Am Dienstag Abend, dem 4.November, erstrahlt der Mensaclub in Greifswald in den Farben rot-weiß-blau, die Wände sind mit  „Stars and Stripes“, der Flagge der Vereinigten Staaten, geschmückt und an der Bar werden neben amerikanischen Bier auch Muffins und Cookies verkauft: Wir sind auf der Wahlparty zur US-Präsidentenwahl.

Um 19.00 Uhr geht es mit dem Film „Nixon“ vom Regisseur Oliver Stone los. Er erzählt die Geschichte Richard Nixons, der von 1969 bis zu seinem Rücktritt im Rahmen der Watergate-Affäre 1974 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war. Nach über 190 Minuten wird es unruhig. Langsam treffen auch diejenigen ein, die nicht am Film, sondern vielmehr an den Vorträgen von Dr. Susanne Pickel und Prof. Hubertus Buchstein interessiert sind.

Doch das Interesse steht in ständiger Konkurenz zur quasselnden Masse. Trotz guter Technik können die Gäste in den letzten Reihen die zwei Politikwissenschaftler kaum verstehen.

Susanne Pickel stellt derweil verschiedene Methoden vor, wie die Politikwissenschaft versucht, Wahlergebnisse vorherzusagen. Krönendes Beispiel: Ein Amerikaner, der seine Baseball-Statistiken zusammenzutragen hat, um die Spielergebnisse vorherzusagen, wendet diese auch auf die aktuelle Wahl an.

Hubertus Buchstein konzentriert sich als Mann der Theorie auf mögliche Vor- und Nachteile der zukünftigen Politik der zwei Kandidaten John McCain und Barack Obama. Dabei bezieht er sich hauptsächlich auf die Beziehung zwischen Amerika und Europa und betont, dass gerade Barack Obama von den Deutschen mehr Einsatz im Irak und in Afghanistan fordern wird. Seiner These zufolge, wäre aus europäischer Sicht ein Wahlsieg McCains besser.

Doch die allgemeine Stimmung in der Mensa ist eindeutig für Obama. Nur ein Einziger fällt mit seinem „McCain“-T-Shirt aus der Reihe. Obama-Fanartikel sind trotzdem keine zu sehen.

Nach den Vorträgen geht es in die Fragerunde. Doch eine Diskussion kommt nicht zustande. Dazu ist das Publikum längst zu groß. Der Mensaclub eignet sich aber auch nicht wirklich für Debatten.

Anschließend verlassen die ersten die Wahlparty. Andere kommen erst jetzt. Bis die Übertragung der Hochrechnungen beginnen, vertreibt man sich die Zeit mit Bier und Snacks. Je später es wird, desto leerer der Club. Offenbar halten jetzt nur noch die US-Freaks durch. Einige wenige bleiben (so berichtet man uns später) sogar bis zuletzt und gingen am Morgen nach einer kurzen Dusche zu Hause direkt zur Uni.

Die US-Wahlparty in Greifswald war eine tolle Idee anlässlich des spannenden Wahlkampfs, der auch in Deutschland großes Interesse geweckt hat.  Selten war ein amerikanischer Wahlkampf über Monate hinweg so präsent in den deutschen Medien und selten fieberten Europäer mit so großen Sympathien für einen ausländischen Präsidentschaftskandidaten mit. Bleibt abzuwarten, ob die Bundestagswahl 2009 ähnlich ablaufen wird.

Foto: Hyung Kyu Park