Vergangene Bundestagswahl verpasste Georg Günther knapp den Wahlsieg in Wahlkreis 15. Dieses Jahr tritt seine SPD-Konkurrentin wieder an und die AfD führt in den Umfragen. Mit welchen Themen will der CDU-Mann bei der Wählerschaft punkten?

Der Nachfolger einer 16-jährigen Kanzlerschaft zu werden, ist kein leichtes Unterfangen. Das gilt nicht nur für die Bundespolitik, sondern auch für den Wahlkreis 15. Das ist der Wahlkreis Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I. Hier hat Angela Merkel seit der Wende mit meist haushohem Vorsprung das Direktmandat errungen. Zur Bundestagswahl 2021 trat der damals 33-jährige Georg Günther die Herausforderung an, den Stammplatz der CDU zu verteidigen. Es gab sogar Telefonate mit Merkel persönlich, die klarmachte, dass ihr Wahlkreis ein schwarzer Wahlkreis bleiben sollte. Günther scheiterte jedoch an dieser Mission. Vier Prozent fehlten dem Finanzbeamten im Vergleich zur Sozialdemokratin Anna Kassautzki. Anscheinend lässt sich Günther davon jedoch nicht entmutigen, denn: Auch bei der anstehenden Bundestagswahl steht er für die Christdemokraten auf dem Wahlzettel.

Aber wer ist der Mann, der den äußersten Nordosten im Bundestag vertreten möchte?

Günthers Politikkarriere begann früh

Günther hat sein ganzes Leben in eben dieser Region verbracht. Auch seinen politischen Werdegang startete er hier. Seit 2007 war er Teil der Jungen Union, der Jugendorganisation der CDU, und wurde dort Kreis- und Landesvorsitzender in Greifswald und MV. In dieser Funktion machte er sich unter anderem für ein Semesterticket für alle Studenten in Mecklenburg-Vorpommern stark. Ein Thema, das auch im letzten Jahr an der Universität Greifswald vielfach diskutiert wurde. Grundlage dafür sollte laut Günther das Modell aus Schleswig-Holstein sein. Das damalige Modell sah einen Vertrag zwischen Studierendenwerken und Verkehrsbetrieben vor, bei dem Interessierte sich das Semesterticket individuell vergünstigt hinzubuchen konnten. Das Modell existiert in dieser Form heute nicht mehr. Ein Ausbau des Nahverkehrs ist ihm ebenso ein Anliegen wie der Ausbau der Fernverkehrsanbindung Vorpommerns. Günther fordert die Umsetzung der sogenannten Vorpommern-Magistrale, was den Ausbau der Zugstrecke zwischen Berlin und Rügen bedeuten würde. Dieser Ausbau würde etwa für Studierende aus Berlin bedeuten, dass sie schneller aus Greifswald in ihrer Heimat wären.

Dieser Ausbau war als Kompensation für das Errichten des LNG-Terminals auf Rügen von der Bundesregierung versprochen worden. Das Terminal bezeichnet Günther als „sinnlos“. Es wurde unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der Befürchtung eines Engpasses der deutschen Gasversorgung gebaut. Tatsächlich ist die Notlage nie eingetreten. Landespolitiker*innen und Umweltverbände zweifeln daher ebenfalls die weitere Sinnhaftigkeit des Projektes an.

Studierende leichter ans Lenkrad?

Georg Günther möchte jedoch nicht nur den Bahnverkehr, sondern auch das Auto als Verkehrsmittel für Studierende in Greifswald fördern. Damit ist er auf einer Linie mit der Greifswalder CDU, die ebenfalls eine Wende hin zu weniger Autoverkehr in der Stadt ablehnt. Der Vorschlag, junge Menschen beim Erwerb des immer teurer werdenden Führerscheins finanziell zu unterstützen, ist jedoch auch im Wahlprogramm der SPD und den Grünen zu finden.

Dass Günther die Clubszene in Greifswald fördern will, lässt sich zumindest mit Blick auf seine Vergangenheit als ein ernst gemeintes Anliegen charakterisieren. In seiner Gemeinde Süderholz bemühte sich Günther in jungen Jahren bereits für den Erhalt des dortigen Jugendclubs. Tatsächlich gibt es den Jugendclub auch bis heute noch, das Engagement scheint also erfolgreich gewesen zu sein.

