Kommunalwahlen_Jusos_KatrinAm 25. Mai wird nicht nur über die Besetzung des Europaparlaments abgestimmt, auch auf kommunaler Ebene stehen Wahlen an. Der webMoritz hat gemeinsam mit moritzTV die studentischen Kandidaten der Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Piraten und Die Linke über Persönliches und ihre politischen Ziele befragt. Diesmal an der Reihe: Erik von Malottki, Michail Fotokehagias, Michael Hosang, Luisa Heide, sowie Martin Hackbarth von der SPD.

 

webMoritz: Warum habt ihr euch aufstellen lassen?

Erik von Malottki: Ich bin schon in den letzten Jahren mit der Bürgerschaft in Berührung gekommen. Dort habe ich als besorgter Einwohner gesprochen und gemerkt, dass man meistens nicht auf offene Ohren trifft, gerade als Student. Ich sehe es als ein neues Feld, um mich für Menschen einzusetzen.

Michail Fotokehagias: Ich habe mich für die Bürgerschaft aufstellen lassen, weil mir das Wohl der Anderen schon immer am Herzen lag, auch in der Hochschulpolitik und bei den Jusos. Das möchte ich in der Bürgerschaft weiterführen.

Michael Hosang: Ich habe mich auch relativ spontan aufstellen lassen. Ich bin seit fast zehn Jahren in Greifswald. Neben meinem Studium stehe ich hinter dem Tresen. Viele Leute sagen: „Das ist doch alles Mist, was die da oben machen.“ Der Prozess der Politik ist ganz wichtig und das will ich auch mal ausprobieren.

Luisa Heide: Ich bin seit einigen Jahren bei den Jusos aktiv und dachte mir, der beste Weg, die Inhalte weiterzutragen, wäre, ein öffentliches Mandat zu übernehmen und darüber zu versuchen, Juso-Positionen weiter zu verbreiten.

Martin Hackbarth: Ich wohne schon seit 15 Jahren in Greifswald und bin hier aufgewachsen. Ich habe so viel von der Stadt mitbekommen und deswegen dachte ich mir, dass ich mich einbringen will. Ich will zwischen Studierenden und den Nicht-Studierenden in Greifswald eine Brücke schlagen.

Was hofft ihr direkt zu bewirken?

Erik: Ich glaube wir haben eine große Chance Dinge zu verändern. Das ist aber nicht nur davon abhängig, ob jemand von uns einzieht, sondern auch davon, ob wir die Dominanz der CDU in der Bürgerschaft brechen. Mir geht es darum, dass wir kulturelle Freiräume für junge Leute aufbauen und erhalten. Das Klex, das Pariser oder die Rosa-WG, welche gerade durch das neue Shopping-Center bedroht ist. Bei den Radwegen sieht man, dass viel zu wenig gemacht wird. Auf dem Radfahren liegt im Moment kein Fokus, obwohl Greifswald Fahrradhauptstadt sein will. Im Endeffekt muss die Stadt ökologischer und sozialer werden und dafür will ich kämpfen.

Michail: Ich kann Erik nur Recht geben. Man sollte aber noch einmal betonen, dass wir als Jusos das Bild in der Bürgerschaft verjüngen würden. Es ist eigentlich eine Farce, dass in so einer jungen Stadt die Macht bei ein paar alten, konservativen und wohlhabenden Herren liegt.

Michael: Ich trete für eine bürgernähere Politik und für bessere Radwege ein. Die Mieten sind zu teuer. Die SPD steht dafür, dass man darüber nachdenkt, eine Mietpreisbremse einzuführen. Zudem stehe ich für Erhalt und Förderung von Begegnungsstätten aller Art. Ich finde es auch schön, dass ich trotz meiner 30 Jahre immer noch irgendwo hingehen kann und ich den Schnitt nach unten ziehe.

