„Und, was macht man dann später mit deinem Studium?“ Defintiv eine der beliebtesten Fragen, wenn ich erzähle, dass ich Kommunikationswissenschaft studiere. Ich weigere mich allerdings, die standardisierte Hipster- Antwort „Mal gucken, irgendwas mit Medien…“ zu geben.
Ein Gastbeitrag von Geli Grüttner
Diese Frage hat sich ihren Weg mittlerweile vom familiären Kaffeetisch in die Küche der WG-Party gebahnt. Ist ja nunmal so: Bei Jura, Lehramt oder Medizin lässt sich ein konkreter Beruf schlussfolgern, aber Kommunikationswissenschaft? Während man sich von den Inhalten des Studiums berieseln lässt, kristallisiert sich nur langsam eine Vorstellung über den späteren Berufswunsch heraus, denn in welchem Job habe ich eigentlich mit dem Zeug zu tun, das mir im Studium so gut gefallen hat? Genau deshalb gibt es für die Kommunikationswissenschaftler an unserer Uni das Seminar „Medienpraxis“. Hier geht’s endlich mal ans Eingemachte, denn die Studierenden werden bei ihrem eigenen Projekt vom Dozenten nur soweit begleitet, dass sie den Fokus auf das Wesentliche nicht verlieren und lernen, eigene Entscheidungen zu treffen. In diesem Semester geht es um das Mysterium der PR. Davon gehört hat jeder schon mal, doch was Public Relations genau sind, lernt man am Besten durch’s Selbermachen. Die Aufgabe lautet in diesem Fall, ein Projekt zum Thema Cyberbullying an der Neuenkirchener Boddenschule publik zu machen. Wir können gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn die Schüler werden bei dem Projekt von Lehramtsstudenten unserer Universität begleitet Davon haben also beide Studiengänge was: die Kommunikationswissenschaftler lernen die Komplexität kennen, die hinter der Bekanntmachung von Ereignissen steht, und für die Lehramtsstudierenden springt dabei auch direkt Aufmerksamkeit für eines ihrer Projekte heraus. Konkret lautet die Fragestellung der PR „Wie lenkt man eigentlich Aufmerksamkeit?“. Außerdem, wessen Aufmerksamkeit will man eigentlich und wie werden diejenigen erreicht? Fragen, die ich mir vorher nie gestellt habe. Nach vier Semestern purer Theorie sitze ich in diesem Medienpraxis- Seminar und habe keinen blassen Schimmer, wie die Antworten auf diese Fragen lauten. Anstatt mal vorsichtig den großen Zeh ins kalte Wasser zu stecken, machen wir eine Arschbombe: Wir erstellen einen Zeitplan, wer bis wann eine Pressemitteilung erhalten haben soll (wie man die schreibt, lernen wir natürlich auch erstmal), planen die Deadlines und schwitzen bei der Vorbereitung des Workshops am meisten. Die Siebtklässler sollen planmäßig die mit einer Theaterpädgogin erarbeiteten Übungen zum wortlosen Zeigen von Emotionen übernehmen und sich selbst mithilfe der schuleigenen I-Pads filmen.
Das gestaltet sich jedoch etwas schwieriger als gedacht. Statt erwarteter drei Lehramtsstudenten stellt sich lediglich einer der Herausforderung, 25 Kindern ein so komplexes Thema nahezubringen. Als KoWi-Studenten haben wir keinen Gedanken daran verschwendet, dass die Schüler eine Menge der Übungen hinterfragen oder sogar völlig ablehnen. Als stille Beobachter des Spektakels bringt uns auch das eine große Erkenntnis: wir wären nicht für das Lehramt geschaffen. Gut, dass unser Job bei diesem Projekt ja auch darin besteht, die lokale Zeitung für das Thema zu begeistern, aber auch Uni-intern wollen wir ein bisschen Aufmerksamkeit erhaschen. Deshalb wenden wir uns ans Uni-Magazin und die Pressestelle des IPKs, um für neue Generationen der Kommunikationswissenschaft einen Einblick in die Medienpraxis zu bieten, und wer weiß? Vielleicht kann einer der Medienpraxis-Teilnehmer bei Omas Geburtstag mal klarstellen, wozu Kommunikationswissenschaft tatsächlich taugt.
Also nicht nur vage „irgendwas mit Medien“, sondern ganz präzise „PR“. Super!