierenden in der Regelstudienzeit berücksichtigt. Auch sollen die Studierenden nur vier Stunden in der Woche in der Bibliothek lernen, die meisten bevorzugen es ohnehin, zuhause zu lernen. Daraus ergibt sich ein Bedarf von 747 Nutzerarbeitsplätzen, derzeit sind 1015 vorhanden.

Der Prorektor Prof. Dr. Joecks empfahl den Studierenden, sich antizyklisch zu verhalten und nicht zu den Spitzenzeiten die Bibliothek aufzusuchen. Weiterhin sei man bereits seit Jahren dabei, die Situation zu verbessern, indem die Prüfungszeiträume entzerrt würden. Einen anderen Vorschlag, wie man die Auslastung während der Prüfungszeiträume senken könnte, konnte Dr. Vogel auf Nachfrage nicht präsentieren. Der Beifall fiel dementsprechend verhalten aus, was auch daran gelegen haben könnte, dass während der Präsentation die Auslastung der Zuschauerplätze bei über 100% lag.

Schließfaecher_PhilippSchulz

Der AStA hatte in der vergangenen Zeit die Studierenden um Feedback zur neuen Bibliothek auf der Campus an der Loefflerstraße gebeten und einige Kritikpunkte erhalten. Wie auch bei der ZUB ist es in dieser zu laut, um den Lärm ein wenig zu dämpfen, wird eine Glaswand vorgeschlagen, die zumindest den Lärm von den Schließfächern und vom Eingang abfangen soll. Die Gruppentische bieten leider nicht die Stabilität, die benötigt wird, wenn Studierende im Prüfungsstress eine beherztere Schreibweise an den Tag legen. Auf eine Komplettverglasung der Carrels würden die meisten Studierenden gerne verzichten, auch die Lampen im Treppenhaus werden als störend empfunden, da man im Vorbeigehen häufig dagegen läuft. Körbe sind nicht ausreichend vorhanden, im Magazin fehlen außerdem Bücher, die bereits im Dezember ausgeliehen wurden. Auch Steharbeitsplätze werden vermisst, ebenso wie ein Kaffeeautomat und Whiteboards in den Carrels. Wer weitere Kritikpunkte äußern möchte, kann sich an den AStA wenden.

Bilder: Philipp Schulz

Grafik: Entnommen aus HIS – Institut für Hochschulentwicklung, Begutachtung des Bibliothekskonzeptes