Ein Rundgang durch die ehemalige Chirurgie.

Freitagmorgen. 8 Uhr. Gemeinsam mit Frau Gärtner aus dem Referat Bau- und Raumplanung, Frau Hoth vom Betrieb für Bau- und Liegenschaften (BBL) des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Herrn Textor vom Architekturbüro Frank Milenz Rabenseifner Architekten und Herrn Meßerschmidt aus der Presse- und Informationsstelle treffen wir uns an der Baustelle am Campus Loefflerstraße.

Nach dem Auszug des Klinikums, das hier seit 1906 durchgehend seine chirurgische Abteilung beherbergt hatte, wurde 2014 mit der Ausführungsplanung der Umbauten begonnen, der eine dreijährige Entwurfsplanung vorausging, die am 11.11.2011 mit der Meldung des Raumbedarfes durch das Referat Bau- und Raumplanung begann. Seit nunmehr zwei Jahren, seit Juli 2015, wird die Chirurgie in ein Gebäude umgebaut, das zahlreichen Fachbereichen der philosophischen Fakultät, die momentan noch über die Stadt verteilt sind, einen neuen zentralen Standort bieten soll.

Wer zieht ein?

Neben den Sprachwissenschaften (außer der deutschen Philologie) werden hier ab Juli 2018 auch das Fremdsprachen- und Medienzentrum (FMZ), das Interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung (IZfG), das Dekanat der Philosophischen Fakultät, die Politik- und Kommunikationswissenschaften und Erziehungswissenschaften sowie das Studienkolleg einziehen. Alle Fachbereiche teilen sich 18 Seminarräume und einen Hörsaal für 100 Personen im Gebäude auf insgesamt 4 Etagen. Zusätzlich gibt es einige Fachräume, wie drei Sprachlabore im Ostflügel und einen Physikraum für das Studienkolleg im Westflügel. Die genaue Raumaufteilung wird nun in der sogenannten Feinplanung noch einmal abgestimmt und gegebenenfalls überplant.

Zum baulichen Ablauf

Zur Durchführung des Baus wurde das Gebäude in vier sogenannte Bauteile eingeteilt. Dabei erstreckt sich der Bauteil 4 über den gesamten Ostflügel, der Bauteil 3 über das Hauptgebäude, der Bauteil 2 über das alte Klinikgebäude mit Hörsaal und der Bauteil 1 über den Westflügel, der seit 1990 wegen Einsturzgefahr baupolizeilich gesperrt war. Am Bau sind 37 Baufirmen beteiligt, davon 28 aus Mecklenburg-Vorpommern, wobei 80% des Bauvolumens europaweit ausgeschrieben waren. Neben diesen ausführenden Firmen sind zusätzlich 33 Planungsbüros beteiligt, von denen 30 aus Mecklenburg-Vorpommern kommen.

Bei der Sanierung des Gebäudes wurden 80% der ehemaligen Raumstrukturen erhalten. Ehemalige Patientenzimmer wurden von Nutzungsanlagen, wie Toiletten und Duschen, befreit und durch Abbau von Zwischenwänden vergrößert, sodass eine Nutzung als Seminarraum möglich wird. Die Büros im 3. OG wurden mit zusätzlichen Fenster für eine optimale Arbeitsplatzbeleuchtung erweitert und alle Räume wurden durchgängig mit Netzwerk- und Stromanschlüssen versorgt, die in insgesamt 12 Technikräumen zusammenlaufen. Im gesamten Gebäude findet sich keine alte Strom-, Heizungs- oder Wasserleitung mehr.

Die Farbgebung des gesamten Gebäudes wurde an die historische Farbgebung angepasst. Ein Restaurator wurde damit betraut, die ehemaligen Farben von Fassade, Boden und Innenwänden freizulegen und wiederherzustellen. Alte Fenster und Türen wurden fast vollständig erhalten, wobei aber neuverbaute Fenster an die alte Farbgebung angepasst werden. Für die Restaurierung der Fassade wurden monatelang die richtigen Ziegel bei drei verschiedenen Ziegelherstellern gesucht, ehe sich der Farbton und die Verarbeitung der über 100 Jahre alten Ziegel reproduzieren ließ.

Seinerzeit war das Gebäude eines der modernsten Klinikbauten deutschlandweit. Die gesamte Substanz des Gebäudes ist nach über 100 Jahren überwiegend instand, die Stellen, an denen dies nicht der Fall ist, wurden nachträglich durch Zubauten oder Renovierung angefasst und dadurch beschädigt. Das gesamte Gebäude steht auf Eichenpfählen, die tief im Erdreich verankert und vollständig erhalten und belastbar sind.

Obwohl die Bauleitung von unerwarteten Behinderungen, wie einem Ziegelbrand am 2002 renovierten Dach, gebremst wurden, liegt die Fertigstellung des Gebäudes im Zeitplan.
Während in der Chirurgie schon mit dem Bauabschluss und den Vorbereitungen der Umzüge begonnen wird, wächst nebenan in der Inneren Medizin ab Januar 2018 ein Gerüst um das Gebäude. Zu diesem Zeitpunkt wird die Schadstoffsanierung beginnen, auf die ab Mai 2018 der erweiterte Rohbau folgt. Voraussichtlich Ende Oktober 2020 wird das Gebäude fertiggestellt und an die Universität übergeben.

Nach dem Umzug an den Campus werden in der Stadt acht Gebäude frei, deren Weiterverwendung momentan noch geklärt wird. Gebäude, die die Universität behält, werden saniert und dann weitergenutzt.

Fotos: Lukas Thiel