Den ersten Trailer zum Film „Challengers – Rivalen“ habe ich bereits letztes Jahr über die Kinoleinwand flackern sehen. Sofort habe ich beschlossen: Diesen Film muss ich sehen. Der Cast, die Story, die Background-Musik – alles hat mich angesprochen. In diesem Artikel erfahrt ihr, ob sich ein Kinobesuch für diesen Film lohnt oder nicht.

Das Drehbuch zum Film stammt aus der Feder von Justin Kuritzkes und die Regie führte Luca Guadagnino. Von Guadagnino kannte ich bereits die Buchadaption von „Call Me by Your Name“ sowie das Horror-Drama „Bones and All“, die ich beide sehr gerne mochte. Deshalb hatte ich bereits im Vorhinein große Erwartungen an „Challengers“.
Im Fokus des Filmes stehen drei Tennisspieler: Tashi Duncan (Zendaya), Patrick Zweig (Josh O’Connor) und Art Donaldson (Mike Faist). Zu Beginn treffen sich Art und Patrick zu einem Match auf dem Tennisplatz eines luxuriösen Countryclubs. Es ist das Finale eines Challenger-Turniers. Art ist verheiratet mit Tashi, die auch gleichzeitig seine Trainerin ist. Die beiden führen ein luxuriöses Leben, in dem sie von einem Nobelhotel ins das nächste ziehen, weil ihre Tochter Hotels gerne möge. Die wird aber vor allem von ihrer Großmutter erzogen, weil Art und Tashi sich hauptsächlich auf Tennis fokussieren. Nach sehr erfolgreichen Jahren in dem Sport ist Art nämlich in einer Flaute gefangen und kassiert Niederlagen in den großen Wettkämpfen. Um ihn wieder aufzubauen und für mehr Spielpraxis, meldet seine Frau ihn bei dem Turnier an, nicht ahnend, dass sie dort auf Patrick Zweig treffen würden. Dieser ist nicht nur Arts ehemaliger bester Freund und Spielpartner, sondern auch Tashis Exfreund. Sein Leben ist ziemlich abgewrackt und er ist auf erfolgreiche Tinder-Dates angewiesen, um einen Schlafplatz zu haben, weil er sich nicht einmal das billigste Motel leisten kann.
Das Spiel der beiden wird zu einem emotionalen Ritt und so wie der Ball hin und her geschlagen wird, springt auch der Film zwischen der Vergangenheit und dem Jetzt hin und her. Die Zuschauer*innen sehen, wie Art und Patrick Tashi kennengelernt haben, die damals ein aufstrebender Tennis-Star inklusive Adidas-Werbekampagne war. Man erfährt, was alles seitdem passiert ist und wie es zu dem Punkt gekommen ist, an dem die Drei jetzt sind.

Trailer

Der Film kam erst einige Wochen nach Erscheinungstermin in das Greifswalder Kino. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich bereits damit abgefunden, warten zu müssen, bis der Film auf einer der bekannten Streamingplattformen erscheint, als mir eine Freundin schrieb, dass wir den Film doch noch im Kino sehen könnten – mittlerweile denke ich allerdings, dass es doch nicht so schlecht gewesen wäre zu warten. 

Ich muss zugeben, ich bin nicht wirklich neutral an den Film rangegangen. Die Erwartungen waren hoch und das nicht nur wegen Luca Guadagnino, sondern auch wegen zwei der drei Hauptdarsteller*innen. Mike Faist kannte ich bereits aus der oscarnominierten Neuauflage des Musicals „West Side Story“ und Zendaya aus zahlreichen Film- und Serienprojekten, wie Euphoria oder Dune. Für mich entsprechend große Namen, die in diesem Film involviert waren. Doch nach dem Film wurde mir deutlich bewusst, dass selbst großartiges Schauspiel einen Film nicht immer retten kann. 

