Seit November 2013 haben Angehörige der Greifswalder Verwaltung, Bürger und Experten miteinander diskutiert und überlegt, wie man die Lärmbelästigung innerhalb Greifswalds senken kann. Am stärksten vom Lärm sind die Anwohner der Anklamer Straße und der Bahnhofstraße betroffen.

Am Donnerstag, dem 18. Dezember beschloss die Bürgerschaft schließlich den Lärmaktionsplan. Dieser beeinhaltet fünf Kernmaßnahmen. So soll eine Anpassung der zulässigen Geschwindigkeitsniveaus vorgenommen werden. Nachts sollen die Autofahrer auf den Hauptstraßen nur noch mit 30 km/h fahren dürfen. Das soll vor allem die Anwohner der Anklamer und Bahnhofstraße entlasten.

Während der Stadtparlamentssitzung verdeutlichte der vortragende Mitarbeiter des Planungsbüros Hunger aus Dresden, Tobias Schönefeld, die Wichtigkeit des Radverkehrs in Greifswald. Mehr Fahrräder bedeuteten weniger Autos und somit weniger Verkehrslärm. Auch deshalb soll die Radachse Rudolf-Petershagen-Allee/Pappelallee weiter ausgebaut werden. Damit sei jedoch nicht, wie von der CDU vermutet, die Errichtung einer Diagonalquerung auf der Europakreuzung gemeint.

Carsharing-Angebot nicht ausreichend

Neben dem Ausbau der Radachse sollen weitere Radstationen, so wie vor dem technischen Rathaus und dem Zentralen Omnibusbahnhof errichtet und das Carsharing-Angebot ausgebaut werden. Das Angebot von zwei Carsharing-Autos am Nexö-Platz seien nicht ausreichend, um das Verkehraufkommen in der Stadt entscheidend zu mindern.

Als letzter und vermutlich umstrittenster Punkt steht die Bündelung des Verkehrs ganz oben auf der to-do-Liste des Planungsbüros. Hierfür soll unter anderem der Verkehr der Stephaniestraße und der Langen Reihe auf die Goethestraße umgeleitet werden. Dafür müsste aus der Einbahnstraße jedoch eine beidseitig befahrbare Straße gemacht werden. Damit würde das Verkehrsaufkommen in der Goethestraße auf 16.000 Fahrzeuge am Tag ansteigen.

Mit der Maßnahme würde die nächtliche Lärmbelastung in der Goethestraße um 3 Dezibel (dB) gesteigert werden, die Belastung in der Stephaniestraße um 6 dB und in der Langen Reihe um 9 dB gesenkt werden. Der Plan sieht jedoch keine endgültige Entscheidung zu diesem Punkt vor, sondern fordert eine Machbarkeitsstudie der Greifswalder Verwaltung.

CDU hat „große Bauchschmerzen“

Schon während der Sitzung kam es zu Angriffen gegen die Pläne. Insbesondere die Umleitung des Verkehrs aus der Stephaniestraße und der Langen Reihe in die Goethestraße bereitete der CDU, wie es ihr Fraktionsvorsitzender Axel Hochschildt formulierte, „große Bauchschmerzen.“ Schon jetzt seien im Feierabendverkehr „chaotische Zustände“ in der Straße anzutreffen.

Professor Thomas Treig von der AfD äußerte zudem Bedenken, insbesondere im Hinblick auf mögliche Verkehrskontrollen, um die neuen Geschwindigkeitsgrenzen zu kontrollieren. Zudem meinte er: „Der Plan kostet sehr viel Geld, im Prinzip könnten wir die ganze Stadt umbauen.“

Ullrich Bittner von den Grünen lobte abschließend den Plan, als ein „tolles Beispiel für Bürgerbeteiligung“. In zwei Öffentlichkeitsveranstaltungen wurden über 50 Ideen gesammelt. Jedoch stellte er auch klar, dass die Maßnahmen nur bei finanzieller Machbarkeit durchgeführt werden sollten. Die Beteiligung der Politik ließ aber nach Meinung Schönefelds zu wünschen übrig. Trotz der kritischen Stimmen wurde der Lärmaktionsplan dennoch angenommen, wenn auch nur mit wenigen Stimmen Mehrheit. CDU, Bürgerliste (BL) und Kompetenz für Vorpommern (KfV) lehnten den Plan ab.

 

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