Ein Spiel, ein Schiedsrichter und ein Smartphone.

Bitte weiterlesen, auch wenn du dich nicht für Fussball interessierst. Am vergangenen Mittwoch spielte im DFB-Pokal RB Leipzig gegen Bayern München. Das ist erstmal nichts spannendes, solltest du Hansa Rostock Fan sein. Hätte die Hertha aus Berlin nicht unverdient in Rostock gewonnen…aber das ist eine andere Geschichte. Der Schiedsrichter aus der Partie von Mittwoch ist ein Altbekannter, Felix Zwayer. Wer das Spiel nicht gesehen hat: Bayern konnte im Elfmeterschießen gewinnen. Vorangegangen waren aber zahlreiche fragwürdige Entscheidungen während der ersten 90-Minuten. Ein Elfmeter für Leipzig in der 36. Minute, den Zwayer aus 4 Metern Entfernung zunächst entschied, dann aber vom Linienrichter aus 40 Metern Entfernung zu einem Freistoß revidierte. Außerdem gab es da noch auf beiden Seiten die ein oder anderen Fouls, die allen Anschein nach nicht beidseitig gleich geahndet wurden. Ein Leipziger Spieler flog für ein vergleichsweise harmloses Foul in der zweiten Halbzeit vom Platz, nachdem er zuvor bereits mehrmals, ohne Ahndung des Schiris, gefoult wurde und dann kurz am Trikot zupfte. Aber soviel vom Spiel, dass keines DFB-Pokal Spiels und vor allem keines Artikels auf dem webmoritz würdig war und überhaupt wäre. Zurück zur Personalie des Schiri. Er ist Schiedsrichter des Jahres 2014, war Linienrichter von Robert Hoyzer, der 2004 über mehrere Monate Spiele in der 2. Liga, Regionalliga und im DFB-Pokal manipulierte. Er ließ sich von Wettbrügern bestechen und wurde mit 2 Jahren und 5 Monaten Gefängnis bestraft. Doch zurück zu Zwayer, der in diesem Kontext viel interessanter ist. Aus dem DFB-Urteil von damals geht hervor, dass er sich „grob sportwidrig“ verhalten hat. Außerdem habe er die ihm bekannten Spielmanipulationen von Hoyzer nicht gemeldet. Zusätzlich hat er sogar 300 Euro von Hoyzer vor dem Spiel zweier Amateurmannschaften im Mai 2004 angenommen, um kritische Situationen für einen der beiden Vereine zu vermeiden. Die öffentliche Wahrnehmung wurde eine andere, als man zunächst annehmen möchte. Denn er ist – Überraschung – heute auf dem besten Wege, Deutschlands Spitzenschiri zu werden. Das liegt daran, dass er das Urteil akzeptierte und es zu keinem Prozess kam. Das liegt vielleicht aber auch daran, dass sich die Öffentlichkeit sowieso für andere Themen wie „Pyro-Chaoten“ und „gefährliche ULTRAS“ interessiert. Jeder muss sich in diesem Kontext aber Fragen stellen und sich genau über den „Fall Hoyzer“ und das Urteil informieren. Auch wenn einem die Antworten dann nicht gefallen werden. Viel interessanter wäre die Antwort darauf, was der Manager Leipzigs dem Schiedsrichter in der Halbzeitpause auf seinem Smartphone zeigen wollte. Böse Stimmen vermuten, dass er die Elfmeterszene aus der 36. Minute zeigte. Die Wahrheit könnte aber auch sein: vielleicht waren es süße Katzenvideos, um die negative Stimmung zu lockern. Vielleicht war es auch eine große Zahl mit einem Eurozeichen dahinter. Oder die Instagram-Facefilterfunktionen. Ein Selfie mit vielen Fussballpielern kann schon mal eine Million Likes bringen. Das ist wichtig zu wissen oder nicht? Denn zwischen öffentlicher Wahrnehmung einer Smartphone-Szene und der bitteren Wahrheit von (fragwürdigen) institutionellen Machenschaften liegen oftmals leider Welten. Der Fisch stinkt vom Kopf.