Wie schlimm wird der Klimawandel Greifswald treffen? Was kann ich persönlich tun, um den Klimawandel zu stoppen und warum fällt es den meisten Menschen so schwer, bei sich selbst anzufangen? Und was haben Moore eigentlich mit dem Klimawandel zu tun?
Diese Fragen und noch viele mehr wurden am vergangenen Freitag bei der Auftaktveranstaltung der Lectures For Future beantwortet. Lectures For Future ist ein gemeinsames Projekt der Pressestelle unserer Universität und den regionalen Gruppen von Fridays For Future und Scientists For Future. Das Ganze ist eine Art Vorlesungsreihe, in der Wissenschaftler*innen in kurzen Impulsvorträgen ihr Wissen mit allen Interessierten teilen und danach für Fragen zur Verfügung stehen.
Letzte Woche begann Prof. Markus Münzenberg, der die Professur für Grenz- und Oberflächenphysik innehat, mit einem Vortrag über Klimamodelle. Er deutete die komplexen mathematischen Modelle und wichtige Annahmen an, die für funktionierende Klimamodelle entscheidend sind, und er machte auch klar, welche Art von Vorhersagen im Moment möglich sind und welche nicht. Faustregel: Je kleiner der Zeitraum ist, für den man Vorhersagen treffen möchte, desto kleiner müssen die Abstände zwischen den verschiedenen Messstandorten sein. Deswegen ist es schwer, das Wetter für nächste Woche Freitag vorherzusagen, aber wie der Klimawandel im Verlauf der nächsten 100 Jahre aussieht, kann man aktuell gut berechnen.
Ganz am Ende wurde Prof. Münzenberg konkret: In und um Greifswald sind 15.000 Menschen von Überschwemmungen bedroht, wenn der Meeresspiegel um 30 cm ansteigt. Und den Modellen nach ist mit 30 bis 80 cm Anstieg des Meeresspiegels zu rechnen.
Prof. Susanne Stoll-Kleemann, die den Lehrstuhl für Angewandte Geographie und Nachhaltigkeitswissenschaft leitet, sprach detailliert über Barrieren und Strategien, die Menschen davon abhalten sich klimafreundlicher zu verhalten. 80% unserer persönlichen Emissionen setzen sich aus vier Teilen zusammen: Fliegen, Autofahren, Fleischkonsum und der Energieverbrauch durchs Wohnen. Und: Je höher der Bildungsabschluss ist, desto klimaschädlicher der Lebensstil. Obwohl den meisten Menschen bekannt ist, was schädlich fürs Klima ist, setzen sie nicht bei sich selbst an, sondern berufen sich auf die Politik oder darauf, dass auch erstmal andere etwas CO2 einsparen könnten.
Es sei erwiesen, dass Nachbarn und Freunde am wirksamsten das Denken und Handeln verändern können. Prof. Stoll-Kleemann rief deswegen dazu auf, dass alle, die freitags demonstrieren, außerdem schauen sollten, was sie persönlich in ihrem Leben zu Gunsten des Klimas verändern können.
Der dritte und letzte Vortrag wurde von Monika Hohlbein gehalten, die Mitarbeiterin der AG Moorkunde und Paläoökologie ist und im Greifswald Moor Centrum mitwirkt. Sie erklärte, dass Moore weltweit zweimal so viel Kohlenstoff beinhalten würden wie der gesamte Waldbestand. Außerdem würden knapp 30% aller CO2-Emissionen Mecklenburg-Vorpommerns durch entwässerte Moore entstehen, die zum Beispiel für Ackerbau oder Viehhaltung genutzt werden. Monika Hohlbein warb deswegen dafür, weniger konventionelle Landwirtschaft auf Mooren zu betreiben und mehr Moore in ihren natürlichen, feuchten Zustand zurückzuführen. Dort können zum Beispiel Pflanzen wie Schilf und Erle angebaut werden, sodass die Flächen trotzdem genutzt werden können.
Wann die nächste Lecture For Future stattfinden wird, ist noch nicht klar, die Pressestelle wird aber mit Sicherheit rechtzeitig Bescheid sagen. Und wer Lust bekommen hat beim nächsten Mal dabei zu sein, sollte ruhig seine Freund*innen mitbringen. Platz genug war im Hörsaal auf jeden Fall und lernen kann man bei den Lectures For Future auch etwas!
Beitragsbild: Markus Spiske auf Unsplash