Wer mit dem Studium beginnt, wird schnell feststellen, dass das Studium und die Schule wenig miteinander gemein haben. Daniel Hunold, Wissenschaftlicher Mitarbeit am Lehrstuhl Wirtschaft an der Uni Greifswald, ist schon seit mehreren Jahren dabei, Lernstrategien für Studierende zu entwickeln. In dieser Zeit versuchte er herauszufinden, welche Lerntypen sich einteilen lassen. Herausgekommen sind 4 Typen.
Als ersten Lerntyp stellen wir den strukturierten Biber vor, welcher immer alles ganz genau braucht. Das bedeutet, er benötigt eine vorgegebene Struktur, an die er sich halten kann. Diese Strategie funktioniert in der Schule unglaublich gut, an der Uni leider nicht mehr. Warum?
Die Tage sind unterschiedlich lang. Hat man an einem Tag vielleicht gar keine Uni, hat man am nächsten Tag zwei Vorlesungen und am darauffolgenden Tag sogar fünf. Um seine Zeit dabei richtig planen zu können, benötigt man eine Struktur. Und wenn man die als strukturierter Biber nicht findet, dann kommt man an der Uni nicht gut zurecht.
Hier hilft ein default mood ungemein, was bedeutet, einen Orientierungsrichtwert zu finden. Wie Daniel Hunold erklärt, ist die 3×8 Formel dafür eine geeignete Variante. Das bedeutet, 8 Stunden Schlaf am Tag, denn um produktiv lernen zu können, ist nichts wichtiger als ein ausgeruhter Körper, 8 Stunden Freizeit und nicht zu vergessen 8 Stunden für die Uni am Tag nutzen.
Schafft man es, diese 3×8 Formel einzuhalten, kommt man deutlich besser durchs Semester, da sich die 8 Stunden Uni täglich über Vorlesungen, Vorbereitung und Nachbereitung problemlos abdecken lassen.
Ist man da etwas nachlässiger, wird man sich sehr schnell unter den Studierenden wiederfinden, die zwei Wochen vor Beginn der Prüfung Tag und Nacht lernen.
Mit dieser Struktur kommt man deutlich stressfreier durch das Studium, vor allem, wenn man die Uni als Arbeit ansieht.
Als zweites folgt das fleißige Bienchen, welches oftmals glaubt, es wäre zu dumm und dann so richtig Prüfungsangst bekommt, obwohl es eigentlich ein sehr guter Schüler ist. Gehört man zu diesem Lerntyp, benötigt man ein Upgrade seiner Lernstrategien.
Es gibt hier eine Technik, um die Lernzeit um 50% zu reduzieren und zwar durch Wiederholungen zur richtigen Zeit. Das bedeutet, nach den ersten 45 Minuten Lernen muss die erste Wiederholung stattfinden, um effizient lernen zu können. Dann nach einem Tag, dann nach drei Tagen, schließlich nach sechs Tagen und dann nach zwölf Tagen. Und wenn man es nach vierundzwanzig Tagen noch einmal wiederholt, wird man es wahrscheinlich nie wieder vergessen.
ABER die erste Wiederholung nach 45 Minuten ist die entscheidende, denn sonst ist der Lerneffekt verschenkt, da wir immer wieder einen Teil lernen, diesen vergessen, ihn erneut lernen, wieder vergessen und so weiter. Das ist dann verschwendete Zeit, die man sinnvoller nutzen kann.
Als drittes folgt das erfolgreiche Faultier, welches in der Schulzeit im Unterricht nur etwas anhören musste und es direkt im Kopf behalten hat. Jetzt kommt das erfolgreiche Faultier an die Uni und wundert sich, warum es zwar durchs Semester kommt, aber nur noch schlechte Noten erhält, obwohl es doch genauso lernt wie in der Schule.
Der entscheidende Unterschied ist, dass in der Schule der Lehrer die Lernstrategie für einen übernommen hatte. Dieser hatte den Stoff schon für die Schüler strukturiert und in kleine Teile zerlegt, ihn geübt und von allen Seiten betrachtet und man bekam Hausaufgaben zu diesen Teilen. Als erfolgreiches Faultier hatte man also wirklich sehr gute Lehrer.
In der Uni muss das erfolgreiche Faultier plötzlich alles selbst organisieren und sozusagen Lerneinheiten planen und einteilen, zur richtigen Zeit wiederholen und sie natürlich auch üben.
Du musst dich selbst fragen, warum etwas wie geht, denn der Professor will nur seinen Stoff durchkriegen, weshalb man kaum die Zeit hat, mitzuschreiben und gleichzeitig alles einmal komplett durchzuhören.
Diese Stoffmenge muss aber verarbeitet und in kleine Stückchen unterteilt werden, und dann auch noch so, dass das erfolgreiche Faultier sie auch selbst versteht. Und dieser Prozess, zu verstehen, dass der Lehrer die Lernstrategie vorgegeben hat und man jetzt selbst eine eigene erarbeiten muss, das ist ganz wichtig, weil erfolgreiche Faultiere eigentlich sehr gut lernen können. Sie brauchen einfach nur die richtige Strategie.
Als viertes folgt der fröhliche Delphin, welcher gerne feiert und denkt „Geil, Schule war schon cool und relativ leicht, jetzt geht es an die Uni und da habe ich noch mehr Spaß.“ Das ist wirklich großartig, wenn der fröhliche Delphin als spaßorientierter Lerntyp nach dem Studium schon weiß, was er will. Dann wird er mit viel Freude durch das Leben gehen, und das ist ein echtes Geschenk.
Probleme beim fröhlichen Delphin treten nur auf, wenn dieser nicht weiß, warum er etwas tut, denn dann wird er nie oder nur sehr wenig machen. Deswegen ist die 5-W´s Methode für den fröhlichen Delphin umso wichtiger. Diese Methode bedeutet, du fragst dich fünfmal warum du etwas tust.
Z.B.: Warum studierst du? Damit ich einen Abschluss bekomme. Warum möchtest du einen Abschluss? Damit ich einen guten Job bekomme. Warum möchtest du einen guten Job? Weil ich eine Familie gründen und für diese auch auch gut sorgen können möchte. Warum möchtest du für deine Familie gut sorgen können? Weil Familie für mich das wichtigste ist.
Und damit hat der fröhliche Delphin einen Grund für das, was er tut und es macht ihm Spaß, weil er weiß worauf er hinarbeitet. Jede bessere Note bringt den fröhlichen Delphin seinem Ziel näher, ebenso wie jedes weitere Praktikum.
Natürlich gibt es auch Mischformen, die dann auch bei den Lernstrategien etwas angepasst werden müssen. Welcher Lerntyp bist du?
Beitragsbild: Photo by Felix Mittermeier on Unsplash
Bilder im Artikel von Jakob Stolte
Das ist eine interessante Klassifizierung – die kannte ich bisher noch nicht. und sie hilft vermutlich gut, das eigene Lernverhalten zu reflektieren.
Prof. Dr. Kira Klenke (Autorin von „Studieren kann man lernen: Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg“)