Big-Jump-2014-Einkaufswagen-4-LKKZunächst schien es, als würde der diesjährige Big Jump ohne große Aufregung erfolgen. 14 Uhr, eine Stunde vor Beginn des Big Jumps, war es doch noch ziemlich leer; die wenigsten schienen an diesem doch recht wolkenverhangenen europäischen Flussbadetag sprungbereit gewesen zu sein. Oberhalb der Stufen der Kaimauer wurden ein paar Bierbänke für die Aquarellmalerei aufgestellt. Das Angebot wurde geschaffen, um Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, in den Ryck springen zu können, die Möglichkeit zu geben, sich auf andere Weise dem Wasser-Thema zu widmen. Mit der Zeit füllte sich jedoch der Hafenbereich, sodass es am Ende doch etwa 40 Menschen sein sollten, die sich abenteuerlustig in die Fluten des Rycks hinein zu stürzen wagten.

Zuvor machten sich zahlreiche Mitglieder des Naturschutzbunds (NABU)auf den Weg und sammelten Müll auf, der sich das Hafenbecken entlang erstreckte. Zu Wasser war das Technische Hilfswerk (THW) mit einem Boot unterwegs und setzte den Anker, um die vorgesehene Badestelle von etwaigen Störfaktoren freizuräumen. Und man wurde fündig. Beim entlangfahren der Kaimauer stießen sie plötzlich auf einen vermutlich bereits seit Langem vermissten Einkaufswagen. Dem Zustand zu Folge dürfte er bereits etwas länger im Brackwasser gelegen haben.

Erst nachdem die Badestelle von dem nunmehr geborgenen Einkaufswagen befreit worden war, konnte zum Sprung angetreten werden. Nicht mit hineingesprungen, allerdings sich zu Wort gemeldet hat sich Herr Nikulski. Der Greifswalder Rentner berichtet, dass er im Ryck schwimmen gelernt habe. „Für mich war das Schwimmen im Ryck eine Selbstverständlichkeit“, erzählt er weiter.

Insgesamt gibt es in diesem Jahr europaweit über 100 Sprünge. Die häufigsten Aktivitäten finden in Belgien und den Niederlanden statt. Weiterhin wurden große Sprünge in Frankreich, der Schweiz, Italien, Österreich, Bulgarien und in Tschechien angemeldet. Seit 2005 findet jährlich die Big-Jump-Challenge statt. Diese war bislang als Wettbewerb ausgelegt. Hierbei ging es darum, den originellsten Protest für den Gewässerschutz zu küren. Inzwischen wolle man, wie Sabrina Schulz, Koordinatorin der Jugendkampagne erzählt, den Fokus auf die Völkerverständigung legen.

Für das Jahr 2015 geht man ab Herbst dieses Jahres in die Planungen, um die Zusammenarbeit mit Schulen zu intensivieren. Schulen sollen dabei Aktionen zum Gewässerschutz aktiv unterstützen. In diesem Zusammenhang sollen Jugendliche die Möglichkeit erhalten, 2015 nach Brüssel zum European-River-Parliament fahren und mit Europa-Politikern ins Gespräch kommen zu können. „Im letzten Jahr haben sich bereits Schüler des Jahn-Gymnasiums beteiligt“, erzählt Schulz. „Sie haben im Rahmen eines Schulprojektes die Wasserqualität des Rycks untersucht und ihre Ergebnisse vorgestellt. Allerdings wollten sie danach nicht mehr in den Ryck springen“, erinnert sich die Jugendkoordinatorin.

Im kommenden Jahr soll die EU-Wasserrichtlinie in Kraft treten. Doch bis dahin dürfte sich wohl auch die Flussqualität des Rycks  nicht nachhaltig verbessert haben. Auch dann heißt es wieder: Nase zu halten, wenn mal wieder aufgequollene tote Fische an die Kaimauern geschwemmt werden.

Fotos: Lisa Klauke-Kerstan