Ein lautes Stöhnen, ein dumpfer Schlag und es geht immer so weiter. Zwischendurch quatscht eine Stimme irgendetwas auf Englisch. Gespielt wird auf rotem Sand. Na klar! Die Rede ist vom Tennissport. Aber Tennis in Greifswald? Noch nie etwas davon gehört – bis zum Freitag.

Die Zeit ist mehr als knapp, denn es geht ja wieder auf die Prüfungszeit zu. Ein paar Tage sind es noch. Bevor es ganz eng wird. Da bietet sich noch einmal Tennis an. Ein Blick in das Konkurrenz-Blatt gibt Auskunft über ein um 10:00 Uhr beginnendes Spiel am Samstag in der Tennis-Halle in der Pappelallee. Im Netz sieht es sonst eher mau aus, was Infos über dieses Spiel angeht. Lassen wir uns überraschen… Doch halt! Über die Seite des TC Neuenkirchen, dem Gegner, gibt es eine Verlinkung zur Verbandsseite, und dort steht dieses Spiel wirklich in der Ansetzung. In der Liga spielen sieben Mannschaften, die sich im Osten des Landes von Stralsund bis Torgelow verteilen. Die Liga führt Stralsund vor Neustrelitz an. Dritter ist die HSG Uni. Neuenkirchen, genau, das Neuenkirchen mit dem Marktkauf und dem China-Restaurant, ist Vorletzter. Nun kommt es zum Derby, und ich bin gespannt, was beim Tennis so los ist. Daher liebe ich die fußballfreie Zeit so. Man hat endlich Zeit für sogenannte Randgruppensportarten. Dieses Wort ist bekannt und bringt den Teamchef Sebastian Ehm nicht aus der Fassung. Die Atmosphäre im Clubheim ist sehr entspannt. Von elitärem Sport ist kaum etwas zu spüren. Die Mitgliedspreise für Studenten belaufen sich auf 110 €. Das ist im Vergleich zu anderen Vereinen ziemlich gering. Wer spielt hier gegen wen? Worum wird hier eigentlich gespielt? Für Außenstehende ist das alles ziemlich unbekannt. Fällt das Schlagwort „Tennis“, dann hört bei vielen nach den Begriffen „Boris Becker“, „Schläger“ und „Netz“ wahrscheinlich die Vorstellungskraft schon auf. Aber! Nach diesem Spiel weiß ich, dass das man bei Tennis im TV nicht mehr zwingend umschalten muss.

Wir betreten nun wieder die kleine Halle in der Pappelallee. Keine Tribünen, keine Ränge, es gibt nur ein paar wenige Sitzplätze. Da nimmt dann auch hauptsächlich der eigene, ganz persönliche Anhang teil – die eigene Familie. Die Lösung für die überschaubare Masse ist einfach. Man muss sich erst einmal die Regeln des Tennis verinnerlichen. Beim Fußball und Handball weiß jeder, was Sache ist. Tennis ist zunächst nicht so einfach zu durchschauen. Mit ein wenig Ehrgeiz hat man das Zählsystem auch schnell drauf.

Heute wird ein Spiel der Hallenrunde ausgetragen. Es ist vergleichbar mit einem Hallenturnier beim Fußball. Greifswald spielt im Sommer in der Oberliga und hat Ambitionen, in die Ost-Liga aufzusteigen. Gegner Neuenkirchen spielt eigentlich zwei Ligen tiefer, doch diese Hallenrunde macht es möglich, dass nun beide aufeinandertreffen.

Es ist total still. Man hört nur die Spieler und das typische Geräusch, wenn der Schläger auf den kleinen gelben Ball trifft. Soeben gingen die ersten beiden Punkte an Greifswald. Die Spielzeit variiert sehr stark. Zwischen 60 und 120 Minuten ist alles möglich. Auf beiden Feldern wird gespielt. Erst wenn alle Sätze beendet sind und beide Sieger der ersten Runde feststehen, dann kommen die nächsten zwei Spieler des jeweiligen Teams an die Reihe. Pro Sieg gibt es einen Zähler – ähnlich einem Tor beim Fußball. Es gibt zwei Einzelrunden. Danach wird noch ein Doppel ausgetragen. In der zweiten Runde hat Teamchef Ehm doch einige Probleme mit seinem Kontrahenten, der einschüchternde Kampfschreie von sich gibt. Rivalität oder gar Feindschaft gibt es keine. Sportlicher Ehrgeiz und Kampfeswille enden bei einem friedlichen Shakehands nach dem Spiel. Im Tie-Break des zweiten Satzes hat es Sebastian geschafft, sich den Sieg vor einem drohenden dritten Satz zu sichern. Es war knapp, dennoch ist er erleichtert, obwohl es nicht so aussieht.

Abseits der Felder höre ich einige Anekdoten von extra eingeflogenen Spielern und auch Informationen darüber, was die HSG Uni Tennis so leistet. Die Abteilung ist mit 270 Mitgliedern die stärkste des Vereins. Ein Drittel davon sind Kinder. Neben Gruppentrainingseinheiten ist auch Einzeltraining möglich.

Und wie sieht es in der Zwischenzeit auf dem roten Sand aus? Auch die Punkte der zweiten Runde gehen an die HSG. Die Halle lehrt sich nun, da das Spiel entschieden ist. In den Doppeln geht es nur noch um die „Ergebniskosmetik“, denn mehr als ein 2:4 kann der TC Neuenkirchen nicht mehr erreichen. Am Ende siegt die HSG souverän mit 6:0 und denkt dabei schon über die Aufstellung im Sommer nach.

Und hier die Ergebnisse im Überblick:

HSG Uni Tennis – TC Neuenkirchen 6:0

1. Sebastian Ehm – Lukas Freudenberg: 6:1 7:6
2. David Marten – Jörg Freudenberg 6:3 6:1
3. Paul Fischer – Christian Humboldt 6:3 6:3
4. Alexander Weyer – Alexander Penne 6:2 6:0
Doppel:
1. Ehm/Marten – Freudenberg/Freudenberg 6:2 6:2
2. Fischer/Weyer – Penne/Mews(Karsten) 7:6 7:5

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