Luisa: Veraltete Machtstrukturen aufbrechen finde ich super. Es geht vor allem darum, die Stadt sozialer zu gestalten. Ein Punkt, den ich gerne erwähnen würde, ist die Schulsozialarbeit. Sie muss unbedingt erhalten, wenn nicht sogar an einigen Stellen ausgebaut werden. Wir müssen mehr für Jugendliche in der Region tun. Das fängt bei der Freizeitgestaltung an und hört beim Arbeitsplatz, oder bei der Ausbildungsstätte auf. Wenn Greifswald nicht wäre, würde hier fast gar nichts sein. Dann fasst die „braune Brut“ auch schneller Fuß. Das Klex muss unbedingt erhalten werden und wir müssen perspektivisch Arbeitsplätze fördern und stärken, damit die Jugend hier in der Region bleibt.

Martin: Jugendkultur und Jugendarbeit sind gute Stichpunkte. Mein persönlicher Schwerpunkt ist es, neue Existenzen zu fördern. In der Stadt sind elf Prozent der Menschen arbeitslos, bei den über 50-jährigen ist es sogar jeder dritte. Wir müssen schaffen, dass diese Leute zurück in Arbeit finden. Ich will selbstständige Menschen, die Ideen haben fördern und damit Greifswald wirtschaftlich stärken. Daneben sollte man in der jungen Fleischervorstadt öfter Leute befragen. Dort ist ein kultureller Kiez, welcher so auch bleiben soll. Durch die geplante Nutzung der Kaufhaushallen am Bahnhof steht die Verdrängung von Kultur für möglicherweise ökonomischen Nonsens an.

Welche Punkte liegen euch besonders am Herzen?

Erik: Neben den vielen Sachen, die einen als einfacher Bürger bewegen, ist mir das Thema Bildung wichtig. Ich bin Sprecher des Landesarbeitskreises (LAK) Bildung der Jusos. Deswegen würde ich auch gerne im Ausschuss für Bildung, Kultur und Universität mitarbeiten. Das heißt mehr für  die Universität und Schulen zu tun, aber sich auch um die kulturellen Zentren zu kümmern. Ich rede dabei auch vom St. Spiritus und der Stadtbibliothek, die alle Kürzungen erleiden mussten. Das kann bei einer Stadt, die eigentlich reich ist, so nicht weiter gehen. Bildung und Kultur müssen Priorität haben.

Erik von Malottki, Michail Fotokehagias, Michael Hosang, Luisa Heide und martin Hackbarth im webMoritz-Interview

Erik von Malottki, Michail Fotokehagias, Michael Hosang, Luisa Heide und martin Hackbarth im webMoritz-Interview

Michail: Auch für mich ist die Universität das Steckenpferd, die Studierenden vertreten. Ohne die Universität wäre Greifswald auch nur Anklam.

Michael: Durch ganz bestimmte Bedingungen ist Greifswald eine moderne, junge und dynamische Stadt und man muss alles dafür tun, dass das so bleibt.

Luisa: Mir ist das Thema „gute Arbeit“ sehr wichtig. Leute dürfen nicht nur mit 7 Euro abgespeist werden und auch bei Studentenjobs reichen 6 Euro nicht. Personen, die in diesem ungerechten System kein Bafög bekommen, sollten wenigstens so ihren Lebensunterhalt finanzieren können.

Martin: Mein Schwerpunkt wäre im Bereich Wirtschaft und Soziales. Wirtschaft erläuterte ich schon. Bei Soziales fordere ich den städtischen Mindestlohn. Alle, die für die Stadt, oder mit der Stadt indirekt arbeiten bekommen dann 8,50 Euro. Außerdem bin ich im LAK Europa und würde schauen wollen, inwiefern man die Städtepartnerschaften, die Greifswald mit anderen Städten weltweit hat, wieder erneuern kann. So erweitert man Greifswald kulturell ein wenig.

Inwieweit wollt ihr universitäre Probleme in die Bürgerschaft bringen? Welche wären das?

