Das erste Wochenende für die neuen Studis steht vor der Tür und auch, wenn noch Erstiwoche ist, muss sich bereits gefragt werden: „Wie feiert man in Greifswald richtig?“ Erster Tipp: Das grüne Zeug ist nicht zum Ausspülen des Mundes gedacht – nicht nur!
Eine der wichtigsten Phrasen im künftigen Vokabular eines neuen Greifswalder Studenten ist unumstritten: „Hier ist ja schon wieder nichts los“. Dabei ist der Spruch genauso abgedroschen wie falsch, sowas sollte ja immer im Verhältnis gesehen werden. Natürlich ist die beschauliche Stadt nicht Berlin, Hamburg oder Las Vegas, nichtmal mehr Essen. Wir haben keine ausgefeilte Partyszene, in der 5 Tage ohne Pause zu Gabba, Goa und Hardcore gescheuert wird. Trotzdem kann hier getrunken und gefeiert werden, wenn man die richtigen Sachen beachtet.
Als aller Erstes: Geld ist nicht alles. Da auch Klischees bedient werden müssen, kann man durchaus sagen, dass sich in der Strukturschwachen Region Osten, also hier in Greifswald, jeder mit einem 20 Euro Schein richtig akkurat die Brille beschmieren kann und am Ende des Abends trotzdem noch Wechselgeld beim Döner bekommt – auch du! Wie das geht? Nun ja, das oben bereits angesprochene grüne Getränk nennt sich Pfeffi, kostet maximal 5 Euro und ist im Kulturschatz der Region ähnlich tief verwurzelt wie der Greif, der Dom und diese schöne Universität. Gerüchten zu Folge soll Heinrich Rubenow (der den ganzen Bums hier 1456 gegründet hat) eben diese Gründung mit ein paar Kurzen gefeiert haben. Verständlich, es ist billig, es ist minzig-erfrischend und es knallt. Den Rest müsst ihr mit euch selbst ausmachen. Ein weiterer Vorteil in einer Stadt zu leben, die zu einem fünftel aus Studenten besteht, sind die sehr angenehmen Preise der Gastronomie. Einen halben Liter Mischer für 6 Euro? Kein Problem in Studentenclubs. Und auch die restlichen Bars und Clubs halten sich gemeinschaftlich an die Preise. Besonderer Tipp: Huschecke in der Fleischervorstadt. Helles und Futschi für gerade einmal 3,20 €. Wer doch lieber Champagner will ist hier eh in der falschen Ecke des Landes gelandet.
Zweitens: Vergesst alles, wirklich alles, was ihr über den öffentlichen Personennahverkehr gelernt habt! Den gibt es nämlich in Greifswald nicht. Es fahren zwar hier und da Busse. Die Linien, die diese Gefährte verfolgen sind allerdings genauso fiktional wie Bielefeld. Für echte Großstädter wird das jetzt hart, aber ohne Taxi oder Fahrrad oder dem altgedienten Fußbus läuft hier nichts, auch im bitterkalten Winter nicht. Und egal, aus welcher Metropole oder Stadt oder Dorf man kommt, spätestens ab den dritten Semester erscheint die Strecke zwischen den Bars der Innenstadt und den Kellern am neuen Campus wie ein Halbmarathon! Kommt damit klar.
Drittens und Wichtigstens. Die Parks und der Hafen sind, zumindest im Sommer, sozialer Dreh- und Angelpunkt sowie der Hauptumschlagsplatz für Alkohol und Grillgüter! Das war schon immer so und das wird auch so bleiben. Achso, wenn ihr schon am Hafen oder in der Stadt seid und keinen Bock habt, das Altglas mit nach Hause zu nehmen: Pfand gehört daneben! Das lernt ihr noch früh genug.
Viertens: Die Clubbing Szene ist wie schon erwähnt, nicht die Beste. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir überhaupt keine guten Clubs haben. Das BT22, Rosa (sobald wieder eröffnet) und manchmal auch das Polly Faber haben ein sehr schickes Angebot für Fans von elektronischer Musik. Die Studentenclubs (Mensa, Geologen- und Geographenkeller, Club 9 und Kiste) haben immer ein bunt gemischtes Programm an Musik und immer wieder Specials. Außerdem veranstalten sie einmal pro Semester die Clubs-U-Night – unbedingt mal vorbei gucken. Ansonsten gibt es ein wirklich sehr feines Mischmasch an Bars. Und wenn das immer noch nicht reicht, einfach mit einem Kasten Bier und den Kumpels zu Hause bleiben und sich selbst als DJ versuchen.
Und ja, wir haben Spätis und kommen zu fünftens. Davor stehen zwar keine 5er-BWMs und krasse Banger und es Stapelt sich auch nicht ein Kasten Billigbier neben den Nächsten, aber wir haben sie. Das Sofa in der Innenstadt hat unter der Woche bis mindestens um 2 Uhr auf. Und ganz ehrlich, wenn man nach ein paar Wochen in der Lethargie, Gelassenheit und Beschaulichkeit Greifswalds angekommen ist, reicht das Dicke. Für die Hungrigen gibt es dann am Wochenende noch bei Efes, den Dönermenschen in der Fleischerstraße bis um 5 Uhr HappaHappa. Und das schmeckt sogar und ist günstig.
Wenn ihr euch daran haltet, kann eigentlich nichts schiefgehen. Falls es doch nicht reicht: Berlin ist tatsächlich besser mit dem Regio zu erreichen, als man denken sollte.
Fotos: Philipp Schulz