Morgen jährt sich zum 70. Mal die Befreiung von Greifswald durch die Rote Armee. Dank der Kapitulation durch Abgesandte der Hansestadt konnte die Bombardierung und Zerstörung verhindert werden. Wie an dieses historische Ereignis erinnert wird, berichtet webmoritz.

Porträt Prof. Dr. Gerhardt Katsch - Quelle: Universitätsarchiv Greifswald  Prof. Katsch war einer der Parlamentäre, die am 29. April 1945 die kampflose Übergabe der Stadt Greifswald an die Rote Armee aushandelten.

Prof. Katsch war einer der Parlamentäre, die am 29. April 1945 die kampflose Übergabe der Stadt Greifswald an die Rote Armee aushandelten.

Wenn man dieser Tage als Tourist oder Einheimischer durch Greifswald geht, erfreut man sich gerne an den mittelalterlichen Patrizierhäusern am Markt, dem historischen Fischerdorf Wieck oder der berühmten Ruine des alten Klosters in Eldena und sieht, neben den Menschen, die besten Argumente, dass Greifswald nicht zerstört werden durfte. 70 Jahre nach der Übergabe des Stadtschlüssels an die Rote Armee ist das Ereignis noch stark im kollektiven Bewusstsein, was nicht zuletzt in den Straßennamen zu sehen ist.  Doch wer waren die Männer um den Stadtkommandanten Rudolf Petershagen, die den Angriff durch die Rote Armee abwenden konnten? Einer von ihnen war Prof. Gerhard Katsch, ehemaliger Direktor der medizinischen Universitätsklinik. Er war mit in Anklam vor Ort, als die Bedingungen der kampflosen Übergabe verhandelt wurden und führte umfassend Tagebuch zu den Ereignissen. Heute wird im Konzilsaal des Universitätshauptgebäudes in der Domstraße 11 ab 18 Uhr der zweite Teil dieser persönlichen Schriften veröffentlicht. Die Aufzeichnungen über den Zeitraum von September ´45 bis September ´46 wurden von dem Historiker Prof. Niendorf herausgegeben und sollen heute vorgestellt werden. Das Buch bietet umfangreiche und umfassende Informationen über die damalige Alltagssituation im Greifswald des Krieges und die Schwierigkeiten, die Kapitulation herbei zu führen.

Jüdische Geschichte in Greifswald aufarbeiten

Mit einem gänzlich anderen Ansatz geht „Lebenswelten“ den Jahrestag an. Ebenfalls heute um 18 Uhr wird Interessierten vom Markt aus ein Spaziergang durch das historische Greifwald angeboten. Besonders beleuchtet wird die Vergangenheit der jüdischen Gemeinde Greifswalds, denn auch hier gab es jüdische Zwangsarbeiter im Dritten Reich. Bei dem Besuch von historischen Orten soll neben der Rolle der Universität in dieser Beziehung auch an einige Biografien erinnert und den Opfern des NS-Regimes in Greifswald gedacht werden.

Konzert und Vortrag von der Kirchengemeinde

Die Domgemeinde St. Nikolai veranstaltet morgen zum Gedenktag ein Konzert mit Werken von Felix Mendelsohn-Bartholdy und Manfred Schlenker unter dem Motto:“Greifswald hisst die weiße Fahne“. Die Stücke werden im Dom aufgeführt und neben Gesang von Mechthild Kornow wird Michael Mahlburg begleitend lesen. Der Eintritt ist frei. Neben der musikalischen Aufbereitung der Ereignisse lädt das Stadtarchiv zu einem Vortrag von Uwe Kiel in den Bürgerschaftssaal in Greifswald ein. Mit dem Thema „Wer rettete Greifswald? – Die kampflose Übergabe und die umkämpfte Erinnerung“ werden die Ereignisse um den 30. April 1945 ab 19.30 Uhr vorgestellt und sich mit der historischen Aufarbeitung der Geschehnisse beschäftigt. Bereits 19.15 Uhr wird der Oberbürgermeister, Dr. Arthur König, in einer Rede ehrende Wort in Erinnerung vor der geschmückten Gedenktafel im Rathausfoyer sprechen. Auch hier ist der Eintritt kostenlos.

Fotos: Universitäts-Archiv