Erik: Das habe ich auch in der Vergangenheit getan. Ich bin als Einwohner dahin gegangen und habe gesagt: „Wir müssen mal was ändern“. Es geht auch um die Verkehrssituation. Wenn ich mir die Rubenowstraße angucke; da heizen die Autos die ganze Zeit durch, obwohl viele Studierende auf der Straße stehen. Dort muss eine Verkehrsberuhigung hin, genau wie in der Löffler-Straße am Neuen Campus. Hier sind universitäre Probleme auch Verkehrsprobleme. Aber zur Sache mit dem Hochschuldefizit: Wir haben keinen Cent von der Stadt für die Busse nach Schwerin bekommen. Greifswald lebt von der Universität, deshalb muss noch viel mehr Einsatz für deren Erhalt kommen. Ein konkretes Ziel ist es, den Kooperationsvertrag zwischen Universität und Stadt auszubauen. Eine wesentlich stärkere Zusammenarbeit muss her. Es geht darum, Arbeitsplätze für Absolventen zu bekommen, oder Praktikumsplätze anzubieten. Dafür stehe ich.

Michail: Ich kann mich nur anschließen. Das wichtigste Thema ist, dass eine Förderung und eine Stärkung der Universität stattfindet und ein Miteinander. Im Moment hat man das Gefühl, dass die CDU und die Rentner gegen die linken Mehrheiten und die Studierenden stehen und das ist eine völlig falsche Mentalität. Ich glaube, dass die Universität und die Stadt Hand in Hand gehen sollten.

Michael: Es geht nur über ein „Sowohl-Als-Auch“, ansonsten wird es diese Stadt in Zukunft sehr schwer haben. Am wichtigsten sind für die Studenten die Rahmenbedingungen, dass sie hier angenehm und bequem studieren können.

Luisa: Ich glaube, dass Miteinander ist in fast allen Beriechen der Politik ganz wichtig. Beim Hochschuldefizit sehe ich ehrlich gesagt mehr das Land in der Pflicht. Das Land hat wirklich die Mittel etwas zu machen, da dort die politischen Kompetenzen liegen. Was wir machen können ist, was Erik schon angeregt hat: miteinander sprechen und gucken, was wir fördern wollen.

Martin: Ich sitze auch im Studierendenparlament und bin deshalb eng am Allgemeinen Studierendenausschuss dran. Von daher bekommt man Probleme der Studierenden recht schnell mit. Auf Initiative der Jusos soll der ASTA eine Problemanalyse erstellen. Wo sind die Probleme und wer ist dafür zuständig?

Gibt es schon Pläne etwas gleich in den ersten Wochen einzubringen?

Erik: Definitiv! Ich habe am SPD-Wahlprogramm mitgeschrieben und da steht drin, dass wir uns für eine sofortige Einführung einer Mietpreisbremse für die WVG einsetzen werden. Egal wer von uns reinkommt, hat für die Jusos sofort den Antrag zu schreiben. Außerdem will ich die Dinge, die ich verspreche noch im Jahr 2014 zumindest auf den Weg bringen. Zudem wird der Bebauungsplan für die Bahnhofshallen, der jetzt gestoppt worden ist, sofort in der ersten Bürgerschaftssitzung wieder auf das Tableau kommen. Es wird unsere Aufgabe sein, zu verhindern, dass kulturelle Zentren wie die Rosa-WG oder Polly Faber unter die Räder geraten und wir dort ein riesiges Shoppingcenter hinbekommen.

 

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Das nächste Interview erscheint am 12. Mai. Gesprächspartner sind die Kandidaten der Piratenpartei. Die Reihenfolge für das Erscheinen wurde durch moritzTV ausgelost. Die studentischen Vertreter der CDU und der FDP waren für ein Interview nicht bereit.

Fotos: Katrin Haubold

Anmerkung: Der Beitrag von moritzTV wurde nachträglich eingebunden