In den Semestern, in denen ich an der Uni war, habe ich mich auch beim PolenmARkT engagiert, da mir eine gute Nachbarschaft im Einklang sehr am Herzen liegt. Ebenso sollten alte Vorurteile abgebaut werden. Aus der Sicht eines Fußballfans hatte ich bis auf eine einzige Szene nie mit Deutschfeindlichkeit zu tun. Jedenfalls möchte ich in diesem Jahr auch wieder meinen Beitrag leisten, nachdem ich in den letzten Jahren unter der Flagge des PolenmARkT, der aus einer Idee von Dozentin Frau Ritthaler hervorging, eifrig übersetzt und organisiert habe.
Das Programm ist wieder bunt – Vorträge, Musik, Film und auch mal etwas politisches „Geblubber“. Was könnte ich dabei machen? Na, vielleicht ein bisschen Werbung für „meine“ Region Wielkopolskie. Wenig überraschend habe ich mir nach meinem Wohnortswechsel sogleich die Komplettierung der Burgruinen in Wielkopolskie vorgenommen. Es gibt dazu ein paar Seiten, die idiotensichere Karten anbieten, sodass man sie problemlos finden kann. Leider … langweilig, aber nun gut. Na dann begebe ich mich doch mal auf die Suche nach den Ostereiern! Räumlich liegen die interessanten, nicht touristisch genutzten Burgen fast ausschließlich im Osten von Wielkopolskie, schon fast kurz vor Łódź. Also arbeiten wir uns einfach von West nach Ost durch.
Die Burgenwelt ist in der Region sehr überschaubar. Sie steht in keinem Vergleich zu Kujawien und Pommern, aber dass es hier gar nichts gibt, wäre eine übertriebene Behauptung.
Den Beginn macht die Burg der Klaudyna Potocka. Ihre Lage ist ein wahres Highlight. Poznań ist von viel Grün umgeben. Gleich hinter dem südlichen Gewerbegebiet beginnt der Wielkopolskie-Nationalpark. Zu diesem allein müsste ich mal etwas verfassen. Da gibt es ebenso viele spannende Sachen zu entdecken. Das Auto wird bei Mosina am Waldrand abgestellt und dann beginnt die Wanderung. Das GPS zeigte schon über sechs Kilometer an, ich hatte bereits 1.000 Zecken und 10.000 Bäume hinter mir gelassen, als sich mein Augenpaar an dem Anblick der besagten Burg erfreute. Schaut man auf das Foto, dann sagt jede*r Unwissende: „Och, wie romantisch!“. Aber außer mir sind da noch andere, die in Poznań wohnen und Bock auf eine Wanderung haben. Es gab keine Minute an diesem Nachmittag, in der nicht irgendwer dort Pause machte. Die Insel im Górecki-See – schon das ist ein Hindernis – ist privates Gelände und somit für Burgtourist*innen fast so unerreichbar wie für Nachwuchs-Fußball-Groundhopper*innen der Länderpunkt DDR. Wer denkt, dass die Burg aus dem Mittelalter stammt, der irrt sich gewaltig. Im 19. Jahrhundert wurde sie errichtet. Na klar, genau in der Romantik! Die Namenspatronin wurde übrigens ein paar Kilometer weiter in Kórnik geboren. Kórnik mit dem erhaltenen weißen Schloss und Arboretum gilt als touristisches Zentrum von Wielkopolskie.
Wenn wir schon bei den offiziellen Burgen sind, dann will ich Interessierten ausnahmsweise auch die Burg auf der Lednicki-Insel ans Herz legen. Für einen wirklich schmalen Taler kann man per Personenfähre (!) zur genannten Burg geschippert werden. Dort hat man dann mindestens so lange einen Aufenthalt, bis die nächste Fähre kommt. Die Burg ist nationales Erbe der Polen und die erste Burg des Piasten-Geschlechts. Ich hoffe, jetzt ist klar, warum Piast Gliwice den Beinamen Piast trägt. Viel gibt es auf der Insel nicht zu sehen, aber das wenige dort ist extrem beeindruckend. Der nächste Haltepunkt ist Wyszyna. Wir befinden uns hier schon 108 km hinter Poznań. Mehr als ein Turm ist von der Burg aus dem 16. Jahrhundert nicht übrig geblieben. Bekannter ist die Holzkirche im Ort und damit eine weitere Geschichte, die ich mal beleuchten müsste. Und weiter geht es Richtung Osten. Nun kommt die Stadt Koło. Kurz vor und kurz dahinter gibt es jeweils eine gotische Burg. Malerisch schön auf einer künstlich geschaffenen Anhöhe befindet sich die Königsburg von Kazimierz III. Sie liegt auf einem Mäander der Warta. Ihr Zerlegen verdankt sie dem Aufbau eines Klosters in der Nähe. Unentwegt kreisen schwarze Raben wie Wächter um den verbliebenen Turm.
Die Atmosphäre dort ist gespenstisch. Einfach mal selbst erleben! Der Zustand der im 14. Jahrhundert errichteten Burg ist wesentlich besser als ihr etwas später errichteter Nachbar in Borysławice Zamkowe. Das Bauwerk war ebenso imposant wie das bei Koło. Leider ist nur der Eingangbereich erhalten. Traurig aber wahr: Die Burg befindet sich bedauerlicherweise auch auf privatem Grund und ist touristisch daher unerschlossen. Ohnehin müsste man irgendwie trockenen Fußes durch den Burggraben. Ich denke aber, auch der Blick von weitem auf die Reste der Burg unweit der Landstraße 92 macht was her.
Alle Burgen liegen zwar relativ dicht an der heute unbeliebten Trasse nach Warszawa, erkennen tut man sie allerdings nur, wenn man schon fast vor ihnen steht. Und so schlecht sind sie nicht. Ein Ausflug lohnt sich, auch wenn man an einem Tag schon alle schaffen kann. Wer noch Lust hat, kann sich mit den kommerziellen Attraktionen vergnügen oder nach den zahlreichen Slawenburgen suchen (die Seite dafür: https://mapy.zabytek.gov.pl/nid/).