Es ist soweit: Die elektronische Veranstaltungsreihe ROSA ist seit über einem Jahr ein offizieller Verein und eröffnet heute die Türen der neuen Location.

„Hey Baby, it’s been a long long time..“ Mit diesen Worten wurde vor etwas mehr als einer Woche der finale Startschuss für die (Neu)-Eröffnung gelegt. Auf dem Plakat zur heutigen Eröffnungsparty ist ein Fötus zu sehen, der gleichermaßen wie eine Wiedergeburt für einen Ort der elektronischen Musikszene in Greifswald gedeutet werden kann. Die Eröffnung bedeute jedoch nicht, dass man direkt mit 100 Prozent durchstarten könne, so Murat Demirkaya, Mitglied des Vereins ROSA: „Es ist aber klar, dass nicht alles von Anfang an perfekt oder fertig wäre. Genau das wollten wir mit dem Fötus auf dem Flyer darstellen. Wir wachsen hoffentlich gesund und entwickeln uns fortlaufend weiter.“ Der langfristige Mietsvertrag der Location am sogenannten Gleis 4, genauer gesagt in der Bahnhofsstraße 44, wurde nach langem zivilgesellschaftlichen Kampf und zähen Verhandlungen erst vor zwei Monaten am 1. September unterschrieben.

Ein Rückblick

Die Geschichte ROSA’s (früher auch unter dem Namen Roter Salon bekannt) ist zunächst eine Geschichte ohne eigenen Freiraum. Ein paar DJ-Freunde, die zusammen wohnen (daher auch der Begriff „ROSA-WG) und gerne mal feiern gehen, begannen 2011 eigene Partys zu organisieren. Ob am Strand, in der Tschaika, in der Nähwerkstatt Kabutze, im Caspar-Keller oder sogar in den alten Bahnhofshallen, wo heute die Supermärkte drin sind: den elektronischen Musikfreunden wurde einiges geboten. Dann kam die erste eigene Location. Am 21. Februar 2014 zog ROSA in das mittlerweile abgerissene, ehamlige Callcenter in der Bahnhofstraße ein. Die großen Räumlichkeiten und vielen Möglichkeiten waren jedoch nur von kurzer Dauer. Am 21. Mai, gerade einmal drei Monate später, kündigte der Vermieter Dieter Rex wieder das Mietsverhältnis. Hinter der Idee steckte vor allem viel Arbeit und Geld, das nun ein schnelles Ende fand. „Das ist für uns ein Schlag ins Gesicht.(…)Mein ganzes Leben wird dadurch umgekrempelt, auch ist mein Studium gefährdet, da ich – wir alle – viel Geld investiert haben.“ erklärte Murat damals gegenüber dem webmoritz.

Die alte Location im ehemaligen Callcenter (Foto: Simon Voigt)

Es begann eine Zeit der Verhandlungen und der Diskussionen um die Zukunft von ROSA. Die Bürgerinitiative „Rettet die Innenstadt und die Fleischervorstadt“ kämpfte in Gesprächen mit Dieter Rex und dem Investor bzw. neuen Eigentümer der KAW-Hallen, Jürgen Sallier, um die Zukunft der gekündigten Mieter auf dem Bahnhofsgelände. Die Planungen sahen zunächst nach einem Einkaufszentrum ohne einen kulturellen Raum aus. Nach Verhandlungen zwischen der Bürgerinitiative, dem Eigentümer Sallier und Dr. Stefan Fassbinder entschied sich die Bürgerschaft am 8. Dezember 2014 für den Bebauungsplan der KAW-Hallen mit der Unterbringung von ROSA und dem Verein GrIStuF. 300 Quadratmeter im zweiten Stock des ehemaligen Stofflagers sollten für günstige Konditionen an das Studentenwerk vermietet werden, die wiederrum den Raum an studentische Initiativen und Vereine weiter vermieten hätten können. Das wurde jedoch vom Bildungsministerium mit der Begründung der nicht vorhandenen gesetzlichen Zuständigkeit, aufgrund des damals noch nicht existierenden ROSA Vereins, abgelehnt. Auch die Studierendenschaft erwirkte nicht das, was sich die Beteiligten erhofften. Ein Unterstützung bei den Vertragsverhandlungen durch den Allgemeinen Studierendenausschuss wurde trotz Beschlusses des Studierendenparlamentes und den erfüllten Bedingungen seitens ROSA – beispielsweise durch eine Vereinsgründung- nicht sichtbar. Letztlich mussten die Vereinsmitglieder selbst in Mietvertragsverhandlungen mit dem Investor Sallier gehen, bis es schließlich in jüngster Vergangenheit soweit war.