Um das vorwegzunehmen, ich habe nichts gegen romantische Dramen. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Viele Filme, die ich zu meinen Liebsten zähle, gehören dieser Kategorie an. Dennoch ist es in meinen Augen für neue Filme dieses Genres schwer, an die alten Filme heranzukommen, einfach weil viele Geschichten schon erzählt sind. Die Story von “Challengers” ist im Groben nichts besonderes: Zwei Männer verlieben sich in die gleiche Frau und diese fühlt sich zu beiden hingezogen – das Schema kennt man bereits aus verschiedensten Filmen und Serien wie Twilight, The Vampire Diaries oder The Revenge. Man hat hier also die Welt nicht neu erfunden, aber es wurde durch das Tennis-Thema ein Twist eingebaut in das Schema, dass den Film trotz der eher wenig aufkommenden Spannung interessant macht.
Während die beiden männlichen Protagonisten, um Tashi konkurrieren, wirkt es den Großteil des Filmes so, als würde diese sich gar nicht für die beiden als Personen interessieren, sondern nur für ihre Ergebnisse und Erfolge im Tennis. Sie beginnt eine intime Beziehung zu Patrick, nachdem dieser als Gewinner aus einem Match herausgeht, und beendet diese als seine Ergebnisse sich zu verschlechtern scheinen. Später wird sie Trainerin von Art, der immer mehr Erfolge in der Tenniswelt sammelt, doch im Laufe der Zeit verliert er immer mehr Wettkämpfe und kündigt dann an, mit dem Tennis aufhören zu wollen – für Tashi eine Art Katastrophe. Sie droht ihm sogar, ihn zu verlassen, sollte er das Spiel gegen Patrick tags darauf nicht gewinnen. Und dann schläft sie im Auto mit Patrick, damit dieser Art am nächsten Tag gewinnen lässt. Ihre unbezwingbare Liebe zu Tennis lässt sich auch an den ekstatischen Schreien erkennen, die aus ihr kommen, wenn sie sehr gutes Tennis erlebt.

Langsame Szenen und schnelle Beats

In den Trailern hat mich neben den Namen der Beteiligten auch die Musik gecatcht. Vor allem der Einsatz von Nelly Furtados „Maneater“. Nachdem bereits „Murder on the Dancefloor“ von Sophie Ellis-Bextor und „Unwritten“ von Natasha Bedingfield durch die Filme „Saltburn“ und „Anyone but You“ Anfang des Jahres wiederbelebt wurden, hatte ich mich auf ein weiteres Revival eines Songs aus den 2000ern gefreut. Doch darauf konnte man im Film lange warten. Statt nostalgischen Popsongs, erwarteten mich starke Techno-Beats in den unpassendsten Momenten. Während der Tennismatches hat es noch gepasst, aber warum muss Techno im Hintergrund laufen, während zwei Charaktere gerade eine mehr oder minder tiefgründige Unterhaltung führen? Vor allem wenn die „Hintergrundmusik“ so laut ist, dass man sich anstrengen muss, dem Dialog überhaupt folgen zu können. Man kann argumentieren, dass die Musik das Innenleben der Charaktere in diesen zumeist hitzigen Dialogen widerspiegeln soll, aber sind wir mal ehrlich: Braucht man das? Die Darsteller*innen haben den Charakteren auch so bereits durch Mimik und Gestik so viel Tiefe gegeben, dass man ihnen ihre innere Zerrissenheit angesehen hat. Es war zu viel, zu laut, zu unpassend in vielen Momenten. Mal davon abgesehen, dass es auch irgendwie immer der gleiche Rhythmus war und ich mich daran zum Ende des Films einfach auch überhört habe.

Zu oft wurde für meinen Geschmack auch Slow Motion eingesetzt. Hätte man die weggelassen, wäre der Film gefühlt eine halbe Stunde kürzer gewesen. Ich hab nichts dagegen, wenn ab und zu für den Vibe und die künstlerische Umrahmung, das Bild langsam über die Leinwand flackert, aber auch das muss in Maßen eingesetzt werden. Ich muss mir nicht drei Minuten angucken wie die Schweißtropfen von Arts Gesicht auf den Boden tropfen. Es muss nicht gefühlt jeder Aufschlag in der finalen Phase des Films von 10 Sekunden auf eine Minute gestreckt werden. Am Ende hatte man das Gefühl, dass der Film künstlich in die Länge gezogen wird, wie wenn YouTube-Creator*innen versuchen, dass Video noch auf zehn Minuten zu strecken, damit es monetarisiert wird. Insgesamt hat der Film eine Spiellänge von über zwei Stunden bei einer Story, für die auch 90 Minuten gereicht hätten.

Spiel, Satz und Sieg?

