Wohin soll es gehen? New York, Paris, Wien oder doch lieber Transilvanien? Wie wäre es einfach mit allem. Dauert ja heute nur etwas über zwei Stunden und in Greifswald bleiben kann trotzdem auch. Das Ahoi-Hafenfestival macht es möglich.

Gestern startete die Show „Sternstunden des Musicals“, die heute noch einmal in Greifswald und Anfang August noch zweimal in Stralsund auf die Bühne kommt. Die beiden Gaststars Felix Martin und Kirstin Hölck führen durch die Collage von Titeln aus unterschiedlichsten Musicals. Zwischendurch erzählen sie immer wieder etwas über die nächsten Stücke, aber auch über ihr Leben im Musical-Business. Einen direkten roten Faden oder gar eine Handlung gibt es nicht.

Turbulent bis tragisch

Bereits die Begrüßung erfolgt ganz im Musical-Stil mit dem „Bienvenue“ aus Cabaret. Es folgen unter anderem Lieder aus Elisabeth, Les Miserables und Grease. Ein persönliches Highlight stellt das Duett „Totale Finsternis“ aus Tanz der Vampire dar, das von Hölck und Martin performt wird. Beiden ursprünglich aus Hamburg stammenden Musical-Sängern merkt man ihre langjährige Erfahrung in diesem Bereich an, schaffen sie es doch, die unterschiedlichen Charaktere und Emotionen fast schon auf Knopfdruck glaubhaft rüber zu bringen. Allerdings hätte man den Vampir auch ohne klischeehaften Kunstblutfleck im Gesicht erkannt.

Im Vergleich dazu wirken die Chorsänger des Opernchores Vorpommern fast schon etwas platt und ungeübt. Besonders bei den ersten Liedern scheinen einige noch ein wenig überfordert mit der dreifachen Anforderung, zeitgleich zu singen, zu tanzen und schauzuspielern. Dadurch mangelt es gelegentlich an Synchronisität und passendem Timing. Im Laufe des Abends bessert sich das aber merklich. Außerdem glänzen auch die Solisten des Opernchores, allen voran Doris Hädrich-Eichhorn und Tye Maurice Thomas. Letzterer verkörpert vor allem tragische Rollen wie den gerechtigkeitsfanatischen Kommissar Javet aus Les Miserables, reisst dabei aber das Publikum jedes Mal aufs Neue mit.

Witz komm`raus

Die Auswahl der Lieder erfolgte eindeutig nach dem Bekanntheitsgrad. Wenige Ausnahmen weniger bekannter Musicals sind vorhanden, aber auch hier werden nur die Aushängeschilder an Titeln präsentiert.

Felix Martin lockert die teilweise sehr emotionale Stimmung mit Komik und flotten Sprüchen auf, schießt dabei aber manchmal über das Ziel hinaus. Einige Witze wirken sehr an den Haaren herbeigezogen oder geben ihm etwas Selbstverliebtes, das er sich zwar leisten kann aber nicht nötig hat.

Neben den Sängern erntete auch das Philharmonische Orchester Vorpommern unter der Leitung von Henning Ehlert. Dieses befindet sich die ganze Zeit über hinter den Sängern auf der Bühne. Hier sitzt jeder Ton. Die Melodien der großen Bühnen erklingen im Greifswalder Hafen. Nur hin und wieder stört ein vorbeifahrendes Auto die Atmosphäre. Auch die Kostüme sind zwar weniger aufwendig als bei großen Musicalaufführungen, aber durchweg stimmig. Ein direktes Bühnenbild existiert nicht, wäre aber vermutlich auch schwer umsetzbar, da ja ständig zwischen verschiedenen Szenerien und Stimmungen gewechselt werden muss. Das macht aber nichts, Melodie und Gesang schaffen es nach einer kurzen Aufwärmphase, das zu kompensieren.

Am Ende war das gesamte Publikum begeistert und macht auch den schrägen Tanz aus der Rocky Horror Picture Show mit. Eine Zuschauerin hatte das besondere Vergnügen, dabei auf der Bühne zu stehen. Hatte sie doch etwas zu deutlich gemacht, das Musical zu kennen und war kurzerhand von Martin in pinkem Glitzerkostüm verschleppt worden.

 

Bildquelle: http://www.theater-vorpommern.de/