Bei anderem Freizeitvergnügen versteht Günther jedoch keinen Spaß. Er setzt sich für die Rücknahme der Cannabis-Legalisierung ein. Damit ist er programmatisch auf Parteilinie. Das war auch der Fall beim umstrittenen Zustrombegrenzungsgesetz, dass Ende Januar von Friedrich Merz in den Bundestag eingebracht wurde. Auf seinen Social-Media-Kanälen verteidigte Günther das Gesetz zur Einschränkung illegaler Migration.

Günther sieht sich in der Mitte

Günther ist jedoch gewiss kein Hardliner unter den Konservativen. Er selbst sieht sich im liberalen Spektrum der Christdemokraten. Ebenso lehnt er eine Zusammenarbeit mit Rechtsaußen sowie Linksaußen kategorisch ab. Der Mann mit der etwas wilden Frisur passt mit seiner Programmatik (sowie mit seinem Namen) in die Mitte der CDU im Jahr 2025. Arbeitsplätze, Landwirtschaft und Familie: wer klassische CDU will, der bekommt sie bei Günther auch. Es wird jedoch nicht gerade einfacher für Günther in den Bundestag einzuziehen, da zum einen seine Widersacherin Anna Kassautzki wieder antritt. Zum anderen sind die Auswirkungen des Merz’schen Migrationsgesetzes auf die Wahlentscheidungen der Bürgerinnenen und Bürger noch ungewiss.

Wer Günther auf seinen Wahlveranstaltungen beobachtet, sieht definitiv einen engagierten Kommunalpolitiker. Die Bandbreite der Themen, die der Süderholzer dabei bespielt, ist weit. Man wird sehen, ob er diese Bandbreite auch mit ausreichend inhaltlicher Stärke füllen kann, sollte er in den Bundestag einziehen dürfen. Seine Erfahrung als JU-Landesvorsitzender kann ihm parteipolitisch dabei helfen. Das Image eines bodenständigen Finanzbeamten und Familienvaters spricht eher die ältere als die jüngere Wählerschaft an. Da die ältere Generation aber bekanntermaßen immer größer wird, könnte es für Georg Günther bald durchaus von Greifswald nach Berlin gehen. Vielleicht gibt es dann wieder ein Telefonat mit Angela Merkel.


So stellt sich Georg Günther selbst vor:

moritz.medien: Wer bist du?

Georg Günther: Ich bin Georg Günther, 35 Jahre alt, und wurde in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald geboren. Aufgewachsen bin ich hier und in Griebenow, und meiner Heimatgemeinde Süderholz bin ich immer treu geblieben. Heute lebe ich dort mit meiner Frau und meinem Sohn. Nach meinem dualen Studium zum Diplom-Finanzwirt an der Fachhochschule in Güstrow habe ich mich entschieden, mich politisch für die Menschen in unserer Region einzusetzen.

Was sind deine konkreten Ziele für Greifswald?

Greifswald ist eine junge, lebendige und dynamische Stadt, und ich möchte, dass das auch so bleibt und noch besser wird! Mein Ziel ist es, Greifswald als Forschungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort weiter zu stärken. Gleichzeitig ist es wichtig, die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern: ein sauberes, lebenswertes Stadtbild ohne Graffitis und vor allem mehr Wohnraum für alle Generationen – denn Wohnen muss bezahlbar bleiben.

Warum sollten Greifswalder Studis dich wählen?

Ich möchte mich dafür einsetzen, dass das Studium für euch attraktiver und bezahlbarer wird. Konkret plane ich:

  • Zuschüsse zum Führerschein, um Mobilität zu fördern
  • niedrigere Zinsen für Studienkredite, damit finanzielle Sorgen nicht im Weg stehen
  • einen neuen Digitalpakt des Bundes, der die Ausstattung und Attraktivität von Universitätsstandorten wie Greifswald verbessert.

Außerdem finde ich, dass Greifswald dringend wieder mehr Clubs und Orte für das Nachtleben braucht. Die Stadt soll nicht nur ein Ort zum Lernen, sondern auch zum Leben und Feiern sein.

Beitragsbild: moritz.tv / Collage: Konstantin Ochsenreiter


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