Während des Films ist mir auch immer und immer wieder aufgefallen, dass die Macher sehr viel Spaß daran gehabt haben müssen, mit der Kameraperspektive zu spielen. Aber neben den Nahaufnahmen der schwitzenden Gesichter von unten, ist mir besonders eine Stelle im Gedächtnis geblieben: Während des finalen Parts des Spieles, werden die Zuschauer*innen nämlich zum Tennisball. Ja, genau richtig gelesen. Das Bild wird von Art und Partick hin und her geschlagen. Es wirkt als hätte man eine GoPro an einen Tennisball geklebt und gesagt: “Spielt mal damit.” Untermalt wird die ganze Szenerie zusätzlich mit dem Aufstöhnen der beiden Spieler bei jedem Schlag. Zurückblickend würde ich sagen, dass es diese Szene war, an dem ich den Film endgültig aufgegeben habe. Einfach auch weil diese Kameraeinstellung für mich überhaupt keinen Mehrwert hatte. Man hat nicht wirklich etwas gesehen – außer einen verwackelte Hintergrund – und es hat in meinen Augen nichts zu der Story beigetragen. Es war einfach nur anstrengend.

Es gab dennoch eine Sache, die mich in der Storyline gecatcht hat: Nachdem Patrick das erste Mal mit Tashi ausgegangen war, fragt Art ihn darüber aus, doch er will nicht ins Detail gehen. Art schlägt dann vor, dass wenn Patrick und Tashi miteinander geschlafen haben, Patrick einfach Arts Aufschlag statt seinem machen solle. Die beiden haben nämlich ihre ganz eigene Art für den Aufschlag: Art platziert den Ball vorher am Schlägerherz, während Patrick seinen dreimal über seinen Kopf hebt. Letzterer geht auf Arts Vorschlag ein und signalisiert ihm, dass er und Tashi intim wurden.
Wie bereits erwähnt, schlafen Tashi und Patrick vor dem letzten Match miteinander. Art ist sowieso schon skeptisch der ganzen Lage gegenüber und dann – während des finalen Matches – platziert Patrick den Ball beim Aufschlag am Schlägerherz und verschafft Art somit Gewissheit.
Das Wiederaufgreifen dieses kleinen Details hat den Film zum Ende hin noch etwas Auftrieb verschafft. Ebenso wurde auch Tashis ekstatischer Aufschrei, der in ihrer allerersten Szene im Film zum Einsatz kam, in den letzten Sekunden des Films wiederbelebt, kurz bevor sich Patrick und Art nach Jahren des Kontaktabbruches wieder in die Arme gefallen sind.

Ebenso finde ich es herausragend, dass die sexuelle Spannung zwischen den Akteur*innen die meiste Zeit nicht durch Sex und allem was dazu gehört ausgelöst wurde, sondern es oft der Sport war, der diese Spannung aufgebaut hat. Tennis wurde also zu einer Art Metapher für Sex genommen und hat die geladene Spannung und Anziehung zwischen den Charakteren durch intensive und aufregende Spiele untermauert.

Lucky Loser

Von den Kritikern erfuhr Challengers großes Lob. So erhielt der Film zum Beispiel bei IMDb eine Bewertung von 7,3 von 10. Und auch in den sozialen Medien kam der Film sehr gut an und erhielt vor allem positives Feedback – jedenfalls ist das meine Einschätzung.
Mein Herz konnte der Film allerdings nicht erobern. Den Ansatz des Filmes finde ich grundsätzlich gut, die Umsetzung hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Es waren vor allem die angesprochenen Feinheiten, die dem Film in meinen Augen nicht gut getan haben. Dabei handelt es sich natürlich um (m)eine ganz subjektive Meinung.
Für mich ist es ein Film für nebenbei. Was bedeutet das? Nun, ich würde mich nicht nochmal hinsetzen und den Film mit geballter Aufmerksamkeit verfolgen. Hätte ich ihn nicht im Kino sondern Zuhause zum ersten Mal gesehen, hätte ich vermutlich nach 20 Minuten nach meinem Handy gegriffen oder mich anders beschäftigt. Mir fehlte einfach die Spannung und das “gewisse Etwas”, dass mich packt und den ganzen Film über nicht loslässt.
Aber das ist alles natürlich nur meine subjektive Meinung über den Film. Falls ihr den Film auch gesehen habt, lasst uns doch gerne in den Kommentaren wissen, wie er euch gefallen hat.

Beitragsbild von Rodrigo Kugnharski auf Unsplash