„Eben den Mietvertrag für die ROSA mit einem Edding unterschrieben. Drei Jahre Kampf um einen eigenen Freiraum vorbei.“ (ROSA)

ROSAs neues Zuhause 

Murat Demirkaya und der Hammer in Aktion (Juni 2017, Foto: Paul Zimansky)

Auf dem Gelände der alten Location in der Bahnhofstraße 44 am Gleis 4, direkt neben dem Tierfutterladen, wird seit einigen Monaten fleißig gearbeitet. Das heisst, Baustelle, nicht nur auf den A20: „Ich glaube, wenn ich sage, dass wir die Länge der Autobahn Greifswald – Berlin mit Malerkrep abgeklebt haben, um Farbe streichen zu können, ich ganz nahe an der Wahrheit liege.“ so Murat. So wurde die Höhe der Decke erweitert, eine Lüftungsanlage eingebaut und eine eigene Bar aus alten Möbeln kreiert. „Alles von rechts nach links geräumt, von unten nach oben und von drinnen nach draußen und wieder zurück. Ich glaube, das trifft es ganz gut. In der Zeit dazwischen haben wir die Anlage und Licht installiert.“ berichtet Murat leicht erschöpft von den letzten Monaten. Der webmoritz. konnte bereits exklusiv einen Blick in den Raucherraum, den geräumigen Sanitäranlagen und den Dancefloor samt Barbereich werfen.

Klar gab es auch immer mal die eine oder andere Schwierigkeit oder das eine oder andere Problem zu lösen. Die Zusammenarbeit mit dem Investor, dem Bauleiter und den Behörden war bisher aber immer sehr gut.

(Murat Demirkaya)

Für insgesamt 300 Leute entstand eine Location, die nicht nur Freunde der elektronischen Musikszene begeistern wird. „Kulturell möchten wir uns breit aufstellen und von Jazz bis elektronischer Musik alles anbieten. Daneben würden wir auch gern Lesungen, Vorträge und Bar Abende anbieten, die sich dann im Idealfall zu einer Party entwickeln.“ lässt Murat verheißen. Man möchte in einen breiten, kulturellen und politischen Freiraum schaffen, in dem es keinen Raum für Diskriminierungen gibt. Doch nicht nur zum Feiern kann man zu ROSA kommen. Es gibt auch die Möglichkeit sich einzubringen und zu engagieren.

Fragt nicht, was ihr von ROSA erwarten könnt, fragt, was ROSA von euch erwarten kann.(…) Und vor allem erwarten wir einen respektvollen Umgang untereinander. Wenn ihr das tut, könnt ihr euch darauf verlassen, dass wir den passenden Rahmen in der ROSA dafür bereitstellen.

(Murat Demirkaya)

Einblicke in die neue Location von ROSA (Juni, 2017, Foto: Magnus Schult)

Dass vor allem viel Arbeit hinter den Mitgliedern von ROSA liegt aber auch noch ansteht, ist Murat durchaus bewusst.„Zu schaffen macht uns jetzt nur noch der Sound. Da müssen wir auf jeden Fall noch etwas tun. Ich denke aber, das wir das noch hinkriegen mit etwas Kabelbindern, Panzertape und Spucke.“ Doch nun heisst es erstmal: Eröffnungsfeier.

Plakat zur heutigen Eröffnungsfeier von ROSA.

Wie die Location nun letztlich aussieht, möchten wir an dieser Stelle offen lassen. Mit dankenden Worten möchte Murat auf die Frage des webmoritz. wie die Umbauarbeiten von statten gingen, am Ende unseres Gespräches nochmal folgendes loswerden.

Außerdem sind wir bisher immer sehr kreativ gewesen. Oleg fällt mir da spontan ein. Der hat gestern mit einer Säge Kabelbinder durchgeschnitten. Das ist ein Profihandwerker. (…) Geholfen hat uns dabei Silvio Marquardt, Tontechnik Kühn, Jan und das mfe hgw.

Wer die heutige Gelegenheit nicht wahrnehmen kann, sei an dieser Stelle zur moritz.medien 20-Jahre Jubiläumsfete am 18.11. eingeladen.

 

(Beitragsbild: ROSA, facebook)