Geburtstag vergessen?! Wie konnte das nur passieren? Der einzige Gästeblock im alten Landkreis Ostvorpommern feierte im Sommer 2018 seinen 10. Geburtstag. Mächtige Stahlstreben umzäunen ein Stückchen Wiese in einem Stadion, das auch Studierende zu einem moderaten Eintrittspreis gern einlädt. Er ist eine kleine Facette der Greifswalder Fußballgeschichte. Seit 2008 steht er Fußballreisenden zur Verfügung, die gerne unter sich sein möchten oder müssen.
Das Netz gab keine genaue Auskunft über jenes Ding in der Ecke des Greifswalder Volksstadions. Hochgeladen sind Leserbriefe, die die Sicherheitsmaßnahme hinsichtlich des Nutzens und des Aufwands etwas kritisieren. Ich müsste jetzt ins Archiv gehen, um zu prüfen, wie hoch die Kosten für das Teil waren, doch das spare ich mir. Ein günstiger Neuwagen dürfte ein guter Vergleichswert sein. Die Errichtung im Jahre 2008 hängt mit den damaligen Regionalligazugehörigkeitsambitionen zusammen. In der Oberliga wurde der Greifswalder SV 04 Meister und musste in der Relegation gegen den FC Sachsen Leipzig ran. Im Endresultat zog Greifswald den Kürzeren. Beide Vereine sind inzwischen bereits von der Bildfläche verschwunden. Für die Regionalliga hätte der GSV allerdings einen funktionsfähigen Sektor für Gäste benötigt, der 10 % der Stadionkapazität den Gästen überlässt. Beim damaligen Landespokalfinale 2015 zwischen Neustrelitz und Rostock waren 3500 Zuschauer zugelassen. Nach Adam Riese passen 350 in den Gästeblock. Für die Oberliga ist er überdimensioniert. Wenn jemand überhaupt Gäste mitbringt, dann ist das im höchsten Fall eine kleine Ansammlung, die sich häufig ein Plätzchen auf den Stufen der Gegengerade sucht. Die wenigen großen Gegner (FC Sachsen Leipzig, BFC Dynamo) durften bisher auch neben dem Block auf den Stufen stehen. Wer wollte, der durfte hinein, weshalb sich der Anhang des FC Pommern Stralsund in ihm austoben konnte. Mit der Löschung des FCP haben sich die bisher einzigen Nutzer verabschiedet. Wer weiß, wie die Saison endet? Vielleicht gibt es im Fall eines Aufstiegs in der nächsten Saison Duelle mit Erfurt, Leipzig und dem BFC Dynamo, was dann schließlich Leben in den Sektor bringen könnte.
Unser Greifswalder Gästeblock ist natürlich nicht der einzige auf der Welt. An dieser Stelle möchte ich mal ein paar Kuriose vorstellen.
Der Osnabrücker Gästeblock sieht mit dem Stacheldraht noch einladender aus. Der Stacheldraht ist aber nicht immer da. Für spezielle Anlässe wird er ausgerollt. In diesem Fall war Hansa Rostock zugast.
In Polen haben wir eine 5 %-Regel, weshalb manche kleine Stadien mit diesen Käfigen befremdlich wirken. Das ist der Gästeblock des Platzes der Reserve-Mannschaft von Erstligist BKS Lechia Gdańsk. In der 5. Liga gibt es gelegentlich sogar Nutzer. Lechia leitet sich vom Sagen-König Lech ab. Das Suffix „-ia“ ist eine Anlehnung an das Lateinische. Wir kennen mit DSC Arminia Bielefeld eine ähnliche Bildungsweise in Deutschland.
Dörfer haben manchmal nicht ganz so viel in der Tasche, weshalb manche nach Marke Eigenbau aussehen. Ein Einheimischer meinte zu mir, dass das ehemalige Elemente eines Parks sein sollen. Verein: KS Dąb Kusowo. Dąb bedeutet Eiche und steht für das, für das es auch im Deutschen steht (Ewigkeit, Stärke usw.).
Von Zeit zu Zeit werden diese Gebilde sogar modernisiert. Entscheidet selbst, was euch im Fall des Vereins MKS Radymno mehr anspricht. Vorher?
Oder nachher?
Manche Vereine machen sich Gedanken und „schmücken“ den Gästesektor mit Bäumchen. Verein: WKS Rasel Dygowo. Weihnachten kann kommen!
Fotos und Beitragsbild: Michael Fritsche