Und wieder hat es ein Stück großer kultureller Klasse an das Theater Vorpommern geschafft. Wenn sich die Theater-Türen am Freitag (sogar der dreizehnte – hoffen wir auf einen reibungslosen Ablauf) in der Robert-Blum-Straße öffnen, dann erwartet den Zuschauer eine Ballettaufführung auf der Basis eines Romans aus dem 16. Jahrhundert, der literarischen Weltruhm erlangte.

Oben genannte Redewendung stammt aus einem Roman, der mir in diesem Semester in zwei Seminaren schon mehrmals über den Weg lief. Das muss ein Zeichen sein. Im Alltag finden wir dieses Bild überall. Liebend gern nutze ich die Wendung, wenn das Bürokratie-Monster wieder unzählige Minuten am Telefon frisst oder der angehende Geschichtslehrer nach der Sinnhaftigkeit des Latinums für Lehrämter fragt. Im Land der General Studies gibt es auch viele Windmühlen, die aber alles andere mahlen, nur kein Mehl. Entscheidend ist aber dieses sprachliche Bild des aussichtslosen Kämpfens gegen Gegner, die entweder übermächtig sind oder nicht existieren. Hier sehen wir, dass die Wendung zwei Seiten hat. Wenn man sich die Zitate der vergangenen Monate sucht, dann stellt man schnell fest, dass es in diesen häufig nur um den sinnlosen Kampf gegen schier übermächtige Gegner geht. Wenn dort steht, dass Vogelschützer gegen Windmühlen kämpfen, die in diesem Thema dem Vogelschützer ohnehin schon als realer Gegenstand äußerst uncool erscheinen, dann kennt der bildlich schreibende Presse-Schreiberling nicht den Ursprung der Wendung, die sich in vielen anderen Sprachen ebenso verfestigt hat: бороться с ветряными мельницами, tegen windmolens vechten, walka z wiatrakami. Die Liste kann jeder selbst fortsetzen. Jedenfalls geht alles auf den Roman „El ingenioso hidalho Don Quixote de la Mancha“ von Miguel de Cervantes (16. Jahrhundert) zurück. „Der sinnreiche Junker Don Quijote von Mancha“ lautet der ins Deutsche übersetzte Titel. Der Erfolg der kleinen, parodistischen Attacke auf den allgemeinen Ritterroman war damals enorm. Der Weg führt heute bis auf „Leinwand“ und Bühne. So kommen auch die Abenteuer von Don Quijote selbstverständlich nach Greifswald. Oder doch alles nur Einbildung wie im Stück? Gewiss nicht! Unter dem Titel „Die Träume des sinnreichen Junkers Don Quijote de la Mancha – Ritter von der traurigen Gestalt“ gibt es für das Publikum die Uraufführung des Balletts von Ralf Dörnen – natürlich nach den Motiven von Miguel de Cervantes. In unserem Theater wird aber von einem Büchernarr erzählt, der so von der historischen Romanfigur fasziniert ist und von ihr ergriffen wird, sodass er sie irgendwie dann selbst lebt. Das „irgendwie“ wird dann ziemlich genauer am 13. Juli um 19:30 im Theater Vorpommern – hier in Greifswald, an der Europakreuzung. Das Stück wird insgesamt zwölfmal in Stralsund und Greifswald aufgeführt werden.

 Beitragsbild: Michael Fritsche