169.000 Patienten wurden an der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) im letzten Jahr behandelt. Damit läuft sie entgegen dem Trend der Bundesrepublik. Für die kommenden Jahre steht sie vor besonderen Herausforderungen.
Im Gegensatz zur UMG sinken oder stagnieren die Patientenzahlen in der Bundesrepublik. „Das letzte Jahr war eines der leistungsstärksten“, freut sich Professor Reiner Biffar, der Dekan, der Umsatz der UMG erhöhte sich auf 190,8 Millionen Euro. Trotzdem wird die UMG für das Jahr 2014 ein Minus in einstelliger Millionenhöhe erwirtschaften, erklärt Sylvia Langer, der kommissarische kaufmännische Vorstand. Die genaue Zahl steht noch nicht fest, weil der Jahresabschluss noch nicht geprüft ist. Für 2015 hat sich die UMG vorgenommen, ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen.
Zu viele Experten, die allerdings für die Lehre notwendig sind
Das ist jedoch nicht die einzige Herausforderung. Dr. Thomas Wygold, der ärztliche Vorstand, macht deutlich: „Bundesweit stehen die Krankenhäuser unter großem Druck – die Universitätsklinika allerdings unter einem größeren Druck.“ Sie werden wie normale Krankenhäuser behandelt, haben aber ganz andere strukturelle Voraussetzungen. Er macht dies an dem Beispiel der Kinderheilkunde fest: Durch den demografischen Wandel bräuchte man am Klinikum nicht so viele Kinderärzte, wie dort angestellt sind. Allerdings ist die Universitätsmedizin dazu verpflichtet, für eine umfassende Ausbildung der Studenten zu sorgen und deswegen gibt es auch viele Experten – die aber auch Personalkosten verursachen. „Wir erwarten von der Politik, dass die Arbeit der Universitätsmedizinen gewürdigt werden“, betont Wygold. Man braucht alle Spezialisten, um die Ausbildung gewährleisten zu können.
Zudem werden nicht alle Behandlungen vergütet. In der Ambulanz beispielsweise gab es im letzten Jahr 41.000 Fälle, vergütet wurden aber nur 29.000 mit um die 50 Euro pro Fall. Mindestens 150 Euro hätten es aber sein müssen. Mithilfe von Kooperationen wird versucht, Einsparungen vorzunehmen . Zudem will die UMG so das Ausbildungsniveau hoch halten, was auch erfolgreich ist: Im letzten Jahr bewarben sich 2.503 junge Erwachsene auf einen Studienplatz, damit liegt Greifswald nur hinter der Berliner Charité. Auch in der Zahnmedizin liegt Greifswald auf dem zweiten Platz, hier hinter Frankfurt. 492 Menschen bewerben sich hier auf einen Platz. Besonders erfreut zeigt sich der Vorstand über die Zusammenarbeit mit dem Klinikum in Karlsburg. „Damit können wir interventionelle Kardiologie anbieten. Dies ist nur möglich mit einer Herzchirurgie, die durch Karlsburg ermöglicht wird“, legt Wygold dar.
Am Donnerstag, den 19. Februar, fand der Neujahrsempfang der Universitätsmedizin Greifswald mit dem Motto „Hier bin ich Mensch“ statt. Vor Ministerpräsident Erwin Sellering und rund 150 anderen Gästen erklärte der Vorstand die Lage der UMG und ihre Herausforderungen.
Fotos: Katrin Haubold